Häufige Fragen

im WWW gebräuchlicher neudeutscher Begriff: FAQ

Um E-Mails individuell zu beantworten, wende ich inzwischen wöchentlich mehrere Stunden auf, dabei formuliere ich die gleichen Antworten oft zum hundertsten Mal neu. Als Alleine-Arbeiter bremst das gewaltig. Eine halbwegs übersichtliche Antworten-Sammlung kann da beide Seiten entlasten, wer eine Frage hier schon beantwortet findet, muss sie nicht erst selbst formulieren.

Fragt sie/er dennoch, so kann ich mich mit einem passenden Verweis wesentlich kürzer fassen.

In diesem Sinne werde ich mit den nächsten Fragestellungen grundlegender Art stets parallel eine verallgemeinerte Fassung von Frage und Antwort hier veröffentlichen.

Die Fragen und Antworten

(werden eventuell noch anders organisiert)

Wozu braucht man Bi-Wiring, bringt das was?

Sogar manche billigen Klein-Lautsprecher lassen ihre Passiv-Weiche in mehrere Passiv-Einzel-Filter auftrennen und per Bi-Wiring (oder auch mit mehr als zwei Wegen) anschließen. Das ist zwar in manchem sonst eher kleinen Rahmen etwas übertrieben, technisch gesehen aber eben kein Blödsinn:

Kabel-Klang (für die, die ihn wahrnehmen, manch eine/er leugnet das ja nach dem Motto: Du kannst mir zeigen was Du willst, ich höre nur was ich glaube) besteht nicht nur aus dem Kabel-Einfluss auf ein ansonsten fest eingeprägtes Signal, ein Kabel-Wechsel ändert nicht nur den Strom an einem immer gegebenen Spannungs-Verlauf. Nein, der komplette Lautsprecher-Stromkreis wird in den meisten Verstärkern ständig an einer Stelle, dem Abgreif-Punkt der Gegenkopplung am Verstärker-Ausgang, auf seinen Spannungsverlauf hin mit dem Eingangssignal verglichen. Dieser Vergleich funktioniert leider nicht unendlich schnell und ist entsprechend ein mehrstufiger, umlaufender Prozess, mehr oder weniger stabil (Verstärker können im Extremfall auch "schwingen") und empfindlich auf Einflüsse und Störungen. Bringt man in ein solches System nun andere Komponenten (z.B. Kabel, Chassis, Weichenbauteile) mit geänderter frequenzabhängiger Impedanz ein, ändert sich auch das Korrektur-Verhalten, der Verstärker verstärkt also an anderen Kabeln anders.

Die elektrischen Kabel-Eigenschaften liegen in der Regel in Bereichen, in denen sie tatsächlich nur wenig direkten Einfluß auf die Lautsprecher-Ströme nehmen können, ihre Impedanzen, insbesondere der kapazitive und induktive Anteil dagegen liegen in Größenordnungen, die rückwirkend großen Einfluß auf das Hochfrequenz- (und damit das Regel-)Verhalten des Verstärkers haben. Und das ist nur ein Kabel-Effekt.

Die Idee beim Bi-Wiring in diesem komplexen System ist jetzt, die im Lautsprecherkabel üblicher Weise gemeinsam laufenden Ströme der einzelnen Lautsprecher-Chassis voneinander zu trennen und erst möglichst nahe am Messpunkt der Gegenkopplung zusammen zu führen - damit wird vermieden, dass unkontrolliert Quer-Ströme der Chassis untereinander die Kontrolle der einzelnen Frequenz-Bereiche durch den Verstärker vereiteln (um mal eine von mehreren Betrachtungsweisen zu nennen). Egal ob dicke oder dünne Kabel und auch unabhängig von der sonstigen Kabel-Qualität kann das von Vorteil sein, je nach Verstärker.

In den meisten Fällen ist der Effekt allerdings nicht besonders deutlich, bei einem sehr hohen Gesamt-Niveau wird das interessant, um das Mögliche heraus zu kitzeln und bei recht schlecht konstruierten Verstärkern eventuell auch, für eine Klein-Anlage aus wirklich Preis-werten Komponenten für "normale" Ansprüche ist die Investition in ein vierpoliges Lautsprecherkabel jedoch nicht vorrangig.

"Der Lautsprecher ist das Wichtigste in einer Stereo-Anlage" - stimmt doch, oder?

Selbstverständlich. Das sagt der Handel immer wieder. Und die Antwort ist zwar richtig, aber unvollständig. Die komplette Antwort des Verkäufers muß heißen:
"Ja, der Lautsprecher ist das wichtigste - für mich".

An Lautsprechern und Zubehör ist nämlich am meisten zu verdienen, Margen bis zu 100% sind da möglich, bei sonstiger "brauner Ware" liegt der Rohgewinn, wenn es gut geht, zwischen 20% und 30%. Klar, dass da der Lautsprecher das wichtigste ist, nur eben nicht zwingend für den Kunden, der zweite Teil der korrekten Feststellung bleibt daher stets unausgesprochen.

Nehmen wir mal an, wir wollen eine Hifi-Kette aus lauter Komponenten mit richtig gutem Preis-Leistungs-Verhältnis zusammenstellen. Da kommt es nach dem Kauf teurer Lautsprecher oft zu großer Sparsamkeit bei der Quelle - und damit klanglich bereits hier zu großen Verlusten.

...das müssen Sie mir jetzt nicht glauben, wenn Ihnen jeder CD-Spieler als gleich gut erscheint. Empfinden Sie das so, und fallen Ihnen Lautsprecher-Unterschiede entsprechend viel deutlicher auf, dann folgen Sie einfach der Argumentation des Händlers. Eine solche Indifferenz gegenüber der "Quelle" liegt dann jedoch unter Umständen daran, dass Sie eine ganz andere Gewichtung als ich mit bringen, da Sie manches "Machbare" vielleicht noch nie erfahren haben - weil Ihnen bisher weder richtig gute Signalquellen begegnet sind, noch Sie daher wissen, was die schlechtere Quelle denn eigentlich so unterschlägt - an perfekter Illusion. So etwas wird einem nämlich dann erst dann richtig deutlich, wenn man sich mal auf ein richtig gutes Gerät mal eine Weile einlassen konnte. Erst das "wieder runter schrauben" fällt dann schwer, danach ist man für "weniger" nicht mehr leicht zu haben. Die richtig guten Geräte "zum Angewöhnen" bekommt man dabei leider selten im "Laden an der Ecke" - und noch seltener in sinnvollen Zusammenstellungen.
In meiner persönlichen Bewertungs-Punkt-Liste kann ein CD-Spieler oder Streamer jedenfalls gewaltige Anteile an subtilen Informationen einfach Bauart-bedingt ausblenden.

Diese Verluste sind dann auch mit einer 100%igen Weiter-Behandlung des Signals nicht mehr auszugleichen. Die Kette ist dann auch hier wieder tatsächlich nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Jede wirklich schwache Komponente, ob vorne oder hinten, versaut einem alles, rechnerisch ist eine (Hifi-)Kette schlicht mit lauter gleich starken Gliederen am günstigsten gewählt. Macht man bei einer Komponente Abstriche vom Durchschnitt zugunsten eines anderen Teils, wird das Gesamtergebnis immer schlechter, als bei gleicher Gewichtung.
Da man beim Lautsprecher nun auch noch einen hohen Gewinn mit finanziert, muß man hier zwar auch oft am sorgfältigsten suchen, kann mit etwas eigener Urteilskraft sogar bei hervorragendem Ergebnis noch am meisten sparen.
Doch nichts, aber auch gar nichts rechtfertigt die pauschale Behauptung, dass für den Benutzer der Lautsprecher der generell wichtigste Teil einer Stereo-Anlage sei.

Digitalverstärker - was ist das?

Um jetzt mal was klar zu stellen:
alle im Markt verfügbaren "Digital-Verstärker" sind keine.
Class D ist wesentlich treffender. Es handelt sich bisher ausschließlich
im pulsende Konstruktionen (meist PWM = Pulsweiten-Modulation), die dennoch komplett analog
aufgebaut sind und auch allen Regeln des analogen Verstärkerbaus
unterliegen. Und wozu der Aufwand? Geschaltete Leistungsstufen produzieren einfach weniger Abwärme - im Verhältnis zur an den Lautsprecher abgegebenen Leistung.

Der bessere Wirkungsgrad funktioniert allerdings nur bei
nicht zu schnellen Pulsen. In der spektralen Betrachtung sind solche "nicht zu schnellen Pulse" aber wieder näher am Audio-Übertragungsbereich, was das herausfiltern der Pulsfrequenz(en) erschwert und dabei auch eine Über-Alles-Gegenkopplung nicht wirklich gut funktionieren lässt. Insofern sind PWM-Verstärker so etwas wie die Quadratur des Kreises, jedenfalls solange die verwendeten Schaltelemente nicht energiesparend um ein zig-faches schneller schalten können, als sie in konventionellen Designs für dieselbe Leitungsbandbreite arbeiten müssten.
Die ersten Versuche dieser Art gab es übrigens bereits in den 1930er Jahren mit Röhren, in den 1970ern die ersten Anwendungen mit Leistungstransistoren.

Mit schnelleren, verlustarmen Leistungs-Schaltern kommt man zunehmend in Bereiche, die sich sehr ähnlich zu konventionellen Analogschaltungen auslegen lassen.
Nehmen wir mal einen traditionellen Verstärker mit begrenzter Leistungs-Bandbreite, Endtransistoren wie TIP/BD-xy, 2N3055 oder ähnliches - alles Transistoren mit Grenzfrequenzen von ein paar wenigen MHz, damit kann man eine Gesamt-Schaltung nicht beliebig schnell auslegen, schon gar nicht bei starker Korrektur durch Gegenkopplung.

Jetzt lassen wir im Vergleich mal einen PWM-Verstärker im MHz-Bereich pulsen, das integrierte Ergebnis folgt dem Eingangssignal dann auch mit keiner längeren Verzögerung, als im oben genannten, konventionellen Konzept. Hochwertige Class-D-Konzepte verwenden zur weiteren Erhöhung der Verarbeitungsgeschwindigkeit z.B. mehrere mit zeitlichem Versatz parallel arbeitende Schaltstufen, je höher die resultierende Arbeitsfrequenz, desto einfacher wird am Ausgang die Filterung, desto sauberer kann korrigiert werden. Verarbeitet man das  Signal in solchen Konzepten von vornherein linear genug oder immerhin entsprechend vorwärts-korrigiert, ist der prinzipielle Nachteil der Gesamtschaltung gegenüber Linear-Verstärkern gering.

Dennoch sind in meinen Augen kaum bezahlbare gute Konzepte dieser Art am Markt. Rein technisch bezahlt man den höheren Wirkungsgrad mit schwierigerer Handhabung. Klar muss sein, dass man auch solche Designs nicht schlecht versorgen oder derem Masseführung unsorgfältig auslegen darf, ganz im Gegenteil erhöhen sich hier die Anforderungen.

Unüberwindbare Probleme sehe ich immerhin nicht in dieser Technik, wie immer kommt es mehr auf die richtige Ausführung an, als auf eine zugrunde liegende besondere Schaltungs-Konzeption. Welchen Sinn diese komplexere Art der Signalverarbeitung allerdings hat, nachdem man auch auf weniger verzwicktem Weg gute Ergebnisse erzielt, sei dahingestellt. Denn der erhöhte Wirkungsgrad als einziger echter Vorteil ist bei Audio-Anwendungen eine sehr relative Sache:

Bei Wirkunggraden von Lautsprechern zwischen 0,3 Promille und 30 Prozent erscheint der Aufwand für eine Wirkungsgrad-Steigerung bei Verstärkern von konventionell erreichbaren ca. 80% (A-B-Betrieb in Vollaussteuerung - mit geringem Signalpegel ist der Prozentsatz viel schlechter, dennoch ist die absolute Leistungsaufnahme dabei nicht unbedingt hoch) hin zu durchgehenden 70 bis 90 Prozent (Class D) regelrecht absurd. Hier ein paar Prozent Steigerung, dort Unterschiede von zwei bis drei Zehnerpotenzen. Eine Gesamt-Betrachtung finde ich daher wesentlich sinnvoller. Die empfehle ich auch Politikern, die Verstärker-Wirkungsgrade ins (EU-)Gesetz schreiben oder schreiben wollen - eine Umwelt-politische Motivation vorzuschieben um Lobbyisten mit ihren sinnlosen Wegwerf-Produkten zu bedienen, erscheint vor dem geschilderten Hintergrund auch nach nur kurzem Nachdenken dreist.