Vorverstärker

Sugden AU51

 

Verkauft 2018 für 966,- €, komplett revidiert mit 3 Jahren Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

Zusätzlicher Umbau: Phono MC Impedanz anpassbar, MM/MC-Umschalter rückseitig über Relais.

Eigenschaften

  • Vorverstärker und Netzteil in getrennten Gehäusen
  • direkt-mechanischer Eingangswahlschalter für Phono und vier Line-Quellen, davon zwei Tape-Schleifen
  • Tape-Monitor-Schalter
  • CD-Direct-Schalter
  • Interne Umschaltung MM/MC (nur ein Phono-Cinch-Buchsen-Paar funktioniert jeweils)
  • für Stereo parallel geschaltetes "großes" 6-fach-Potentiometer von Alps
  • Kanal-getrennte Versorgung mit Vor-Regelung im Netzteil-Gehäuse und lokaler +/- -Regelung an jeder Verstärkerstufe
  • extrem ausgefeilte MM/MC-Phonostufe (nimmt 2/3 der Platinenfläche im Verstärkergehäuse ein)

Revision

  • Erneuerung sämtlicher Nass-Elektrolyt-Kondensatoren
  • Überarbeitung aller Bedien-Elemente
  • Optimierung der Symmetrie im Line-Verstärker, Minimierungung des Offsets der Stufe
  • Verbesserung der Kompensation der Line-Stufe (Impuls/Überschwing/Übernahme-Verhalten)
  • Umbau der intern Umschaltung MM/MC (Microswitch/"Mäuseklavier", nur bei geöffnetem Gerät zugänglich,) auf Relais-Umschaltung (extern bedienbar)

 

Bei zwei Gehäusen braucht die AU51 schon ein wenig Platz im Rack

Schnäppchen raus geschossen

Wenn man Sugden-Geräte allgemein kennt und Google zur Bildersuche benutzen kann, dem wird einem bei einem ebay-Sofort-kaufen-Angebot von 350€ für so einen Vorverstärker sofort klar, dass man sich beeilen muss, egal ob man das gerade locker hat oder nicht. Zwar war mir bei diesem Angebot der Typ unbekannt, aber alles was sich darüber fand, wies auf ein Spitzenklasse-Gerät, vielleicht gar auf dem Niveau einer Exposure XIV. Wobei natürlich eher eine Sugden-typische "singende" Auslegung zu erwarten war, Exposure-Geräte haben da ja eher eine sehr rhythmische und logisch-aufdeckende Art.

Und viel Arbeit war zu erwarten, denn das Gerät war bereits auf Fotos erkennbar mit Zeit-verschleißenden Teilen gespickt, alle Stufen waren bestens gepuffert - was nach geschätzten 30 Jahren einfach mal eine Erneuerung braucht, ähnlich wie Autoreifen auch alt und hart werden, selbst wenn man sie nicht abfährt.

Jedenfalls habe ich nicht lange gefackelt und das gute Stück binnen weniger Minuten nach Entdeckung raus gekauft.

Hochwertige Einzel-Buchsen

Wartezeit

Wie es halt so ist, stand die Vorstufe dann wegen guter Auslastung längere Zeit unbeachtet, Plan war, sie ggf. als eigene Zentrale aufzubauen - nur hatte ich mit dem Vorstufen-Ausgang des Bluesline Stage Vollverstärkers (ähnlich Symphonic Line RG9) natürlich keinen dringenden Bedarf und Eigengeräte sind gegenüber Kundenaufträgen ohnehin nachrangig.

Original-Zustand

Standard-Revision mit Überraschungen

Nach gefühlt einem Jahr Standzeit hier meldete sich ein Stammkunde, der genau so eine Sugden Vorstufe an einer vor Jahren hier revidierten Exposure-IV Endstufe betrieb und sich gefragt hat, ob da nicht noch Potential drin steckt. Mein Vorschlag dazu: erst mal meine eigene Stufe überarbeiten sowie deren Potential erforschen und ausschöpfen, dann eine Leihstellung zum Vergleich und bei Gefallen ein Update seines Geräts auf den Stand des bereits überarbeiteten.

Also musste ich mich im Vorfeld mit der eigenen Vorstufe eingehend befassen. Die Standard-Punkte waren nicht schwierig abzuarbeiten, alle Nass-Elektrolyt-Kondensatoren wurden mit einer voraussichtlich wohlklingenden Neu-Auswahl ersetzt. Potentiometer und Schalter wurden innen blitzblank geputzt und geschützt. Viel mehr gab es in dieser Richtung nicht zu tun.

Dann kamen die ersten messtechnischen Untersuchungen des Ergebnisses und förderten dann doch gleich ein paar Überraschungen zutage (die sich später auch bei dem anderen Gerät in gleicher Form fanden):

Das Verhalten der Line-Stufe gefiel mir bei Wiedergabe von Rechteck-Signalen oder hohen Sinus-Frequenzen nicht so recht, insbesondere fiel bei den deutlich sichtbaren Überschwingern und Übernahme-Problemen deren viel zu große Pegel- und Frequenz-Abhängigkeit auf. Ohne dass mir ein Messpark zur Spektral- und Typ-Analyse der entsprechenden Verzerrungen zur Verfügung stünde, sind im Oszillogramm klar sichtbare nichtlineare Effekte in einer Vorstufe bei mir nicht die Basis für eine sorgenfreie Auslieferung des Geräts. Und als sich bei bestimmten Schalterstellungen und Anregungen sogar eine HF-Schwingneigung zeigte, war klar, dass ein paar Änderungen zu entwickeln Pflicht wäre. Was mir dabei besonders ins Auge stach, war die Line-Stufe, da schien mir der größte Handlungs-Bedarf. Auch die DC-mäßige Auslegung dieses Verstärker-Teils zeigte sich bald als etwas "schlampig" gemacht, hier fing ich an.

Überblick unrevidiert

Wenn man die benötigten Ströme einzelner Stufen berechnet und die entsprechende Netzteil-Auslegung in Relation zu den Strom-Quell-Widerständen setzt, war hier schlicht etwas "daneben gerechnet" worden, das ließ sich leicht korrigieren.

in der revidierten Line-Stufe wurden für die bessere Balance ein paar Widerstände geändert

Schwieriger wurde es mit dem dynamischen Verhalten, zuerst versuchte ich die Stufe in ihren Grund-Parametern zu beeinflussen (höhere Ruheströme für weniger Übernahme-Probleme und schnellere Arbeitsweise) doch letztlich zeigte sich, dass solche Umbauten derart mit der restlichen Auslegung verstrickt gewesen wären, dass das resultierende Gerät eine völlig veränderte Schaltung zur Folge gehabt hätte, eigentlich nicht mehr "Sugden", sondern "ftbw" - das fand ich aber nicht wünschenswert. Es musste ein minimaler Ansatz her, der einfach die vorhandene Schaltung auf den Punkt bringen würde.

Etliche Versuche später waren Kompensations- und Filter-Punkte gefunden, die das Verhalten ohne riesige Eingriffe in den Griff bekamen. Eine Maßnahme war ein HF-Eingangs-Filter vor der Line-Stufe, mit hoher Eckfrequenz, aber so dass die maximale Steilheit des Spannnungsverstärkers von Signalen innerhalb des vorgesehenen Pegelbereichs nicht mehr überschritten werden konnte. Die andere Maßnahme verband die die Basen des Differenz-Vertärker-Eingangs mit einer hinein-probierten Kapazität, so was kann man sicher auch ausrechnen, wird aber vermutlich auch keine besseren Ergebnisse erhalten - damit war jegliche Schwingneigung weg, auch das Klein- und Groß-Signal-Verhalten wurden sich weit ähnlicher, einzig die obere Grenzfrequenz nahm oberhalb des Hörbereichs minimal ab - üblich bei derartigen Maßnahmen, dass die größere Stabilität und Resonanz-Entfernung ein wenig Bandbreite kostet.

die nachgerüstete Kompensation lässt das Gerät gleichmäßiger und stabiler arbeiten

Ergebnis ist jedoch ein viel gleichmäßiger funktionierendes und klingendes Gerät.

Das war umgehend die Beurteilung des interessierten Kunden, der die Nachher-Fassung mit seinem Vorher-Gerät eingehend verglich: alles viel feiner, doch auch weniger "ausgelutscht" - ersteres führe ich auf die Schaltungs-Änderungen, das zweite mehr auf die Revision zurück.

Unsere Vorstufe haben wir mit größtem Lob zurück bekommen, zusammen mit dem Kundengerät, das dann tatsächlich komplett auf das gleiche Niveau gezogen wurde. Die Netzteile stellten sich als etwas unterschiedlich heraus, bei unserem Gerät fanden sich für die Vor-Regelung Doppel-Operations-Verstärker und (Leistungs-)Transistoren, das Kundengerät basierte an dieser Stelle auf den häufig verwendeten, einstellbaren LM317/LM337-Spannungsreglern.

Das ausgelagerte Netzteil im Überblick

Netzteil-Regelung im Detail

Beurteilung

auch bei eigenen Hörversuchen hat sich die AU51-Vorstufe vor allem als "Feingeist" erwiesen. Die Ausgangsstufe mit ihrer nachgeschalteten Stummschaltung per Längs-Widerstand und Quer-Kurzschluss erinnert wie so oft bei Sugden eher an Röhren-Konzepte, als an die jedes Kabel gewaltsam treibenden Buffer-Konzepte anderer Hersteller. Es kommt bei dieser Vorstufe entsprechend auf das richtig ausgesuchte Cinch-Kabel zur Endstufe durchaus an, weit mehr als meinetwegen hinter einer Symphonic Line RG3, die jedes Kabel zur jeweiligen Höchstleistung zwingen kann. Hier kommt es dagegen ganz klar mehr auf die Kombination, als auf den Meter-Preis an - wobei Schrott natürlich Schrott bleibt, eine gewisse Basis-Qualität ist stets nötig, wenn man nichts verschenken will. Ob aber 15€/m oder 300€/m daran besser klingen, ist nicht zwingend voraus zu sehen, das entscheidet das Ergebnis.

Sugden-typisch ist der musikalisch farbenfrohe und gut durchhörbare, nie nervtötende Mittenbereich, der mit einer Sauberkeit und Gleichmäßigkeit daher kommt, die man nicht mal anhand von Oszillogrammen der verbesserten Version erwartet hätte. Auf die Pauke hauen ist dabei kein vordringliches Ziel bei Sugden-Geräten, andererseits vermisst man auch nichts - es wirkt alles im Fluss, lebendig und live-haftig. Für Besitzer großer Sugden Class-A-Endstufen der gleichen Serie ist diese Vorstufe sogar ein "Muss".

Sie doch nicht zur eigenen Schaltzentrale in meinem Vorführ/Test-Raum zu machen und doch zum Verkauf anzubieten, beruht auch nicht auf ihren klanglichen Eigenschaften, sondern darauf, dass ich meinen "Stage" und z.Zt. (Sommer 2017) auch meinen RG10 zur "eierlegenden Wollmilchsau" aufgerüstet habe, beide bieten zusätzlich zum Vorstufen-Ausgang auch Fernsteuerbarkeit (bei der AU51 nahezu unmöglich nachzurüsten), Kopfhörer-Verstärker und als Vollverstärker natürlich auch eine eigene "Referenz-"Endstufe. Das ist bei gewerblicher Nutzung schlicht praktischer, auch wenn beide Alternativen als Vorstufe hervorragend klingen.