Vollverstärker

Musical Fidelity David

Verkauft 2020 für 747,- €
3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

Eigenschaften:

  • Gehäuse gut erhalten mit ein paar wenigen Gebrauchsspuren - gebürstete schwarze Front mit blau aufgedrucktem Schriftzug
  • Deckel einteilig
  • Phono MM/MC umschaltbar
  • 3 Line Eingänge Tape Schleife
  • ca 2x 25W bei ca. 90W konstanter Leistungsaufnahme - hoher Class-A-Bereich
  • Potentiometer und beide Druckschalter neu, Quellwahlschalter zerlegt, nachgelötet, poliert/gereinigt und versiegelt.
  • Line Vorstufe Topologie geändert, Konstruktionsmängel beseitigt - siehe Text - Vorstufe nach Marc Hennessy Board Revision 3 (bessere Kanal-Symmetrie durch eigene Versorgung mit rauscharmer Parallel-Stabilisierung!)

- siehe auch den Haupt-Artikel zu Musical-Fidelity-Revision

Ein paar individuelle Bilder vom und aus dem angebotenen Gerät

Front - und Rück-Ansicht

Als Muster revidiert und tief ins Braune gegriffen

Die Vorgeschichte dieses Geräts ist eine lange zurück liegende Inzahlungnahme, bei der das Gerät mir erst im letzten Jahr zugeschickt wurde. Keine Funktion, erste Blicke zeigten deutliche Bräunungen der Platine an ein paar Stellen.

Den wollte ich als "Plan B" mit zu unserer Veranstaltung ins Rundfunkmuseum Fürth mitnehmen, um daran so eine Bearbeitung mal erklären zu können, falls genügend interessierte Besucher sich langweilen sollten.

Es wurde der Standard-Revisions-Plan durchgeführt und alle auffälligen Stellen bereits entsprechend vor-behandelt. Leider stellte sich deutlich mehr Schaden als gewohnt heraus, über das Übliche hinaus brauchte das Gerät neue Cinch-Buchsen statt seiner zerbröselnden, die Platine war unter dem einen Vorwiderstand derart verkohlt, dass ich diesen Bereich einfach schön rund weg gebohrt habe. Zum Glück war dort nirgends eine Leiterbahn betroffen. Der Schaden schien einerseits auf Überlast und andererseits an unsorgfältiger Endmontage zurück zu führen zu sein, der Widerstand war einfach nicht gerade hoch über der Platine, sondern zu ihr herunter gebogen. Weil ich in keine zweite Runde wollte, habe ich gleich gepaarte Eingangs-Transistoren bestückt. Die serienmäßig nachgerüsteten Folien-Wickel-Kondensatoren des David bekamen wegen ihrer unansehnlich zurückgezogenen Umhüllung je ein Stück Schrumpfschlauch verpasst, denn deren Typen-Aufkleber schrumpft gerne in der Hitze, zudem löst sich der Kleber.

Doch die Wieder-Inbetriebnahme scheiterte, das Netzteil lieferte keine Spannung - besser: beim Aufdrehen der Versorgungsspannung eskalierte sofort der vom Trafo aufgenommene Strom, während auf der Sekundärseite absolut nichts ankam.

Trafo ab, untersucht - kaputt, Windungs-Schluss - durchaus ein Zusammenhang mit den Schmorstellen denkbar. Also habe ich gleich einen neuen Müller-Rondo-Trafo montiert, da sah erst mal alles gut aus.

Neuer Ringkerntrafo, höchste Manufaktur-Qualität aus Rodewisch

Doch nach nur wenigen Sekunden Betrieb ergaben sich deutlich unterschiedliche Ruheströme - trotz bestens selektierter Eingänge. Das konnte also nicht wie sonst von den Eingangs-Pärchen kommen, sondern wies auf was Ungewöhnliches. Auch der "normale" Kanal war mir noch zu heiß eingestellt, also erst mal die Zenerdioden kontrolliert und die Ruhestrom-bestimmenden Widerstände zwecks Verringerung etwas erhöht. Nach wie vor beim Einschalten bestens, kurz danach deutliche Kanal-Unterschiede. Vor allem aber sprang das Gerät einseitig auf ein paar Volt Gleichspannung am Ausgang. Ich habe eine ganze Kette an Ursachen untersucht, letztlich stellte sich heraus, dass einer der "10th Anniversary"-Leistungs-Transistoren (Fertigung m.E. Motorola/ON-Semi) nach Erwärmung auf Kurzschuss ging, nach Abkühlung aber wieder normal arbeitete - ein vorher noch nie beobachtetes Verhalten. Ich hatte noch einen baugleichen und gleich bedruckten Transistor, erst mit dem war dann alles perfekt. Und natürlich erklärte das auch die vorgefundenen Schäden, die Überlast-Spuren an den Netzteil-Widerständen und auch den durch Überhitzung gestorbenen Trafo.

Nun, mit Wiederholung muss man bei so einem Ausnahme-Fehler eines Bauteils nach dessen Austausch nicht rechnen, jetzt ist dauerhaft alles gut, wird auch etwas weniger heiß, aller Verschleiß ist zudem raus und der neue Trafo hat ohnehin eine um zwei Klassen höhere Qualität als jeder originale.

Letztlich war der hochwertige neue Trafo bei der Inzahlungnahme nicht mit einkalkuliert und dieses Gerät wird jetzt dennoch nur zum gewohnten David-Preis angeboten. Für die Vorführung im Rundfunkmuseum hatte ich ihn noch ohne Wärmeleitpaste dabei (man will sich ja nicht weiß voll schmieren...), auch geeignete Lautsprecher - doch der "Plan B" wurde gar nicht benötigt und alles blieb im Auto. Inzwischen ist das Gerät natürlich komplett auch mit Wärmeleitpaste ordentlich montiert und jederzeit für Vorführungen Verleih oder Verkauf bereit.

Vorher: Der Leistungs-Transistor-Fehler hat an dieser Stelle die Platine beschädigt, weil jemand vorher den Widerstand verbogen hatte, der bei dem später auftretenden Problem überlastet und sehr heiß wurde.

Nachher: Alles tiefbraune, potentiell Ruß-leitfähige Material ist sauber entfernt, der neue Widerstand leistungsfähiger und sorgfältig auf Abstand montiert, die Folienkondensatoren erhielten Umhüllungen aus Schrumpfschlauch

Innen-Übersicht

David-Faktor

Der Handels-Preis eines David ist, trotz weitgehender Baugleichheit der häufigeren ersten Version mit dem A1-X, stets höher als bei den anderen Geräten im kleinen Format. Im Grunde besteht der Unterschied zum A1-X <-> David-I fast nur im anderen Aufdruck.
Der Preis-Unterschied liegt wohl eher in der Markt-Psychologie, vielleicht auch in dem vermeintlichen Vorteil des ab Werk wechselbaren Netzkabels. Es gibt einfach eine Art "David-Aufschlag", den halt auch ich nicht umgehen kann:
Einen A1(-X) bekommt man 2014 immer noch gelegentlich defekt für 150€, einen sonst gleichwertigen David so gut wie nie unter 200€. Entsprechend sind die Geräte auch in meinem Verkauf teurer. Für den späteren Weiterverkäufer ist das immerhin kein echtes Problem, man bekommt den Mehrpreis durchaus wieder heraus...

Bearbeitungs-Plan Stand 2014

So sieht das heute bei einem A1(-X) aus - hier sind farbig die Revisions-Punkte markiert

Die meisten markierten Bauteile/Baugruppen werden im Grund-Umfang der Revision immer getauscht oder bearbeitet, andere hängen von der vorgefundenen Bestückung und deren Zustand ab.

Typischer Revisions-Verlauf - ein A1-X in Bildern

Nach zerlegen des Gehäuses wird schnurstracks die Platine bis ins letzte Detail frei gelegt.

Nach Demontage des Kühltunnels sieht die Platine erst mal so aus

und bereits eine halbe Stunde später ist die Bestückung zu großen Teilen entfernt - (fast) alles für die Tonne

Die Bestückung der Wasser-festen Teile erfolgt dann umgehend - das braucht deutlich länger, als die Demontage. Erst dann wird mit Ammoniak-Reiniger gewaschen, der entfernt nicht nur weitgehend jegliche Verschmutzungen, sondern auch das Flussmittel vom Löten. Das Ganze erfolgt schlicht am Waschbecken. Die Platine muss danach wieder absolut trocken werden.

Bei der Wäsche wurde auch die Unterseite sauber und relativ frei von Flussmittel. Zwei Leitungen sind neu, die versorgen die Spannungs-Stabilisierung der Vorstufe.

Kabel-Isolierungen im Kühltunnel

Zeit-aufwändig sind vor allem die Details. Von der sorgfältigen Hand-Politur und/oder Ultraschall-Reinigung des Umschalters, über die Prüfung und eventuelle Erneuerung der (End-)Transistoren bis zur Anbringung der zusätzlichen Isolierschläuche, der neuen Spannungs-Zuleitungen und der Lautsprecher-Kabel und eines neuen Abstandhalter-Gummi-Fußes an der Platinen-Unterseite (das graue Original "zerläuft" häufig regelrecht).

Nach der Wäsche kommen auch die Schalter und großen Kondensatoren wieder drauf, das geht vorher nicht, weil sonst viel Wasser hinein oder darunter dringen könnte - wo es schwer wieder zu entfernen wäre.

Und letztlich wird auch die neue Vorstufe angelötet

Von unten sieht das nun so aus - neuer Fuß, Lautsprecher-Kabel

Ein anderes Beispiel mit ALPS-Drehschalter

Die großen Elkos kann man nicht vollständig bestücken, der letzte muss warten, bis der Thermo-Schalter wieder angeschraubt ist.

Am Gehäuse muss oft ein neues 3mm-Loch für die Verdrehsicherung des neuen Potentiometers gebohrt werden, auch setze ich neben die berühr-gefährdeten Punkte der Einpressmuttern am Gehäuseboden, die Musical Fidelity nur mit (und inzwischen häufig fehlenden) kleinen Isolier-Scheiben abgedeckt hatte, jeweils noch einen runden, selbstklebenden Gerätefuß. Das sichert den Abstand und dämpft die Platine gleichmäßig mechanisch.

eine gewendete Achs-Durchchführung hinter dem Drehknopf schützt den eigentlichen Schalter

Die Achs-Durchführung des Wahlschalters wird - falls möglich - mit dem Gewinde nach außen wieder eingebaut, damit wird der Knopf von der Innenfront gestützt und kann nicht wie vorher jeden Schlag auf den eigentlichen Schalter weiter leiten - den man sonst gerade nach dem Versand nicht selten zerbrochen vorfindet. Beim Thermo-Schalter und an der Schalter-Achse verwende ich neue Innensechskant-Schrauben.

(fast) fertig montiert
Erst wenn im End-Test alles stimmt, wird der Deckel mit Wärmeleit-Paste und neuen Schrauben befestigt.

End-Abnahme

Beim Endtest müssen Ruhestrom und Offset stimmen
- und natürlich jegliches Signal sauber von jedem Eingang zum Ausgang gelangen.
Dies ist übrigens auch das erste Mal im Verlauf, dass ich das Gerät in Betrieb nehme - zwar werden bei der Montage einige Bauteile und Gruppen geprüft, doch ein verschlissenes oder gar defektes Gerät werde ich mich hüten vor der Überarbeitung unter Strom zu setzen oder gar an wertvollen Lautsprechern anzuschließen - das kann einen möglichen Schaden nur unnötig vergrößern ohne für die Revision neue Erkenntnisse zu bringen.
Wenn beim Endtest auf dem Arbeitsplatz ausnahmsweise noch Probleme zeigen, muss man halt noch mal eine Runde zurück, z.B. bei zu unterschiedlichem Ruhestrom und/oder zu hohem Offset einen Satz gepaarte, neue Eingangs-Transistoren  in die Endstufen einbauen.
Und erst wenn alles stimmt, wird der Deckel wieder befestigt. Es folgt der Probelauf an meinem Lautsprechern. Wenn dann nach dem Heiß-Spielen immer noch alles in Ordnung ist und bleibt, erfolgt die obligatorische VDE-Messung und schließlich die Verpackung für den (Rück-)Versand.

Die aktuelle Revision - Weiterentwicklung im Überblick

Die Bearbeitung geht inzwischen um einiges weiter als bei den ersten Exemplaren, mit der Erfahrung sind folgende Punkte dazu gekommen:

  • Neue Vorstufen-Version mit doppelter Pufferung und rauscharmer Einzel-Versorgung (sechs zusätzliche Bauteile auf der Haupt-Platine)
  • neue, schnelle Gleichrichter-Dioden, falls nicht vorhanden wird am Gleichrichter-Eingang ein 470nF-Entstör-Folien-Kondensator nachgerüstet,
  • neue Phono-Eingangs-Transistoren,
  • die neuen Widerstände und Zener-Dioden in der Position des ausgebauten IC zur Versorgung der neuen Variante des Vorstufen-Moduls,
  • nach Bedarf werden rissige Styroflex-Kondensatoren erneuert
  • Nachlöten der Pins auf der Wahlschalter-Kontakt-Platine im Zuge der Reinigung
  • neue Lautsprecher-Kabel,
  • Neue, gleiche Vorwiderstände der Endstufen-Eingangs-Versorgung (u.U. beidseitig),
  • die Achs-Durchführung des Quellwahlschalters wird zu dessen Schutz gegen Stoß gewendet (der Schalter bricht sonst bei einem Schlag auf den Knopf,
  • neue Schrauben am Achs-Verbinder, den Cinch-Buchsen, vorn in der Platine und an der unteren Verschraubung der Front
  • die Isolierschläuche an den Trafo-Leitungen, und um die Basis/Emitter-Anschlüsse der End-Transistoren
  • nach Bedarf neue End-Transistoren, ggf. neue Isolierscheiben,
  • nach Bedarf werden alle anderen Transistoren der Endstufe hin zu einem vertretbaren, symmetrischen Stand getauscht
  • Ersatz gebrochener weißer Sechsfach-Buchsen-Gruppen
  • Bei Bedarf gegen Aufpreis Ersatz der Cinch-Buchsen durch eine komplette Buchsen-Platine.
  • Bei Bedarf gegen Aufpreis neuer Netztrafo
  • Bei Bedarf gegen Aufpreis Ersatz-Lorlin-Quellwahl-Schalter auf Adapter-Platine

Ergebnis

So werden Sie vorher noch keinen Musical Fidelity A-Verstärker gehört haben, Sie bekommen mit dieser Revision des "Pudels Kern". Das Gerät macht jetzt endlich perfekt all das, was es nach den Ideen des Entwicklers hätte können sollen, was ihm einst Betriebswirtschaftler zu Gunsten ihrer Gewinnmaximierung wieder abgewöhnt hatten. Keine aufgesetzten Effekte mehr, die Unsauberkeiten und vorprogrammierten Verschleiß-Stellen beseitigt, die blitzsaubere, Verdeckungs-arme Endstufe von der Ansteuerung mit verzerrtem Material befreit. Neue Bauteile erster Wahl stellen eine hervorragende tonale Balance her und die Dynamik ist vor allem durch das neu bestückte Netzteil auf ungewohnt hohem Niveau. Der überarbeitete Grundcharakter dürfte eher den ersten, noch nicht eingedampften Versuchsentwürfen, als dem endgültigen Kommerz-Produkt entsprechen, der Unterschied ist wie der Unterschied zwischen Consumer-Ware vorher und Studio-Abhörtechnik nachher. Mit dem revidierten Gerät macht das Hören richtig Spaß, es ist bei weitem weniger anstrengend den Musikern zu folgen, man genießt selbst bei hohem Pegel stundenlang Ermüdungs-frei und konzentriert - was mir im Originalzustand nie gelungen ist.