Vollverstärker

Musical Fidelity A1

Verkauft 2015 für 647,- €

Eigenschaften:

  • Gehäuse gut erhalten mit wenig Gebrauchsspuren - schwarze Front mit blau aufgedrucktem Schriftzug, um die Knöpfe abgegriffen. Der zweitilige, eloxierter Deckel, nur oberflächliche, kleine Kratzer.
  • Phono MM/MC umschaltbar
  • 3 Line Eingänge Tape Schleife
  • 2x 20W bei ca. 75W konstanter Leistungsaufnahme - hoher Class-A-Bereich
  • Potentiometer, Quellwahlschalter und beide Druckschalter neu.
  • Line Vorstufe Topologie geändert, Konstruktionsmängel beseitigt - siehe hier.
    Vorstufe neuester (issue 3) Generation mit unabhängiger, doppelt gepufferter Versorgung durch rauscharme Parallel-Stabilisierung

ein weiterer A1

revidiert als eines der im letzten Sommer und Herbst in Zahlung genommenen Geräte, zur Übung und für die Kalkulation um Hilfe für die Fixpreis-Revisionen anzulernen. Robuster eloxierter Deckel mit nur kleinen Oberflächen-Kratzern, die Schrift an der Front ist etwas abgegriffen.

Dieses Gerät hat geschlossene Seitenteile, die Ruheleistung ist ab Werk eher unterdurchschnittlich eingestellt, so dass hier keine Überhitzung droht.

Der Blick ins Gerät zeigt das Ergebnis der Überarbeitung, unter anderem die neue Vorstufe und die neuen Schalter. Die Achs-Durchführung des Quellwahl-Schalters wurde übrigens nicht nur gewendet, sondern gegen eine metallene erneuert - die Kunststoff-Durchführungen brechen öfters mal oder verlieren ihr Gewinde, insbesondere, während man daran arbeitet.

Bearbeitungs-Plan Stand 2014

So sieht das heute bei einem A1(-X) aus - hier sind farbig die Revisions-Punkte markiert

Die meisten markierten Bauteile/Baugruppen werden im Grund-Umfang der Revision immer getauscht oder bearbeitet, andere hängen von der vorgefundenen Bestückung und deren Zustand ab.

Typischer Revisions-Verlauf - ein A1-X in Bildern

Nach zerlegen des Gehäuses wird schnurstracks die Platine bis ins letzte Detail frei gelegt.

Nach Demontage des Kühltunnels sieht die Platine erst mal so aus

und bereits eine halbe Stunde später ist die Bestückung zu großen Teilen entfernt - (fast) alles für die Tonne

Die Bestückung der Wasser-festen Teile erfolgt dann umgehend - das braucht deutlich länger, als die Demontage. Erst dann wird mit Ammoniak-Reiniger gewaschen, der entfernt nicht nur weitgehend jegliche Verschmutzungen, sondern auch das Flussmittel vom Löten. Das Ganze erfolgt schlicht am Waschbecken. Die Platine muss danach wieder absolut trocken werden.

Bei der Wäsche wurde auch die Unterseite sauber und relativ frei von Flussmittel. Zwei Leitungen sind neu, die versorgen die Spannungs-Stabilisierung der Vorstufe.

Kabel-Isolierungen im Kühltunnel

Zeit-aufwändig sind vor allem die Details. Von der sorgfältigen Hand-Politur und/oder Ultraschall-Reinigung des Umschalters, über die Prüfung und eventuelle Erneuerung der (End-)Transistoren bis zur Anbringung der zusätzlichen Isolierschläuche, der neuen Spannungs-Zuleitungen und der Lautsprecher-Kabel und eines neuen Abstandhalter-Gummi-Fußes an der Platinen-Unterseite (das graue Original "zerläuft" häufig regelrecht).

Nach der Wäsche kommen auch die Schalter und großen Kondensatoren wieder drauf, das geht vorher nicht, weil sonst viel Wasser hinein oder darunter dringen könnte - wo es schwer wieder zu entfernen wäre.

Und letztlich wird auch die neue Vorstufe angelötet

Von unten sieht das nun so aus - neuer Fuß, Lautsprecher-Kabel

Ein anderes Beispiel mit ALPS-Drehschalter

Die großen Elkos kann man nicht vollständig bestücken, der letzte muss warten, bis der Thermo-Schalter wieder angeschraubt ist.

Am Gehäuse muss oft ein neues 3mm-Loch für die Verdrehsicherung des neuen Potentiometers gebohrt werden, auch setze ich neben die berühr-gefährdeten Punkte der Einpressmuttern am Gehäuseboden, die Musical Fidelity nur mit (und inzwischen häufig fehlenden) kleinen Isolier-Scheiben abgedeckt hatte, jeweils noch einen runden, selbstklebenden Gerätefuß. Das sichert den Abstand und dämpft die Platine gleichmäßig mechanisch.

eine gewendete Achs-Durchchführung hinter dem Drehknopf schützt den eigentlichen Schalter

Die Achs-Durchführung des Wahlschalters wird - falls möglich - mit dem Gewinde nach außen wieder eingebaut, damit wird der Knopf von der Innenfront gestützt und kann nicht wie vorher jeden Schlag auf den eigentlichen Schalter weiter leiten - den man sonst gerade nach dem Versand nicht selten zerbrochen vorfindet. Beim Thermo-Schalter und an der Schalter-Achse verwende ich neue Innensechskant-Schrauben.

(fast) fertig montiert
Erst wenn im End-Test alles stimmt, wird der Deckel mit Wärmeleit-Paste und neuen Schrauben befestigt.

End-Abnahme

Beim Endtest müssen Ruhestrom und Offset stimmen
- und natürlich jegliches Signal sauber von jedem Eingang zum Ausgang gelangen.
Dies ist übrigens auch das erste Mal im Verlauf, dass ich das Gerät in Betrieb nehme - zwar werden bei der Montage einige Bauteile und Gruppen geprüft, doch ein verschlissenes oder gar defektes Gerät werde ich mich hüten vor der Überarbeitung unter Strom zu setzen oder gar an wertvollen Lautsprechern anzuschließen - das kann einen möglichen Schaden nur unnötig vergrößern ohne für die Revision neue Erkenntnisse zu bringen.
Wenn beim Endtest auf dem Arbeitsplatz ausnahmsweise noch Probleme zeigen, muss man halt noch mal eine Runde zurück, z.B. bei zu unterschiedlichem Ruhestrom und/oder zu hohem Offset einen Satz gepaarte, neue Eingangs-Transistoren  in die Endstufen einbauen.
Und erst wenn alles stimmt, wird der Deckel wieder befestigt. Es folgt der Probelauf an meinem Lautsprechern. Wenn dann nach dem Heiß-Spielen immer noch alles in Ordnung ist und bleibt, erfolgt die obligatorische VDE-Messung und schließlich die Verpackung für den (Rück-)Versand.

Ergebnis

So werden Sie vorher noch keinen Musical Fidelity A-Verstärker gehört haben, Sie bekommen mit dieser Revision des "Pudels Kern". Das Gerät macht jetzt endlich perfekt all das, was es nach den Ideen des Entwicklers hätte können sollen, was ihm einst Betriebswirtschaftler zu Gunsten ihrer Gewinnmaximierung wieder abgewöhnt hatten. Keine aufgesetzten Effekte mehr, die Unsauberkeiten und vorprogrammierten Verschleiß-Stellen beseitigt, die blitzsaubere, Verdeckungs-arme Endstufe von der Ansteuerung mit verzerrtem Material befreit. Neue Bauteile erster Wahl stellen eine hervorragende tonale Balance her und die Dynamik ist vor allem durch das neu bestückte Netzteil auf ungewohnt hohem Niveau. Der überarbeitete Grundcharakter dürfte eher den ersten, noch nicht eingedampften Versuchsentwürfen, als dem endgültigen Kommerz-Produkt entsprechen, der Unterschied ist wie der Unterschied zwischen Consumer-Ware vorher und Studio-Abhörtechnik nachher. Mit dem revidierten Gerät macht das Hören richtig Spaß, es ist bei weitem weniger anstrengend den Musikern zu folgen, man genießt selbst bei hohem Pegel stundenlang Ermüdungs-frei und konzentriert - was mir im Originalzustand nie gelungen ist.