Vollverstärker

Musical Fidelity A1

Verkauft 2014 für 647€

Eigenschaften:

  • Gehäuse gut erhalten mit wenig Gebrauchsspuren - schwarze Front mit blau aufgedrucktem Schriftzug in sehr gutem Zustand. Der einteilige, lackierte Deckel ist neu lackiert, wobei der Deckel selber im Metall kleine Schrammen/Vertiefungen hat, die wohl von einem früheren Lackierversuch stammen, bei dem der Lack etwas unvorsichtig entfernt wurde - sieht aber trotzdem gut aus, die jetzige Lackierung ist 1A. Die Seitenteile sehen an den Unterkanten etwas verschlissen aus, das findet man aber auch nur beim genauen Hinsehen.
  • Phono MM/MC umschaltbar
  • 3 Line Eingänge Tape Schleife
  • 2x 20W bei ca. 75W konstanter Leistungsaufnahme - hoher Class-A-Bereich
  • Potentiometer, Quellwahlschalter und beide Druckschalter neu.
  • Line Vorstufe Topologie geändert, Konstruktionsmängel beseitigt - siehe hier.
    Vorstufe neuester (issue 3) Generation mit unabhängiger, doppelt gepufferter Versorgung durch rauscharme Parallel-Stabilisierung

Beschreibung

Die erste, aber nicht die schlechteste Fassung der MF A-Serie: über die grundsätzliche Konstruktion finden Sie bereits einiges bei der Beschreibung meines ersten modifizierten MF-A-Typs, dem A1-X. Dieser Urtyp A1 unterscheidet sich von A1-X allerdings nur minimal, er besitzt noch geschlossene Seitenteile, das Schaltungskonzept allerdings ist größtenteils identisch, mir gefällt er von der Machart her vielleicht sogar einen Tick besser als die X-Variante, klanglich lassen sich die beiden nach der Revision nicht eindeutig unterscheiden.

Dieser A1 wurde letztes Jahr bereits verkauft, noch mit einer Version2-Vorstufe, lief seit dem an Hochwirkungsgrad-Lautsprechern und wurde kürzlich gegen einen Exposure XV wieder in Zahlung genommen. Bei dieser Gelegenheit habe ich noch:

  • meine neueste Vorstufen-Variante montiert
  • alle etwas rissig aussehenden Styroflex-Kondensatoren erneuert
  • den inzwischen etwas abgeplatzen Deckel gegen einen vorrätigen, frisch lackierten getauscht.

Meine Revisionen werden stets auf Jahrzehnte Lebensdauer ausgelegt und mit drei Jahren Garantie veräußert, das Gerät ist nach einem Jahr Betrieb auch gerade mal vollständig eingespielt gewesen, nach dem kleinen Update gibt es jetzt natürlich erneut drei Jahre Garantie - wobei das Risiko von Frühausfällen durch Verarbeitungs- oder Materialfehler hier aufgrund der vorigen Benutzung nochmals deutlich reduziert ist, abgesehen von winzigen statistischen Unwägbarkeiten können Sie hier für die nächsten Jahre von einer Betriebssicherheit ausgehen, von der die meisten Neugeräte der Unterhaltungselektronik heutzutage nur träumen.
Mittlerweile hatte das Gerät bei einem weiteren Stammkunden noch eine Testphase an Spendor Lautsprechern - doch die haben sich als Fehlanpassung heraus gestellt. Ich habe ihm nach der Rückkehr noch eine zusätzliche Erweiterung verpasst: die brüchigen Cinch-Buchsen wurden nach dem Transport durch meine Ersatz-Buchsen-Platte ersetzt, gewöhnlich gäbe es das bei einer Revision im Kundenauftrag nur gegen Aufpreis - hier ist es inklusive. Auch war die Kunststoff-Halte-Scheibe des Trafos auf dem Rückweg angeknackst, hier ist jetzt eine neue Metall-Halterung mit zwei frischen Neopren-Scheiben über und unter dem Ringkern (für festen Halt und Dämpfung) im Einsatz.

Auf die Anpassung zum Lautsprecher muss ich hier jedenfalls dringend noch mal eingehen: der A1/A1-X/David gehört zu den Geräten, die nur eine ganz schmale Bandbreite an Lautsprechern für optimalen Klang akzeptieren. Dazu können Sie auch an etlichen anderen Stellen im Internet nachlesen, da geht vermutlich die große Mehrheit der Kenner mit mir konform.
Beim Kauf müssen Sie daher wirklich die Kombination mit dem Wandler als ganzes betrachten, einfach nur "britisch" nützt hier gar nichts, ich kann Ihnen aber ein paar Anhaltspunkte geben:

prinzipiell funktionieren am A1(-X)/David Lautsprecher, die auch mit einem "kleinen" Push-Pull-Röhrenverstärker (also so was wie 2xEL84 oder 2x EL34) gut zusammen arbeiten. Das sind durch die Bank weg Konzepte mit mindestens mittlerem Wirkungsgrad und entsprechend mit Chassis von gehobener Güte (Achtung, die technische Güte als Lautsprecher-Parameter hat mit der Gesamt-Klangqualität keine Verbindung!).
Solche Lautsprecher funktionieren wiederum am Verstärkern mit hohem Dämpfungsfaktor nur mäßig, klingen dort überdämpft und entsprechend über-analytisch - hier ist der A1/A1-X/David gerade recht. Leistungsfresser kann man dagegen schon wegen ihres geringen "headroom", also der niedrigen unverzerrten Maximal-Lautstärke an einem A1(-X)/David nicht gebrauchen. Kommt dazu noch eine niedrigere Impedanz, als im A-Konzept vorgesehen, passieren auch noch die übelsten Verzerrungen - während im richtigen Umfeld Verzerrungen für dieses Gerät etwas völlig ungewohntes sind.
Die Auswahl der verwendbaren Impedanzen ist denkbar klein: 8Ω oder ...8Ω - das ist alles. Heißt nicht dass er an 4Ω gar nicht funktioniert oder kaputt geht - aber die dynamische Arbeitspunkt-Anpassung fährt mit 4Ω bei der geringsten Übersteuerung nach wenigen Millisekunden an die Wand und macht dann völlig mystische Übernahmeverzerrungen - dafür ist er halt nicht gedacht, das könnten Sie z.B. von einem Röhrenverstärker auch nicht erwarten, dass Sie ihn an der falschen Trafo-Anzapfung betreiben und alles bleibt gut.
Tim de Paravincini, der Schöpfer dieses Konzepts hat bei EAR stets Röhrenverstärker gebaut, im Grunde ist das hier auch einer...

Zwei Tipps kann ich Ihnen geben, einerseits hat letztes Jahr die Stereoplay die Kompaktbox twenty.22 vom PMC als zufälligen Treffer heraus gefunden (ich habe es nicht ausprobiert, aber da kann durchaus was dran sein), andererseits hat mir ein Kunde die Sonics Arkadia für dieses Gerät wärmstens empfohlen, auch das habe ich nicht selbst gehört, doch es war das Ergebnis einer langen, gut nachvollziehbaren Versuchsreihe.

Jedenfalls: ohne den passenden Lautsprecher werden Sie mit dem Gerät nicht glücklich, diese wählerische Mimosen-Haftigkeit kann und will ich ihm im Rahmen meiner Überholung auch nicht abgewöhnen, das ist - anders als die originale Vorstufe - ein wichtiger Teil des gewollten Charakters. Will man etwas anderes, kauft man was anderes. Umso besser läuft er tatsächlich mit dem richtigen Partner - und darüber ist man dann umso glücklicher und mag sich und das Gespann nicht mehr trennen. 

Nur das große Programm taugt

Wie beim ersten A1-X bereits erwähnt: es hat bei diesen Geräten überhaupt keinen Sinn ein klein wenig dran herum zu reparieren. Wenn ich so ein Gerät erhalte, sind momentane Defekte relativ egal, da die Kiste ohnehin von vorn bis hinten überarbeitet wird. Auf meinen eigenen Internet Seiten biete ich die Festpreis-Revision für die komplette A-Serie an, mit diesem Gerät wurde genau diese Revision durchgeführt. Etwas weitere Information finden Sie auch im Februar-Heft der Stereoplay, in der ein exakt genauso behandeltes Gerät den Weg von mir in die Redaktion gefunden hat.

Innenansicht - es war nach der Kunden-Runde auf dem Transportweg eine Buchse und die Kunststoff-Trafo-Haltescheibe gebrochen, ist alles erneuert - samt der Garantie.

Die Konstruktion der Endstufe ist einfach - gut, wenn sie mit Ihrer Wärme auch den Elko-Verschleiß gegenüber anderen Briten deutlich erhöht. Das Konzept ist hier einfach, symmetrisch, verzerrungsarm, ohne Überschwinger, total gutmütig und trotzdem schnell.

Die originale Vorstufe dagegen ist ein - ich weiß nicht wie ich's nennen soll - ein Billig-Husarenstück zur Ankurbelung des Umsatzes bei unerfahrenen Kunden.
So wie bestimmte japanische Hersteller in ihren Teilelisten des Service-Manuals für verschiedene Länder unterschiedliche Bestückungen aufführen, obwohl dazu weder Technik noch Gesetz zwingen, so hat der durchaus fähige und anscheinend Marketing-erfahrene Designer hier eine Schaltungsvariation gewählt, die den typische Käufer um die 1990er Wende mit seinem Popsound im Ohr regelrecht anspringen musste. Wohl wissend, dass er damit einen Ruf begründet und dass genau dieser "Sound" dem "Class-A"-Konzept zugeschrieben würde. Und genau diese Topologie macht auch auf Dauer Probleme und muß raus. Danach bleibt nichts, als ein echter kleiner High-End-Verstärker ohne Effekthascherei aber mit einer liebevoll klangetreuen Wiedergabe. Wer also den originalen MF-Sound wünscht, sei gewarnt, dieser A1 klingt nicht wie das Original. Er "klingt" weit weniger, wenn man unter "klingen" das eigenmächtige Hinzufügen von Effekten versteht.

Ein Endstufenkanal und darüber die modifizierte Burr-Brown-Vorstufe. Die Versorgungsspannungen werden mit neuen, Rausch-entkoppelten Zener-Dioden gewonnen, montiert an der Stelle der Original-Vorstufe (oben links), dann auf der am Lautstärkeregler angebrachten Vorstufen-Platine beide nochmals einzeln gepuffert. IC und Stabilisierung/Pufferung haben hier einen gemeinsamen zentralen Massepunkt.

Erwarten Sie also bei meinen A-Typen keine ganz typischen Musical-Fidelitys, nicht die üblichen, leicht überzogenen "Glanzlichter" der Serie. Sie sind mit diesem A1 jetzt viel näher an anderen Briten wie einem Naim Nait oder einem Creek/Onix/Cyrus/Sugden/Exposure, von denen sich Musical Fidelity in allen Produkten anscheinend etwas absetzen wollte. Dieses Gerät übertreibt nicht mehr, es ist dynamischer und sauberer. Es ist allerdings dennoch nicht der positiven Aspekte seines originalen Charakters beraubt, wie mir mehrfach bestätigt wurde.

Was ist neu?

  • Alle (!) Elektrolytkondensatoren sind gegen neue 105°C-Typen ausgetauscht. Die dabei verwendeten Panasonic HA/FC/FM-Serien sind auch klanglich hervorragend. Die kleinsten Werte konnte ich sogar gegen Wima-MKS-Folienkondensatoren tauschen, da diese inzwischen in passender Baugröße zu bekommen sind, hier ist in diesem Anwendungsbereich verglichen mit beliebigen Elkos von einem Vielfachen an Lebensdauer auszugehen.
  • der Quell-Umschalter und die Eingangs-Buchsen sind neu

Tugend aus der Not:
neue Schalter, neue Cinch-Buchsen-Gruppe von Hand verdrahtet - die besten Buchsen für einen A1/A100

neue Lautsprecher-Verkabelung, neue Dioden mit Eingangs-Dämpfungs-Kondensator (ergänzt wie bei späteren Varianten), neue Siebkette - noch neben der alten Trafo-Halterung

und klingt wie?

...sauber, neutral, feindynamisch. Kein Verstärker, um mit leistungshungrigen Lautsprechern Wände einzureißen, aber ein liebenswerter Kammermusiker, farbig und stimmhaftig.

Preislich hätte ich das Gerät wegen der älteren Serie eigentlich unterhalb des A1-X ansetzen müssen, da er aber klanglich auf absolut dem selben Niveau spielt und im Gegensatz zu diesem auch noch einen absolut neuen Quellwahlschalter besitzt, ist es nur gerecht, ihn auch preislich gleich zu behandeln.

Auch zu diesem Gerät:
Herzlichen Dank an Mark Hennessy für seinen Vorschlag zum Vorstufen-Umbau!