Vollverstärker

Mission Cyrus2 erste Version mit PSX

Die ersten werden die besten sein...

eine nur auf den ersten Blick verblüffende Tatsache. Die Erstlings-Werke verschiedener Firmen auf einem neuen Betätigungsfeld sind nämlich oft von ihren Nachfolgern nicht mehr übertroffen worden. Die große Mühe hat man sich eben beim "Einstieg" gegeben, alles was man später so nachgelegt hat, ist in der Regel halbherziger zu Ende geführt - zwar mit mehr Erfahrung, aber weniger Liebe.

Das gilt auch für die gleichzeitig erschienen Schuhschachtel-Verstärker Cyrus1 und Cyrus2, zwei unterschiedlich starke Varianten des gleichen Themas von Henzy Azima. Da war der erste Wurf noch ohne Überstrom-Abschaltung, im popeligen Gehäuse aus Blech (unten) und Plastik (oben). Die Schaltung wurde später kaum mehr verändert, doch die erste Variante weist ein paar Abweichungen auf - die frühen Exemplare hatten noch eine Ruhestrom-Einstellung, als Treiber je zwei parallel geschaltete 2-Ampere-"Knöpfchen" von Zetex und in beiden Varianten die gleichen End-Transistoren, der "Einser" ein Pärchen pro Kanal, der "Zweier" zwei. Eigentlich waren das Schalt-Typen, doch man hatte diesen Typ wohl in Versuchsreihen als den passendsten heraus gearbeitet. Und da es dafür keinen Komplementär-Typ gab, wurde die Endstufe eben "quasi-komplementär" ausgelegt, nur bis zur Treiber-Stufe herrscht hier Symmetrie in der Endstufe, doch da die Treiber den Leistungs-Transistoren ihre Kennlinien aufzwingen, hat das bei ansonsten guter Konstruktion wenig Nachteile. An den End-Transistoren wurden hübsch bunt lackierte, große Kohleschicht-Widerstände zur Arbeitspunkt-Stabilisierung eingesetzt. Spätere Modelle verwendeten hier Metallband-Widerstände, im Cyrus2 wurden zudem an Stelle der Parallel-Schaltung von je zwei kleinen nur noch je ein einzelner, stärkerer Typ pro Kanal und Halbwelleeingebaut. Die Leucht-Dioden an der Front wurden noch mit abenteuerlich hohen Strömen betrieben und versagten regelmäßig, genauso, wie deren Vorwiderstand stets "kochte", zudem hatten die Schalter vieler früher Cyrus1 und Cyrus2-Geräte eine Betätigungs-Achse für den Netzschalter, der noch auf der Platine bestückt war. Deren Halterungen brachen regelmäßig. Zuguterletzt sind von den Fronten inzwischen regelmäßig die unteren Verschraubungen ausgebrochen - der Kunststoff ist inzwischen zu spröde, um an so einer Stelle zu halten. Und der Lack der Drehknöpfe (da hatten die Erstlinge in meinen Augen das schönste Design) ist im seitlichen Griff-Bereich so gut wie immer vom Aluminium ab geplatzt - eine Qualitäts-Frage der Lackierung. Immerhin hat die erste Generation auch keinen koaxial angeordneten Balance-Regler am Lautstärke-Potentiometer, was die Möglichkeit eröffnet, innen den Regler auch ohne Verlust an Design und Funktion gegen einen neuen oder gar besseren zu tauschen.

Echte Einschränkungen gegenüber den Nachfolger-Varianten gibt es eigentlich nicht, hier waren auch noch regelmäßig Kopfhörer-Buchsen verbaut, die würden später oft geändert und schließlich weg gelassen. Man muß allerdings mit den Geräten im Plastik-Gehäuse mehr Acht geben, was die EMV (elektromagnetische Verträglichkeit) angeht, einiges ist noch nicht so Störungs-sicher und stabil ausgelegt wie in den Erfahrungs-reicheren Modellen im Metall-Gehäuse: es gibt eben noch keine Masse-Entkopplung wie in der dritten Fassung (15 Ohm, wenn der unterbricht, brummt's), keine Tyristor-Stufe, die die Endstufe bei Überlast aus der Schusslinie nimmt - und so gut wie keine Schirmung.

Und so rate ich jedem, der so ein Alterchen betreibt: Nur Quellen anschließen, die es prinzipiell in den 80er-Jahren bereits gab! Mit CD-Spielern, Plattenspielern, Kasettendeks und Radios gibt es eigentlich nie Probleme. Wenn ein solches Gerät aber mal aus völlig unerklärlichen Gründen ausfällt, dann war so gut wie immer ein Smartphone, ein Laptop oder ein Computer angeschlossen - und zwar ohne galvanische Trennung und ohne eine hinreichende Hochfrequenz-Filterung. Und je nachdem, welche Masse-Kreise dabei geschlossen werden oder welche Störstrahlung bzw. Hochfrequenz-Belastung dabei der Cyrus ab bekommt, macht er halt ab und zu schlicht die Grätsche - dafür ist er nicht ausgelegt.

Wenn Sie mit diesen historischen Geräten Daten von Digital-Speichern abspielen wollen: kaufen Sie sich ein vernünftiges "Streaming"-Gerät, das seine Stromversorgung nur über einen zweipoligen Stecker erhält und auch sonst keine galvanische Kopplung zu anderen Digital-Geräten besitzt. So etwas verhält sich vom Cyrus aus gesehen wie ein ganz normaler CD-Spieler und wird keine Probleme auslösen - da muss sich der Verstärker dann schon einen anderen Grund für einen Ausfall suchen...