Vorstufen - Endstufen

Harman/Kardon Kombi HK870 HK825 ca. 1990

verkauft zuletzt 2011 für ca. 700€
Inzwischen Fix-Preis-Revision erhältlich, unter Verkauf finden Sie gelegentlich Nachfolge-Angebote

Revision:

  • in beiden Geräten Entfernen von aggressivem Kleber sowie Beseitigung der daraus resultierenden Schäden
  • Erneuerung mindestens aller kleinen Elektrolytkondensatoren
  • Zerlegen, reinigen und versiegeln aller Vorstufen-Bedienelemente
  • Platinen nachlöten
  • Abgleich

Eigenschaften:

Üppig ausgestattete Stereo-Vorstufe mit

  • Kopfhörerverstärker
  • ab- und umschaltbarer Klangregelung
  • Filter- und Monoschaltern
  • getrennter Aufnahmewahl für 2 Tape-Schleifen
  • Schalter "Tape Copy" und "Tape Monitor"
  • 3 Hochpegeleingänge
  • 2 Phonoeingänge
  • MM/MC-Umschaltung
  • Kapazitätsanpassung Phono

Endstufe ohne Bedienelemente,

  • 2 Chinch-Eingänge,
  • 8 Lautsprecher Terminals

 

Anfang 90er Jahre war dieses Gespann der Nachfolger der legendären Citation Geräte. Klanglich ist diese noch nicht revidierte Kombination schon fast auf dem Niveau der darauf folgenden Vollverstärker HK6800 / HK6900 / HK6950R, die in meinen Augen zusammen mit dem etwas verändert konstruierten Line-Vollverstärker HK680 den bisherigen Höhepunkt des Stereo-Verstärkerbaus bei Harman/Kardon bilden. Dieses etwas höhere Niveau überflügelt diese Kombi mit Ihrer extrem aufwendig konstruierten diskreten Vorstufe nach der Revision spielend.

Die Revision der Vorstufe:

  • kompletter Tausch aller Elektrolytkondensatoren gegen Panasonic HA/FC/FM 105°C,
  • komplette Demontage, Nachlöten und Reinigung des gesamten Geräts
  • ausfühliche Reinigung und Versiegelung der Bedienelmente und Schalter, Entfernung aller aggressiven Kleber-Reste.

Geschichte der Revision: Die Geräte waren hier ursprünglich nach ebay-Ankauf und relativ einfacher Reparatur der Funktion zum Mitnahmepreis von ca. 300€ angeboten. Und da standen Sie lange Zeit, das Angebot auf der Hompage, die Geräte im Regal, schauen ja keine Scharen von Harman-Fans auf meine Gebraucht-Seiten. Bis auf einen Kunden, der hatte sich verlesen und den Revisons-Aufpreis für den revidierten Gesamtpreis gehalten. Mir war schon beim Schreiben der ersten Fassung dieser Seite klar, dass eine Komplett-Revision der Vorstufe mich einen Tag kosten würde.

Wer mir das vielleicht nicht glauben will, kann gerne bei den Mitbewerbern in Bremen anrufen  - Hifi-Zeile, die einzige mir bekannte wirklich gute Harman-Werkstatt. Was man von denen hört, hat Hand und Fuß. Man frage einfach dort nach dem Aufwand für eine "frische" HK825. Nein, ich habe mit denen nichts abgesprochen, ich kenne die Firma eigentlich auch nur aus dem Internet, aber ich habe die schon öfter weiter empfohlen, mein Onkel ist z.B. mit seiner PM655-Revision dort sehr zufrieden, dafür hatte ich vor Jahren einfach keine Zeit und wollte damals auch ungern an die unersetzlichen Schalter, inzwischen weiß ich wie man das macht. Warum jedenfalls keine Empfehlung? ...ich mache ja ohnehin mehr Briten. Dort wird derselbe Aufwand getrieben wie bei mir - und der Kunde ehrlich bedient.

Jedenfalls bekam ich eine Anfrage für das Gerät, und da sich der Komplettpreis dann für sein Budget als zu teuer heraus stellte, wollte er das Gespann eben unrevidiert. Ich schicke so was aber nicht ohne Endprüfung weg.

Und die Prüfung ergab einfach deutliche "Standschäden", nie gereinigte und eventuell sogar von Vor-Reparateuren falsch behandelte Bedienelemente darf man einfach nicht lange ohne Betätigung stehen lassen, sonst ist die Kontaktgabe völlig dahin. Es setzten jedenfalls beim Test einfach alle Schalter aus. Die Regler nicht, die "kleinen" waren unerwartet völlig ok, der große Lautstärkeregler ist ohnehin ein über jeden Zweifel erhabenes, riesiges, geschlossenes Alps-Potentiometer, das auch heute noch ein Vermögen kostet. Solange man das nicht mit Gleichstrom beschickt, macht das keine Faxen, es ist allerdings zeitweise tatsächlich nicht DC-frei aber immerhin unbeschädigt geblieben, siehe unten. Die Schalter waren jedenfalls so zum Verkauf nicht aktzeptebel, völlig korridiert, und so habe ich dem Kunden vom unrevidierten Kauf abgeraten. Dann nahm ich mir  das Gerät auf den Tisch und habe es komplett durchgeackert, teilweise schon um den tatsächlichen Aufwand mit dem geschätzten zu vergleichen und dem Kunden eventuell entgegen zu kommen - falls es sich als einfacher als erwartet herausstellen sollte.

Es war eher schwieriger.

Übersicht zu Beginn der Bearbeitung

Das Gerät musste wirklich in alle Einzelteile zerlegt werden, nachdem ich dann unter den von mir ohnehin nicht sehr geschätzten "ELNA for Audio"-Elkos auch noch ausgelaufenes Elektrolyt fand (was manches zeitweise Prasseln und die merkwürdige DC-Drift beim Betätigen des Lautstärkereglers schlagartig erklärte), bin ich dann wirklich zur Komplettreinigung und vollständigem "Recap" übergegangen. Die Netzteil-Ladeelkos wurden Panasonic HA ein paar wenige Werte in Netzteil und Steuerung gab es nur in Panasonic FC, der Rest wurde mit Panasonic FM (alles 105°C-Typen) bestückt, oder in der Steuerung für kleine Werte sogar gleich Wima-Folien eingesetzt.

neue Folien in der Steuerung

ätzend verklebte Elnas vorher

Die Platine wurde mit einer Miniatur-Drahtbürste von dem aggressiven Kleber befreit, mit dem damals nicht nur Harman seine Elkos zusätzlich fixiert hat, dieses Teufelszeug frisst Kupferbeine von Bauteilen einfach durch, wenn während der Produktion ein Spritzer auf einen Kohleschicht-Widerstand geaten ist, dann hoffentlich auf einen niederohmigen: Werte ab 10kOhm haben eine so dünne Schicht, dass der durch den Lack diffundierende Kleber sie einfach durchnagt. Daher habe ich um die Klebestellen herum auch etliche Bauteile erneuert.

Panasonics auf rückstandsfrei vom Kleber befreiter Platine nachher
- umgeben von erneuerten Widerständen

Netzteil und Ausgang - die Ladeelkos des Netzteils, neue Panasonic HA 105°C

Die ausgebauten Dreh- und Druckschalter warteten zu der Zeit schon wieder zusammengesetzt auf den Einbau, die hatte ich gleich zu Anfang alle zerlegt, gereinigt und versiegelt. Mit noch abgebauten Schaltern und Relais wurden die Platinen gewaschen und getrocknet, die  anschließende Montage ging auch nicht unter zwei Stunden ab, es war ja sogar der Trafo an den Pfostensteckern abgelötet und der Netzschalter entnommen. Die Durchführungen der Schalterachsen wurden nach der Gehäuse-Innenreinigung neu verklebt, die Knöpfe geputzt...

die kompletten, ausgebauten Haupt-Platinen, bereits überarbeitet

Inbetriebnahme

Dann kam der spannende Moment, nach einem langen Tag Arbeit am Material: was passiert beim Einschalten?
Nichts besonderes, das Gerät lief auf Anhieb.
Störungsfrei, ohne Verzerrung, ohne Knackser, ohne Aussetzer...
...und zwar so gut wie nie zuvor.
Ich behaupte mal, die Stufe war neu nicht so gut. Denn damals waren noch fragwürdige ELNAS, böser Kleber und nicht versiegelte Schalter im Gerät, auch im Rest der Elektrolyt-Bestückung ist die heutige Technologie überlegen. Kritische Lötstellen sind nach der manuellen Nacharbeit weit dauerhafter als aus dem Lötbad und Flussmittelreste sind auch bestmöglich entfernt - was man im Original nicht behaupten konnte. Außerdem konnte die Stufe mit der hohen inneren Mechanik-Dämpfung der ELNAS nie über ein gutes Hifi-Gerät hinaus, High-End war einfach nicht.
Denn diese Kondensatoren machen nur analytisch, nicht musikalisch, sie nehmen zu viel Energie aus dem Fluß.

Man muß sich vor Augen halten, dass Magnetismus und Spannung Kräfte von bewegten bzw. ruhenden Ladungsträgern sind, deren mechanische Auswirkungen man nicht ohne Rückwirkung einfach wegdämpfen kann (actio=reactio), Dämpfung ist Reibung, wandelt Energie in Wärme. Man entzieht diese Energie dem Signal, schlimmstenfalls der Dynamik des Signals, denn wenn die Dämpfung dann nicht völlig linear abläuft (wo tut sie das schon?), wird das Signal eben abhängig von nichtlinearen Faktoren verändert.
Die viel härter bedahteten (die Drähte sind sogar magnetisch, also vermutlich eisenhaltig) Panasonic-Elkos mit weit geringeren Massen und viel festerem Aufbau dämpfen mechanisch weit weniger. Sie sind für meine Ohren genau deshalb musikalischer, damit ergibt sich eine ganz andere Kur für ein Gerät, als z.B. durch das halbwissende Vollstopfen mit Knete oder Bitumen. Allen Dämpungsfreaks möchte ich gerne den "aperiodischen Kriechfall" entgegen halten, es gibt an sich nur eine richtige Dämpfung in der Übertragungstechnik und die ist keinesfalls die größtmögliche, sondern eben der "aperiodischen Grenzfall" (siehe Link oben). Per Entdämpfung wird hier beispielsweise alles lebendiger, akustisch besser verkoppelt, die "Feindynamik" nimmt zu. Die Panasonics haben gerade mit der FM-Serie auch den unbestreitbaren technischen Vorteil eines deutlich verringerten Ersatzwiderstandes, dadurch findet in den meisten Fällen einen bessere Kontrolle und Dämpfung auf der elektrischen Seite statt. Stromversorgung, Mit- und Gegenkopplung funktioniert einfach besser als zuvor.

Bei der HK825 hat die Kur voll angeschlagen und nach einer Woche Laufzeit hat sie nochmals deutlich zugelegt. Es war vom ersten Hineinhören her klar:
diese Vorstufe ist kein Vertreter der "toten" Japaner mehr. Vor allem den Freunden von prächtigen Klangfarben kann man sie nur wärmstens ans Herz legen, sie hat so eine Tendenz wie mein Naim Nait 1. Sie spielt einem im Stimmbereich plötzlich Dinge vor, die man mit anderen Gerätschaften so nie hat unterscheiden können. Die erste Scheibe, die ich aufgelegt hatte, war "Tanzmusik der Prätoriuszeit", eine Deutsche Grammophon Aufnahme von 1960. Die Renaissance-Instrumente entwickeln auf der Harman Vorstufe (in diesem Fall an einer wahnsinnig guten, modifizierten Quad-Endstufe getestet) eine ungeheuer eingängige Wärme und Strahlkraft, etwas, was ich bisher nur mit einer "Erleuchtung" von Symphonic Line in ähnlicher Weise erlebt habe. Und sie wird immer noch besser, am Anfang waren das noch die Tendenz zum Röhrenverstärker, mit allen Vor- und Nachteilen, inzwischen ist das Klangbild noch sauberer, geht oben und unten auf und es klingt fast wie eine Röhre ohne deren Nachteile.
Klasse!

Revision der Endstufe

Die Endstufe hat natürlich keine anfälligen Schalter und Regler, die Revision habe ich daher erst mal hintan gestellt. Trotzdem bin ich überzeugt, dass ähnliche Maßnahmen wie bei der Vorstufe das Gerät noch einen ganzen Schritt voran bringen können. Möglich wären:

  • Austausch aller kleinen Elkos
  • Austausch der End- und Treibertransistoren samt Isoliermaterial gegen hochwertige SANKEN- und Toshiba-Typen,
  • Platinenreinigung,
  • neue Trimmpotentiometer zur Offset- und Arbeitspunkt-Einstellung

Bislang wurde diese HK870 nur repariert. Daher sehen Sie hier auch noch keine Innenansichten. Reparatur heißt vor allem, dass Lötstellen nachgearbeitet, unter Kleber angefressene Leiterbahnen repariert und verstärkt wurden und Ruhestrom und Offset neu eingestellt sind. Dieses Exemplar hat zudem eine recht gut erhaltene Front.

Bei diesem Endstufen-Typ fallen Endtransistoren öfters wegen o.g. Unterbrechungen aus, wechselweise repariere ich sie mit einem kompletten Satz neuer Sanken-2-Loch-Transistoren oder mit den deshalb bei der letzten Reparatur heil entnommenen Original-Transistoren, in der Regel sind von acht Transistoren ja nur zwei oder drei defekt, meist ein Kanal völlig intakt. Ist ein Treiber defekt, setze ich gewöhnlich auch einen kompletten Satz neuer, leistungsfähigerer Toshiba-Typen ein.

Wer übrigens auf die Optik keinen so großen Wert legt, ich habe noch eine HK870 mit verkratzter Front und schwartem Schalterknopf in silberner Front. Technisch völlig gleichwertig, nur optisch nicht schön. Die taugt meinetwegen als versteckter Biamping-Zweitverstärker oder Subwoofer-Endstufe, sie klingt um keinen deut schlechter als die "hübsche". Die gebe ich für 150€ her...