Vollverstärker

Harman Kardon PM650 VXi silber

Revision:

Nach Bedarf, z.B.:

  • Reinigen und Versiegeln aller Bedienelemente
  • Austausch aller (kleinen) Elektrolytkondensatoren
  • Nachlöten der Platinen

Eigenschaften:

  • silbernes Gehäuse mit gebürsteter, eloxierter Aluminium Strangguß-Front
  • Phono MM/MC
  • 4 Line Eingänge
  • Record-Schalter (2 Tape Schleifen mit Überspiel-Funktion)
  • Video-Umschaltung
  • Klangregelung
  • Lautsprecherschalter für zwei Gruppen
  • Impedanz-Umschaltung (Rückseite)
  • Kopfhörerausgang
  • Balance-Regler
  • Subsonic
  • Mono-Schalter
  • Loudness abschaltbar
  • "Processor"-Schleife vorn schaltbar (ähnlich Vor-Endstufen-Trennung)

Defekt-Inzahlungnahme. Das Gerät ist nach Reparatur der Endstufe umfassend nachgelötet, nach Service-Manual neu abgeglichen. Des weiteren waren alle aussetzenden Schalter und Regler (insbesondere Balance, Lautstärke- und Klangregler sowie die obere Funktionsschalter-Reihe) ausgebaut und zerlegt, teils von Hand, teils Ultraschall-gereinigt.

Konstruktion und Überarbeitung

Kein Ausgangsrelais sondern ein in mehreren Kontaktebenen parallel genutzter Drehschalter, eine wirklich gute MM/MC Phonostufe. Leider musste ich beim Hören - und darauf beim Nachmessen des Geräts feststellen, dass im Bereich der Vorstufe erstens Kriechströme durch die Elkos gehen, die die Schaltung am "subsonic"-Schalter sehr negativ beeinflussen, zweitens, dass die Vorstufe falsch kompensiert war und einen deutlichen "overshoot" aufwies, da hatte man zu viel auf Bandbreite und Geschwindigkeit getrimmt, ohne die Schaltung entsprechend grundlegend zu beschleunigen. Einige neue Elkos wurden bestückt und ein kleiner zusätzlicher Styroflex-Kondensator an der richtigen Stelle war bald ermittelt, der Über-Alles-Frequenzbereich geht dabei nur leicht zurück, die Vorstufe klingt aber um Klassen besser, weil sie nicht mehr am Rande Ihrer Möglichkeiten an der Grenze zur Schwingneigung betrieben wird.  Durch Umschaltung des Netzteils (bitte nur bei ausgeschaltetem Gerät!) zwischen 4- und 8-Ohm-Modus kann man je nach Lautsprecher und Vorlieben eine höhere Spitzenleistung oder eine bessere Strom-Lieferfähigkeit auswählen, im 8-Ohm-Modus hat das Gerät eine höhere Betriebsspannung und auch einen höheren Ruhestrom/Verbrauch/Spitzenleistung, ist wärmer und cleaner. In der 4-Ohm-Stellung etwas sparsamer und rotziger, mehr Stromreserve an geringeren Impedanzen.

Durch das fehlende Ausgangsrelais wird dieser umfassend nachgelötete Verstärker auch ein lange Zeit konstantes Klangbild liefern, da wird in nächster Zeit weder wieder etwas locker, noch kann je ein Relaiskontakt Verzerrungen produzieren.
Das Gerät stammt von einem Stammkunden, der dann aufgrund der Vielzahl bereits vorhandener Verstärker das nach einem Endstufen-Schaden aufwändig renovierte Gerät lieber ohne Bezahlung in Zahlung gab, als für die Reparaturkosten ein Gerät auf Lager zu nehmen, das zum Verschenken (wie er glaube ich zunächst vorhatte) denn doch zu teuer und zu schade wäre.

Klang

für seine Generation einer der besten Harmänner, offen, schnell, im Grundkonzept ganz nahe an allen seinen anderen PM-Verwandten. Im Gegensatz zum späteren PM655VXi hat das Gerät leider keine Abschaltung der Klangregelung, allerdings kann man das durchaus verschmerzen, denn die Mittenstellung gewährleistet eine exakt richtige Rechteck-Wiedergabe, da stimmen dann also Amplituden und Phasengang sehr genau, es kommt zu keinerlei Problemen mit der Signal-Laufzeit. Entsprechend natürlich und offen präsentiert sich das Gerät auch, obwohl mit 2x70W nominal schwächer, kann er es meinen Kenwood-KA-5040R-Geräten deutlich zeigen, wo der Hammer hängt - da ist dann eben doch mehr Information am Ausgang, als man das von der Mehrzahl der Japaner gewohnt ist.
Ein schöner Hifi-Allrounder, geeignet durchaus auch für Klassik- oder Jazz-Hörer im Einstiegs-Segment.