Vorstufen - Endstufen

Exposure Electronics Kombi III/IV 1979

Revision:

  • Erneuerung aller kleinen Elektrolytkondensatoren
  • Endstufen-Bestückung in VAS und DS ändern hin zu spannungsfesteren Typen (Ausfallrisiko bei geringer Überspannung reduziert sich drastisch)
  • Ersatz der Relais-Platinen durch eigene Nach-Entwicklung (zuverlässige, handelsübliche Relais, DC-Sicherung, definiertes Ein- und Ausschalten).

Eigenschaften:

  • ungewöhnlicher, dunkel weinroter Strukturlack
  • Aufschrift weißer Siebdruck
  • Spannzangenknöpfe
  • Endstufe Dual-Mono-Aufbau
  • Vorstufen-Netzteil im Endstufen-Gehäuse
  • Die Vorstufe besitzt 2 Tape-Schleifen
  • einen Tuner- und einen Phono-Eingang
  • bestückt ist in diesem Fall eine MC-Platine.

Äußerer Zustand:

Die Gehäuse haben ein paar kleine Abplatzungen, vor allem an den Kanten, ansonsten äußerlich recht brauchbarer Zustand. Das Versorgungskabel Vor-Endstufe (DIN-Würfelstecker) war nicht mehr vorhanden und wurde von mir neu angefertigt.

innere Werte

Spätere Versionen dieser Geräte kann man getrost als "Klassiker" bezeichnen. Sie werden gebraucht kaum angeboten, weil sie niemand gerne wieder hergibt.

Die hier angebotenen Geräte sind noch seltener zu bekommen, sie sind frühe "Meilensteine" in winzigen Auflagen.

Man kann in dieser Kombination bereits die große Erfahrung von John Farlowe erkennen, der Aufbau erinnert an Instrumenten-Verstärker bzw. professionelle Studiotechnik. Die Exposure-Grundschaltung, die sich wie ein roter Faden durch alle Entwürfe des Entwicklers zieht, ist hier bereits fertig entwickelt und verwirklicht. Noch nicht vorhanden ist dagegen die spätere Liebe zur "doppelt und dreifachen" Spannungsregelung, was dieses Gespann einerseits weniger agressiv, andererseits auch weniger grob-dynamisch macht. Wo die Nachfolger einen mit ihrem ungewöhnlichen Biss und ihrem felsenfesten Stereoabbild und Focus schon manchmal fast erschrecken können, kommt hier alles "nur" locker und souverän kontrolliert. Positiv klangbestimmend sind vor allem die spezialgefertigten Ringkerntrafos und die hochwertigen EVOX-RIFA-Ladekondensatoren. Frei nach dem Motto "ein Verstärker ist ein moduliertes Netzteil" hat Herr Farlowe hier geklotzt und nicht gekleckert. Man hat dadurch auf jeden Fall bereits den typischen Exposure-Charakter vor sich. Wenn man diese Kombination z.B. mit einem Exposure XV Vollverstärker vergleicht, so ähneln sich die beiden in der Tendenz sehr, der Vollverstärker glänzt ein wenig mehr mit feiner Dynamik, die Kombi eher mit ruhiger Kraft. Der Vergleich geht klanglich insgesamt zu Gunsten der III / IV, in Sachen Anschlüsse ist der Vollverstärker allerdings moderner und kann einfach mehr Quellen umschalten.

Änderungen

Die Geräte sind vorsichtig überarbeitet, der offene Lautstärkeregler ist ersetzt durch ein blaues Standard-ALPS-Poti. Die kleinen Bauformen der 30jährigen Elkos in Signalweg und Spannungsversorgung (Vorstufe) wurden durch aktuelle Markenware (Pansonic FC 105°C) ersetzt. Auch die Tantal-Kondensatoren in der Endstufe sind neu. Alle schlecht ausgeführten Änderungen an der Endstufe sind rückgängig gemacht, zum Beispiel wurden die vorgefundenen China-Leistungstransistoren durch ON-Semi-Markenware ersetzt. Die Lautsprecher-Relais wurden ausgebaut, zerlegt, gereinigt und justiert. Die Lötstellen wurden - wo nötig - nachgearbeitet. In der Vorstufe wurde der Eingang des Line-Verstärkers zwecks Rauschminderung etwas niederohmiger ausgelegt.

Gefährlich niedrig dimensioniert hatte John Farlowe die Spannungsfestigkeit der Transistoren in der Spannungsverstärker- und Treiberstufe (80V-Typen bei +/-45V Betriebspannung) in der Endstufe. Dies erhöht das Ausfallrisiko bei Überspannung aus dem Stromnetz. Die entsprechenden Transistoren wurden durch spannungsfestere Typen ähnlichen Charakters ersetzt. Die Einschalt-Verzögerung bekam von mir eine eigens konstruierte kleine Huckepack-Zusatzplatine, die mit Komparatoren eine zusätzliche Gleichspannungsüberwachung durchführt und die Ausgangsrelais im Fehlerfall sofort trennt (vorher erst nach Unterbrechung der Schmelzsicherung). Natürlich läßt sich diese Platine rückstandsfrei entfernen.

Der letzte Eingriff war die Erneuerung der Ladeelkos zur Versorgung des Vorverstärkers im Endstufengehäuse. Seitdem bin ich mit dem Gespann so richtig zufrieden. "Ich dachte, der RG9 spielt..." war ein Besucher-Kommentar, der das inzwischen erreichte Niveau charakterisiert.

Empfehlungen

Es handelt sich bei dieser Endstufe daher vermutlich um das aktuell BETRIEBSSICHERSTE EXEMPLAR aus dieser Serie überhaupt, Sie können ihm bedenkenlos auch teuere Lautsprecher anvertrauen. Alle ausgebauten Teile wurden aufbewahrt, um Sie dem nächsten Besitzer auf Wunsch auszuliefern.

Wenn Sie z.B. mal mit einer Quad 405 oder ähnlichem geliebäugelt haben, dann lassen Sie sich diese Sahnestücke nicht entgehen, sie werden erstaunt sein. Das betagte Gespann von der Insel spielt ihnen ähnlich teure aktuelle Japaner oder gar Chinesen klanglich mühelos an die Wand. Einziger Wermutstropfen: die Farlowe-Entwürfe waren nie besonders rauscharm, was an extrem lauten Hornlautsprechern in den Pausen auffallen kann. Entschädigt werden Sie dafür mit viel Musikalität.

Wie alle älteren Exposure-Entwürfe ist der Ausgang durch einen niederohmigen Drahtwiderstand im Lautsprecherausgang gegen Schwingneigung stabilisiert. Dieser Widerstand (hier 0,22 Ohm) entdämpft die Lautsprecher etwas, so dass es - elektrisch gesehen - unterschiedlich gut angepasste Lautsprecher gibt. Ein gutes Match sind einfach konstruierte Lautsprecher wie z.B. die fast weichenlose EPOS ES14 oder ES22, hier befördert der niedrige, lineare Dämpfungsfaktor von ca. 30 die Lebendigkeit der Wiedergabe, da dadurch der optimale, aperiodische Dämpfungsfall gegeben ist. Antriebsschwache Lautsprecher mit komplexen Filtern mag dieses gradlinige Konzept weniger gern.

Auf die Geräte garantiere ich volle 3 Jahre.

Innenansicht Endstufe Exposure IV              Innenansicht Vorstufe Exposure III 

Zweite Runde - die Relais-Platinen

das Vorfeld und die Wartezeit

Diese Exposure-Kombi hat lange gestanden und ist eingestaubt. Vieles hatte ich an ihr noch verbessert, eine Kunden-Test-Runde hatte sie gedreht und war mit einem Problem zurück gekehrt - alles war dann einigermaßen gut und sicher - und dennoch wollte ich sie niemandem "auf's Auge drücken"...
...und das kam der Reihe nach so:

Die Vorstufe war zunächst revidiert worden und mit neuen Elektrolyt-Kondensatoren versehen. Probleme mit der Spannungsfestigkeit der VAS/Treiber-Transistoren waren behoben.

die steckbare MC-Platine

Das Vorstufen-Netzteil hatte neue Lade-Elkos erhalten und ab da lief die Kombi richtig quick-lebendig.


in der Mitte sind die Lade-Kondensatoren für die Vorstufen-Speisung zu sehen

Die Relais-Platinen hatten einen DC-Schutz als Huckepack-Zusatz erhalten.
Obwohl jetzt alles im Signal-Bereich sicher funktionierte, wenn man einschaltete gab es trotzdem immer Unsicherheit:
Die Endstufe schaltete mal einen oder mal beide Kanäle an, mal nach langer Zeit, mal nach kürzerer - je nachdem wie lange sie vorher aus war, je nachdem welchem Kanal es wann beliebte zu funktionieren.
Oder manchmal (und mit der Zeit immer öfter) auch nicht...

Meine Ergänzung der Original-Relais-Platinen: ein Doppel-Komparator zur Gleichspannungs-Erkennung schaltet im Endstufen-Fehlerfall die Lautsprecher ab.

Der Grund lag in der unausgereiften Ansteuerung und der Auswahl der Lautsprecher-Relais. Auch zu einem Teil an deren Verschleiß-Zustand. Wie John Farlowe jetzt ausgerechnet auf diesen offenen Typ gekommen ist, den man schon allein in diesem Raster nirgendwo neu bekommt, schon gar nicht mit einem geschützten und belastbareren Kontakt (noch besser gleich mit zwei...), entzieht sich meiner Kenntnis.
Mit diesen Relais-Typ gab allerdings auch keinen Ansatzpunkt, wei man das Problem beheben könnte.
Ich hatte zwar irgendwann sogar ein Relais mit ähnlichen Maßen aufgetrieben, doch mit einem Kontaktmaterial, das für Netzspannungs-Anwendung gedacht ist und auch nur für maximal 5A vorgesehen. Das war genau wie das Original und alles andere als gut geeignet. Ein Lautsprecher-Relais muß nicht nur Wechsel-Last schalten können, es sollte auch einen möglichst niedrigen und linearen Kontaktwiderstand besitzen, also Kleinsignal-tauglich sein. Genauso muß es auch in der Lage sein, im Fehlerfall einen hohen Gleichstrom zu trennen, ohne fest zu schweißen oder einen Lichtbogen zu ziehen. Zwei parallel geschaltete Einzelkontakte sind in dieser Anwendung ebenfalls von Vorteil, weil diese nie wirklich gleichzeitig öffen, und es zwei Kontaktpunkte gibt, bei denen der Schalt-Verschleiß sich verteilt. Dadurch ergibt sich stets ein Kontakt für's Grobe, der opfert sich stärker, der andere bleibt besser erhalten und sorgt für dauerhaft niedrige Verzerrung. Das gilt natürlich nur, solange der Stress sich noch in Grenzen hält.

das ursprüngliche Relais war nie besonders gut - und ist inzwischen mit seinem unzuverlässigen, offenen Kontakt überhaupt nicht mehr in den Griff zu bekommen

Mit dem Original-Relais und seinem bauähnlichen Ersatz war jedenfalls kein Blumentopf zu gewinnen. Zwar verzichten spätere Modelle auf diesen Schaltungs-Teil, das Risiko einer Überbrückung wäre insofern überschaubar. Ausbauen wollte ich die Schaltung dennoch nicht, weil sie einfach historisch zum Gerät gehört.
Und so stand und stand die Kombi dann und schlug Wurzeln.
...An sich ein gutes Gerät, wenn es mal komplett an geht. Und immer die gleichen "Mucken":
beim Einschalten zwei deutlich unterschiedliche Wartezeiten, beim Ausschalten irgendwann sehr spät die Unterbrechung. Macht so keinen Spaß, an sich unverkäuflich.

Und als ich dann endlich eine eigene Vollversion der Leiterplatten-Software "EAGLE" hatte, wurde das Gerät zum Versuchsballon. Ein paar Arbeits-Schritte musste ich mir ohnehin wieder angewöhnen, die Bibliotheken durchforsten - für andere Geräte hatte ich schon Zukauf-Relais-Steuerungen verwendet, hier war das alles nicht wirklich passend. neben einer Musical Fidelity Cinch-Buchsen-Platine und sub-Platinen für AVM M1-Monos habe ich dann den Schaltplan für die Huckepack-Platine weiter entwickelt.

Der Schaltplan für die neue Allround-Relais-Steuerung

Was bei der Exposure-Platine störte: keine klaren Zeit-Konstanten, keine exakten Schaltpunkte, schon gar keine Abfrage des DC-Pegels am Verstärker-Ausgang - es wurde einzig etwas verzögert eingeschaltet und bei Ausfall einer Sicherung fiel das Relais ab. Alleine das ist schon keine sichere Not-Abschaltung, die Abschaltung bei Netzspannungs-Ausfall (=Ausschalten) war auch nicht wirklich verzögerungsfrei.
Was klar war: das ganze sollte auf eine Platine mit exakt den Maßen und Anschlüssen des Originals, von einer kleinen Änderung mal abgesehen: zur sicheren Erkennung der Netz-Spannung bzw. deren Verlusts wurde noch eine AC-Leitung vom jeweiligen Gleichrichter-Eingang her vorgesehen.
Es sollten wenig Bauteile werden, sichere Schalt-Zeiten herrschen, eine klarte DC-Erkennung auch. Und so wurde die Schaltung auf einen Vierfach-Komparator erweitert, der alle Funktionen mit einem Standard-IC und wenig Außenbeschaltung bedienen kann. Eine eigene (Parallel-)Stabilisierung ist auf dem Board ebenfalls vorgesehen, damit ist die Schaltung auch recht universell weiter verwendbar.

und das Layout dazu

Das Layout war gar nicht mal so schnell erstellt. Vorgesehen hatte ich jetzt ein Standard-Print-Relais, das man mit Sicherheit auch auf sehr lange Sicht noch ersetzen kann. Wobei es sicher eine weit bessere Prognose hat, als das der alten Platine, denn hier kommt jetzt ein 2x8A Finder-Relais hinein, nicht teuer, aber zuverlässig.

die ersten gefertigten Platinen

Die von MME anhand der Datei gelieferten Platinen erwiesen sich auf Anhieb als funktionstüchtig

  

die bestücketen Platinen in ihren Einbau-Positionen

und wurden anstelle der Huckepack-Lösung eingebaut. Alle Anschlüsse sind, wo sie waren, die Bohrungen und Schraubkontakte passen genau von hinten auf die Buchsen, die weiße Leitung ist neu für die Wechselspannungs-Erkennung.

die komplette Endstufe mit neuen Relais-Platinen in der Übersicht

Die Inbetriebnahme

verlief ohne Überraschung, jedenfalls ohne böse. Denn überraschend war dennoch zweierlei:
die Schalt-Präzision der beiden unabhängigen Platinen ist unerwartet gut. Nach dem Einschalten wartet man ca. 10 Sekunden und dann schalten beide Kanäle exakt gleichzeitig ein. Beim Ausschalten gibt es keinerlei Verzögerung, beide Lautsprecher-Ausgänge werden sofort getrennt. Auch wenn man in der nächsten Sekunde wieder einschaltet, dauert die Verzögerung wieder exakt genaus so lange, wie beim ersten Schalten (auch das im Unterschied zur Original-Platine).
Nicht die geringste Auffälligkeit. Natürlich habe ich die Platinen dann auch mal von der Endstufe abgelötet und den DC-Fehlerfall per Labornetzteil simuliert. Und exakt wie die Schaltung ausgelegt ist, reagiert sie auch, Wechselspannung hat keine Auswirkung, DC-Pegel beider Polaritäten oberhalb der Schaltschwelle trennen sofort die Lautsprecher ab.
Auftrag erfüllt.

im Probe-Betrieb, auf der Endstufe liegt das ausgebaute Material (habe ich dem Käufer des Sammlerstücks zur Aufbewahrung mit gegeben)

Was sich hinter schlechten Relais verstecken kann

Doch was ich so nicht auf dem Schirm hatte ist, wie vorteilhaft sich eine intakte, niederohmige, Aussetzer- und Verzerrungs-freie Verbindung zwischen Verstärker-Ausgang und Lautsprecher-Buchse auswirkt. Ich habe den Verstärker ja schon vorher hervorragend gefunden. Im nun gut kontaktierten Zustand zeigte die Endstufe allerdings plötzlich weit mehr als gewohnt. Ich hatte den Tag nach der Inbetriebnahme eine gut erhaltene Symphonic Line RG7 zum Test da, die haben wir am Vorstufen-Ausgang des "Stage" mit der Exposure-Endstufe verglichen. Man hätte meinen wollen, da hat die Exposure keine Chance...
...weit gefehlt, meine Lautsprecher passen gut zu diesem britischen Konzept, eigentlich auch zu Symphonic Line - doch ich musste überrascht feststellen, dass in bestimmt 7 von 10 Disziplinen die Exposure IV der RG7 mindestens ebenbürtig war. Wo die Symphonic Line etwas mehr Detail-Schnelligkeit und Sauberkeit an den Tag legte, war die Exposure einfach selbstverständlicher im kompletten Stimmbereich und der Rhythmik.
Zu dem Zeitpunkt hatte sich allerdings längst ein finnischer Käufer für das Gerät angemeldet, meinen Freund, der die RG7 dabei hatte, hätte sie sonst am liebsten für sich mit genommen.
Also für den Leser eine Empfehlung: auch GANZ alte Exposure-Endstufen sind hervorragend. Und nach einer Überarbeitung wie dieser auch auf dem Stand der Zeit und vor allem Praxis-tauglich.
Hüten Sie sich allerdings vor "unverbastelten" genauso wie vor "verbastelten" Exposure Alt-Exemplaren aus den 70er Jahren. Richtig gute, sichere Serienqualität hatte Exposure erst Mitte der 80er erreicht. Ohne genaue Prüfung sollte man also so ein historisches Gerät nach meiner hier gemachten Erfahrung nicht in Betrieb nehmen - denn ohne die hier angebrachten Verbesserungen der Betriebssicherheit kann Ihnen so ein Gerät eventuell auch mal einen Lautsprecher kosten.