Vollverstärker

Exposure Electronics X (1989)

zuletzt rück-eingetauscht (2014) für einen Exposure XV
zum Gegenwert von 649,- €

...Seltenheit...

Revision:

  • Erneuerung aller Elektrolyt-Kondensatoren
  • neue Zener-Dioden
  • Abgleich Netzteil
  • Kompensation Masse/Erde-Offset mit weicher Kopplung
  • Einschaltverzögerung mit Plopp-Unterdrückung
  • Abschaltung Strombegrenzung

Eigenschaften:

  • Gehäusedeckel Alu lackiert -  Front- und Rückseite mit gelb aufgedrucktem Schriftzug
  • wahlweise Phono MM oder MC-Platine (auch Sonderanpassungen möglich)
  • 3 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • Stabilisierte Endstufen-Versorgung mit Holden&Fisher-Ringkerntrafo
  • 2x 35W@8Ω
  • Quellwahl-Druckschalter
  • Tape-record Druckschalter

Endlich wieder ein Zehner...

...denn die sind gar nicht mehr so leicht zu bekommen. Und dabei ist mir dieser mehr oder weniger zugefallen. Langsam bekomme ich den Eindruck, so ziemlich mit jeder Handelsbewegung der alten Exposure-Geräte zu tun zu haben oder zumindest von der Mehrheit der Anfragen und Verkäufe zumindest informiert zu sein. Mag ein übertriebener Eindruck sein, Tatsache ist allerdings, dass ich bei den Geräten (ich meine alle Typen aus dem letzten Jahrtausend, die Nach-Farlowe-Generationen sind in meinen Augen relativ uninteressant) noch keine fünfstellige Seriennummer gesehen habe. Vom noch existierenden Bestand wiederum ist mit Sicherheit nur der kleinere Teil auf dem Festland - und davon wiederum steht mit Sicherheit nur ein kleiner Bruchteil gelegentlich zum Verkauf. Die Gemeinde für so was ist zudem klein und eingeschworen - nun, kann schon sein man erfährt einen guten Teil aller Wechsel...

Dieser hier wurde mir allerdings vom Erstbesitzer aus dem Münchner Raum direkt angeboten und wir sind schnell einig geworden.

Sichtung

Der Erhaltungszustand war schon mal sehr gut. Und beim Öffnen gab es ein Wiedersehen, das ich erst mal erläutern muß:

Unter anderem mit diesem Gerät hatte ich mir die ersten richtigen Lautsprecher verdient, meine EPOS ES14. Das kam so:
Der Exposure X macht so ziemlich den heftigsten mir bekannten Einschalt-Plopp. Auf ein verzögertes Einschalten der Lautsprecher hatte John Farlowe ohnehin verzichtet, das war Ende der 80er auf der Insel regelrecht verpönt, außerdem hatte er offensichtlich mit der Zuverlässigkeit von Lautsprecher-Relais schlechte Erfahrungen gemacht, was ich selbst an seiner 1979er Exposure IV -Endstufe leidvoll erfahren hatte.

Die Schaltung weist genügend Quellen für Ausgleichs-Vorgänge auf, bereits in der offensichtlich später geänderten Grundfassung. Aus empirisch ermittelten, klanglichen Gründen hatte der Konstrukteur in der Endfassung dann allerdings auch noch Ein- und Ausgangs-Masse getrennt, die einzige Verkopplung läuft über die Vorstufen-Spannungsregler, der vorherige Verbindungs-Punkt ist im Platinen-Layout noch klar erkennbar, hier wurde nicht neu geroutet, sondern in der Belichtungsvorlage retuschiert. Die Änderung vergrößert sowohl das Rauschen, als auch den Plopp nochmals - doch bis heute muß ich auch zugeben: es klingt besser.

Bei Erwin Walter ("Hifi Treffpunkt Walter") hatte ich einige Geräte zur Analyse in die Finger bekommen, mein Bruder hat um die Zeit einen gekauft. Und ich lernte den damaligen deutschen Vertrieb, "Musix" in Schwetzingen bzw. dessen Verkörperung Colin Hammerton kennen.

So gut der Verstärker auch klang, der Einschalt-Plopp war ihm für den Verkauf in deutschen Landen ein Dorn im Auge. Der Plopp hörte sich heftig an und sah auch so aus, der Basstöner fuhr heftig ein- oder aus. Das war im Grunde aber eher harmlos. Briten kann man so was per "take it or leave it" klar machen, in Deutschland aber ließ sich mit diesem Spruch nur an "very british people" verkaufen, also so gut wie nichts, da kann das Gerät noch so gut seine Aufgabe erfüllen, phantastisch klingen, "Plopp" geht gar nicht. Es hilft auch nichts darauf hin zu weisen, dass das Gerät für optimalen Klang und minimalen Verschleiß sowieso besser an bleiben, zumindest selten geschaltet werden sollte.

Und so kam Colin mit der Aufgabe auf mich zu, ich solle mal probieren, was sich da machen ließe. Die Aufgabe erschien zunächst wie die Quadratur des Kreises:
Eine Zusatz-Schaltung, ohne Ausbau der Platine oder gar Unterbrechung des Lautsprecher-Kreises nachrüstbar, dazu möglichst ohne jeden Einfluß auf den Klangcharakter. Colin selbst wollte die Umrüstung ohne große eigene Elektronik-Kenntnisse machen und dazu möglichst nur den Deckel abnehmen müssen, ankleben, anlöten, fertig...

Doch nach Studium verschiedener Stummschalt-Methoden erschien mir das von Beginn an auch wieder nicht zu schwierig. Pate stand das Verfahren, das Harman-Kardon zum gleichen Zweck anwendet. Wenn man nämlich die erste(n) Stufe(n) eines Transistor-Verstärkers in Standard-Topologie (die lag hier vor, die Schaltung beruht auf freien RCA application notes) stromlos macht, ist die gesamte Schaltung stumm gelegt. Hier ließ sich das sogar recht einfach machen, indem man die Referenz-Spannungen der Stromquellen von Eingangs- und Spannungsverstärker-Stufe per Kurzschluss lahm legte. Mit einem verzögert schaltenden, gekapselten Öffner-Relais, über geschirmtes Kabel je ein Potential-freier Kontakt an die entprechenden Dioden gelegt, reichte zur Versorgung einmal Masse und einmal Wechselstrom aus dem Trafo. Insgesamt waren es nur sechs von oben zugängliche Lötstellen, an denen die simple, vorkonfektionierte Zusatzschaltung verbunden werden musste.

Damals habe ich die Schaltung entworfen, getestet und ca. 20 oder 25 Platinen - selbst geätzt - an Colin geliefert. Dafür bekam ich die Epos - mit ein paar Gehäuse-Transportschäden, doch ansonsten bis heute einwandfrei. Die Erweiterung haben wir dem John Farlowe in Portslade auch vorgestellt - er lehnte zuerst vehement ab, wegen der Zuverlässigkeit - er meinte wohl, es ginge um ein Lautsprecher-Relais. Nach Erklärung der Schaltung war er weniger skeptisch, aber klang immer noch ablehnend. Das war zu Pfingsten 1990, während die Ablösung Xers durch den XVer in vollem Gang war.
2003 habe ich mir dann, ohne vorher je einen XV von innen gesehen zu haben, in England einen ersteigert, ihn im Urlaub in Plymouth selbst abgeholt, in Christchurch das erste Mal unter die Haube geguckt und...
...nahezu 1 zu 1 meine Schaltung wieder entdeckt, mitten in die Platine integriert. Gut, hier werden nicht die Stromquellen geschaltet, sondern der Vorstufen-Ausgang - was ich schlechter finde, weil die Kontakte ja im Signalweg nachlassen können, meine Öffner werden höchstens durch Verschleiß mehr "prellen" und daher lauter. Doch die Steuerung hatte als erste meiner Schaltungen und von mir über ein Jahrzehnt lang unbemerkt den Weg in ein Seriengerät gefunden.

Kompensation

Nun bin ich längst kein Freund mehr von ungehemmten Umbauten, ziehe wo es geht die Originalität kleineren Verbesserungen vor. Meine Schaltung habe ich aus dem Xer im Zuge der Revision also erst mal wieder ausgebaut, ohne den Unterschied noch zu erinnern oder erneut getestet zu haben.

Die eigentliche Überarbeitung habe ich schon an anderer Stelle beschrieben, im Prinzip ist das auch keine große Sache. Verschleiß raus, ausgewählte Neuware rein. Die Strombegrenzung schalte ich Standard-mäßig ab. Nicht nur in diesem Fall habe ich auch die Zener-Dioden des Netzteils erneuert und die Symmetrie der Versorgung neu abgeglichen. Klingt in meinen Ohren hinterher besser als je im Original, einfach aufgrund des richtig angewandten technologischen Fortschritts - die Panasonic Klein-Elkos mögen den augebauten, hochwertigen aber verschlissenen Philips-Typen auf Augenhöhe begegnen, die vier Netzteil-Festelektrolyten setzen aber eins drauf, weil sie wesentlich mehr Ruhe und Kraft in die Versorgung bringen. Eine Poti-Reinigung ist meist auch nötig. Danach mache ich mich bei einem Xer inzwischen regelmäßig daran, die zufällige Offset-Spannung zwischen den Massen zu kompensieren, die aus kleinsten Unsymmetrien der Regler und Verbraucher resultiert. Die schwebende Eingangsmasse kann da leicht mal 2,5V "neben" der Lautsprecher-Masse liegen, wer dann mit einem Cinch-Stecker zwischen Buchse und Gehäuse kommt, erlebt einen ähnlichen Plopp wie beim Einschalten.

Hier suche ich mit einem hochohmigen Trimmer zunächst einen passenden Widerstand zwischen Eingangsmasse und der geregelten Line-Versorgung (plus oder minus) und messe dann den Trimmer aus, um den gemessenen Wert rückseitig auf der Platine als Festwiderstand zu bestücken. Erfahrungsgemäß ist der Kompensationswiderstand größer als ein halbes Megaohm, im Beispiel sogar über 5Megaohm. Erreichen lassen sich wie hier Rest-Abweichungen unter +/- 10mV. Danach koppele ich die Massen hochohmig (10kOhm) und sichere die verbindung noch mit antiparallelen Dioden gegen zu hohe Differenzen beim Einschwingen - wodurch dieses auch deutlich verkürzt wird.
Da an diesen Dioden nach der Kompensation im Normalbetrieb maximal wenige Millivolt anliegen, verhalten sie sich fast wie eine Unterbrechung und stellen bestenfalls eine Kapazität von ein paar Pikofarad dar. Damit bleibt das ursprüngliche Konzept der getrennten Massen erhalten, die Offset-Spannung verschwindet und der Plopp ist bereits minimiert.

mit diesen Maßnahmen wird der Plopp minimiert und der Masse-Offset beseitigt ohne die Massetrennung aufzuheben

 das komplett revidierte Gerät

mit bis auf zwei neue Elkos original belassener MC-Platine

Test und Wieder-Einbau der Verzögerung

Parallel zu diesem Gerät hatte ich einen Kunden Xer zur Revision, der bekannter Weise vorläufig an wenig belastbare, wirkungsgradstarke Lautsprecher kombiniert werden sollte. Und hier (und nur hier) war eine Einschaltverzögerung nun auch technisch wirklich sinnvoll und wünschenswert. Da hinein ist das ausgebaute Verzögerungs-Modul gewandert - hat noch neue Kondensatoren bekommen...
...und mich beim ersten Test regelrecht verblüfft, ich hatte wegen des Kontakt-Prellens und der nicht ganz symmetrischen Endstufen-Schaltung, die immer (allerdings sehr schnell) einseitig startet, einen vernehmbaren "Plick" im Gedächtnis. Nur war der Unterschied derart drastisch, dass ich bei normalem Einschalten im Test oft den leisen "Plick" verpasst habe - die Dämpfung des Einschalt-Geräusches nach dem Energiegehalt würde ich mal in die Gegend von deutlich über 40dB schätzen.

und so habe ich den Entschluss geändert und mein einziges noch von damals aufgehobenes Modul hervor gesucht, ebenfalls "frisch gemacht" und in mein Gerät ebenfalls mit Heißkleber montiert. Auch hier: das Einschalt-Geräusch ist fast weg, auch um Welten leiser als bei einem Exposure XV. Zum Vorführen nun vielleicht doch nicht ganz schlecht, Originalität hin oder her...

mein aufbewahrtes Verzögerungs-Modul im Einsatz

Erst mal behalten

Nachdem diese robusten Sammlerstücke inzwischen derart selten sind, werde ich diesen Xer behalten, bis Ersatz winkt. Gegen einen XVer getestet hat sich der Erstling ja in meiner Bewertung längst gegen seinen Nachfolger durchgesetzt, so was brauche ich, um das Machbare zu demonstrieren.

Wollen Sie mehr wissen, lesen Sie beim letzt-verkauften Exposure X nach.

Für Ihr Gerät:

Revision zum Fixpreis verfügbar