Vollverstärker

EMF Sequel II schwarz

Verkauft Ende 2022 mit 3 Jahren Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen
für 578,-€** (Mitnahmepreis)
**bei Inanspruchnahme Skonto

Revision:

  • Alle Elektrolytkondensatoren und Trimmer erneuert
  • bipolaren Koppelkondensator vor DC-Servo-geregelte Endstufe eingefügt, daher keine Basstöner-Auslenkung mehr bei Betätigung des Lautstärkereglers
  • Bedienelemente zerlegt und gereinigt/versiegelt, Lautstärkeregler neues Exemplar mit gutem Gleichlauf.

Eigenschaften

  • schwarzes Gehäuse - mittlerer Zustand, lackierte, bedruckte Metall-Front
  • Phono MM
  • 4 Line Eingänge
  • davon 1 Tape Schleife mit
  • Tape-Monitor-Schalter
  • Kopfhörerausgang mit geschaltetem zusätzlichen 4mm-Lautsprecher-Buchsenpaar

Front- und Rück-Ansicht

Unerwartete MKII-Version

Meinen ersten Sequel habe ich als ganz großes Kino im Gedächtnis. Den benutzt seit Jahren ein Freund im Münchner Raum und ist immer noch völlig zufrieden. Der erste Sequel hat große Ähnlichkeit mit dem Creek 4140 S2/S3 - wobei die Unterschiede im Detail liegen - DC-Servo und MOSFET-Spannungsverstärker hatte nur der EMF - jedenfalls bei den Exemplaren, an die ich mich erinnere. Doch der Blick in dieses Exemplar offenbarte umgehend: MKII. Alles etwas anders. Und die Schaltung entspricht hier bereits weitgehend dem Creek 4240 - und hier war eine neue Schaltungsvariante von Lindsley Hood am Werk, MOSFETS im Ausgang, auf "super linearity" bereits ohne Über-alles-Gegenkopplung getrimmt.
Nun, so was hatte ich bereits in der späteren Fassung des 5350 gehört, aber mit den schlichten, bipolar lebendig klingenden Geräten der frühen Generationen war das leider nicht mehr zu vergleichen. In Sachen "Kick" nicht und auch nicht im weitgehend zurückhaltenden Klirrspektrum. Die MOSFETs sind vielleicht wirklich in mancherlei Beziehung  besser, im halblauten Betrieb erhält man einen sehr offenen und natürlichen, vor allem von verdeckenden Artefakten verschonten Mittenbereich. Dafür beschleicht mich immer das Charakteristikum fast aller MOSFET-Endstufen in Standard-Topologien: ein glasig-samtener Film von technischem Puderzucker liegt über allem, dafür mangelt es häufig an Agilität. Und das behebt man bei diesen Endtransistoren meist nur, indem man sie weit im ökologisch und wirtschaftlich bedenklichen Class-A-Modus betreibt.

Nun, die frühen Fassungen zeigen das nicht ganz so deutlich, komischer Weise beweist die hier noch nicht so ausgereifte (?) Form dieser Schaltung, dass sie das mit Hilfe ihrer Einfachheit zumindest kompensieren kann. Was dagegen wiederum interessant ist an diesem zweiten Sequel: die Aussteuerbarkeit ist größer, er ist robust und leistet mehr als sein Vorgänger, ohne dass es wegen des kleinen Kühlkörpers gleich kritisch wird. Auf der Platine ist sogar von 2x50W die Rede - egal, zumindest an 8 Ohm gibt es damit keinerlei grundsätzliche Probleme mit der Leistung - das Netzteil ist richtig dick und die Transistoren sind robust.

Warum war er hier

Doch verkauft hatte der Vorbesitzer das Gerät wegen eines Defekts. Die Endstufe eines Kanals war durch - schon. In diesem Fall aber nicht unerklärlich, denn nach einem früheren Ausfall hatte ein weniger genau arbeitender Kollege einen Ersatztyp für die ursprünglichen BUK553 eingebaut, der hier beim besten Willen nicht verwendbar ist - der hatte eine Spannungsfestigkeit von nur 50V, das Netzteil liefert aber 2x35V - 20V mehr als das Datenblatt erlaubt hätte. Das musste schief gehen. Na und warum waren die überhaupt eingebaut worden?
Recht einfach: Man könnte die MOSFETS zwar durch eine begrenzte Gate-Source-Spannung quasi unkaputtbar beschalten - das hat sich Creek aber geschenkt zu implementieren. Entsprechend ist der Sequel nicht Kurzschluss-fest, wie bei jedem bipolaren Transistorverstärker kann der Benutzer das Gerät "himmeln", indem er die Kabelenden auf Lautsprecher-Seite bei eingeschaltetem Gerät zusammen bringt - dann muss er sterben. Also bitte beachten: defekte Endstufe durch Kurzschluss fällt NICHT unter meine umfassende Garantie. Man darf ein Auto auch nicht an den Baum lenken, nein, dann wird die Karosserie NICHT auf Herstellerkosten "gebügelt", nur weil das Lenkrad eine totale Fehlbedienung ja möglich gemacht hat...

Übersicht

Endstufe

Umbau auf gängige Endstransistoren

Hier sieht man die Endstufe im Detail, leider sind BUK533 nicht oder nur schwer erhältlich - infolge dessen haben wir auf die weit verbreiteten IRF640 umgestellt - gut, da ist die Abschnürspannung doppelt so hoch, entsprechend haben wir den Gate-Source-Widerstand ebenfalls verdoppelt. Auch die Gate-Vorwiderstände wurde an die höhere Gate-Kapazität angepasst, um die ursprüngliche Zeitkonstante zu erhalten, nur so rennt man nicht unnötig in Stabilitätsprobleme.

Hat alles auf Anhieb geklappt, Ruhestrom ließ sich einstellen wie im Schaltplan des Creek 4240 vermerkt. Der Ruhestrom verhält sich wie zu erwarten mit der Temperatur fallend, was unbedingte thermische Stabilität erzwingt - durch und durch robust halt.

MM Phono-Board

Dass das Gerät auch Phono an Bord hat, trotzdem die Eingänge alle neutral beschriftet sind, ist ein Schmankerl - das Steck-Board dürfte mit einigen Creek-Modellen kompatibel sein, bisher hab ich mir allerdings nicht die Mühne gemacht, das zu klonen - wir haben ja bereits zu einigen britischen Verstärkern nachgebaute Nachrüst-Boards.

Was wie beim alten Sequel auffiel: man betätigt den Lautstärkeregler etwas schneller und die Bassmembran des angeschlossenen Lautsprechers "atmet tief durch"... das ist eine Konstruktionsschwäche, man ist mit dem Einsparen von Bauteilen im Signalweg zu weit gegangen: am Schleifer des Lautstärkereglers wird der Gleichstrom in keiner Weiese geblockt, so dass die Endstufe die mit dem Drehwinkel wechselnde Quellimpedanz am einen Eingangstransistor stets zu spüren bekommt - sie ist eigentlich nie so gnaz in der DC-Balance, diese wird durch ein Servo-IC nachregelnd erzwungen. Na und wenn man die Quellimpedanz verstellt, dann regelt dieser Servo eben nach - das zeigt sich dann an der Bassmembran. Wir haben den Schleifer einfach mit einem hinreichend großen bipolaren Elko (Nichicon Muse) abgetrennt, der Effekt tritt bei diesem Exemplar nicht mehr auf.

Und klingt wie?

nun mal abgesehen von den nicht zu verleugnenden MOSFETS mit ihrem "etwas anderen" Klirrspektrum durchaus überzeugend für so ein schmales Hemd. Der 5350 war deutlich schlimmer - Plastik-artiger, ein wenig fühlt man sich bei diesem Gerät hier sogar an Röhren-Tugenden erinnert. Ja, wenn schon die Charakteristika der Leistungselemente nicht aufwändig ausgeblendet werden, dann baut man eben wenigstens noch so schlicht wie hier, so fügt die Schaltung mangels Laufzeit und Kreisverstärkung nur wenig disharmonische dynamische Fehler hinzu. Insofern kann man mit dem "kleinen" EMF durchaus vernünftig Musik hören. Mit ordentlichem Wirkungsgrad kombiniert darf es durchaus auch mal das große Orchester sein, ansonsten erfreut er am meisten, wo der Überblick gewahrt bleibt, spielt wie sein Vorgänger die Mitten wunderbar heraus - nur anders betont.