Vollverstärker

Mission Cyrus II Variante 3 - ca. 1989
Koppel-Kondensatoren-Bestückung: Nichicon Muse
- der Ausgeglichene -

ein "Reste-Essen" zum Sonderpreis
Verkauft für 298,- € voll revidiert

Verstärker:

  • Gerät komplett revidiert, technisch TOP
    alle kleinen 85°C Elektrolytkondensatoren gegen Panasonic FM 105°C erneuert, bipolare Roederstein Elkos gegen neue bipolare Nichicon Muse 85°C  Elkos bzw. WIMA MKS2 erneuert,
    Umschalter ausgebaut, zerlegt, gereinigt, versiegelt und wieder eingebaut.
  • Balance-Regler auf einer Achse mit gerastetem Lautstärkeregler Ultraschall-gereinigt und versiegelt (Rastung lässt sich auf Wunsch reversibel entfernen!)
  • Phono MM/MC umschaltbar, Phonoumschalter neu
  • drei Line-Eingänge
  • eine Tape-Schleife mit Tape-Record-Umschalter
  • Gehäuse mit deutlichen Gebrauchsspuren, Macken an den Kanten, keine tiefen Kratzer.

Mein "Reste-Essen":

Für einen Kunden, der ein revidiertes Tausch-Board haben wollte, habe ich meine Ausschlachtgeräte geplündert und dabei erstaunt festgestellt, dass da ein fast vollständiges Gerät übrig war. Da der Cyrus II bei entsprechender Überarbeitung hervorragende Ergebnisse zeigt, habe ich diese Platine gleich mit dem Kundenauftrag zusammen überarbeitet. Das Ergebnis ist in ein paar Kleinigkeiten aus mehreren Geräten zusammen gestellt, die Cinch-Buchsen z.B. wurden von zwei Platinen gesammelt und neu verlötet, teilweise angestückt, sind aber alle wieder zuverlässig. Der eine Umschalter (Tape-Monitor, nach Reinigung innen jetzt blitzsauber) hat eine etwas angeknackste Hartpapier-Basis, funktioniert aber hervorragend und wird auch unter Belastung nicht auseinander fallen - da hatte wohl mal vorher jemand unsachgemäß dran gearbeitet, immerhin aber die wichtigsten Punkte (die Kontaktflächen) in Ruhe gelassen.
Diese Cyrus-Geräte sind gerade in dieser Generation eine dynamische Offenbarung, sogar noch mehr geht zusammen mit einem PSX - da habe ich aber jetzt leider keines für übrig, obwohl es dringend zu empfehlen ist. Das kann man jedoch später jederzeit ergänzen (dazu müssen im Gerät die Sicherungen entfernt werden!).
Ein dicker Minuspunkt: Das Gehäuse ist leider reichlich unansehnlich, der Nextel-Lack abgegriffen, aber ohne tiefe Macken. Somit ist das Gerät jetzt "außen pfui, innen hui", wegen des hässlichen Gehäuses einen Hunderter Abschlag gegenüber meinen sonstigen Cyrus 2, also ein Schnäppchen für den, dem das Äußere unwichtig ist oder für den, der sich den Verstärker selber neu lackieren kann. Normalerweise verkaufe ich in dieser Preislage nur den Cyrus 1.

Jedenfalls hatten die beiden miteinander bearbeiteten Boards jeweils defekte Endstufen (Ursache sind meiner Meinung nach meist die nicht RoHS-konformen Treiber, bei denen vermutlich die Bonding-Drähte aussetzen - auffallend häufig bei den silberblau bedruckten Philips-Exemplaren). Jetzt haben beide Boards neue, Schadstoff-arme Treiber, dieser hier hat dazu gebrauchte Original-PT77-Endtransistoren bekommen (der andere neue BUV48A). Im Zuge der Überarbeitung wurden das Board  "recapped" - also nahezu alle Elkos erneuert - nur die zwei großen Becher nicht. In diesem Modell befindet sich nun ein ganzes Rudel bipolarer Elektrolytkondensatoren von Elna mit jeweils 1uF bzw. 2,2uF, anfangs habe ich da immer die dauerhaften WIMA-Folien eingebaut, die sind mir aber an meinen Lautsprechern in der Tendenz zu schrill - in dieser Schaltung (vor allem im Phono-Zweig) ist alles eher auf Elkos abgestimmt, man müsste für die Erhaltung des Originalcharakters bei einer Folienbestückung noch etliche weitere Änderungen durchführen. Daher habe ich mich inzwischen auf "Muse"-Bipolar-Elkos von Nichicon eingeschossen, meiner Meinung nach der beste Ersatz für die Elnas, die laufen rund, frisch und farbig in dieser Konstruktion. Der Rest der Elko-Positionen ist jetzt mit Panasonic FM-Typen besetzt und gibt dem Ergebnis das nötige Feuer...

Folien-Kondenstoren sind Elkos technisch prinzipiell überlegen, klanglich kommt's drauf an, ob sie zum Konzept passen. Der allerwichtigste Vorteil ist deren Dauer-Stabilität. Hier wurden aber im Signalweg wieder Elkos eingesetzt, weil die der originalen klanglichen Abstimmung besser entsprechen.

Die Nichicon/Panasonic-Bestückung der Platine

Im Phono-Netzteil habe ich ein zeitweises Lieferproblem zur Tugend gemacht: die 470µF Ladeelkos wurden gegen 1000µF Panasonic FM getauscht. Als Gleichrichter wurden ultraschnelle Dioden eingebaut. Da sich nun dabei eigentlich die störenden Ladeströme erhöhen würden, habe ich da eine kleine Bremse eingebaut und anstelle zweier Brücken in der Wechselstrom-Zuleitung zwei 1Ohm-Widerstände eingebaut. Wirkt im Prinzip wie z.B. eine größere Plattenteller-Masse an einem weicheren Riemen.

...im PSX-Betrieb ist das Phono-Netzteil mit der Phonostufe daran das einzige, das der interne Trafo noch zu versorgen hat. Hier sehen Sie die hochwertigen neuen Ladeelkos und die Ultra-Fast-Gleichrichter-Dioden...

Nachdem auch der Umschalter innerlich wieder blitzblank und versiegelt war - und damit weit weniger Widerstand und Verzerrung ins Signal bringt, war ich (trotzdem ich mir von dem Umbauten einiges erwartet hatte) doch von den Socken, wie das Gerät nun aufspielte.

Es ist kein Exposure geworden muss ich vorausschicken (das sind die ANDEREN!!!) - es bleibt ein Cyrus, der weit mehr für das breite Publikum gedacht war... Aber in einigen Belangen ist er jetzt bereits auf GANZ hohem Niveau. Er braucht etwas Zeit warm zu werden, der Ruhestrom ist ab Werk recht niedrig (genau abgeglichen mit neuen Fest-Widerständen). Kalt klingen alle Dinge etwas rauh, ja gedoppelt. Aber wenn er sich stabilisiert hat, ist das weg und DANN kann er vor allem eines:

Dynamik!

...mal wieder so ein Gerät, das wenig über Zimmerlautstärke beim Schlag auf ein Snare den Lidschluss-Reflex auslösen kann. Und dabei klingt er nicht mal irgendwie übersteigert, es ist einfach sehr lebendig, was da raus kommt. MACHT WAHNSINNIG SPASS da drauf Kraan live zu hören - Nam-Nam slappt einem nur so um die Ohren, da will man mittanzen...

Sie können hier sehr schön erkennen, dass der Cyrus absolut massiv aufgebaut ist, daher gibt es keinerlei Kühlungs-Probleme, die Bodenwanne ist mit dem Kühlkörper wortwörtlich "aus einem Guss". Die Sicherungshalter zwischen Trafo, Umschalter und Kühlrippe sind leer, wenn man das Gerät am PSX betreibt. Da kommt der Strom für die Endstufe ausschließlich über den runden, blauen Einbau-Stecker.

die Nichicon Muse BP Fußpunkt- und FM-Stützelkos, davor der PSX-Einbaustecker.

Das PSX

...und wenn Sie ihn gekauft haben:
über die Netzteil Erweiterung zu diesem Gerät sollten Sie noch nachdenken, auch wenn ich im Moment keines dafür da habe...
An einem PSX gibt es - im Gegensatz zum eigentlichen Verstärker - für den generalüberholenden Techniker wenig zu tun. Die großen Elkos haben aufgrund der hohen Qualität, des günstigen Oberfläche-Volumen-Verhältnisses und der sehr geringen Erwärmung am Einbauort eine lange Lebensdauer und sind auch nach vielen Jahren nur schwer mit ebenbürtiger Ware zu ersetzen, schon gar nicht, wenn sie in letzter Zeit benutzt wurden und daher eingespielt sind.
Daher kann man ein PSX auch einfach bei ebay dazu ersteigern, die Sicherungen im Gerät entfernen, anstecken und fertig. (Achtung beim Sicherungs-Ausbau, ich habe unter die Plastik-Abdeckung an den Buchsen locker ein paar Weich-PVC-Tüllen als Abstandhalter gelegt, da sich die Abdeckung zu leicht aus der Rastung drücken ließ - nicht verlieren!)

Die Wirkung eines PSX an einem Cyrus II?
kurz: frappierend (wenn man nicht am Problem vorbei hört)!
Ich würde sagen: hiermit wird der Verstärker noch deutlich attraktiver, es begibt sich alles in die Ruhelage, das Gerät spielt lockerer, schneller, kontrollierter - bei einer grundsätzlich so sauber klingenden Konstruktion genau der richtige Anbau, ein "Muss"..
Ohne PSX ist der Verstärker im Mittelfeld der guten Konkurrenz, seine leichte Tendenz zu analytischer Härte verzeiht ihm mancher nur widerwillig - bis dieser Turbolader ins Spiel kommt. Dann packt das Gerät derart zu, dass man sich an manche Vor-Endstufen-Kombinationen erinnert fühlt. Der Verstärker macht im Gespann einen viel weiteren klanglichen, als preislichen Sprung, so viel ist sicher. Für ein äußerlich genauso hässliches, gebrauchtes, aber intaktes PSX der gleichen Generation sollten Sie zwischen 100 und 150€ einplanen, mehr wäre übertrieben.