Vollverstärker

Creek 4140 S2

Verkauft Dezember 2016 für 433,-€ (2016 zwei Exemplare)
komplett revidiert, 3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

Dieses Gerät hatte ich letztes Jahr im Kundenauftrag revidiert, trotz aller Begeisterung hat ihn der Kunde dann gegen einen Exposure XV ein- bzw. hoch-getauscht. Da das Gerät nahezu identisch mit meinem letzt-verkauften ist, sehen Sie hier auch noch mal eine Kopie der Texte und Bilder - es gilt schlicht das Gleiche, nur dass dieses Gerät nach ca. einem halben Jahr Gebrauch besser eingespielt ist und ein deutlich geringeres Ausfall-Risiko besitzt (alle Ausfälle wegen eventueller Verarbeitungs- oder Material-Fehler hätten sich längst zeigen müssen).

Revision:

Nach Bedarf, mindestens:

  • Alle Elektrolytkondensatoren und Trimmer erneuern
  • Bedienelemente zerlegen und reinigen/versiegeln

Eigenschaften:

  • schwarzes Metall/Holzgehäuse mit schwarz pulverbeschichteter, bedruckter Front.
  • Phono MM/MC, innen umschaltbar
  • 2 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • Balance-Regler
  • Kopfhörerausgang
  • Mute- und Mono-Schalter

Front- und Rück-Ansicht

Der Purist puristischer

Michael Creek war zuerst mit dem CAS4040 bekannt geworden, ein Gerät, dass für 100 Pfund zeigen sollte, was geht. Und es ging was, in diesem Fall vor allen Dingen mit der S2-Version, als man die Lautsprecher-Kopplung mit Elkos als anachronistisch hinter sich ließ und auf die damalige (und im Grunde noch heutige) Standard-Topologie umschwenkte. Was der Zwerg dann leistete, wird einigen noch im Ohr klingen, Kundenäußerungen dazu kamen in der Art: "...ja, einen solchen Creek hatte ich auch. Und der hat eine Wahnsinns-Bühne gezaubert, echte Live-Atmosphäre, dann habe ich ihn verkauft und mir was teureres zugelegt. Seit dem suche ich nach dem, was der konnte, hätte ich behalten sollen..."

Da ist was dran, die bipolaren Creeks waren echte Künstler, der 4040 S2 und S3 sind gesucht. Gut, seit den ersten weiß bedruckten Exemplaren gab es immer wieder Änderungen, wie bei Musical-Fidelity-Geräten weiß man oft nicht genau, welche Variante man gebraucht angeboten bekommt. Es wurde mit dem Gegenkopplungs-Faktor experimentiert und manche Detail-Änderung durchgeführt. Doch im Grunde sind die älteren Creeks und EMFs alle hörenswert, das hat sich mit der Verwendung von MOSFET-Endstufen in jüngeren Modellen dann schlagartig geändert, keine Ahnung, was seit  dem den Herrn Creek reitet.

Was bei "den Guten" in den 90ern allerdings einigen Liebhabern aufgestoßen ist, war die Klang-Regelung. Mich persönlich stört das in diesem Rahmen weniger - doch "was Genaues" ist die natürlich nicht, insbesondere, wenn man sie nicht abschalten kann, muss man entsprechende Kanal-Ungleichheiten, Laufzeit- und Phasen-Veränderungen sowie generell die Nachteile einer weiteren Signal-Stufe in Kauf nehmen - obwohl Leute wie ich ohnehin Bass- und Höhen-Regler auf Null drehen.

Und genau für diese puritischsten aller Puristen hat man mit dem 4140 die Klangregelung weg gelassen.

Nicht nur Kürzungen

Die gigantischen Einsparungen an Knöpfen und Bauteilen sind tatsächlich umgehend re-investiert worden. Zum einen sieht mir der Trafo dicker aus, die Lade-Elkos sind auf jeden Fall gegenüber dem 4040 S2 auch vom Nennwert her vergrößert. Zum anderen wurde der Phono-Eingang universell, man hat eine zusätzliche MC-Vor-Vorstufe spendiert, was man dem Gerät allerdings von außen nicht ansieht. Wer zwischen MM und MC umschalten will, muss dazu den Deckel abnehmen (die zwei seitlichen Abdeck-Stopfen abnehmen, die Holz-Schrauben heraus drehen, den Deckel nach vorne hoch kippen und rückwärts abziehen). Der Schalter sitzt bei den Cinch-Buchsen. Vorsicht beim wieder-Anschrauben des Deckels, die Schrauben nicht zu fest ziehen, sonst bricht der Pressspan-Deckel aus...

Die bisherigen Änderungen sehen bereits sehr nach Zugeständnissen an den Festlands- (speziell den deutschen) Markt aus, ganz bestimmt dem Land von Grundig und Dual geschuldet ist jedoch die Schutzschaltung mit dem Plopp-unterdrückenden Lautsprecher-Relais. Im normalen Betrieb hat so was im Grunde ja nicht den geringsten Vorteil - aber es suggeriert Perfektion und Sicherheit. Mit einer Klangregelung weniger im Signal-Weg kann man einen Relais-Kontakt mehr immerhin gut tolerieren.

Was ist gemacht?

...das "Übliche", die Schalter waren alle geöffnet und sind - wie auch die Regler - per Ultraschall gereinigt, alle kleinen Elkos und das Lautsprecher-Relais sind neu. Was ohne (Mindest-Mengen-gebundenen) USA-Import überhaupt nicht beschaffbar war und was ich auch wegen mangelnder Dringlichkeit dann unterlassen habe, war der Ersatz der Netzteil-Becher-Elkos, die geringe Gehäuse-Höhe lässt bei gleicher Spannungsfestigkeit und Kapazität erstens nur 85°C-Typen zu - und da auch nur eine minimale Auswahl. Die vorhandenen Becher sind immerhin erste Wahl und noch Kern-gut. Also bleiben sie.

Und was macht er so?

...Macht ist ein gutes Stichwort...

Der optische Eindruck verstärkt sich nämlich beim Anhören: ein mächtigerer 4040 S2, der Charakter ist ganz auf Linie geblieben (wie das gesamte Konzept mechanisch und Schaltungs-technisch nur wenig vom 4040 abweicht), er ist die schlichte "Nummer größer", nicht mehr und nicht weniger. Trotz der lächerlich anmutenden Kühlrippe kann man ähnliche Leistung entnehmen, wie aus einem Onix OA21 oder einem Exposure XV, er ist vielleicht ein bisschen ungenauer als die beiden Letztgenannten, etwas "rotziger", aber eine "Bühne" baut er auf, sogar eine sehr realistisch wirkende, er nimmt einen mit...

Und man kann ihn LANGE hören, nervtötende dynamische Artefakte oder glasiger MOSFET-Klirr springen einen eben nicht an, ein gut gemachter Budget-Brite, der den Fuß zum wippen bringt.

Update November 2015

Im Oktober hatten wir ein Kundengerät gleichen Typs da und da bin ich noch mal auf Teile-Suche gegangen, um einen Ersatz für die sehr flachen 10.000µF-Elkos des Endstufen-Netzteils zu finden. Der Original-Wert fand sich bei keinem meiner Zulieferer mit den geforderten Werten und Maßen, insbesondere die Wünsche "Höhe", "Maximal-Temperatur 105°C", "Nennspannung 35V" ließen sich wieder mal nirgends auftreiben. Etwas verändert förderte die Suche aber einen Panasonic 12.000µF-Elko zu Tage, der alle Forderungen erfüllte.

Bei dem Kundengerät habe ich neben dieser neuen Netzteil-Bestückung auch den Line-Operationsverstärker vom Schüttgut-Typ TL072 auf den hochwertigen Burr-Brown OPA2134 umgestellt, den ich standardmäßig für meine Musical-Fidelity-Vorstufen verwende.

Das Ergebnis hat mir am Kundengerät ausnehmend gut gefallen - und so wurde noch ein Satz solcher Elkos angeschafft und das Eigen-Gerät im November auf den gleichen Stand gebracht, der Preis musste nur geringfügig angepasst werden. Sind Kleinigkeiten eigentlich - aber der Kleine verblüfft jetzt mit einer gesteigerten Kontrolle und Präzision, die man so einer Holzschachtel schon vorher nicht zugetraut hat.
Der Kleine hat Größe gewonnen.