General-Überholung Musical Fidelity

David II - Revision

Die eigentliche letzte Variante des A1

Wer die originale 80er-Jahre Entwicklungslinie des A1 bei Musical Fidelity verfolgt, stellt fest, dass nicht etwa die "final edition" die letzte und reifste Ausbaustufe darstellt und dass es damit schon gar nicht beim A2 weiter geht - nein, der David 2 beendet in Wirklichkeit als letzte und meiner Meinung nach auch beste Fassung die Entwicklungs-Linie - wobei vor allem die Verarbeitung gleichmäßiger und zuverlässiger geworden war.

Der David II hat ein paar grundlegende Änderungen, zum ersten Mal wird überhaupt das A1/A1-X-Board in seiner Organisation spürbar geändert, die Vorstufe ändert die Position, dickere Kabel, vorherige Anbauten (wie die großen Folien-Kondensatoren im Netzteil) sind fest integriert. Kanal-getrennte Sieb-Kondensatoren und viele weitere Details gehen über den A1-X/David der ersten Generation hinaus - zur gleichen Zeit wurde vermutlich auch der A100(-X) durch den A200/Avalon beerbt und beim B1/Caruso die zweite Variante ins Leben gerufen.

Die rot markierten Teile werden größtenteils bei jeder Revision bearbeitet oder getauscht, einige andere nach Bedarf erneuert.

Zu überarbeiten ist der David II etwas anders, vor allem im Bereich der Line-Vorstufe sind die Änderungen beträchtlich.

Dennoch ist der Arbeitsaufwand aufgrund der gleichmäßigeren Qualität und z.B. dem weitgehenden Verzicht auf empfindliche Styroflex-Kondensatoren eher gleich geblieben oder sogar kleiner als bei den Vorgängern, dafür gibt es im Netzteil etwas mehr Material-Aufwand, was den Revisions-Preis leicht über dem der älteren kleinen Modelle landen lässt.

Von außen sieht man einem "David" übrigens nicht an, ob es sich um die erste oder zweite Variante handelt, auch anhand der Seriennummer weiß ich die Typen nicht sicher zu unterscheiden (wer mir dazu definitives mitteilen kann: kurze Mail...).
Nach Abnehmen des Deckels ist der Unterschied aber klar ersichtlich.

Typischer Revisions-Verlauf - ein David II in Bildern

Nach zerlegen des Gehäuses wird die Platine bis ins letzte Detail frei gelegt.

Ausgebaute Platine im Urzustand - ohne Blitz fotografiert, etwas Kontrast-arm

Das teil-bestückte Board noch mit der originalen Line-Vorstufe

Die Vorstufe im Detail - links vom IC: Stummschalt-Transistoren

Die Vorstufe ist von der Topographie immer noch identisch mit der des Ur-A1. Die komplette Zusatz-Bestückung besteht aus ( beim Einschalten auch etwas verzögernden) Gyratoren zur Spannungs-Filterung/Entkopplung und aus der Stummschaltung: der IC-Ausgang wird hier beim Einschalten zunächst kurzgeschlossen, die Transistoren hängen unsymmetrisch und dauerhaft über Widerstände am IC-Ausgang. Für Puristen keine schone Lösung, kloppt weniger, klingt dafür aber auch minimal schlechter. So was weist eindeutig auf deutsches Ziel-Publikum beim David hin - die Briten bekamen ihren A1(-X), auf den Kontinent wurden richtige Namen geliefert - und der Pingeligkeit der nicht-britischen Kunden und Fach-Zeitschriften in Sachen Schalt-Nebengeräusche Rechnung getragen.

Mit meiner Ersatz-Vorstufe mache ich das allerdings nicht mit, die Stummschaltung ist unnötig, schwer in das vernünftigere Konzept der Ersatz-Vorstufe zu integrieren und wird mit den anderen Vorstufen-Komponenten einfach vom Board entfernt.

 

So sieht der ursprüngliche Vorstufen-Bereich nach der Revision aus.
Von oben und..

...(links) von unten.

 

 

 

Und hier die Phono-Sektion mit Buchsen und gereinigtem Umschalter: bei diesem Exemplar wurden neue Buchsen bestückt, der MM/MC-Druckschalter und die Elkos werden sowieso immer ausgetauscht.

Links der mit neuen WIMA FKPs ausgestattete Entzerrer-Teil der Phono-Vorstufe - die hier vorher verwendeten tropfenförmigen, radialen Styroflex-Kondensatoren neigen zu Feinschlüssen

Im Netzteil bleibt nur der Folien-Kondansator unverändert erhalten. Auch wenn seine Aufkleber-Hülle mit der Beschriftung inzwischen etwas unansehnlich ist, ist der Inhalt dauerhaft brauchbar. Im Bild erkennbar sind die neuen, schnellen Dioden mit dem zusätzlichen Entstör-Kondensator am Eingang (ein dort ebenfalls oft vorhandener VDR bleibt parallel geschaltet) und die Kanal-getrennte Entkopplung mit zwei Widerständen und zwei Sieb-Elkos pro Halbwellen-Versorgung.

Blick auf die fertig montierte Vorstufe, über der einen Endstufe - im Vordergrund die neue Versorgung

Das fertig montierte Gerät nach dem End-Test. Die Wärmeleitpaste ist bereits aufgetragen.

End-Abnahme

Beim Endtest müssen Ruhestrom und Offset stimmen
- und natürlich jegliches Signal sauber von jedem Eingang zum Ausgang gelangen.
Dies ist übrigens auch das erste Mal im Verlauf, dass ich das Gerät in Betrieb nehme - zwar werden bei der Montage einige Bauteile und Gruppen geprüft, doch ein verschlissenes oder gar defektes Gerät werde ich mich hüten vor der Überarbeitung unter Strom zu setzen oder gar an wertvollen Lautsprechern anzuschließen - das kann einen möglichen Schaden nur unnötig vergrößern ohne für die Revision neue Erkenntnisse zu bringen.
Wenn beim Endtest auf dem Arbeitsplatz ausnahmsweise noch Probleme zeigen, muss man halt noch mal eine Runde zurück, z.B. bei zu unterschiedlichem Ruhestrom und/oder zu hohem Offset einen Satz gepaarte, neue Eingangs-Transistoren  in die Endstufen einbauen.
Und erst wenn alles stimmt, wird der Deckel wieder befestigt. Es folgt der Probelauf an meinem Lautsprechern. Wenn dann nach dem Heiß-Spielen immer noch alles in Ordnung ist und bleibt, erfolgt die obligatorische VDE-Messung und schließlich die Verpackung für den (Rück-)Versand.