Mono - Endstufen

Symphonic Line RG4 Mono-Blöcke

Preis 4790,-€
komplett revidiert, 3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

  • richtig erwachsene, schnelle, zupackende, saubere Mono-Endstufen mit geringer Signalverteilung und superschnellen Ringemitter-Transistoren
  • Ladeelkos/Siebung 6x 13.000uF Custom Elkos pro Block

Was lange währt...

Dieses Paar 80er-Jahre-Monos von Symphonic Line  stand seit Jahr und Tag und wartete im Kundenauftrag auf eine Lösung. Die erste Sichtung ergab für mich: die Platinen lasse ich nicht drinnen, ist mir ein zu früher Stand, noch zu gebastelt, zu anfällig - und verschlissen obendrein.

Jemand hatte das mittlere Paar Elektrolyt-Kondensatoren heraus geschraubt, da hatte ich als Ersatz noch ein gebrauchtes Quartett übrig.

Die originale Schutzschaltung - technisch unzureichend, unansehnlich

krumm und schief, hängender Kühlkörper, zwar Induktions-arme, doch frei schwingende, teils unisolierte Metallband-Widerstände (eher was für Messgeräte). Die weinroten Rödersteine sind perfekt, solange sie keine Risse aufweisen, danach geht's ganz schnell den Bach runter. Und die Panasonic-ECH-Elkos laufen gerne aus, das ist hier noch nicht der Fall.

Frühes SL-Routing: ätzt man nur schmale Unterbrechungen in die Fläche, spart man jede Menge Ätz-Flüssigkeit. Ein typischen Kleinserien-Verfahren der Vor-CAD-Zeit.
...und Anfang Juni 2016 kam von einem professionellen Leser der plausible Hinweis, dass hier nicht geätzt, sondern (wie auch zuvor bei  Vernissage) gefräst worden sei. Stimmt, sieht bei genauem Hinsehen eher etwas vertieft aus, könnte man zwar theoretisch auch chemisch machen, doch hier wurde definitiv mechanisch abgetragen. Hatte übrigens auch schon eine ganz frühe RG3-Platine nach diesem Herstellungs-Verfahren herum liegen...

die eigentlichen End-Transistoren sind originale Toshiba-Ring-Emitter-Typen. Bis heute vom Feinsten, einer meiner Favoriten, leider obsolet ohne 100% passenden Ersatz. Diese End-Transistoren wurden an der neuen Platine wiederverwendet.

Nun kann ich auch nicht verhehlen, dass ich die beginnenden 90er Jahre für Rolf Gemein's kreativste Zeit halte und damit die MK3-Version seiner Endstufen eigentlich für die kaum mehr zu überbietende Erreichung eines soliden und wohlklingenden Entwicklungs-Standes. Spätere Varianten sind nicht wirklich immer in allen Punkten besser geworden.

Er sieht das übrigens anders, wie er auf der HighEnd 2016 geäußert hat.

Das in meinen Augen Sinnvolle für das Pärchen hatte ich recht schnell fest gelegt: ich würde versuchen, irgendwie MK3-Platinen aufzutreiben, diese in einen möglichst guten Zustand versetzen und die Geräte damit auf eine solide Basis zu stellen - die RG4 MK3 hat für mich nach wie vor "Welt-Nievau"...

Nun hat sich über zig Monate nicht eine einzige Gelegenheit ergeben, ein Paar solche Platinen - neu oder gebraucht - für die Revision aufzutreiben. Und den Meister selber anzurufen, da besteht nach einem Ereignis um 1990 herum eine gewisse Scheu: ich hatte damals jede Menge Cinch-Kabel für Symphonic Line konfektioniert und war auch sonst ein wenig in die Verstärker-Thematik eingestiegen - hatte aber eine andere Haupt-Beschäftigung. Da hat mir der Herr Gemein ohne Ankündigung ein Paket mit einer oder mehreren Reparaturen geschickt, ich bin mir völlig überfallen vorgekommen und mangels Absprache auch irgendwie zum Handlanger degradiert. Ich habe das postwendend zurück gehen lassen und an der Stelle ist der Faden dann etwas abgerissen, keine Ahnung, ob er sich da dran noch erinnert...

Jedenfalls habe ich parallel jede Mengen Ersatz-Platinen und Eigenentwürfe für verschiedenste Verstärker auf dem Rechner, irgendwann bei einer RG1-MK3-Revision im Kundenauftrag habe ich mir dann gedacht: ist ohnehin eine schöne Entwicklungs-Basis, mach dir das Platinen-Ersatzteil einfach selber.

Also habe ich meinen ohnehin schon vor etlichen Jahren abgeschriebenen Schaltplan auf den neuesten Stand gebracht (es handelte sich um eine MK3 mit bereits jeder Menge Detail-Änderungen - und sie klang phantastisch gut), für alle wesentlichen Positionen die Maße ermittelt und das Layout nach Original und Fotos 1 zu 1 nach geroutet.
Sie brauchen mich nicht fragen, ob ich das Ergebnis heraus gebe, selbstverständlich nicht - ist ein reines Ersatzteil, das ausschließlich für meine eigene Überarbeitung existierender Symphonic-Line-Geräte gedacht ist. Ich gehe zwar davon aus, das für die MK3-Version nie ein Patent existieren konnte (alles mit Wasser gekocht...) und jeglicher Musterschutz längst abgelaufen sein muss, aber diese fast originale Platine ist trotzdem definitiv nicht für den Verkauf.
Spätere Weiter-Entwicklungen auf dieser Basis wären da ein anderes Thema.

Alle vorgefundenen nachträglichen Änderungen sind in meinem Layout natürlich gleich integriert, außerdem habe ich mir erlaubt, die im Original etwas gefährliche Ruhestrom-Einstellung durch eine ausfallsichere und sehr fein justierbare Variante zu ersetzen. Im Original würde nämlich ein Aussetzen des (Spindel-)Trimmers die Endstufe "hochgehen" lassen, bei meiner Fassung wird sie beim gleichen Schaden nur ein bisschen weniger warm.

Übler als die eigentlichen Endstufen-Platine war die rudimentäre Schutzschaltung der Monos, auch für die hatte ich zwar die MK3-Version abgeschrieben, doch die zu kopieren hat eigentlich für nachhaltige Überarbeitungen wenig Sinn, da sie auf ein spezielles Schutzschaltungs-IC setzt, das nach Beschaffungs-Problemen förmlich schreit. Da ich schon eine hervorragende Schaltung für die Exposure IV entwickelt hatte, die wirklich auch alle Anforderungen für jede Endstufe erfüllt, musste eigentlich nur das Layout an die Symphonic-Line-Bemaßung angepasst werden. Haupt-Bestandteil dieser Ergänzung ist ein gängiger, dauerhaft beschaffbarer Vierfach-Komparator, alle Spezial-Teile wurden gestrichen. Die Endstufe schaltet damit immer exakt 15s nach dem Einschalten den Lautsprecher zu, egal wie lange sie vorher aus war - und zwar mit einem satten "Klick", ein schnelles Anziehen/Abfallen des Relais schont die paarweisen Kontakte. Die Netz-Wechselspannung wird mit überwacht und dadurch beim Ausschalten alles sofort auf "Aus" gesetzt. Zwei Komparatoren überwachen jederzeit den Ausgang auf Plus/Minus-Gleichspannung und schalten im DC-Defekt-Fall das Lautsprecher-Relais ab oder gar nicht erst an.

EAGLE screenshots - oben die Schutzschaltung
unten die Endstufe

Gefertigt wurden die Platinen dann mit Lötstopp-Lack, aber ohne Aufdruck - und mit 105µm Kupfer-Auflage (also dreifache Standard-Dicke).

Nachdem die Anschluss-Löcher dafür versehentlich zu dünn ausgefallen waren, laufen die Plus/Minus-Kabel direkt von den nachgerüsteten Sicherungshaltern zu den Stützkondensator-Anschlüssen auf der Platinen-Rückseite. Das ist ohnehin der bessere Einspeise-Punkt.

Die Bestückung und der Einbau hat mich bei diesen Prototypen - auch wenn man es den Geräten nicht ansieht - eine knappe Woche gekostet - allerdings mit vielen längeren Unterbrechungen. Man muß halt doch jedes Detail erst mal neu klären. Bis auf drei Stellen mit ungünstig gewählten Rastermaßen und die Verwechselung der Via-Duchmesser für die Betriebsspannungs-Anschlüsse mit den daneben liegenden Masse-Vias erwies sich die Platine auf Anhieb als Volltreffer, fehlerfreie und messtechnisch perfekte Funktion ab der ersten Inbetriebnahme.

Das gleiche gilt auch für die Schutzschaltung, deren Schaltplan ja durchaus schon erprobt, deren Layout aber völlig neu war:
Einschalten - geht.

Das Erdungs-Konzept musste noch aktualisiert werden (neue Erdungs-Schraube, weiche Erdung der Schaltungs-Masse über 150nF Folien-Kondensator), der Ersatz der je zwei fehlenden Becher-Elkos, die Verschraubung der Schutzschaltung - alles aufwändig ohne Erfahrung. Und selbst das Verbindungskabel der Schutzschaltung selbst zu konfektionieren hätte einen leicht in die Verzweiflung treiben können - die gewählten Stecker waren einfach ausschließlich für die Verarbeitung durch Automaten gedacht...

Hat alles trotzdem geklappt und klingt wirklich wie eine neue RG4 MK3 - vielleicht nicht exakt so wie eine aus Duisburg, aber nahe dran. Dabei um Welten besser als die verschlissene Erst-Fassung und vom Niveau bestimmt nicht allzu weit entfernt von neuen RG4.

Und so höre ich mich gerade mal wieder neu durch meine Sammlung. Ein wenig muss ich mich erst mal wieder an die schiere Macht dieser Verstärker gewöhnen, da gibt es keine Anstrengung, die schütteln sich alles aus dem Ärmel, stellen das Geschehen fest auf den Boden. Unglaublich erscheint jetzt zum Beispiel auch, dass meine Bluesline "Groove" nur ca. 20cm-Bässe haben, es ist "unten" einfach alles offen, das kann die interne Endstufe meines Bluesline Stage-Verstärkers (der hier momentan die Vorstufe spielt) so nicht.