Vollverstärker

Musical Fidelity Caruso

Preis 578,-€
komplett revidiert, 3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

Revision:

  • Erneuerung aller Elektrolytkondenstoren und verdächtiger Styroflex-Kondensatoren,
  • Erneuerung zu klein ausgelegter Widerstände
  • Nacharbeiten der Lötstellen
  • Reinigung/Versiegelung Bedienelemente
  • Neue Trimmer, Abgleich

Eigenschaften:

  • Gehäuse: pulverbeschichtete, bedruckte Front
  • Phono MM/MC umschaltbar
  • 3 Line Eingänge
  • 2 Tape Schleifen
  • Kopfhörerausgang

Front- und Rück-Ansicht

Blick von oben in das angebotene Gerät

Ab hier sind die Abbildungen und der Text von anderen Artikeln zum gleichen Gerät übernommen, also ganz oder teilweise "recycelt".

B1/Caruso - Revision

B1 zweite Generation - immer noch völlig anders

Unter dem Caruso-Aufkleber steht vermutlich noch B1... Board Revision 2 kann man lesen, die 2er-Varianten hatten stets Kanal-getrennte Sieb-Elkos, typisch für die späteren Varianten auch die Werks-nachgerüsteten Folien-Kondensatoren in der Phono-Versorgung.

Gegenüber dem ersten B1-Entwurf ist man hier von der Quasi-Komplementär-Endstufe zu Gunsten völliger Symmetrie abgekommen. Das Netzteil ist jetzt nicht mehr zweistufig, sondern wird parallel und entkoppelt beladen, das heißt: es gibt zwar keine für beide Kanäle gemeinsamen Lade-Kondensatoren, doch die großen Elkos werden über Widerstände getrennt vom Gleichrichter her versorgt - wegen dieses Vorwiderstands erlaube ich mir hier auch die nicht ganz korrekte Bezeichnung "Sieb"-Kondensator.

das Endstufen-Netzteil mit den neuen 105°C-Panasonic-Elkos

Damit leidet zwar etwas die schnelle Nachlade-Fähigkeit, doch bremst das auch die (mit 100Hz-Oberwellen verseuchenden) Ladestrom-Spitzen und erhöht die Kanal-Unabhängigkeit bei Belastung insbesondere in den höheren Band-Bereichen. Dass die Musical-Fidelity-Entwürfe nicht auf dicke, starre Netzteile, sondern einzig auf ihre ausgefeilte Über-Alles-Gegenkopplung ohne jegliches lokales Strom-"feedback" im Lautsprecher-Kreis setzen, um dynamische Fragen zu lösen, hat man ja bereits allen Vorgängern an-gesehen und -gehört. Dieses Konzept, völlig konträr zu anderen Mitbewerbern, ist in den MK-II-(B-)Varianten natürlich durch gehalten, ja in der jetzt völlig komplementären Endstufe ohne jegliche Emitter-Widerstände sogar noch verbessert worden. Das Fehlen dieser Widerstände legt übrigens auch nahe, die End-Transistoren gepaart einzubauen: Die jeweils von einem Treiber angesteuerten Paare sollten annähernd gleiche Verstärkung aufweisen um zu große Strom- und Wärme-Abweichungen zwischen dem jeweils vorderen und hinteren Transistor zu vermeiden. 

Die Schaltung verbessert, doch überlastete Widerstände an zu kleinen Lötpunkten eingebaut - dieser B1 MK-II ist halb revidiert, die Elkos sind bereits neu, neue Widerstände für die gebräunten Exemplare und Spindel-Trimmer zur Einstellung kommen noch dazu. Im Vordergrund sieht man die Eingangs-Transistoren, die bei diesem Konzept neben dem Offset auch den Ruhestrom in der Balance halten sollen. Die HF-Kompensation ist völlig anders als bei der ersten Variante, insgesamt haben die MK-II-Geräte dadurch messtechnisch auch eine höhere Bandbreite.

Die prinzipielle Stabilitäts-Frage für Hochfrequenz ist bei den MK-II-Versionen gelöst, die Stabilität und Einstell-Schwierigkeit des Ruhestroms war ja im Grunde nie ein wirkliches Problem, da blieb Schaltungs-technisch alles wie gehabt. Die Ruhestrom/Offset-Einsteller sind ab Werk von hoher Qualität und auf der Haupt-Platine montiert. Es war wohl mal ursprünglich vorgesehen, absolut ohne Trimmer auszukommen, nur wird da die Exemplar-Streuung und Temperatur-Drift der Eingangs-Transistoren ein Strich durch die Rechnung gemacht haben. Seit dem lebte man offensichtlich lange Zeit mit dem ursprünglichen Layout und kleinen Regel-Hilfs-Platinen.

Wie immer bei Musical Fidelity hat man sich aber nicht mit einem Problem-losen Gerät zufrieden gegeben und sich neue Pferdefüße geschaffen. Hier ist es nun das Platinen-Material, an dem das Kupfer ohnehin schon schlecht haftet - in Verbindung mit oft viel zu kleinen Löt-Pads unter zu klein dimensionierten Widerständen. Da hat man zwar die Beine unten umgebogen, damit das besser hält - doch ist der Schaden an so einer Stelle dann erst mal fort geschritten, wird es damit noch schwieriger, das Bauteil zu wechseln, ohne das Kupfer der Leiterbahnen vom Träger-Material ab zu ziehen.

in der Vergrößerung zu sehen: blaue Spindeltrimmer und MOX-Widerstände - dieses Caruso-Board (B1 MK-II) hat auch einen kompletten Satz neue komplementäre Endtransistoren erhalten - MJ15015/MJ15016. Neben dem Lautstärkeregler wurde am IC die Verstärkung verringert - mit je einem Parallel-Widerstand in der Gegenkopplung - das lässt sich nach Bedarf schnell wieder entfernen.

Interessant ist, dass es beim B1 wie beim Caruso verschieden hohe Verstärkungs-Faktoren des Line-Vorverstärker ICs am Lautstärke-Regler gibt, die einen Exemplare holen hier nach dem Regler heftige 27dB (23-fach) auf, andere zeigen hier weit weniger - wenn ich das bei einem ab Werk leiser bestückten Caruso richtig im Gedächtnis habe, war hier 13-fache Verstärkung vorgesehen (also 6dB weniger). Da man mit einem normalen CD-Spieler an Lautsprecher mittleren Wirkungsgrads gerade mal auf 9:00 aufdrehen kann, wenn man die Zimmerlautstärke nicht weit überschreiten will, ist eine Verringerung bei den lauten Exemplaren sinnvoll - ggf. unter Ergänzung eines Kompensations-Kondensators gegen Überschwingen.

(fast) fertig montiert

Mit einem Caruso oder B1 MK2 (unter den A-Geräten mit einem David2 oder Avalon) hat der Kunde von Musical Fidelity also ein komplett überarbeitetes Konzept mit jeder Menge Fehler-Beseitigungen und Updates gegenüber den jeweiligen Debut-Varianten erhalten. Der Typen-Charakter wurde dennoch weitgehend beibehalten.
Beim B1 und Caruso unterscheidet sich der Aufbau zusammen fassend in folgenden Punkten:

  • unbedingt Schwingungs-stabile Ausgangs-Stufen
  • Endstufen-Schaltung jetzt symmetrisch und komplett komplementär
  • Kanal-entkoppeltes Haupt-Netzteil
  • etwas veränderte Schalter-Anordnung
  • überarbeitete Phono-Stufen
  • Standard-mäßig bestückte große Folien-Kondensatoren in verschiedenen Versorgungs-Bereichen
  • Einstell-Regler sitzen nicht mehr auf Hilfs-Platinen.

Viele weitere Details sind von Änderungen betroffen.

Und so macht auch ein MK2 in der Regel weniger Mühe bei Reparatur und Revision. Völlig fehlerfrei und überall richtig dimensioniert waren allerdings auch diese Geräte nicht, man sieht es an braun werdenden Widerständen im Ansteuer-Bereich der Endstufen, deren Lötstellen sich auch gerne mal lockern. Die Umschalter wurden billiger, allerdings dann auch zweireihig/doppelt belegt.
Alles in allem jedenfalls ein eher unproblematische zweite Generation.

Klanglich sind die MK2-Geräte gleichmäßiger und unauffälliger als Ihre Vorgänger, also deutlich universeller, jedoch auch mit deutlich vermindertem Charme - fragt sich was man haben will. Bei der zweiten Generation bekommt man jedenfalls mehr Vielseitigkeit in Bezug z.B. auf die Kombination mit unterschiedlichen Lautsprechern. Und auch deutlich geringere Ausfallquoten - zumindest bei nicht oder nicht gekonnt revidierten Geräten.

Weiterentwicklung des Abgleichs

seit ich mich mit B1- und Caruso-Verstärkern befasse, ist mir handwerklich die Einstellung und Drift es Ruhestroms mehr oder weniger ein Dorn im Auge. Das ging inzwischen so weit, dass ich mir zu einer Automatik Gedanken gemacht und das nach ersten Entwürfen auch gleich wieder verworfen habe. Denn automatisch funktionieren würde eine Ruhestromregelung hier nur so lange perfekt, wie dem Verstärker kein Signal zugeführt wird - in dieser Schaltung hängt der Ruhestrom von der Balance der Eingangs-Transistoren ab, nicht wie sonst von irgendeiner thermisch gegengekoppelten, potentialfreien Vorspannungs-Quelle. Eine Automatik dürfte sich wegen dieser ungewöhnlichen Vermischung der Kontrolle von Signal und Grundeinstellung nur an dem Strom orientieren, der fließt, während der Lautsprecherstrom sich gerade im Nulldurchgang befindet ("getastete Regelung"). In Sachen Komplexität wäre das für ein Nachrüst-Projekt schaltungstechnischer "overkill".
Nun ist der am meisten störende Punkt allerdings beim B1/Caruso-Abgleich auch nur, dass man beim Einstellen den Deckel abgenommen hat und später nach dessen Aufsetzen an den entscheidenden Stellen (Eingangstransistoren) durch Erwärmung verschiedener Bauteile in der Umgebung stets andere Temperaturverhältnisse herrschen, als bei freier Belüftung. Bei der hohen Drift der Einstellung vom halben zum doppelten Wert kann man so die Verhältnisse im Realbetrieb nur schlecht voraus raten, ein zeitraubend häufiges "wieder öffnen" und "neu abgleichen" anhand der am Deckel gefühlten Erwärmung ist die Folge.

Nun bin ich mit diesem Gerät einfach zu einer anderen Einstell-Methode über gegangen, praktikabel überall da, wo die Einstell-Regler sich durch die Kühlschlitze des montierten Deckels mit einem feinen Schraubendreher direkt erreichen lassen:
ich löte Prüf-Kabel an die Messpunkte (an den vom Ausgang abgewandten Enden der Leistungswiderstände in der Endstufe), die ich vorher einfach durch die Schrauben-Löcher der Cinch-Buchsen gezogen habe. Nun kann man von außen messen und das Gerät mit geschlossenem Deckel einstellen. So erhält man wesentlich schneller optimale Ergebnisse - zudem gemessen, nicht nur gefühlt.

Abgleich mit abgenommenem Deckel

Anschluss der Messgeräte für den Abgleich mit geschlossenem Deckel