Vollverstärker
Musical Fidelity B200
Komplett revidiert mit 3 Jahr Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen
ab 913,-€** (Mitnahmepreis)
**bei Inanspruchnahme Skonto
Eigenschaften
- Gehäuse gut erhalten mit wenig Gebrauchsspuren - schwarze Front mit blau aufgedrucktem Schriftzug
- Lautsprecheranschlüsse: Polklemmen/4mm-Buchse
- Regler Lautstärke
- Drehschalter Quellwahl
- Druckschalter "Tape Monitor"
- Phono MM/MC rückseitig umschaltbar - grüne Masse-Polklemme/4mm-Buchse
- 3 Line-Eingänge
- zusätzlich Tape-Schleife
- 2x 60W AB-Betrieb, MOSFET-Endstufe mit den berühmten Hitachi 2SJ50/2SK135
- Endstufen-Schaltung sehr ähnlich Abacus/Rider (auch wie P140/P150/A370 und andere)
Revision
- Alle Bedienelemente überarbeitet (Quellwahlschalter UIltraschall-gereinigt, beide Druckschalter neu)
- Lötstellen nachgearbeitet
- alle Elektrolytkondensatoren und Trimmer erneuert
- Netzteil-Elkos nur noch zwei 85°C-BHC-Longlife-Typen
- Ruhestrom auf je 100mA/Kanal abgeglichen
- Operationsverstärker Phono: 2xOPA1655 auf gesockelter Adapterplatine
- Schaltung auf P140/P150-Auslegung geändert
(höhere Gegenkopplung, mehr Dämpfungsfaktor, Einschalten ohne "DC-Verriegelungs-Effekt") - Vorstufe entsprechend wie bei A1 nachgerüstet (->gleiche Gesamtverstärkung)
- Doppel-Operationsverstärker Vorstufe LME49720
- gekühlte Phono-Versorgung
- Müller-Rondo-Netztrafo
- Netzteil-Filter-Kondensator am Trafo-Anschluss
die folgenden Bilder sind alle original vom angebotenen Gerät
Frontansicht
Die einst verachtete Serie ;-)
Nun tatsächlich hatte ich vor Jahren ein B200 und bin da mal so "halbwegs" durch gegangen. Wenn ich den Artikel ansehe, dann kommt mir die Behandlung und Einschätzung aus heutiger Sicht etwas "stiefmütterlich" vor. Was mir auf den Fotos von 2013 zuerst ins Auge sticht, sind die Piher-Trimmer. Solche Trimmer im Alt-Zustand in einem Gerät zu belassen - umso mehr bei relativ hohen Nennwerten - das würde ich heutzutage nicht mehr wagen. Das beruht auf allgemeinen Erfahrungen, dass mit der Kunststoff-Alterung des Trimmer-Gehäuses vor allem der Schleifer-Abgriff Kontakt verliert - oft misst man einen völlig intakten Gesamtwert, aber zwei weit höhere Werte zwischen jeweiligem End-Anschluss und Schleifer-Pin. Das macht AVM-M1-Endstufen zu schaffen, da eskaliert irgendwann der Ruhestrom ins unermessliche .- und hier bricht er eben zusammen, der B200 und auch alle damit verwandten Schaltungen bleiben kalt.
Damit ist - anders als bei der M1 - keine Zerstörung verbunden. Nur ganz besonders ekelig schlechter Klang. Und macht man sich keine Gedanken drüber und bringt den Ruhestrom wieder auf einen plausiblen Wert, dann bleibt das auch so.
Und hier liegt auch die erste Erkenntnis: in einem Schaltplan stand "74mA/Kanal", andere Quellen erwähnen plausible 100mA. ALL das liegt für diese Transistoren in dem Bereich, indem das merkwürdige Kennlinien-Ende eines MOSFETs nicht mehr auffällt, wo eher "double gm"-Verzerrungen entstehen, aber die hohen Oberwellen des Abschaltens im Verhältnis zum Nutzpegel bei weitem nicht mehr so dominant auftreten.
Deckel
rechts oben
links oben
Rückseite Anschlüsse
Man muss einen B200 also "warm" aufdrehen, bei je 2x56V Versorgungsspannung mit UNSEREM Trafo ergeben sich 22W an Wärmeleistung, die der Deckel abzugeben hat. Bei weitem nicht so viel, wie ein A1 "verbrät", aber deutlich ÜBER Hand-warm.
Weitere klanglich positiver Effekt: angewärmte Elektrolyt-Kondensatoren sind leitfähiger. Ionen-Leitung in Elektrolyt-Flüssigkeit ist nun mal stark Temperatur-abhängig. Mit steigendem Wärme-Verschleiß geht eben auch eine bessere Funktion einher, das muss man abwägen. Und was mir 11 Jahre vor diesem B200-Artikel auch noch nicht klar war: Hochtemperatur-Elektrolyte sind zäher - für Audio bei Zimmertemperatur ist ein 16000-Stunden 85°C-Typ entsprechend einem 4000-Stunden 105°C-Typ immer noch vorzuziehen. Denn die beiden Haltbarkeits-Angaben sind auf gleiche Temperatur bezogen in etwa gleich bedeutend. Doch beim 85°C-Typ wird man dann stets den geringeren ESR und den höheren Ripple-Strom im Datenblatt finden - und genau das macht das Teil dann klanglich agiler. Wo also die Temperatur mäßig bleibt, sucht man gerade die großen Becher-Elkos nicht unbedingt nach der Grenz-Temperatur aus.
Innen-Übersicht noch ohne Kühlung der Phono-Versorgung,
noch mit unten montierten OPA1655-OPs in Vorstufe
Und daher verwende ich auch in diesem B200 bevorzugt Long-Life-BHC-Elkos mit 85°C-Elektrolyten - die sind wirklich hochwertig und wohlklingend (findet man oft z.B. in Naim-Geräten)
Übersicht nahezu endgültiger Stand
Erkenntnisse über Erkenntnisse
Nun kamen aber noch viele Details aus anderen Bereichen dazu, vor allem aber Erfahrungen mit Kundengeräten.
Da war die große Endstufe A370, die mit dem B200 das Schaltungsprinzip teilt. Die Erforschung des Schaltplans machte einiges logischer, es gibt eine ganze Reihe von MF-Geräten, die darauf beruhen. Der "A1 final edition" ist ein B200 mit wenig Spannung und viel Ruhestrom. Der P140 und P150-Endverstärker sind B200 ohne (Phono-)Vorstufe, ohne Umschaltung, ohne Lautstärkeregler. Die Liste ist noch länger. Und die Variationen in den Schaltungen vielfältig. Gemeinsam haben alle einen Operationsverstärker zur Verwaltung der Endstufen-Eingänge und des Löwenanteils von Leerlauf-Verstärkung. Und diese recht hohe Leerlaufverstärkung wird exzessiv für die Gegenkopplung genutzt.
Da sagen alle selbsternannten Experten jetzt: "Pfui - Gegenkopplung! Gegenkopplung ist IMMER schlecht" - nun ja, meine Damen und Herren Wanderer in der Wüste auf dem Weg zur Erkenntnis, da antworte ich mit einem entschiedenen "manchmal".
Der B200-Plan macht eigentlich exakt das, was auch grundsätzlich von der Firma ABACUS gefordert und produziert wird, das Konzept ist nahezu identisch. Das Abacus-Rider-Prinzip verurteilt allerdings nicht Gegenkopplung "per se", sondern jegliche LOKALE Gegenkopplung im Lautsprecherkreis. Also das, was die überwältigende MEHRHEIT an Halbleiter-Verstärkern immer und überall anwendet. Die Emitter- bzw. Source-Folger-Endstufen, die auf die von Ihnen gelieferten Lautsprecher-Ströme selber direkt reagieren, Schaltungen, die ein Steuer-Element (Emitter/Source) der Leistungs-Elemente "rück-steuernd" im Last-Kreis haben. Und entsprechend ihrer relativ mächtigen Baugröße relativ "affig" reagieren, wenn es unter solchen Umständen zum unvermeidlichen Ein- oder Ausschalten einer (A)B-Stufe kommt.
Für sich genommen noch nicht so schlimm, normal "ist das ja immer schnell vorbei" - in Kombination mit einer "Über-alles-Gegenkopplung" kann man allerdings Folterinstrumente konstruieren - es entstehen je nach Auslegung völlig unberechenbare gegenseitige Reaktionen der beiden Mechanismen, ekelhaft disharmonische Schaltfahnen müssen nicht, aber können (auch je nach Eingangs-Signal) die Folge sein. Und da sind wir an dem Punkt, wo man gar nicht genügend die Vorteile von Röhren-Verstärkern betonen kann. Die KÖNNTE man auch so ekelig bauen, macht man aber traditionell eben nicht. PP-Röhren haben keine lokale Gegenkopplung im Last-Kreis und sind zu entsprechenden disharmonischen (Kombinations-)Verzerrungen überhaupt nicht in der Lage. Das liegt nicht an den Röhren, das liegt nicht am "ach so schönen" Röhren-Klirr, das liegt am Schaltungs-Konzept.
Zurück zum B200 und den verwandten Musical Fidelity-Geräten - und auch den ganzen alten A-Geräten (A1, A100, A200, David, Avalon, MA50 etc.pp): die sind ausgelegt wie Röhren-Geräte. Kräftige Über-alles-Gegenkopplung. Und NUR die.
Beim B200 kommt noch die geschickte Nutzung der Versorgung des Operationsverstärkers, um dem Gerät eine Maximal-Strombegrenzung und damit eine robuste Überlastbarkeit zu verpassen - das sieht man der Schaltung erst auf den zweiten Blick an. Es ist wirklich alles simpel und einfach gehalten. In diesem Exemplar ist die spätere Variante verwirklicht - im Operationsverstärker wurde das Pärchen Eingangs-Darlingtons lahm gelegt und durch ein externes Pärchen rauscharmer diskreter Transistoren ersetzt - das bringt Leerlauf-Verstärkung und Rauschen ein klein wenig runter und die Präzision ein klein wenig rauf.
Der erste B200, den ich nach Jahren, bereits in Weidenberg, wieder mal im Kundenauftrag bearbeitet hatte zeigte nach all diesen Erkenntnissen und Revision auf einen fortgeschrittenen Stand mit korrekt an neuen Trimmern aufgedrehten Ruhestrom auch ein absolut überraschend-überragendes Ergebnis.
Nun hatten danach allerdings auch Erfahrungen mit den fast baugleichen Endstufen P140 und P150 gezeigt: die verschiedenen Auslegungen der Gegenkopplung und die Streuung der Leistungs-MOSFETs sind nicht ohne Tücken.
So hatte mir eine P150 mehrfach die 1,6A-F-Lautsprechersicherung (haben wir am Probelauf-Platz) überraschend beim Einschalten mit einem lauten Kall zerlegt - es gibt einen Zustand der "Verriegelung" dieser Schaltung, der nur bei Varianten mit höherem Wert des Gegenkopplungs-Widerstands vorkommt. War schwer herauszufinden, die je zwei MOSFETs pro brauchen halbwegs gleiche Schwellspannungen und lieber einen Gegenkopplungswert wie bei all den großen Endstufen. Berücksichtigt man das und wählt die entsprechend kleinere Verstärkung, bleibt die Stufe auch unbedingt stabil. Die heraus gefundenen Ergebnisse klangen dann auch stets überragend.
Immer Müller - oder was?
kommen wir mal wieder zur Auslegung und Fehlberechnung bei Musical Fidelity - die haben ja trotz großartiger Schaltungen auch immer wieder großen Mist in der Fertigung verzapft. Beim B200 ist der Hauptpunkt der Trafo. Nahezu gefährlich. Man kann alles "auf Kante nähen" oder auch weit außerhalb. In diesem Fall sind Trafos in den Geräten, die mit um die 2x50V Nenn-Wechselspannung an den Start gehen. Wobei dann an den B200-Lade-Elkos knapp 70V liegen. Insbesondere wenn (siehe oben) der Ruhestrom durch defekte Trimmer zusammengebrochen ist und das Netzteil unbelastet, dann geht das aber so was von "auf's Material"... sind halt bei all den verbauten 63V-Typen schlicht 10% Überspannung. Und die Trafo-Auswahl mit teils noch 220V-Auslegung tat wohl ein Übriges. Der Gesamt-Effekt hat glücklicher Weise zumindest mir noch keine direkten Ausfälle auf den Tisch gebracht - aber das hängt vielleicht mehr mit der Seltenheit des B200 zusammen. Gut, dreht man den Ruhestrom auf, dann herrscht nur noch "leichte" Überspannung. Na danke!
Was wir tun:
Bei JEDEM B200/P140/P150 bauen wir seit dieser Erkenntnis neue Müller-Rondo-Trafos gleicher Größe ein. Die haben allerdings nicht dieselbe Nennleistung, statt mit hoher Induktivität sind die Brumm-arm und Hochlast-fest gefertigt und besitzen neben einem anderen Spannungsverlauf auch nur 100VA Nenn-Leistungs-Angabe - statt 160VA beim Original.
Und jetzt festhalten:
Belastet man einen B200/P140/P150 mit 8 oder 4 Ohm, ergeben sich nahezu EXAKT die gleichen Sinus-Leistungen wie mit dem Original-Trafo. Nur dass es weniger aus dem Gehäuse brummt. Und dass es um WELTEN sicherer ist, alle Bauteile unterhalb ihrer Maximal-Spannung zu betreiben.
Wie allerdings kommt das zustande: gleiche Leistungsdaten bei unterschiedlichen Nenn-Werten der Trafos?
Nun, nehmen wir mal an, die originale Auslegung hatte auf die 63V Leerlauf-Versorgungsspannung abgezielt, die die Bauteile gerade noch zulassen. Unterschlagen wir noch Netzteilverluste, Widerstands-Verluste, Sättigungsspannung/Restwiderstand der Endstufe, dann ließen sich aus 2x63V DC knapp 250W (!!!) an 8Ohm erzeugen, an 4Ohm sogar das doppelte. Mit der vorgefundenen Überspannung rückt dieser Maximalwert sogar in den Bereich des Denkbaren - als sogenannte "Musikleistung" - also der "absolut maximalste Spitzenwert" für ganz kurze Zeit...
Die aussagekräftigere "Sinusleistung" berücksichtigt dann, dass ein 10fach überfordertes Netzteil einfach auf die Spannung zusammenbricht, die der lieferbaren Trafo-Kern-Leistung entspricht - die ist dann bei solchen Verhältnissen von der Lautsprecher-Impedanz kaum mehr abhängig, so "butterweich" ist hier die Netzteil-Auslegung. Und ich schreibe "Kern-Leistung" mit Absicht: ein gleich schwerer Eisenkern aus etwa gleichwertigem Material schafft auch etwa die gleiche Leistung zu übertragen - völlig egal, ob jemand jetzt 100VA oder 160VA Nennleistung aufgedruckt hat, unter welchen Randbedingungen und Fertigungsvorgaben auch immer. Müller-Rondo fertigt Audio-Trafos sehr brumm-arm konservativ und verhebt sich ungern mit der Leistungsangabe, Das Beispiel zeigt aber: der genauso große, genauso schwere Müller-Trafo schafft auch dasselbe. Fertigen lassen hatten wir nach Außen-Maß (muss rein passen!) und Nenn-Spannung.
Unsere Feststellung war bisher auch: Müller hat sehr geringe Verluste, der Trafo selbst wird kaum warm. Ein A100 hat bei uns (bei exakt gleicher Betriebsspannung, gleichem Schaltungs-Verbrauch!) nach dem Trafo-Wechsel auf Müller-Rondo schlappe 10W WENIGER aus dem Netz aufgenommen. Der alte Trafo wurde noch knallheiß, der neue hatte dann ... Gehäuse-Temperatur.
"Weiches" Netzteil
Zurück zu der angesprochenen, im universell-belastbar, japanischen Stil sehr "weichen" Auslegung des Netzteils - das unter Last ja sofort in der Spannung einbricht:
Das wäre jetzt bei den meisten "britischen" Konzepten fatal. Gerade wenn die Eingangsstufen der Endstufe empfindlich auf Versorgungsschwankungen reagieren. Dann klingt dann so was "lahm", undynamisch, kaputt, traurig. Solche Konzepte brauchen ein "festes Netzteil". Da kann man mit dicken Netzkabeln vielleicht sogar noch "etwas mehr" erreichen, weil es die gewünschte "Festigkeit" unterstützt. Und solche Konzepte gehen auch einigermaßen "weich" in die Überlast, irgendwann steigt der Klirr mit der Lautstärke oder mit fallender Impedanz.
Nicht so dieses Konzept. Der Operationsverstärker mit seinem scharfen Vergleicher hängt an felsenfest angepinnten parallel-stabilisierten Festspannungs-Versorgungen - ist keinen Schwankungen ausgesetzt und innerlich zusätzlich sowieso darauf ausgelegt, auf so was nicht zu reagieren. Die gesamte Stabilität des Ausgangs, der Abbildung hängt am "virtuellen Innenwiderstand", also an der Gegenkopplung und ihrer Vergleicher-Präzision. Und das geht in sehr weitem Rahmen, bis zu sehr hohen Lautstärken sehr gut. Ja und entsprechend ist das Netzteil auch eher zum Filtern von Störungen ausgelegt, nutzt seine Weichheit wie ein Plattenspieler-Riemen, um Schwankungen in der Energiezuführung nicht zu übertragen. Macht man hier ein "fettes Netzkabel" dran, winkt man nur unnötig Störungen ins Gerät.
Beim B200 und verwanden Geräten mit ähnlichem relativ klein und anpassungsfähig ausgelegtem Netzteil liegt darin allerdings auch ein besonderes Auffälligkeits-Problem für den Spezialfall versteckt:
Wie bei ABACUS-Verstärkern gibt es eben einen total gleichmäßigen, stabilen Lautstärke-Bereich, in dem sich das komplette Gerät wie ein idealer Operationsverstärker verhält. Die Endstufe regelt die Ausgangsspannung präzise nach dem Eingangs-Signal und hat damit den Lautsprecher-Strom komplett im Griff. Was das Leistungs-Netzteil dabei für Schwankungen macht, alles egal. Solange die Spannung und die Strom-Liefer-Fähigkeit noch reichen, gleicht die Endstufe einfach alles perfekt aus. Ab einer bestimmten, sehr hohen Lautstärke allerdings wird - schlagartig - der Punkt erreicht, an dem die Endstufe den Innenwiderstand, den ESR des Netzteils nicht mehr ausgleichen und überwinden kann. Die MOSFETs können ja keinen negativen Impedanz-Wert annehmen. Und dieser Effekt setzt eben viel deutlicher, plötzlicher ein. Ein Effekt, den man bei Zimmerlautstärke nie bemerken wird, solange die Netzteil-Elkos nicht total verschlissen sind.
Hier verhält sich das Konzept also bei weitem abrupter, als die meisten anderen britischen Konstruktionen, die an der Leistungsgrenze eben nur Schritt für Schritt schlechter werden - im Ergebnis natürlich irgendwann auch gleich schlecht, dann ist bei BEIDEN alles zu spät. Man kann ja auch jedes Auto an den Baum fahren.
Nun, für Leute, die Nachbarn haben, verfehlt diese "schlechte Nachricht" natürlich ihre Wirkung. Einen halbwegs heilen ABACUS oder B200 muss man schon ganz schön treiben oder niederohmig überlasten, um überhaupt Gelegenheit zu bekommen, diesen Effekt wahrzunehmen. So oder so - die Grenzen der Leistungsfähigkeit werden hier eben schlagartig erreicht, mit etwas ungewohntem Verhalten plötzlich spürbar.
Ein zusätzlicher Vorteil der Bauweise ist wiederum:
Das Gerät liefert eben mit wesentlich geringeren thermischen Probleme nahezu in jede Last die fast gleiche, volle Trafo-Leistung. Und das auch bei voller Leistung sauber, solange man nicht übertreibt. Der Klirrfaktor hat eine andere Struktur, ist aber insgesamt klar geringer als beim A1. Und wie oben erklärt, arbeitet dieses Gerät ähnlich einem Röhrenverstärker mit den Drain-Anschlüssen zum Ausgang - ohne lokale Gegenkopplung und all die daraus resultierenden chaotisch-disharmonischen Schalt-Artefakte im AB-Betrieb. Die "Volle Leistung" ist dabei deutlich höher als bei einem A1, so dass man hier einen wirklich lebendigen und auch kräftigen Kameraden vor Ohren, dem man so viel Leistung mit "grip" gar nicht zutraut.
Vorstufe bestückt mit LME49720
Abwägungen
Durch die Endstufen-Erfahrungen gewitzt, habe ich hier die Endstufe gleich auf die Gegenkopplungs-Werte der P140/P150/A370 umgestellt. Und da nun etwa 10dB weniger Verstärkung zur Verfügung standen, das hatte ich mir erst mal angehört, wurde beschlossen, die Vorstufen-Platine einzusetzen, die wir normalerweise im A1 montieren - denn dieses "aktive Potentiometer" holt etwa 10dB wieder auf. Damit würde aus dem B200 eher so etwas wie eine 3A-P150-Kombination.
Zuerst musste eine Speisung geschaffen werden. Bei der Revision des Phono-Bereichs war bereits eine Adapter-Platine mit zwei OPA1655 im SOT23-Gehäuse an Stelle des vorigen TL082 eingebaut worden. Unterschied: je 4mA Ruhestrom, statt vorher in Summe 1mA. Und jetzt sollte dasselbe noch mal für die Vorstufe dran hängen - da wurden die Regeltransistoren ordentlich wärmer. Zwei Maßnahmen wurden nötig: erstens habe ich den Quellen-Strom für die Zener-Dioden deutlich gesenkt, zweitens die an die Zenerdioden angeschlossenen Regeltransistoren mit Kühlfahnen versehen. Nun waren die Temperaturen wieder im grünen Bereich.
Leider war der Einschalt-Plopp aber noch viel zu groß - dem ersten Verdacht bin ich nachgegangen und habe die beiden OPA1655 durch einen LME49720 ersetzt - der war schon immer leiser beim Einschalten. Er verbraucht auch weniger Strom - noch ein Pluspunkt.
Doch auch damit war der Plopp nicht besser. Erst als mir der Kollege Kahn von "good-old-hifi" mit vier Paaren neuer, originaler Hitachi-MOSFETs (in dem Fall die 120V-Version 2SK133/2SJ48) unter die Arme griff, wurde alles gut. Mit seiner Hilfe ich konnte ich mir nun gleiche Paare ausmessen, zusammenstellen und montieren. Damit war dieses Verhalten minimiert - ein klein wenig lauter noch, als mit der vorgefundenen, gefählichen Gegenkopplung (also solange mit der alles gut läuft und kein richtig GROSSER Knall passiert).
Das Einschaltgeräusch ist jetzt jedenfalls absolut nicht mehr der Rede wert.
Lebensdauer-verlängernde Kühlung der Phono-Versorgung
Hörprobe
Endlich konnte ich vergleichen. Auch mit einem aus Resten zusammen gebauten "Frankenstein"-B200, den ich mir auch mit neuem Trafo aus einem "A1-final-version"-Board gebaut hatte - aber mit weniger Gegenkopplung und ohne Vorstufe. Halt ein klein wenig anders.
Es hatte ja schon einen Hörversuch mit den OPA1655 in der Line-Stufe gegeben - allgemein scheinen mir die BurrBrown-Entwicklungen immer etwas "softer", angenehmer im Klangbild zu sein, als die Linear Technology OP-Amps. Für meinen bisherigen Lieblings Dual-Typ OPA2134 mag das auch noch irgendwie zutreffen. Der OPA1655 ist aber offensichtlich nicht nur laut Datenblatt ein "super-neutraler" Kandidat - die ganze Vorstufe verhält sich in meinen Ohren extrem "transparent" - kein Wunder bei den Micro-Verzerrungswerten des einen wie des nun eingesetzten anderen OPs. Und bei beiden überwiegen weitaus die Vorteile: die Endstufe ist jetzt auf passendem Gegenkopplungsfaktor, das Potentiometer ist niederohmiger und sofort am Schleifer über einen Folienkondenstor und ein HF-Filter ganz definiert Band-begrenzt auf kürzestem Weg angeschlossen und gepuffert. Die Signalqualität verbessert das wesentlich, denn es gibt keine Lautstärkeregler-Winkel-abhängige, hochohmige Zuleitung zu den Endstufen-Eingängen. Bei jeder Lautstärke herrschen nun auf der Verbindung zu den Endstufen-Eingängen optimale Verhältnisse. Und das merkt man.
Erster Eindruck
Er schien mir dennoch zunächst etwas zu schlank, dünn, zu wenig "Brust und Bauch" - da hätte ich in erster Linie mal die AMX-Stützkondensatorenm an den Leistungs-MOSFETs verantwortlich gemacht -. die gehen schön niederohmig an den Start - bei 8 Ohm Last reichen 1000µF dabei hinunter bis etwa 200Hz. Das KÖNNTE also eine gewisse "Schlankheit" im unteren Grundton erklären. Doch das hat der andere B200 bei etwa gleicher Bestückung ja auch nicht.
Es war aber ganz einfach, man muss nur wissen, wo und wann erste Eindrücke noch nicht das Ergebnis repräsentieren.
Ein paar Stunden mit Signal warm gelaufen, auf geschätzt 40°C durch gewärmt, spielt der B200 so rund, wie ein nagelneues Gerät nur irgend kann. Wie ober erwähnt "erzwingt" die Kontrolle der Schaltung dabei weit mehr als bei anderen Geräten die Signalqualität - ein wenig Einfluss hat dann aber z.B. die Pufferung der Vorstufe und der Netzteil-Innenwiderstand doch.
Faszinierend am Gerät: die unglaubliche Sauberkeit, schon noch etwas konturierter und die oberen Register betonend als ein A1 - doch unsauberer? Nein. Was der A1 mit seinem minimalen Dämpfungsfaktor an "Wärme" auch im übertragenen Sinn erzeugt, wirkt im Vergleich eher etwas "unkontrolliert". Der A1, ich habe das in der Simulation ganz genau aus-gekundschaftet, hat ohnehin nur einen "erträglichen" Klirr mit viel K3, der aus der Überlagerung von zwei gegenläufig kräftig verzerrten Halb-Verstärkern ein nicht sehr Dynamik-stabiles "Ausgleichs-Signal" produziert. Class A darf man ihn dabei unter der Maßgabe nennen, als er in der Eingangsstufe derart in die Sättigung geht und (dabei die Verzerrung der gerade aktiveren Seite ausgleichend) einfach "vergisst" den momentan nicht so belasteten Leistungstransistor abzuschalten. Doch dieses Prinzip arbeitet halt dennoch nur sehr begrenzt.
Der Vorteil des A1 liegt daher eher in der super geringen Komplexität und weitgehenden Kompensation recht hoher Verzerrungen durch totale Symmetrie.
Der B200 und seine Verwandtschaft dagegen bindet geschickt einen Operationsverstärker ein und gewinnt damit bei scheinbar noch geringerer (darf man das OP-Innere nicht mit rechnen) Komplexität mit immer noch sehr wenig Bauteilen eine gewaltige Menge Präzision. Der schlichte mechanische Aufbau ist dabei gut gelungen und nahe am A1. Das Erstaunliche ist, dass man tatsächlich von den MOSFETs nichts negatives wahrnimmt - in der Standard-Hitachi-Topologie mit schaltenden Source-Folger-MOSFETs ist immer ein gewisser "Sandpapier-Effekt" im Klang, etwas schrilles, gläsernes - halt MOSFET. Benutzt man MOSFETs dagegen - wie hier - wirklich geschickt wie in einem PP-Röhrenverstärker, dann verhalten sie sich auch wie Röhren. Und das Gesamt-Gerät ist das beste Beispiel dafür, dass viel Gegenkopplung funktioniert. WENN man es bei EINER EINZIGEN Gegenkopplung belässt und diese unbedingt stabil arbeitet, klingt das Ergebnis phantastisch.
Wie eine gute Röhre, aber "knackiger", tiefer, präziser.
Zwei zur Auswahl
Nun hatte ich oben schon erwähnt: ich habe zwei, einen mit aktiver Vorstufe, einen mit passiver und mehr Verstärkung/weniger Gegenkopplung. Inzwischen gefällt mir der Angebotene besser, Geschmackssache. Ich kann EINEN der beiden abgeben, wer also an meinem schaltungstechnisch "originaleren Frankenstein-B200" ohne B200-Aufdruck interessiert wäre: lässt sich besprechen, lässt sich probieren.