Vollverstärker

Exposure super X RC
Verkauf im Kundenauftrag

komplett revidiert, 
Preis ab 649,- €** mit 3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen
**bei Inanspruchnahme Skonto

Verstärker:

  • Gerät komplett revidiert, Technisch TOP
  • alle kleinen 85°C Elektrolytkondensatoren in der Versorgung getauscht gegen Panasonic FC/FM/EB 105°C - bei den Koppel-Kondensatoren wurden Nichicon Muse bipolar 85°C verwendet
  • 6 Line-Eingänge + zusätzlichem Tape-Monitor-Eingang
  • eine Tape-Schleife mit Tape-Monitor Druckschalter
  • Eingangs-Dreh-Wahlschalter
  • Lautstärke-Fernbedienung (RC5 Standard-Code), Original-Geber im Lieferumfang

Die folgenden Bilder stammen vom angebotenen Gerät

Front

Hybrider Übergang

Ein Kunde bittet mich, seine beiden Exposure-Vollverstärker anzubieten, seine Sammlung sei zu umfangreich. Den hier angebotenen Xer super hatte ich in dieser Form noch nie gesehen, das Gerät wurde umgehend für den Verkauf generalüberholt

Natürlich musste ich mir den "neuen Xer" auch genau ansehen und anhören, mit erstaunlichen Ergebnissen.

Front und Deckel mit Fernbedien-Geber

Anscheinend Gewohntes

Von außen ist kein wesentlicher Unterschied zu den Farlowe-Geräten zu sehen, nur zwei große Knöpfe weisen einerseits darauf hin, dass der neue "Zehner" als Einstiegs-Modell gemeint ist. Ansonsten ist die Mimik den bisherigen Geräten der 90er-Jahre durchaus sehr ähnlich, vom Gewohnten ist die einzige kleine Abweichung an der Front das Infrarot-Fenster für die Fernbedienung.

Rückseite

Von hinten scheint der Super-X erst mal üppiger ausgestattet, mehr Ein- und Ausgangsbuchsen an einem Vollverstärker denn je - aber die Tape-Schaltung ist mit ihrem zusätzlichen Eingangspaar halt ein klein wenig Pfeiff-sicherer als die Konstruktion des ersten Xers. Und 8 4mm-Sicherheits-Buchsen bedeuten NICHT, dass man nun zwei Paar Lautsprecher bedenkenlos oder umschaltbar anstecken könnte - kaputt geht dabei zwar auch nicht zwingend irgend etwas, doch die doppelten Anschlüsse sind nur eine Erleichterung für Bi-Wiring-Freunde, die keine Stapelstecker verwenden möchten. Wobei die Innen-Verkablung dennoch nicht getrennt verdrahtet zu den eigentlichen Verstärker-Ausgängen, den Gegenkopplungs-Punkten und dem zentralen Masse-Punk des Netzteils führen, insofern ist das besser als nichts, aber eigentlich halbherzig.

Deckel von rechts

Deckel von links

Unterseite bereits mit zusätzlicher Schloss-Scheibe unter dem Netztrafo

Auch das schiere Gewicht des neuen Xers ist bei weitem nicht so hoch, wie das seines Ahnen. Und wie Sie aus der Bemerkung zu den Buchsen sehen, habe ich natürlich den Deckel abgenommen und mit während der Verschleiß-Beseitigung alles ganz genau angeguckt.

Innen-Übersicht

Unter der Haube

Der Blick ins Gerät zeigt sofort: Ganz andere Technik, einige Prinzipien noch erhalten, aber mit den Farlowe-Geräten ist dieser Exposure nicht verwandt. Dies ist eine Konstruktion der Brady-Zeit. Und ähnelt weitgehend dem 2010, es gibt halt noch keinen Motorschalter (und auch nicht dessen bekannte Probleme). Und eine Phono-Erweiterung ist auch noch nicht vorgesehen - kein Problem so was dennoch nachzurüsten - aber halt nicht im Sinne des Erfinders. Insofern aber durchaus was für Leute, die ohnehin einen externen Phono-Preamp bemühen, da ärgert man sich wenigstens nicht, dass man die andere Schaltung dann jeweils gar nicht benutzt.

Die kompakte Endstufe hat die Leistungs-MOSFETs zur Kühlung mit dem verstärkten Bodenblech verschraubt

Das Nach-Farlowe-Konzept

Nach wie vor: die Farlowe-Geräte sind nicht 1 zu 1 vergleichbar. Zu sehr weichen die Konstruktion-Prinzipien ab. Aber durchaus wurden Eigenschaften der Vorgänger versucht weiter beizubehalten. Dazu zählt die Entkopplung des Lautsprecher-Ausgangs über einen obligatorischen 0,22-Ohm-Widerstand, wodurch der Dämpfungsfaktor stets im gleichen Bereich landet, wie bei ausschließlich allen Vorgängern, an 8 Ohm ergibt sich da in etwa ein breitbandig-gleichmäßigen Wert von 36. Ist nicht sonderlich hoch, ermöglicht aber etlichen (britischen) Lautsprecher-Konzepten mit geringerem Dämpfungs-Bedürfnis mit guter Beweglichkeit und musikalisch flüssig zu spielen. Der Verstärker wird auch hier tendenziell stabiler und sauberer dadurch. Zudem wirkt der Widerstand notfalls als Sicherung - ein verschleißendes und verzerrendes Lausprecher-Relais gibt es auch in diesem Super-X traditionell nicht. Allerdings hat Brady seine Onix-Vorliebe für Lautsprecher-Absicherung per Schmelz-Einsatz hier verwirklicht, damit man das nicht hört ist die Gegenkopplung allerdings erst nach der Sicherung abgeleitet.

Grundsätzlich funktioniert der Super-X vollkommen anders als der Xer - zunächst gibt es nur eine einzige Stufe, keinen Vor-Verstärker, die Umschaltung und Regelung erfolgen passiv. Den Großteil seiner Leerlauf-Verstärkung schöpft der Super-X aus einem Standard-Doppel Operationsverstärker vom Typ NE5532 - das absolut Gängigste, was man sich vorstellen kann, doch dieser Typ ist auch nicht grundlos so verbreitet, er hat sei den 70er-Jahren (!) hervorragende Eigenschaften, trotz seines durch Massenfertigung weit gesunkenen Preises. An diesen klitzekleinen, 8-poligen Winzling hat man eine Auskopplung seiner Ausgangs-Ströme angestrickt, die in die Ansteuerung jeweils zweier MOSFET-Transistoren an einem dicken Alu-Zusatzblech unter der Platine münden, das als Hitze-Verteiler mit der Alu-Bodenwanne verschraubt ist.

Der (bipolare) Operationsverstärker im Eingang der Endstufe ist eine Gemeinsamkeit z.B. mit dem Sugden A25B, dem "Clamshell" Rega Brio und etlichen Musical Fidelity Geräten, aber auch z.B. ABACUS.

Wollte man nun wissen, WELCHE MOSFETs Exposure einsetzt - es steht nichts drauf. Würde man bei einer Reparatur allerdings übereilt gängige Typen als Ersatz verwenden, käme es schnell zur Ernüchterung: das Anschluss-Schema vertauscht Source und Drain, so dass nur komplementäre Typen wie z.B. der BUZ900 und BUZ905 in Frage kämen, ohne je zwei Anschlussbeine verdreht anzuschließen. Ein wenig vertuscht das, dass die Leistungs-FETs jeweils mit dem Source an der Versorgungs-Spannung angeschlossen sind. Das hat interessante Folgen.

Wie ein Röhrenverstärker

Ich hatte das bereits beim Musical Fidelity B200 und den verwandten Schaltungen angesprochen - so ein Aufbau entspricht der von ABACUS geforderten Topologie eines gegengekoppelten Verstärkers. In dieser Anwendung ist Gegenkopplung KEIN Gift. Es gibt hier nämlich nur eine EINZIGE relevante Gegenkopplungs-Schleife, nur Ausgang und Eingang werden hiermit verglichen. Die bei der absoluten Mehrzahl der analogen Leistungsverstärker angewandte lokale Gegenkopplung im Leistungs-Kreis (also durch den Lautsprecher-Strom) existiert hier nicht. Und bekannter Weise wird die besonders hörbar beim Schalten, ja es entstehen im Zusammenwirken mit der Über-Alles-Gegenkopplung sogar völlig unberechenbare, disharmonische Schalt-Artefakte. Bei der traditionellen Farlowe-Bipolar-Schaltung wurde dieser Effekt schon größtenteils vermieden, indem Sziklai-Paare die "Compound-"Endstufen zumindest die Leistungselemente selber einer lokalen (Strom-)Gegenkopplung entzogen haben. Der Super-X hat verwendet nun nicht mal mehr den unempfindlicheren Treiber mit seinem Emitter (=Steuer-Element=lokale Gegenkopplung) zum Ausgang gewandt. Wie beim Musical Fidelity B200 setzt seine Konstruktion auf die Topologie einer Push-Pull-Röhren-Schaltung. Solche Röhren-Verstärker sind durch ihre Schaltungsweise nämlich völlig außerstande, bestimmte Arten von auffälligen, disharmonischen Schalt-Verzerrungen zu produzieren. Mag man bei dem gewählten Gegenkopplungs-Grad des Super-X noch ein klein wenig die Umschalt-Charakteristik der MOSFETs identifizieren können, das ist aber nur reiner, schwacher Klirr, harmonische Verzerrung nahe an oder unter der Wahrnehmungsgrenze. Doch in Summe arbeitet der Super-X SEHR sauber - der 2010 ist in Sachen Endstufe nahezu baugleich, für den gilt dasselbe.

Das bessere Gerät?

nun, mit dem "alten"Xer verglichen, wo liegen wir denn da nun? Nun, ich finde den alten Xer weiter unübertroffen. Doch der "neue" Xer hat schon ein paar Pluspunkte und kann je nach Anwendung auch seinen (zugegeben auch weit aufwändigeren) Ahnen gelegentlich mal ausstechen, weil er die BESSERE Kombination darstellt. Also vergleichen wir mal,
was wird jeweils wie erreicht?

Beim Netzteil hat der "alte" die Nase zumindest beim getriebenen Aufwand WEIT vorn. Der Holden&Fisher-Trafo lag geschätzt in der 500VA-Klasse, war Blei-schwer und wurde gefolgt von einer Netzteil-Stabilisierung.
"Regelung" wäre hier teils der falsche Begriff, denn da würde man ein präzises Monitoring der Ausgangsspannung erwarten, das mit einer Verstärkung über 1 auf das Leistungselement zurück wirkt - wir haben aber im Grunde nur einen Emitterfolger ohne Spannungsverstärkung. Es wird eine Referenz-Spannung per Zener-Diode gebildet und mit je einem Sziklai-Transistor-Paar Leistungs-gepuffert. Das hat wiederum einen minimalen Regel-Abdruck und hält die Versorgung der Endstufen dennoch stabil in einem Schwankungsrahmen von nur wenigen zehn Millivolt. Die Transienten sind dabei zusätzlich durch hochwertige Kondensatoren gepuffert - so ein aufwändiges Netzteil erlaubt einer "Standard-Schaltung" mit mittlerer, ausgewogener Gegenkopplung eine ungewöhnliche Agilität, ungebremste Leistung-Anstiege - eine sehr flüssige Wiedergabe mit fester Platzierung und glaubwürdiger Perkussion. Genau so spielen u.a. der Xer und der XVer

Was hat da der Super-X entgegen zu setzen mit seinem viel kleineren Trafo?
Nun, der Trafo des Vorgängers stellt im Grunde jede Menge überschüssigen Hubraum dar, der nur dazu dient, alles konstant zu halten. Die neue Konstruktion nutzt noch dieselben hochwertigen BHC-Schlitzfolien-Netzteil-Elkos, setzt aber auf "direkten Strom" ohne einen zweiten (Regel-)Transistor im Strom-Weg. Ja, das ist eine Überlegung, ob man das alles nicht auch mit mehr Gegenkopplung ausregeln kann. Und JA, das geht prinzipiell und wird hier genutzt. Man hat Stabilität gewonnen, indem man die lokale Lautsprecher-Strom-Gegenkopplung konstruktiv weg gelassen hat. Nun kann man die Schraube "Über-Alles-Gegenkopplung" ohne die üblichen Nachteile deutlich anziehen und damit dem "Soft-Effekt" des nicht mehr stabilisierten Netzteils entgegen wirken. Das funktioniert in hohem Maß, wir haben nun ein "packendes" Gerät mit viel "weicherer" Versorgung, die dadurch aber auch anpassungsfähiger an verschiedene Lastzustände und Lautsprecher-Impedanzen ist - wobei ich dann allerdings die Lautsprecher-Sicherung, die immer nur ein Kompromiss sein kann, auch noch weg lassen würde, da sind Sicherungen in den Versorgungsleitungen einfach sicherer gegen unnötiges Auslösen.

Technische Zusammenfassung: für ein deutlich schlichter konstruiertes Gerät gar nicht schlecht gemacht. Rein praktisch ist natürlich auch die Fernbedienung schön.

Und klanglich

erst mal: Weniger Störungen und Rauschen als beim Vorgänger. Dann: mit dem gleichen Spektrum an Lautsprechern gut zu betreiben, die auch ältere Exposures bereits mochten, wie erwähnt hat das Gerät den gleichen Dämpfungsfaktor wie alle seine Vorgänger.

Die Sauberkeit ist auch auf gleichem Niveau, der Klirr-Charakter des neuen Xers ist allerdings völlig unterschiedlich duch die MOSFET-Endstufe. Wobei das nie wirklich auffällig wird.
So oder so betont er einfach anders. Die Dynamik ist ebenfalls von einer irgendwie anderen Natur, genauso wie die Platzierung. Da mag ich an meinen Lieblings-Lautsprechern immer noch lieber den alten Xer. Gewohnheit?
Nach der Revision habe ich den Super-X allerdings auch noch nicht wieder eingespielt, er wird sich im Grundton und Bass noch deutlich lockern.
Aber man muss auch "neu" schon zugeben: Richtig zusammengestellt, durch Probieren mit dem richtigen Lautsprecher gepaart, sind auch die jüngeren Brady-Exposures durchaus einen Tipp wert.