Vollverstärker

Creek 4040 S2 in Kommissionsverkauf

 Verkauft November 2022 für 658€** mit 3 Jahren Garantie* (Mitnahmepreis)
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen
**bei Inanspruchnahme Skonto

...und warum teurer als 2020? steht unten im Detail. Kurzfassung: weil er durch eine Menge Aufwand deutlich besser geworden ist, weil die Preise für Teile und Nebenkosten explodieren bei gleichzeitig extrem schwerer Teile-Beschaffung UND weil diese Geräte selber immer seltener werden. Sie werden bald selbst den miesesten, ausgelutschten dieser Serie nicht mehr günstiger bekommen - warum dann die "state-of-the-art-Version" zusammen mit jeder Menge Aufwand und Garantie verschenken?
Der Kunde will den Creek zudem Ende Juni abholen, falls noch nicht verkauft. Ich glaube nicht, dass er ihn noch her gibt, wenn er ihn gehört hat. Sie können dann - vielleicht - einen anderen 4040S2 von ihm bekommen. Einen schlechteren.

  • Alle Elektrolytkondensatoren und Trimmer erneuern
  • Bedienelemente zerlegt und gereinigt/versiegelt
  • neue, gesockelte, höherwertige Operationsverstärker

Eigenschaften

  • schwarzes Presspan-Gehäuse mit Holz-Struktur-Folie - mittlerer Zustand, mattschwarz lackierte Metallfront mit grüner Schrift
  • Phono MM
  • Klangregelung
  • Balance
  • 3 Line Eingänge
  • davon 1 Tape Schleife
  • Kopfhörerausgang mit geschaltetem zusätzlichen 4mm-Lautsprecher-Buchsenpaar

Frontansicht

Rückseite

Übersicht innen

innen im Detail

Wieder da

dieser 4040S2 wurde schon mal Ende 2020 für 458€ angeboten und auf Prüfung hin verkauft. Der Kunde hat sich inzwischen allerdings noch einige Geräte mehr  - auch Creeks  - zugelegt und benötigt nun nicht mehr alle. Für diesen hier gibt es schon einen beschreibenden Artikel, der ist daher am leichtesten zu bewerben, nun steht er hier wieder in Kommission.

Nun wundern Sie sich sicher wieso jetzt TEURER - ist doch alt?! Nö, ganz und gar nicht, lesen Sie mal den neuen Absatz
"Änderungen 2022" unten am Artikel und urteilen dann neu. Es kam noch etwas dazu. DAS hier ist nun wirklich doch noch mal eine satte Nummer größer. Aber nun erst mal die bisherige Beschreibung:

Den Erstling übertrumpft

Michael Creek hat hier etwas geschafft, was in meinen Ohren eher selten ist: seinen ersten Vollverstärker übertroffen.

Der 4040 hatte ursprünglich einen weißen Aufdruck, dickere Tasten und war innerlich noch asymmetrisch ausgeführt. Der S2 und S3 hatten eine grüne Beschriftung und waren deutlich modernisiert. Sie wiesen während ihrer Fertigungszeit einige Schaltungsvarianten bezüglich Leerlaufverstärkung, Koppelkondensatoren, Offset-Regelung usw. auf - doch grundsätzlich war die zweite und dritte Generation mindestens so einfach gehalten wie ihre Vorgänger. Und tatsächlich ausgefeilter. Dieses Gerät war der absolute Einstieg beim Hifiladen meiner Wahl damals und ich kenne viele Leute, die weiter gemacht haben und dennoch nie wieder so zufrieden waren, wie mit diesem Zwerg. Weil er einfach Charme mit ganz großem Theater macht, für ganz kleines Geld damals. Der Erstling war ja noch der Angriff auf alle Japaner für lächerliche 200Pfund, viel schlimmer war es an der Kaufkraft gemessen auch mit diesem hier damals nicht.

Wer immer ihn im Laufe der Jahre für "was größeres" eingetauscht hatte, immer haben sich die Leute an seine Vorzüge erinnert - und das hat was zu heißen. Wir hatten diesen hier seit Jahren in der Ecke stehen gehabt, er hat ein etwas kurzes Netzkabel mit nachträglich angebrachtem Knickschutz, war schon mal grob durch revidiert und durch einen unterbrochenen Widerstand in der Vorstufen-Spannungsregelung außer Gefecht geraten. Das haben wir jetzt alles nachhaltig in Ordnung gebracht und so spielt er nun wieder vorbildlich.

Übrigens ging es mit den Creeks nicht so positiv weiter, der 4140 S2/S3 ist nochmals durch Weglassung der Klangregelung einen Tick besser und auch etwas kräftiger ausgelegt, auch unter dem Namen EMF kamen ein paar ähnlich gute Geschwister zur Welt, doch mit dem Umstieg auf MOSFET-Endstufen war nach meinem Geschmack der Ofen aus, die späteren Geräte konnten dieser zweiten Generation bei weitem nicht mehr das Wasser reichen, zumindest nicht im Bereich live-Haftigkeit der Musikdarstellung.

Übrigens haben wir durch Austausch des Line-Operationsverstärkers noch etwas mehr heraus holen können, denn am originalen TL072 gab es immer noch ein wenig unnötigen Verlust, der jetzt (auf Sockel) verwendete Burr-Brown OPA2134 lässt einfach mehr durch. Das sollten Sie sich mal anhören...

Updates 2022

Der Kunde, der das Gerät in Kommission anbietet, hat noch diverse andere Creeks aus anderen Quellen getestet und durchaus Unterschiede festgestellt. Wen wundert es bei den vielen Änderungen in kleinen, britischen Firmen und bei den unterschiedlichen Zuständen über die Zeit.
In dieses Gerät kam von seiner Seite eine bemerkenswerte Änderung bei einem werten Kollegen mit zu mir, die ich auf jeden Fall beibehalten habe und hier mal als erstes erwähne: Der Haupt-Unterschied, den er mir ursprünglich zu einem anderen Exemplar beschrieb war der Bassbereich. Das andere Gerät habe da mehr Fülle. Und der erfolgreiche Ansatz dagegen waren potente TO220-Gleichrichter-Dioden aus Silizium-Carbid. Die sind schon mal deutlich niederohmiger und daher liefer-fähiger, als die ausgebauten Axial-Exemplare, zudem haben sie aber auch ganz besonders hochgelobte Schalteigenschaften. Bei SiC-Exemplaren werden z.B. in den Datenblättern keine Schalt/Tot-Zeiten mehr erwähnt, schlicht, weil es sie in gewohnter Form gar nicht gibt. Ja, dieser Satz Dioden lässt das Gerät klar überzeugender auftreten. Interessanter Weise hatte ich diesen Tipp auch schon aus dem Munde anderer Kollegen gehört, jedoch noch nie getestet (ist auch momentan - 2022 - wenig lieferbar). Da werden noch Erkenntnisse folgen.
Hier ein Foto davon:

 

kräftige SiC-Dioden stärken das Fundament

Potentiometer kratzt?

das allerdings hatte der Eigentümer behauptet - trotzdem da ein neues Exemplar rein gekommen und Kanal-abgeglichen worden war. Das konnte ich zwar nicht nachvollziehen, doch die Behauptung hat mich bereits umgehend zur Analyse der umgebenden Schaltung aufgefordert. Tatsächlich war zwar ein Koppelkondensator von der vorhergehenden Klangregelstufe zum heißen Ende des Reglers vorgesehen, doch am Schleifer auf dem Weg zum Eingangstransistor der Endstufe eben keiner, den hatte sich der Herr Creek geschenkt. Das hat drei Konsequenzen:

  1. man spart einen Kondensator im Signalweg mit seinem Preis und seinen negativen Eigenschaften,
  2. der Offset der Endstufe schwankt mit der Lautstärke, weil die Eingangs-Impedanz und damit der Eingangs-Bias-Strom veränderlich ist
  3. das Potentiometer kratzt bei ungünstiger Wetterlage und schneller Bewegung

Daher habe ich hier nachgerüstet. Um die Untere Grenzfrequenz nicht zu sehr nach oben zu hieven, habe ich den vorhandenen 10µF-Elko auf 47µF erhöht und die Brücke vom Schleifer zum Eingangstransistor mit ebenfalls 47µF ersetzt. Die Auswahl fiel auf bipolare Nichicon Muse, die in solchen Einsatzgebieten sehr wenig verzerren. Mit dieser Maßnahme ist das Kratzen jetzt Geschichte UND der Basstöner macht keine Bewegung mehr mit der Potentiometer-Drehung. Der Design/Konstruktions-Fehler ist beseitigt, Kratzen kann nicht mehr auftreten.

Potentiometer DC-frei, Kratzen beseitigt

Im Rahmen dessen habe ich noch zweierlei gefunden, das mir nicht gepasst hat: erstens war ein Fehler in der Strombegrenzung, die eine Halbwelle sprach viel zu schnell an. Das wurde in Ordnung gebracht. Dabei fiel erstmals der Blick auf die Bootstrap-Schaltung des Spannungsverstärkers und hier habe ich dann im Gegensatz zum Original sowohl eine höhere Kapazität für eine tiefere Grenzfrequenz, als auch einen in seiner Größe deutlich robusteren Elko vorgesehen. Diese Maßnahmen unterstützen klanglich noch die neuen Dioden in Sachen Druck und Fundament.

vergrößerter Bootstrap-Elko im Spannungsverstärker

Nun und WENN man denn schon mal das Gerät an der Unterseite beim Wickel hat, gleich noch ein gelungener Versuch, das hier relativ starke Grund-Brummen der Endstufe zu minimieren. Normalerweise würde man am Eingangs-Pärchen der Endstufe für den gemeinsamen Emitter-Strom einfach eine Stromquelle mit mindestens einem Transistor vorsehen. Das steigert allerdings auch die Leerlaufverstärkung und somit die Über-Alles-Gegenkopplung, die für einen guten Klang ja ganz genau aus-tariert sein muss. Es gab frühe Exemplare mit genau dieser Schaltung, später wurde das aber eben aus klanglichen Gründen auf einen normalen Quell-Widerstand zurück umgestellt. "Stromquelle" hätte mit Sicherheit das Brummen weitgehend eliminiert, nur ein Speise-Widerstand an diesem Punkt koppelt einfach zu viel vom Restbrumm der absichtlich nicht zu groß gewählten Lade-Elkos in den Eingang. Zumindest wenn er nicht extrem hochohmig oder eben aktiv hochohmig (=Stromquelle) ausgeführt ist. Ersteres würde aber mehr Rauschen produzieren und zu wenig Regelhub, Zweiteres mehr Lehrlaufverstärkung.

Man KANN den Brumm allerdings auch passiv fern halten, ohne dass sich in den Arbeitspunkten oder Impedanzen viel ändert. In diesem Fall habe ich die 18kOhm Quellwiderstand durch eine Reihenschaltung von 15k und 3k ersetzt, dazwischen wurde ein Elko gegen Masse angebracht. Das RC-Filter 3kOhm/10µF filtert nun den Brumm aus, die Schaltung "sieht" bei DC immer noch 18k und im Hörbereich 15kOhm, was an dieser Stelle so gut wie keinen Unterschied ausmacht. Damit beim Be-/Ent-laden des Elkos kein zusätzlicher Plopp entsteht, ist dem 3k-Widerstand noch eine 7,5V-Zener-Diode in Sperrrichtung parallel geschaltet, wodurch sich beim Einschalten der neue Elko quasi instant auflädt und sich beim Ausschalten in Durchlass-Richtung derselben Diode auch genauso schnell wieder entleert. Im Betrieb ist die Diode dagegen komplett gesperrt.
Mit dieser Änderung von einem auf vier Bauteile brummt dieser Creek nun auch nicht mehr wahrnehmbar, der Unterschied bei der Brummstörung ist drastisch, der Klang dagegen überhaupt nicht beeinträchtigt.

Neu an der Unterseite: 3kOhm und Elko als Brumm-Filter, Zenerdiode zur Plopp-Vermeidung



15kOhm satt vorher 18kOhm

Auf dem letzten Bild erkennt man auch einen weiteren bei der der Untersuchung entdeckten Fehler unbekannter Herkunft:
Im Vordergrund steckt auf einem Sockel der Operationsverstärker der Klangregel-Stufe, die ja von jeglichem Abhör-Signal durchlaufen wird. Der war mit dem billigen Ausgangs-Puffer-OP für den Tape-Ausgang verwechselt - auch hier profitiert der Klang.

Abschließend habe ich mir das ganze mal angehört und ausgiebig getestet. Der Creek spielt nun phänomenal - die Summe der Maßnahmen hat den Zwerg noch weit erwachsener gemacht, als ich ihn ohnehin in meinem wohlwollenden Gedächtnis hatte. Also DAS ist echt schön!!!