Vollverstärker

Audio Innovations Alto AM1 - fernbedienbar

Verkauft 2020 für 489,-€ (unter Inzahlungnahme defekter baugleicher Alto)
komplett revidiert, 3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

Eigenschaften:

  • Gehäusedeckel neu lackiert -  Front verchromt
  • 4 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • Sub-out
  • Lautstärke und Quellwahl fernbedienbar (Philips RC5-Fernbedien-Code)

so wie die Chromfront geformt ist, hat man aus jedem Betrachtungswinkel immer Reflexe vom Blitzlicht im Bild

Der MK1 hat mir sehr gefallen

Anfang 2011 habe ich einen Alto ohne Fernbedienung im Kundenauftrag revidiert. Ein schlichtes Gerät mit einfacher Betriebsspannung und Koppel-Kondensatoren für die Lautsprecher. Das gibt es auch bei Sugden (A21a, A48b z.B.), bei den ersten Creek CAS4040 (mit weißer Schrift) oder bei der Quad 303. Und der erste Alto hat sich diese Philosophie ganz ernsthaft zu eigen gemacht - alles möglichst schlicht und mit wenigen Bauteilen und wenigen Bezugspunkten.
Der Erstling klang entsprechend - gut, ich hatte die Koppel-Kondensatoren mit Evox-Rifa-Long-Life-Typen ersetzt, auch sonst alles frisch gemacht, ich habe da also mit sehr impulsivem, uneingespieltem, am Anfang tendenziell etwas hart klingendem Material getestet. Das Gerät hat jedenfalls vor allem den zentralen Bereich gut übertragen, trotz etwas "Härte" (auch der schlichten Schaltung und deren etwas erhöhtem Klirrfaktor geschuldet) war alles sehr direkt, lebhaft und farbig.

Also habe ich mir damals in England einen Alto ersteigert, welche Version, war beim Kauf unklar.

die Ausstattung ist völlig ausreichend

Es kam ein MK2. Der Deckel war in schlechtem Zustand, das Gerät hatte einen Fernbedien-Empfänger, aber keinen -Geber. Der Zustand war als defekt beschrieben worden, ich habe ihn begutachtet, gesehen, dass die Innereien völlig anders als beim MK1 gestaltet waren und ihn erst mal auf die Seite gestellt. Irgendwann habe ich den Deckel lackieren lassen, doch er stand weiter.
Nachdem mit allerdings im Sommer 2014 die Wiederbelebung eines Rega Mira hervorragend gelungen war (nun gegen Castle York Lautsprecher eingetauscht) und ich dafür auch eine passende Fernbedienung programmieren konnte, habe ich nach der ebenfalls erfolgreichen Bearbeitung des Myryad MXI 2080 den Alto vom Regal genommen und mal genauer betrachtet. Für den müsste ich das Fernbedien-Problem inzwischen auch lösen können.

der neu lackierte Deckel

Natürlich habe ich erst mal nach dem eigentlichen Schaden gesucht, im Endstufen-Netzteil waren die Sicherungen unterbrochen. Eine Endstufe erwies sich als kurz geschlossen, das hatte der Vorbesitzer sicherlich durch Fehlbedienung (Gerät an, Lautsprecher-Kabel - am besten auf Lautsprecher-Seite - zusammen halten) selbst verursacht.

Nach Ersatz der defekten End-Transistoren kamen dann noch sämtliche Elektrolytkondensatoren neu ins Gerät, dazu zwei neue Ruhestrom-Trimmer und sowohl das Standby- als auch das Lautsprecher-Relais.
Am schwierigsten zu beschaffen waren dabei die großen Lade-Elkos für die Endstufen-Versorgung, die wurden durch Cornell-Dubilier-Typen ersetzt, bei genauer Betrachtung den ausgebauten Samxon auffallend ähnlich, gleiche Dichtung, gleicher Schlauch, gleiche Anschlüsse, gleiche Maße, gleiche Nennwerte ... eventuell also auch insgesamt das Gleiche, trotz unterschiedlichem Aufdruck.

Balance- und Lautstärke-Regler wurden ausgebaut und Ultraschall-gereinigt. Mehr gab es im Gerät nicht zu tun.

Innenleben

Die Inbetriebnahme lief nach Ersatz auch noch zweier Treiber problemlos, der Ruhestrom wurde auf Werte eingestellt, die sich im heil gebliebenen Kanal bereits andeuteten und für die verwendeten MJ15015/15016-Transistoren (leistungsstarke Varianten des 2N3055/MJ2955) besonders in England üblich sind: 22mA pro Kanal.

Blieb nach der Montage nur noch die Fernbedienung, da hatte ich mir eine lernfähige Groß-Tasten-Seki von IT-Tronics kommen lassen. Der Verstärker reagierte auf meine RC5-Fernbedienungen von Sugden und MicroMega, ich hatte also sehr bald alle Befehle auf den neuen Geber programmiert: Ein/Aus (Standby, einen Netzschalter gibt es nicht), Lautstärke (+/-), die Stummschaltung (Mute) sowie die Quellenwahl auf den Tasten 1-5, zuzüglich der "0" für Tape-Monitor.

Und so ist er nun wieder hübsch und komplett.

neue Fernbedienung

Wie er spielt?

Um es unumwunden zuzugeben: da hatte ich mir nach Kenntnis des MK1 mehr versprochen. Nun habe ich allerdings noch wenig mit Lautsprechern experimentiert, die Schaltung könnte da durchaus bestimmte Vorlieben haben, die an meinen Bluesline Beat nicht vorteilhaft zur Geltung kommen. Ich tippe mal auf ein gutes Match mit den Paradigm Atom V5 -Monitoren. In der getesteten Kombination erscheint er mir sehr sauber, aber auch zurückhaltend, Bauch-betont, Sänger relativ leise und hinten, zwar schnell im Rhythmus, aber nicht in der Kraft-Entfaltung. Ideal, um im Hintergrund zu spielen.

Wenn ich einen besser angepassten Lautsprecher gefunden habe (oder mir z.B. durch Umbestücken der Haupt-Elkos im Netzteil eine Anpassung an die doch relativ vielseitigen "Beat" gelingt), werde ich diesen Text ergänzen.

Insgesamt gehe ich dennoch davon aus, dass dieser Alto MK2 unter seinesgleichen jetzt vermutlich einer der besten ist, wer also sein eigenes, defektes Gerät damit ersetzen will, weil er bereits einen gut harmonierenden Lautsprecher besitzt, fährt mit diesem Exemplar optimal.

Nachtrag: kleiner Eingriff, große Wirkung

Auf dem letzten Foto sehen Sie den letztlich gewählten Weg. Ich hatte nach dem ersten, unausgeglichenen akustischen Eindruck zig Anbieter durchsucht, wer mir einen Haupt-Netzteil-Elko mit den gegebenen Maßen und Werten, aber auch nach meinen klanglichen Vorstellungen liefern kann. Fehlanzeige, das Design-Gehäuse alleine wäre noch nicht das Problem. Das Layout der Platine zwingt allerdings Teile zu verwenden, die neben der geringen Bauhöhe auch noch einen sehr begrenzten Durchmesser von nur 30mm  haben dürfen, denn man hatte trotz viel Platz im Umfeld die Gleichrichter-Dioden um die Elkos plaziert (dämlich...). Nachdem sich nichts besseres auftreiben ließ, jede Austausch-Variante Pferdefüße hatte, habe ich nun kurz entschlossen zur Ergänzungs-Variante gegriffen. Dazu kamen Panasonic FC-Stütz-Kondensatoren mit 1000µF direkt an die Leistungs-Transistoren, und zwar per niederohmiger Rückleitung auch einzeln an den Leistungs-Masse-Sternpunkt angeschlosssen. Die Methode verwenden die großen Symphonic Line Endstufen durchgehend zur Unterstützung, Folge ist, dass der tonal in vielen Anwendungen sehr gleichmäßig klingende Kondensator das Strom-Geschehen lokal dominiert und damit die "komischsten" Netzteil-Impedanz-Gänge weitgehend gerade rückt. Und rechnerisch wird er das an 8 Ohm sogar bis zu einer unteren Grenzfrequenz von 20Hz tun, also im kompletten direkt relevanten Hörbereich.

In diesem Fall finde ich die Folge regelrecht begeisternd. Nicht, dass der Verstärker es plötzlich "knallen" lässt, er gehört durchaus noch zu den Geräten, für die man passende Lautsprecher aussuchen muss, die nicht nach zu viel Kontrolle verlangen und selber etwas "Spritzigkeit" an den Tag legen. Doch der vorher etwas komische, verdrehte Frequenzgang vom Grundton aufwärts samt der unnatürlich zurückhaltenden Stimm-Gewichtung ist wie weg geblasen, im Gegenteil passt jetzt alles zusammen. Und unter diesem merkwürdigen Verhalten waren ganz offensichtlich ein guter Teil der positiven Eigenschaften völlig verborgen geblieben. Man erreicht plötzlich einen detaillierten, räumlichen Tiefen-Eindruck und eine nahezu unheimlich natürliche Stimm-Wiedergabe. Dazu kommt eine freudige Verspieltheit bei den Klangfarben, die ganz offensichtlich nicht aus Hinzufügungen von Schminke rührt, wie es z.B. das bekannte "missing link" Zwischen-Röhrenverstärkerchen von Musical Fidelity macht, im Gegenteil hört es sich nach einem eher zurückhaltenden Umgang mit dem Quellmaterial an. Übrigens scheint mir die resultierende schöne Fassung der zweiten Variante in der Summe ihrer Eigenschaften umso mehr von der ersten Alto-Auflage abzuweichen, denn der war weit unsauberer, jedoch mit unheimlich "knackigem" und Mitten-betontem Präsenz-Verhalten ein Spaß-Vogel ganz anderen Charakters.

Interessant jedenfalls, wie viele Fähigkeiten sich hinter weniger geeigneten Versorgung-Elkos verbergen können und sich durch gezielte Eingriffe in die Versorgung ohne viel Aufwand wieder hervor zaubern lassen!
So kann ich ihn jetzt guten Gewissens verkaufen. Mit Lautsprechern muss ich nach wie vor noch ein wenig experimentieren, in erster Näherung wird funktionieren, was auch an Musical Fidelity A-Verstärkern verfängt, schon deshalb, weil die Schaltungs-Topologie der Endstufe mit den Leistungs-Kollektoren zum Ausgang weist - wie eben beim A1 ff., den meisten Anoden-gekoppelten Push-Pull-Röhren und nach dem Abacus/Rieder-Konzept gebauten Verstärkern. Und vor allem muss ich mal gelegentlich die Castle Yorks anklemmen, das könnte gut passen...