"eingespielt"-"uneingespielt" - was für ein Quatsch!?

Oder: der Dunning-Kruger-Effekt in Foren

Vorab muss ich mich schon mal entschuldigen, es mag streckenweise etwas "ätzend" werden. Und nicht dass Sie mich missverstehen: Berechtigte Kritik muss sich nicht zurück halten. Es gibt auch auf unserem Gebiet wirklich jede Menge Träumer und Quacksalber, die mögen gelegentlich auch eine unmissverständliche Zurückweisung benötigen. In Foren findet man deren Kondensat an gegensätzlichen, unausgegorenen "Wahrheiten", stets einen Tick bösartiger ins Feld geführt, als es die Tatsachen rechtfertigen würden. Nahezu durchgehend ohne jede Selbstkorrektur - fällt schwer, muss auch nicht dauernd sein, aber ein "wo sie/er Recht hat, hat sie/er eben Recht", das findet sich eben leider fast nie. Und manches wird verbreitet, das ist weder von der heuteshow, noch von Aktenzeichen-XY zu toppen. Ich habe da noch einen Artikel in Planung zu "energetischer Aufwertung".
Mir geht es im Folgenden jedenfalls um die Art Kritik, die den Pfahl im eigenen Auge nicht sieht, während sie über den Splitter z.B. in meinem Auge heftig wettert.

Ich greife mir zwei Beiträge aus dem "old fidelity"-Forum, auf die ich per Google gestoßen war.
Und natürlich gibt es im gleichen Forum auch sehr positive Beiträge für uns. Nicht die gesamte Gemeinde, die sich hier austauscht, ist auf Streit gebürstet. Na und perfekt sind wir ja auch nicht - kritisiert jemand sachlich definitiv falsche Behauptungen unsererseits - na dann müssen wir reagieren und uns korrigieren.
Der erste fragliche Beitrag ist dieser über einen meiner Verkaufs-Artikel zum A78MK2. Interessant hier die Kommentare von "gogosch"

Frage: Mit welchem Recht gibt denn ausgerechnet dieser Forumsteilnehmer an dieser Stelle über meine Artikelbeschreibung ein solches Urteil in der Öffentlichkeit ab? Sehen wir uns erst mal an, was "gogosch" denn qualifiziert, sich so überheblich gegenüber meiner Wortwahl aufzuspielen. Inhaltlich habe ich das dann mit der Äußerung

"Und wenn ich das Geschwätz bei ftbw lese, wird mir übel. Der Gott der Elkotauscher erklärt mir die (Klang-) Welt."

von "HVfanatic" über meinen Artikel zur RG1, also in einem anderen Thema verknüpft. Das finden sie hier

Wieso sollten wir keine Elkos tauschen, welches "Geschwätz" meint er, kann er das begründen? Oder schwätzt er nur? Das wäre ja zum Kotzen!
Also: können die was, kennen die was, sind die irgendwie "Experten"? Oder stehen sie auf dem Gipfel des "Mount Stupid" und haben das "Tal der Verzweifelung" noch vor sich, falls sie noch was zu lernen bereit sind? "Faktencheck" sozusagen.
Zitat "gogosch" zum A78MK2-Artikel:

"Als ich die Worte "uneingespielt" und "weich zu spielende Elkos" gelesen hatte habe ich aufgehört."

Nun, "gogosch" hat im Folgetext schon mal nicht so ganz das A78-Netzteil verstanden - insbesondere in was es sich von den meisten gängigen Netzteil-Schaltungen entgegen seiner Auffassung eben doch nicht unterscheidet (s.u.). Mit den Feinheiten, in welchen Betriebsfällen und aus welcher Quell- oder Last-Sicht sich welche Ersatzschaltung ergibt, könnten sich in diesem Forum die offenbar massenhaft versammelten "absoluten Experten" doch mal auseinander setzen, mit denen sollte er das mal diskutieren, bevor er Ratschläge erteilt?! Deren Lösungswege sind bestimmt ... spannend.

Nur befürchte ich, vielen dieser "Experten" mangelt es an so gut wie an allem Wesentlichen. Fehlanzeige "fundierte theoretische Grundkenntnisse", kein gelegentliches Studium eines Datenblatts, von akustischer Beurteilung auf musikalischer Grundlage brauche ich nicht mal anfangen. Tipp vom "Gott der Elkotauscher": Würden die Herren ein Instrument spielen, könnten sie mit dem Begriff "einspielen" zumindest etwas anfangen. Die Grundlagen sind da genau dieselben: das eingesetzte Material ändert sich bei der Benutzung - das ist nur für kleine Geister ein schier unmöglicher Vorgang, "totale Einbildung". Kleiner Exkurs: So was gibt es meinetwegen auch bei Automotoren, da nennt man das "einfahren" - nein, gibt es natürlich auch nicht.

Mal ein genauerer Blick auf folgende Äußerungen von "gogosch":

Auch "Pievox" glaube ich nicht alles, was er so von sich gibt, dass "dicke Elkos" nichts am Klangbild des A78 bewirken.
Das mag für (Class B) Verstärker stimmen, wenn es sich um 2 getrennte Rail-Spannungsversorgungen handelt.
Hier dienen "dicke Elkos" einerseits der Siebung und andererseits der Erhöhung der Impulsleistung und haben Nüsse Effekt auf den Frequenzgang.
Der A78 hat nur eine einzige Stromversorgung pro Kanal von 60V~ mit virtueller Masse, gebildet durch die beiden 4,7mF Elkos. d. h. die Lautsprecherströme "gegen Masse" laufen durch die Elkos. 
Das erklärt auch den "Küchenradio-Sound" wenn die Elkos ausgedörrt sind, da sie dann quasi einen Hochpass bilden.
Der einzige Gegenargument betreffs dickere Elkos ist der Ladestrom. Auch hier ist zu bedenken, dass durch die Serienschaltung die tatsächliche Kapazität, die am jeweiligen Gleichrichter anliegt, nur etwa 5mF ist,
bei Verwendung von 2x 10mF pro Kanal.


"gogosch" ist offenbar einer der Spezeln, die im A78 10mF-Elkos einbauen, weil die halt bei doppelter Kapazität heutzutage die gleiche Größe haben - und weil ihm bisher ja noch kein Gerät dabei kaputt gegangen ist. Und weil er für einen Stapel alter Nichicons so wenig bezahlt hat. Klar kann er das machen. Doch was da sonst noch dagegen sprechen könnte, warum der Konstrukteur nicht gleich selber die doppelte Kapazität vorgesehen hat - hat er das wirklich verstanden? Mein Eindruck: Von Netzteilen hat "gogosch" wohl doch nicht so umfassend Ahnung.

Geht da noch weiter, wo unreflektiert über eine (zugegeben falsche) Behauptung schwadroniert wird:

Zitat aus dem Netz: "10.000µF beim A78 zerstören den für diesen Verstärker typischen Revox-Sound durch zu starke Bässe".
Der Herrgott hat schon einen großen Tiergarten ......

Nur dem letzten Satz stimme ich angesichts des Autors uneingeschränkt zu.
Ich zähle mal erst auf, was u.a. stimmt: Eine Kapazitätserhöhung hat einen größeren Einschaltstromstoß, eine glattere Spannung, eine höhere Restenergie im Schadensfall und vor allem höhere, magnetisch ins Signal streuende 100Hz-Oberton-reiche Ladestrom-Spitzen zur Folge. Geht also vor allem mehr auf die Sicherung und den Gleichrichter.

Geballter kann man jedenfalls Halbwissen nicht mit Unsinn verquirlen. Dass die Ruhestrom-Wahl ("Class-B" , Revox A78 ist "AB") mit einer Versorgungs-Topologie (2 Betriebsspannungen) irgendwie gleichgesetzt wird und dann was von "Erhöhung der Impulsleistung" kommt - also da kräuseln sich schon ein wenig die Zehen-Nägel. Was nun? Mehr Sieb-Kapazität erhöht die Impulsleistung nur bei B-Verstärkern mit unabhängigen Versorgungen? oder wie?
Naja, weiter im Text: Lautsprecherströme laufen durch die Elkos (zur Masse/virtuellen Masse) - da hätte ich nun aber gerne mal ein Gegenbeispiel gesehen, bei welchem Hifi-Verstärker das anders wäre. Auch hat der A78 dennoch nicht eine, sondern zwei Endstufen-Versorgungen pro Kanal. Auch wenn vom Trafo keine Mittenanzapfungen auf Masse gehen, sondern die mit Masse verbundenen DC-Mittelpunkte der beiden Leistungs-Netzteile sicherheitshalber über Spannungsteiler von je 2x 3,3kOhm ein möglichst symmetrisches Clipping gewährleisten. Hat viele Vorteile, z.B. auch dass kapazitiv eingekoppelte Netzstörungen sich auf diese Art teils auslöschen. Wir haben jedenfalls im Normalbetrieb eindeutig eine symmetrische Versorgung mit zwei gleich großen, auf Masse bezogenen Plus/Minus-Spannungen vorliegen. 
Dem Fass den Boden ins Gesicht haut dann aber dann die folgenden Behauptung:
"Elkos ausgedörrt"-> "Hochpass"->"Küchenradio-Sound". Dazu muss man wissen: Ja, viel Elektrolyt ist raus, nein, an der Kapazität merkt man da wenig, es ergibt sich auch absolut keinen Hochpass. Tatsächlich ist der ESR deutlich (mehrfach) erhöht, zudem hat die Elko-Impedanz eine starke Frequenz-Abhängigkeit. Die Pampe da drin ist verdickt, die Ionen-Leitfähigkeit gemindert. Aufheizen hilft, beschleunigt aber nur noch den weiteren Abbau. Hier ist nun tatsächlich alles in Reihe: Elko, Endtransistor, Lautsprecherkabel, Weiche, Chassis, Lautsprecherkabel zurück bis zum Elko. Eine Kette, so stark wie ihr schwächstes Glied, wenn die Endstufe dem Kreis einen Strom auf den Weg geben will, der wirklich nur vom Eingangssignal und der Lautsprecher-Impedanz abhängen soll. Wenn im Lautsprecher-Stromkreis durch Alterung der Elko-Innenwiderstand dominanter wird, läuft die Endstufe quasi auf Grund - die alten Becher werden zur Strombegrenzung. Klingt manchmal nur noch wie wie ein billiges Küchenradio. Ja.
 
Dass der Gleichrichter natürlich eine Reihenschaltung der Elkos "sieht" - na das hat er doch immer schon?! Was soll dieser Reihenschaltungs-Hinweis? Wieso sollte eine eigenmächtige Kapazitäts-Verdoppelung durch die spezielle Schaltungsart des A78-Netzteils weniger Nebenwirkungen haben, als in der gewohnten Topologie? Wo ist also der Unterschied zur Alternative "Trafowicklung-Mittenanzapfung an Masse" (eine Verbindung, die man in der Fachwerktheorie äquivalent einen "Nullstab" nennen würde)? Ohne spoilern zu wollen: es gibt keinen.
Ist ja an den reihengeschalteten Lade-Elkos auch genau die doppelte Spannung dran, wie sonst - zweimal - für diese Leistung gewohnt. Es ist auch hier entsprechend alles wie immer, egal ob 1x60Vac oder 2x30Vac verwendet werden. Vor dem Elko-"Upgrade" sah der Gleichrichter effektiv ca. 2,5mF und belud die mit dem Spitzenwert von ca. 80V DC, hinterher müssen 5mF auf 80V gebracht werden. Das drückt in Sachen Ladungen exakt das Gleiche aus wie: vorher zwei Mal 40V am je 5mF, nachher zwei Mal 40V an je 10mF. So oder so, doppelt ist doppelt, es ergibt sich beim willkürlichen Kapazitäts-Verdoppeln auch immer die doppelte Stromstoß-Belastung wie konstruktiv vorgesehen.
Wie natürlich auch die doppelte Spannung an ein und derselben Kapazität ebenfalls den doppelten (Lade-)Strom macht.
Physikalischen Grund-Gesetz nebenbei zur Erinnerung: Leistungen und enthaltene Energien gehen mit dem Quadrat der Spannung bzw. des Stroms. Im Beispiel: 5mF enthalten bei 80V genauso viel Energie wie 20mF bei 40V. Heißt - oh Wunder - man kann zwei volle Elkos parallel und in Reihe schalten und sie enthalten immer noch dieselbe Energie!

Die meisten anderen Verstärker haben, anders als der A78, eine Mittenanzapfung der Wicklungen des Leistungs-Netzteils, verbunden mit Lautsprecher-Masse. Das ist sozusagen der Standard-Fall und bewirkt die gegenseitige Unabhängigkeit der beiden Endstufen-Versorgungen bis hinunter in den DC-Bereich. Das wiederum führt bei Endstufen-Defekten, bei denen die Ausgangs-DC-Spannung zu einer der Betriebsspannungen hin ausbricht dazu, dass bei maximaler Netzteil Plus- oder Minus-Spannung so lange weiter Gleichstrom durch den Lautsprecher fließt, bis die Sicherung auslöst - oder die Schwingspule unterbricht. Je nachdem, was länger braucht. Beim A78 ist das aber nicht so, hier kann sich bei kaputter Endstufe maximal noch einmal die Ladung aus den auf 40V gespannten 5mF in die Last entleeren, ab dann ist die Quellimpedanz 3,3kOhm, es fließen maximal noch lächerliche 24mA weiter, wenn ein offen bleibender Endtransistor die eine Betriebsspannung über die Last auf Masse pinnt. Nach Eingriff durch "gogosch" natürlich zunächst die doppelte Ladung. Ein solches Szenario kann beim beim A78 übrigens für die originalen Becher-Elkos gefährlich werden. Denn hier können und werden dann mit diesem verschobenem Mittelpunkt einseitig 80V anliegen, deutlich über den verwendeten 63V Nennspannung. Wer Ersatz-Elkos kauft und vor der Wahl des passenden Bolzen-Exemplars steht: 5mF/>=80V einzubauen ist etwa gleich groß, aber zumindest deutlich sinnvoller als 10mF 63V.

Eine wahre Aussage von"gogosch" ist: Man wird bei Verdopplung der Lade-Elkos tatsächlich keinen lauteren Bass erhalten, am messbaren Frequenzgang im Hörbereich ändert freilich sich nichts, die untere Grenzfrequenz ist andernorts (C308/R503/R502/R519 und C501/C503/R505) festgelegt. Wie der tatsächliche akustische Eindruck ist, kann immerhin minimal abweichen - sogar hin zu weniger Bass durch niedrigeren ESR und entsprechend besseren Dämpfungsfaktor.

Fazit: Es wird felsenfest gemeint, mit dem was man zweifellos weiß, verstände man bereits alles von Elektrotechnik, von Physik. Man kann also beim Begriff "einspielen" sofort aufhören zu lesen, man weiß ja alles besser. "gogosch" versteht sogar offenbar so viel von Physik, er kann - so lese ich an anderer Stelle - ein Gerät allein nach seinem Datenblatt beurteilen. Tatsächlich.
Unter uns Quartettspielern: das kann man schon so machen, jedem nach seinen Möglichkeiten.

Zurück zum "Einspielen" selbst, ich frage mich wirklich: wie vernagelt muss man eigentlich sein, sich die ganzen definitiven physikalischen und (elektro-)chemischen Vorgänge in so einem Gerät mit ihren eindeutig wahrnehmbaren Effekten auszureden? "Du kannst mir zeigen was Du willst, ich seh' nur was ich glaub"?

Wie ein Satz Saiten oder eine Geigen-Decke sind auch die geschichteten, getränkten, Stoß-formatierten Elkos in in einem Hifi-Gerät eben nicht gleich fertig, unveränderlich und neutral. Es "setzt" sich da noch einiges. Und das kann man auch messen. Und eben hören - also wenn man was hört natürlich nur. Geht aber auch aus den Herstellerangaben eindeutig hervor. Genauso die Lebenszeit-Begrenzungen - also ab wann man von der Einhaltung der Parameter des Datenblatts nicht mehr auszugehen braucht. Zu diesen Angaben gehört übrigens auch das sogenannte "shelf life" - also wie lange man die Ware lagern kann, quasi das Verfallsdatum. Elkos deformatieren sich nämlich, die muss man auch mal verbrauchen bzw. benutzen, herumliegen ohne Spannung führt zu Schicht-Abbau. Je nach Elektrolytmischung greift die Flüssigkeit bei Spannungslosigkeit sogar die Anschluss-Beine stärker an, die Drähte bekommen eine poröse Oberfläche in der Gummi-Durchführung, werden gar "dünner gefressen", was besonders bei Radial-Elkos zu Undichtigkeit und Auslaufen führt. Es gab auch Elko-Typen, mit komplett "innen abgefaulten" Beinen. Und selten bei Nass-Typen: sogar welche mit Kurzschluss-Neigung - Innere Korrosion ist durchaus ein Thema. "gogosch" könnte sich entsprechend fragen, ob sein "deal" -

"vor ein paar Jahren 200 Stück Nichicon 10.000µF/80V um 90cent das Stück bei Neuhold Elektronik"

eigentlich ein so guter war. Ist natürlich auch möglich, dass diese Art Sparsamkeit noch die Meinung verstärkt, neue Elkos klängen nicht besser. Seine "neuen" Elkos ja vielleicht wirklich nicht. Um das wirklich beurteilen zu können, müsste man schon mal Marken-Elkos aus aktueller Fertigung einbauen - und den Sammlerschrott entsorgen. Und ob bei solcher Ware von "einspielen" in meinem Sinne noch die Rede sein kann, bleibt ebenfalls offen.

Gut, wenn man unbelehrbar davon ausgeht, dass die billigen Verschleißteile überhaupt nicht "hörbar" sind, dann kann sich durch sie natürlich auch nichts ändern. Wenn man das erst mal verinnerlicht hat, mag einem das dann auch dauerhaft so vorkommen. Eines muss ich ja zugeben: Jeder CD-Spieler und jeder intakte Verstärker spielt irgendwie alle Töne. Solange man auf dem Level "macht das Teil das überhaupt" verharrt, dann sind die Geräte tatsächlich alle gleich. Das ist das Niveau eines CD-Player-Vergleichs von 1985 bei Stiftung Warentest. Alle "sehr gut". Labor und Hörtest. Oh Wunder. Ja, wenn wir uns auf dieser Ebene auseinander setzen, dann haben die Herren Recht. Und auch ein Midi-File-gesteuerter Synthesizer kann perfekt Bach spielen. Wozu Glenn Gould oder Dinu Lipatti?

So gesehen hätten die Bauteile, die ich in Geräten austausche, natürlich gar keine klanglichen Eigenschaften und tun einfach im Inneren "beherrschter Technik" ihren Dienst, verhalten sich "binär" - heil oder kaputt. Und die Herren der Foren sind die "Beherrscher der Technik". Da würde aber dann auch bereits beim Thema vieler Hifi-Foren etwas nicht ganz stimmen, wieso müssen die Herren sich dann dann überhaupt hier äußern, empfehlen, ablehnen, wenn das "alles dasselbe" ist?

Und ich mach es mir eben weniger einfach. Ich schreibe Bauteilen Eigenschaften zu, weil mir Unterschiede auffallen. Die meisten dieser Eigenschaften sind erst mal rein elektrotechnischer, industriell-Fertigungs-technischer Natur. Bei der Anwendung in einem Hifi-Gerät kommt dann noch eine Schar Parameter hinzu, mit der sich sonst nur die Konstrukteure von Spezial-Audio-Bauteilen auseinander setzen - heißt aber nicht, dass "normale" Bauteile von "klanglichen Aspekten" nicht betroffen wären. Die heftigsten Effekte darunter gehen von der Umwandlung elektrischer in mechanische Energie und umgekehrt aus - Mikrophonie. Dann von der Umsetzung elektrischer und mechanischer Energie in Wärme - Dämpfung. All das Frequenz-abhängig. Kombiniert mit der jeweiligen Einbau-Situation ergibt das oft völlig unerwartete Resultate, wir befassen uns hier ja auch noch mit deren Anwendung in komplexen, gegengekoppelten Systemen. Wie die oben erwähnte Decke einer Geige hat ein Gerät zur Audio-Reproduktion jede Menge derartige Energie-Übergänge (im Sinne der Physik, nicht des Wünschelrutengängers) und entsprechend auch viele mehr oder weniger ausgeprägte Resonanzen auf elektrischer und mechanischer Ebene (nicht auf der des Astral-Leibes, der Sternzeichen und Globuli). Einzelne Effekte davon müssen nicht sonderlich auffällig sein. Sowie ein paar zusammen wirken, z.B. durch gleiche Mittenfrequenz oder Vielfache davon, wird es kritischer. Und in einer Analogschaltung aus meinetwegen 50 Teilen, unter denen sich 20 mikrophonisch verhalten, das Ganze mit 90dB Gesamt-Leerlauf-Verstärkung (lokale Gegenkopplungen noch unberücksichtigt) und davon 70dB wiederum für die Gesamt-Gegenkopplung eingesetzt (was Ursache und Wirkung zu unterscheiden ohne Auftrennung vielfach unmöglich macht), in einem Nebensatz zu behaupten, es könne hier keinen Einfluss und keine Verschiebung und keine Auswirkungen der Elko-Parameter auf die Reproduktion komplexer Signale geben...
...ganz schön (dumm-)dreist.

Nun muss man bei einem Packen alter ERO- oder Röderstein-Elkos mit Bolzen-Befestigung in einem Revox A78 längst nicht so weit ausholen, selbst den Foren-Göttern ist grob bekannt, dass die kaputt gehen können. Legt sie einfach mal auf die Waage, meine Damen und Herren, die sind nämlich häufig sehr leicht. Warum? Ganz einfach: Nix mehr drin nach 40 Jahren. Oder betrachtet Exemplare, bei denen sich das Elektrolyt gar aus dem Alu-Becher gefressen hat.
Nur: bin ich "Gott der Elkotauscher" nur weil ich recht genau weiß, warum ich ein altes Gerät lieber nicht mit alten Elkos zum Kunden zurück gehen lasse? Dafür haben wir einfach nicht die Zeit und unsere Kunden nicht das Geld. Nehmen wir an, nach einer mühevollen, "Material-sparenden" Detail-Suche und -Reparatur würden wir das Gerät zurück senden. Und für jedes weitere, aus Altersschwäche aufgebende Verschleißteil würde man das Gerät dann erneut verschiffen und zerlegen? Verschleiß-Teile also möglichst drin lassen? Forums-Empfehlung? Immer unter dem Vorbehalt, dass die Parameter der verbleibenden Alt-Teile ja sowieso alle nicht mehr garantiert sind, dass das Gerät also nie wirklich auf der Höhe ist? Das ist nicht eventuell ein klein wenig hirnrissig? Das alles noch im Anbetracht dessen, dass diese Verschleißteile und deren (zusätzliche) Wechselzeit auf der Rechnung auch sowieso immer nur einen Bruchteil ausmachen. Teuer ist dagegen die Zerlege- und Zusammenbau-Zeit, der Abgleich mit Probelauf. Und kleine Elkos wechseln: billige Pillepalle, geht "en passant". Schneller, als ich so ein einzelnes verschlissenes Klein-Exemplar zweifelsfrei heraus gemessen habe, sind alle ausnahmslos hochwertig erneuert.
Also ja, man könnte die alten Elkos alle messen und alle gerade noch guten wieder einbauen - aber bin ich denn bescheuert? Für was hält man eine Autowerkstatt, die den Motor zerlegt, um eine einzelne, defekte Ventilfeder zu wechseln - und die anderen Federn samt der alten Zylinderkopfdichtung wieder einbaut?
Bewahre, dass jemand mit dieser Einstellung ein Flugzeug wartet.
In ebay hat mal jemand ernsthaft gebrauchte Elkos aus einem Harman angeboten - ich konnte nicht anders, ich musste da wirklich anfragen, ob er auch mit gebrauchten Kondomen handelt.

Also lieber in einem schnellen Durchgang alles für die nächsten 30 Jahre frisch machen. Und für die abschließende Beurteilung bitte erst mal etliche Betriebsstunden abwarten, bis sich die ganze Elektrolyt-Pampe gesetzt hat, die Schichtbildung der Alufolie abgeschlossen ist. Nennt man eben "einspielen" - und danach geht's halt am besten. Wie ein Automotor bei sagen wir 70.000km. Auch noch nie bemerkt, dass der irgendwann deutlich besser zieht als neu? Alles Phantasie? Wieviel PS das Auto hat, steht ja im Schein? Alles klar, da hat jemand vom Baum der Erkenntnis gefrühstückt...
Tut mir auch Leid, dass ich hier solche Vergleiche herbeiziehen muss, um den Blinden von der Farbe zu erzählen - aber man kann ja im Forum nachlesen: sie hören es nicht - vielleicht aus Gewohnheit, oder weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Natürlich spielt hier Psychologie eine große Rolle: die einen bilden sich den guten Klang per Energie-Stein und -Aufkleber ein, die anderen "hören" wiederum nur noch das Datenblatt. Mit seinen 5 von 40 legitim anwendbaren Parametern. Gut eingewöhnt am Problem "vorbei zu hören", müsste man solche Leute erst mal eine ganze Weile an Besserem "trainieren" - hab da trotzdem Zweifel, dass das klappt.

Nein meine Herren "Experten" ohne technischen Hintergrund, was ihr da bastelt, ohne es Euch anzuhören, das könnt ihr danach vielleicht in die Vitrine stellen. Was bei uns raus geht, muss dagegen Dauer-laufen, schwierig genug. Und dann haben wir manchmal Kunden, die tatsächlich klangliche Anforderungen stellen.

Was das "schwurbeln" und die "Göttlichkeit" angeht: Momentan befasse ich mich etwa 40 Jahre mit dem Thema und versuche schon immer, eine klare Grenze zum Voodoo zu ziehen. Sicherlich weiß ich bei weitem nicht alles, doch ich befasse mich mit allen physikalisch plausiblen Ansätzen, auch und gerade wenn mich jemand in normalem Ton drauf anspricht. Energetische Aufkleber an Geräten, CD-Entmagnetisierer und Lautsprecher-Kabel mit Laufrichtung z.B. gehören nicht zu diesen physikalisch plausiblen Ansätzen. Materialveränderung, Verschleiß, Mikrophonie, Signal- und schalt-induzierte chaotische Abläufe in Gegenkopplungsschleifen, Lautsprecherkabel als HF-Last-Impedanz eines gegengekoppelten Verstärkers, thermisches Verhalten, Impedanz-Frequenzgang, Verzerrungen von Bauteilen - und tausend anderes - nehme ich aber ernst und lasse mich auch gerne belehren.

Hätten die einfach gestrickten Foren-Helden recht mit ihrer simplen Betrachtung, dann hätte es nach dem ersten laut Datenblatt "perfekten" Hifi-Gerät doch auch eigentlich nie ein zweites geben brauchen, oder? Deren Denkweise erinnert mich an das (falsche) Bill Gates-Zitat Anfang der 80er Jahre - als er angeblich ausschloss, es könne mal PCs mit mehr als 640kByte RAM geben (640K ought to be enough for anybody). Doch ob es stimmt oder nicht - Gates war auf keinen Fall so beschränkt, dabei zu bleiben...

Neue Erkenntnisse muss man eben zulassen, Evidenz sticht Meinung. Und in Foren - das hier angesprochene ist nur ein Beispiel von vielen - da wird wohl gerade von den sehr wenig Wissenden am meisten beleidigt. Es gibt in unserem Interessen-Bereich verbohrte Fraktionen von "Kabel-Hörern" und "Kabel-Leugneren", "Messwerte sagen alles" gegen "Messwerte zählen nichts", Digital gegen Analog, "Gegenkopplung ist schlecht" und "Klirrfaktor ist schlecht", "non-oversampling" gegen "resampling", "HighEnd-Sicherungen und Netzkabel bringen was" und "Netzstecker-Einsteck-Richtung hört man" gegen "alles Quatsch"...
Und wer sich mit den Themen nicht oder nur halb auseinander setzt, der weiß auch nicht warum die Gegenposition vielleicht ebenfalls stimmt. Wo der Fehler also im Ansatz und nicht in der Sache steckt, man Äpfel mit Birnen vergleicht.
Ich habe hier jetzt übrigens nur Dinge mit physikalischem Hintergrund genannt.

Wer nun aufgrund seiner Meinung jemanden angreift, sollte dann wenigstens irgend etwas begründen können. Sonst wäre das ja vorschnell und übertrieben. Ja, die eigene Ahnungslosigkeit und Selbstüberschätzung in Arroganz zu überhöhen ist nach Trump im Weißen Haus mehr denn je angesagter Stil. Doch besser hielten sich diese Leute zurück, als sich mit der Verbreitung ihrer angeblichen "Expertise" aufzublasen.