CD-Spieler

Rotel RCD-975

Verkauft im Herbst 2017 für 418,-€, komplett revidiert
3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

Eigenschaften:

  • Schwenkarm-Laufwerk Philips CDM9
  • zwei Wandler -ICs TDA1305 im Dual-Mono-Differential-Modus
  • Ringkern-Trafo
  • Viele Rubycon "Black Gate"-Elektrolytkondensatoren im Wandler verbaut
  • Fernbedienung

Revision:

  • Elektrolytkondensatoren nach Bedarf erneuern
  • wo nötig neues Antriebsrad für die Schublade
  • Lötstellen nacharbeiten

Frontansicht mit Blitz

Gutes Konzept

Für viele Industrie-CD-Player gilt: im Bereich der zeitlich präzisen Wandlung bleibt man sogar hinter den Möglichkeiten des eingesetzten Taktgebers oft weit zurück, weil man die Wandler sehr stiefmütterlich "um drei Ecken" mit dem Bit-Clock-Signal versorgt. In meinen Artikeln zur "direct clock" bin ich darauf eingegangen.

Nun gibt es aber seit jeher Konstrukteure, die das Grundprinzip eines CD-Spielers und die großen Vorteile eines Ein-Gehäuse-Geräts in diesem Zusammenhang verstanden haben, solche Konstrukteure setzen wie ich auf eine "Master-Clock" in der Nähe des Wandler-Chips und verbinden in einzig korrekter Weise das Laufwerk als synchrone Zuliefer-Instanz mit dem Wandler, anstatt die Billig-Variante zu wählen, bei der der Wandler per langer Leitung, mit Frequenzteilern und PLLs dem Laufwerk nach geordnet wird.

Rückseitig normal ausgestattet, ein S/PDIF-Anschluß und zwei Analog-Ausgänge (wobei der Chipsatz in der Lage sein dürfte, per Daten-Reduktion den Pegel runter zu regeln - das kann ich ohne Fernbedienung nur kaum prüfen - die Verwendung wäre praktisch, aber kein "high end")

Ohne Blitz sieht man das Display besser - und damit auch die Funktion

Innen-Überblick - links Laufwerk, Steuerung und Netzteil, rechts der Wandler mit der System-Clock

Zu der Art Playern, die von vornherein eine für die Wandlertaktung korrekte Topologie verwenden, gehören z.B. sämtliche Micromega Stage-Geräte, aber eben auch dieser Rotel. Man kann sich sicher streiten, was und wie viel der Dual-Mono-Aufbau des Wandlers bringt, in diesem Fall laufen die beiden sonst für Stereo-Betrieb ausgelegten Analogausgänge der DAC-Chips gegenphasig, also symmetrisch und steuern so gemeinsam den Ausgangs-Operationsverstärker mit doppeltem Pegel an - das erhöht zumindest schon mal spürbar den Stör-Abstand, ist aber auch aufwändig in der digitalen Signal-Vorbereitung.

Die Laufwerks-Steuerung, hier hatte es "hinein gehagelt"

Auf dem Wandler-Board sind die an der Unterseite SMD-montierten Philips TDA1305-DACs als weiße Rahmen markiert, gleich rechts daneben sitzt das Clock-IC mit dem Gummi-verhüllten Quarz. Die ICs rechts machen aus dem Multiplex-Datenstrom des Laufwerks-Controllers ein digitales Dual-Mono-Signal für die Beiden Stereo-Wandler-ICs, aus der Schaltung hat sich mein Bruder für die Logik-Platine seines Philips CD751/753-Projekts und meines "revelation-Exposure" Anleihen genommen.

Komplett-Revision mit Hindernissen

Diesen RCD-975 hätte ich im Moment ohne Not sicher nicht aus dem Regal geholt, in dem er nach seinem ebay-Kauf für um die 80€ seit Jahren gewartet hat. Doch ich hatte jüngst ein Kunden-Gerät auf dem Tisch, das mich nach einer ganzen Serie mit Aussetz-Fehler-Geräten vollends in den Wahnsinn treiben wollte. Es kam ohne Anzeige im Display und mit "Vollgas rückwärts" an, ließ sich mit ein paar Tricks starten und wollte dennoch nicht sein Geheimnis preis geben, warum es nicht vollkommen normal den Betrieb wieder aufnahm. Recht einfach war noch - nachdem ich den Blick mal etwas tiefer angesetzt und das dunkle Display überhaupt wahrgenommen hatte - den 4MHz-Resonator des Bedien-Prozessors wieder in Gang zu bekommen. Das Laufwerks-Steuer-Chip SAA7310 hatte ich als defekt in Verdacht, Ersatz war aufzutreiben und bald eingebaut. Auch der Schubladenantrieb war im Nu in Ordnung gebracht, ein paar fehlende Schrauben ergänzt. Nun las des Gerät zwar ein, ging aber nicht normal in "Stop", sondern fing stattdessen an, wieder rückwärts zu wirbeln (in einem Forum hieß es "reverse at warp speed", nun es war allerdings nur "waaaahnsinnige Geschwindigkeit").

Zum Zweck der Klärung habe ich dann mein Gerät aus dem Regal genommen. Das wies dann wieder ganz andere Fehler auf, doch auch hier schien der SAA7310-Chip angeschlagen, nach dessen Wechsel lief das Laufwerk einwandfrei und konnte dann auch im anderen Gerät zur Eingrenzung angeschlossen werden. Doch was ich erst gar nicht bemerkte: das Wandler-Board blieb still, ein TTL-IC wurde heiß, auch das I2S-IC, das auch den S/PDIF-Ausgang speist und den Takt des Wandlers zur Laufwerks-Steuerung überträgt, schien thermisch überlastet.

Nun hatten sich bereits beide Laufwerke als funktionstüchtig erwiesen, bei meinem Gerät hatte ich bereits die Steuer-Platine komplett nach gelötet und mit neuen Elkos versehen. Es waren schon Tage an (unterbrochener) Suchzeit investiert, um dem Kunden zeitnah eine Lösung bieten zu können habe ich ihm meine funktionierende Steuerung mit Laufwerk mit seinem funktionierenden Wandler versehen, überall die vorerst besten Teile zusammen gesucht, die Wandler-Platine des Kundengeräts in Sachen Standard-Elkos noch revidiert seine Front und seinen Deckel an die Zusammenstellung angebracht und nach einem Tag Probelauf ausgeliefert. In der gewählten Kombination traten keinerlei Probleme mehr auf, sofortiges Einlesen/Abspielen, Wandler o.k., Motor-Bremse perfekt...

Das verbliebene hier vorgestellte Rest-Gerät las zwar ein, doch wurde noch das I2S-IC heiß und es kam kein synchrones Lesen zustande, das Display zeigte "err", auch hier hatte ich schon die Steuerung in Sachen Elkos revidiert, der Wandler hatte statt des kurz geschlossenen in neues TTL-IC bekommen, einige ICs waren noch bestellt. Auch hier hatte der Wandler bereits alle Elkos ohne "black gate"-Bezeichnung neu erhalten

Und das letzte bestellte IC das ankam, habe war das erste, was ich eingebaut habe - das I2S-IC.
Mit sofortiger, umfassender Wirkung: das Gerät  sprang damit umgehend fehlerfrei an und läuft seither perfekt. Die beiden anderen beschafften ICs (beide für die Unter-Verwaltung des Laufwerks) wurden gar nicht mehr benötigt, die schaden aber auch im Lager nicht.

Bei mindestens einem der beiden Geräte tippe ich auf externe Ursachen für die Ausfälle im Chipsatz, ich habe den starken Verdacht, dass hier Überspannung, Potentialverschleppung oder eine sonstige Entladung im Spiel war.

Dieser Rotel ist ein hervorragendes Philips-Derivat

...und mein Kunde hatte durchaus recht, als er sich dieses Gerät wieder herrichten ließ, die Konstruktion hält durchaus was sie verspricht.
Es gibt zwar charakterliche Unterschiede z.B. zu den ähnlich ausgestatteten Micromega Stage-Geräten, doch dies ist ein eindrucksvolles Beispiel, wie ein recht schlicht gehaltenes Industrie-Gerät durch gekonnte Konstruktion mit einfachen Mitteln guten Klang zaubern kann. Der Aufbau ist logisch korrekt die Balance der eingesetzten Mittel sehr effektiv und das klangliche Ergebnis kann sich hören lassen:
für so einen schlichten, flachen Player in einer bezahlbaren Neu- und Gebraucht-Preisliga sind die digitalen Artefakte am machbaren Minimum. Der Player klingt durchaus typisch nach Rotel, ein wenig schlanker und glatter als z.B. ein Harman, aber bleibt durchaus angenehm und bietet auch ordentlich Information. In einer Budget-Anlage z.B. mit einem älteren, revidierten Musical Fidelity-A-Verstärker und/oder etwas runder und weicher abgestimmten Boxen ein wirklich angemessener Partner.

Warteschleife und letzte Runde

wenn ich das richtig erinnere, war mein Gerät zusammen mit dem baugleichen Kundengerät bereits Ende 2015 komplett revidiert und grundsätzlich fertig gestellt, ist sogar kurzzeitig erfolgreich Probe gelaufen. Der Verkaufs-Artikel war geschrieben, alles schien gut - als das Gerät im weiteren Probelauf blockierte und zurück gezogen werden musste.

Wieso das jetzt, warum so eine verzögerte Weigerung? Dazu muss man die Ursache des Ausfalls beim Kundengerät mit berücksichtigen, ganz offensichtlich ein Blitzschlag-Treffer, der da insbesondere in den CMOS-Teilen so gewütet hatte, dass ich für dessen zügige Fertigstellung und zur Fehleranalyse durch kreuzweisen Austausch (wandert das Problem mit dem Tausch ins andere Gerät oder nicht?) auf einiges Material aus meinem Gerät zurück gegriffen hatte, das im Gegenzug natürlich erst mal die ausgebauten Teile als Gegenprobe behielt. Nun ist es bei angeschlagenen ICs leider nicht immer sofort offensichtlich, dass noch "ein Wurm drin steckt". Zwar hatte ich an einem Punkt beide Geräte funktionstüchtig, das Kundengerät lief dann bevorzugt lange Zeit Probe und ist nach Rückkehr zu seinem Eigentümer bis heute nie bemängelt worden. Doch ein krankes Teil daraus hatte ich "unbesehen" dann wohl doch in meinen Player übernommen - ein paar Tage nach der Auslieferung des Kundengeräts fing mein Exemplar an, beim Einlesen Schwierigkeiten zu machen - wahlweise mal ewiges vorwärts-Drehen mit normaler Geschwindigkeit, error-Anzeige und Stopp, oder auch mal wieder Vollgas rückwärts. Völlig ahnungslos in Bezug auf die Ursache des Problems war ich übrigens nicht, das letztlich schuldige Teil hatte ich bereits unter sehr begründetem Verdacht und mit voller Absicht nicht im Kundengerät gelassen.

Zunächst habe ich mir im Chipsatz per Ausschluss-Verfahren so gut wie alles noch mal vorgenommen, was den Plattenteller und die Laserführung beeinflusst. Laufwerkssteuerung, Servos, Clock-Komponenten. Am Schluss blieb mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit als Ursache übrig, was ich von Beginn an gefürchtet hatte: ich hatte den Haupt-Steuer-Prozessor mit dem anderen Gerät getauscht, weil an diesem Exemplar eine Steuerleitung zur Anlauf-Schaltung in ihrer Kennlinie angeschlagen war, klar sichtbar am Hameg-Komponententester. Das Gerät hatte dennoch noch eine Zeit lang funktioniert - doch offenbar hatte sich die Problematik im angeschlagenen Chip inzwischen zum Totalschaden ausgeweitet. Da war nun erst mal absolut gar nichts zu machen, alle bereits investierte Mühe war vorläufig vergebens, denn hier hatte der Blitz einen Masken-programmierten Controller der 90er Jahre zu sich genommen, für den es keinen Ersatz gibt. Kein Hersteller hat so was spezielles über so lange Zeit am Lager, die Programmiermethode ist ein Schritt in der IC-Fertigung, die Firmware steckt in einem absoluten ROM-Bereich, unerreichbar für meine Möglichkeiten, bereits ein Auslesen mit meinen Mitteln unmöglich, eine Neu-Implementierung meinetwegen per Standard-Prozessor und EPROM illusorisch. Außer durch einen "Schlacht-Prozessor" aus einem Gerät mit exakt identisch programmierten Controller (und da kann man eigentlich fast nur von Geräten gleicher Typenbezeichnung ausgehen) war hier nichts mehr zu machen.

Ich habe eine ebay-Suche zum Rotel RCD-975 laufen lassen und erst nach Jahr und Tag einen mit defektem Schubladen-Zahnrad aufgetrieben, immerhin auch mit Fernbedienung.
Der konnte nun, im Januar 2017, das Gerät und den bereits investierte Revisions-Aufwand retten - nur muss ich auf den vorher geplanten Preis den Ankaufspreis des Teilespenders aufschlagen, daher die Preiserhöhung. Immerhin ist jetzt auch die Fernbedienung (getestet) dabei, des weiteren wurde das jetzige Verkaufsgerät aus den am besten erhaltenen Gehäuseteilen der beiden Geräte zusammengestellt und sieht jetzt entsprechend fast makellos aus.