CD-Spieler

Naim CD3.5 (DIN-Buchsen)

Revision:

  • noch nicht notwendig, nach Bedarf und Wunsch verschiedenes machbar

Eigenschaften:

  • 5-pol-DIN-Ausgang
  • Anschluss für Zusatz-Netzteil
  • Link-Anschluss
  • Struktur-Lack, Chassis-U-Einschub,
    "olive"-Serie
  • CDM12.x-Laufwerk (ausschwenkbar)
  • TDA1305-DAC-Chip (nach meiner Recherche, sieht man nicht ohne Ausbau...)

Ganz anders

Naim-Geräte sind lange Zeit völlig anderen Wegen gefolgt, als der "mainstream" gerade vorgab. Wie viele "small industry"-Briten hielt man sich mit eigenen Digitalquellen lange zurück, üblich waren nach der Einführung der CD auf der Insel eher modifizierte OEM-Varianten insbesondere von aktuellen Philips-Playern.

Diesem Trend hat sich Naim allerdings auch entzogen und mit seinen ersten eigenen CD-Schöpfungen von Anfang an auf weitgehend eigene Elektronik gesetzt - mal abgesehen von Laufwerks-Komponenten und Chipsätzen war bereits alles an die eigne Philosphie angepasst und in die eignen Ketten eingebunden. Die größte Besondereit bei Naim war schon immer das beharren auf dem immer ungewohnt werdenden DIN-Stecker-System für die Kleinsignal-Verbindungen.

Während alle Mitbewerber zunehmend auf den Quasi-Standard RCA/Cinch setzten, hielt man aus "klanglichen Gründen" an der deutschen Norm fest. Inzwischen haben übrigens etliche weitere Hersteller von Geräten und Verbindern angefangen, in die gleiche Richtung zurück zu rudern, denn da steckt natürlich auch ein Kern Wahrheit drin. RCA/Cinch lässt sich zwar (inzwischen) gut und teuer als Zubehör handeln, da sind den DIN-Verbindern eher Grenzen gesetzt, doch ist dieser Koaxial-Verbinder schon von seiner Normierung her problematisch. Weder sind die Maße wirklich verbindlich und einheitlich festgelegt, zumindest wird offensichtlich "interpretiert", noch besitzt dieser Standard z.B. einen klar definierten Wellenwiderstand, eigentlich ein Unding für eine so weit verbreitete Verbindungstechnik, wenn sie z.B. erst aus Sparsamkeit und dann durch die normative Kraft des Faktischen als Digital-Standard für S/PDIF-Verbindungen eingesetzt wird.
Und wie man auch erst viel später eine Erklärung gesucht hat, als andere Hifi-Enthusiasten von unterschiedlichen Kabel-Eigenschaften oder unterschiedlichen CD-Spieler-Eigenschaften berichtet haben, ist man auch erst nach der Jahrtausendwende wirklich auf die Suche nach Erklärungen für die angeblich besseren Eigenschaften von DIN-Steckern gegangen - und fündig geworden. Der 5-polige DIN-Verbinder hat beispielsweise nur eine gemeinsame Verbindung für den Bezugspunkt und sehr benachbart geführte Signal-Leitungen in gezwungenermaßen leichten Kabeln. Die Pins sind Masse-arm ausgeführt und haben auch keine flächige, sondern eher punktförmige Kontakt-Gabe.
All das funktioniert nach Meinung der Physiker durch geringere Stromverteilung und die Vermeidung von Nebeneffekten (Stichwort: Wirbelstrom-Verzerrungen) tatsächlich in mancherlei Beziehung unproblematischer als man den kleinen Steckerchen zugetraut hätte. Vor allem in passend gewähltem Zusammenhang lehren solche traditionellen Verbinder den Nutzer vor allem eins: man sollte der Zubehör-Industrie mit Ihren leicht zu handelnden und schwer zu entlarvenden Produkten nicht bedingungslos vertrauen.

Und so muss ich in diesem Rahmen ebenfalls für Naim eine Lanze brechen, weil man dort mit dem Festhalten am DIN-System der Vorreiter war für Eichmann Bullet Plugs und WBT NextGen-Stecker, die nun am weit verbrieteten RCA/Cinch-System versuchen, die Grundeigenschaften des DIN-Steckers nachzurüsten - zum Original bleiben oder gar dahin zurückkehren geht natürlich nicht. Doch vom Ergebnis her betrachtet kann einem all das auch relativ egal sein. In diesem CD-Player ist wie bei fast allen Naim-Geräten dieser Generation auf DIN-Verbinder gesetzt worden, in hochwertiger Ausführung mit verriegelbaren Metallhüllen. Die tun genau was sie sollen, das System funktioniert.

Die Technik

der CD3.5 als Nachfolger des 3.0 konnte nicht mehr mit dem CDM9-Schwenkarm-Laufwerk des Vorgängers ausgestattet werden, das gab es nicht mehr. Man behielt zwar die Mimik mit der ungewöhnlichen, schwenkbaren Schublade bei, doch darin wurde ein Standard-Philips-Laufwerk VAM1204 eingebaut.
Auch bei der Wandlertechnik ging man mit der Zeit und verwendete den gebräuchlichen Nachfolger des TDA1541A, den weit verbreiteten TDA1305, wie er zu der Zeit auch z.B. in die Micromega Stage -Serie oder im TRAC1 von Cambridge verwendet wurde. Es handelt sich um einen Verwandten des hoch gelobten TDA1549 und ist wie dieser eine Art "halber Bitstreamer" - es gibt noch ein paar parallel arbeitende constant-calibration Stromquellen, ein guter Teil des Dynamik-Bereichs wird allerdings bereits in einer Pulsbreiten-Verarbeitung abgedeckt. Dieser Hybrid vereint mindestens zum Teil eine günstigere Fertigung als bei einem R2R-Wandler mit der guten Kleinsignal-Verarbeitung desselben, setzt für große Teile des Pegelbereichs wiederum inzwischen auf die inhärente Linearität der 1-Bit-Wandler. Das Preis-Leistungsverhältnis ist beim TDA1549/TDA1305 bis heute kaum zu übertreffen gewesen, bei gekonnter Außenbeschaltung ist hier High-End machbar, etwas anders als beim TDA1541 oder PCM63 - aber auch richtig gut.

Schön an dem Gerät ist außerdem die ausgefeilte und kräftige Versorgung, die bei mir nochmals mit einem Hi-Cap für die Ausgangsstufen auf höchstes Niveau erweitert wurde und auch der gut angestimmte Gebrauch sehr langlebiger Komponenten. Die vielen Tantal-Elkos im Gerät stören nur in einem Fall: wenn man das Gerät lange Jahre ungenutzt lagert - dann können sie sich deformatieren und mit Prasseln oder gar mit Kurzschluss ausfallen. Wird das Gerät dagegen regelmäßig benutzt, wird hier selten ein Fehler auftreten, außerdem können Tantal-Elkos nicht austrocknen. Die verwendeten Tropfen-förmigen Fest-Tantals besitzen aufgrund ihres Schwamm-artigen Aufbaus eine geringere Impedanz und vor allem eine niedrigere Induktivität als jeder gewickelte Nass-Elko, das hat im entsprechenden Einsatzbereich deutliche Vorteile.

Oberhalb und in nächster Nähe des Wandlers sieht man auch zwei Spannungsregler, einer wohl für den DAC, einer für die eng benachbarte 16,9344MHz-Clock.

Schon das eingebaute Netzteil ist für einen CD-Spieler "overkill", die Versorgung wirkt schon hier Naim-typisch gigantisch. Selbstverständlich kann man da noch "anbauen", was ich mit dem Hi-Cap ja auch getan habe.

Klang

Kurz: druckvoll
Etwas ausführlicher:
Aus einem Gehäuse mit gerade mal einer Höheneinheit (um mal in 19"-Rack-Begriffen zu sprechen) erwartet man kein derartiges Fundament und keine so ausgeprägte Rhythmik. Im Rahmen seiner Anlage ist es packend zuzuhören, wie so eine eher mittlere Naim-Anlage die Dinge auf die Füße stellt und sich dabei nicht in der allgemein um sich greifenden, aalglatten Analytik verliert. Dass er nicht so sauber kann, wie mein Symphonic Line -Schlachtschiff, weder in den Stimm-Details, noch z.B. in der Durchsetzungskraft des Schlagzeugs, tut der Sache keinen Abbruch, denn zu seiner Kette passt der Player absolut, lässt im Firmen-eigenen Zusammenhang eigentlich höchstens das weg, was der Rest der Anlage ohnehin nicht in den Vordergrund stellt.

Doch auch für sich genommen ist das Niveau durchaus mindestens so hoch, wie ich es vor dem ersten Höreindruck eingeschätzt hätte, der CD3.5 spielt nach wie vor und ohne Eingriffe in einer vierstelligen Preisklasse, er staffelt, wippt und "groovt" einfach im Zusammenhang mit dem Hi-Cap mit einem Spassfaktor, den ich sonst in diesem Preis-Segment nur Farlowe's Exposure-CD-Player gekannt habe. Ja, mein Sugden SDT1 ist auf ähnlichem Niveau, doch der passt besser für die "sanften Töne".

Den CD3.5 könnte man unter Umständen gezielt noch verbessern, das kann ich allerdings mangels genauer Analyse und ohne ausgereiftes Einbau-Konzept nur mit Wartezeit als zukünftiges Upgrade vorschlagen (auch noch ohne genaue Preisvorstellung). Und die Nachbarschaft des Quarz-Generators zum DAC verrät, dass man mir hier eventuell schon einiges an Arbeit abgenommen hat - von der vorgefundenen Topologie hängt ab, welches Potential sich noch eröffnet. Den Exposure CD hat das direkte Takten des Wandlers ein ganzes Stück vorwärts gebracht, ist hier eine Standard-Schaltung verwirklicht, kommt man an diesem Punkt noch genauso weit vorwärts.

Bisher ist der CD3.5 jedoch im absolut unveränderten Original-Zustand und gefällt mir so auch wirklich gut.