CD-Spieler mit Vorverstärker

Meridian 207

zuletzt verkauft 2014 für 888,-€

Revision:

  • Laufwerk Reinigung,
  • Mechanik Schmierung
  • Erneuern aller Elektrolytkondensatoren

Eigenschaften:

  • spielt auch CD-R einwandfrei
  • Digitalausgang (Cinch)Analog-Ausgang mit festgelegtem Pegel
  • Fernbedienung für Quellwahl und Lautstärke
  • zwei Line-Eingänge und
  • eine Tape-Schleife
  • Phono MM/MC

Beschreibung

Dieses Gespann ist eine in der High-End-Szene sehr ungewöhnliche Kombination, ähnliche "eierlegnede Wollmilchsäue" ist man zu deren Entstehungszeit (1987) eher von Anbietern wie Bose oder Bang&Olufsen gewohnt. Diese hatten und haben ja durchaus Qualitätsansprüche, doch beschränken die sich mehr auf die Funktionalität. Äußerlich durchaus eher ein "livestyle-Produkt", stellt auch diese Meridian Vorstufen/CD-Kombination eine kompakte Musik-Zentrale mit Fernbedienung dar. Doch der innere Anspruch weit puristischer und Klang-verliebter, passt durchaus in die Hoch-Zeit des britischen Klein-Firmen-Hifi-Booms.
Das nur zu der Machart des Doppel-Geräts.

Und jetzt ein Kommentar auch vorab zu einer anderen Beschreibung im Netz:
Der Lampizator mag das Gerät nicht.
Gut, bei manchen Geräten kommt vor dem eigenen Erfahrungs-Hintergrund sofort Sympathie oder Aversion auf. Da ist in diesem Fall bei Ihm und bei mir vermutlich genau umgekehrt gelaufen. Ihm mag sofort aufgegangen sein, dass man in dem Gerät nur schwer Röhren unterbringen kann.
Mich stört so was weniger. Ich finde das Gerät gelungen.

als Reparatur angekommen

Das Gerät war auch ursprünglich gar nicht meines, ein Kunde hatte es defekt erworben und mir zusammen mit einem Philips CD101 zur Reparatur/Revision gebracht.
Der Fall sah zunächst relativ einfach aus, es gab Laufwerks-Probleme, insbesondere der hintere Schubladen-Anschlag hatte sich etwas verschoben. Also habe ich mir das Laufwerk vorgenommen und erst mal gründlich überarbeitet, u.a. wurde dabei der Disk-Motor zerlegt, gereinigt und vorsichtig geschmiert wieder zusammengesetzt. Natürlich wurden gleich alle Elkos im Laufwerk und im Haupt-Netzteil erneuert, denn die Spannungsversorgung befindet sich im Laufwerks-Gehäuse.

Nachdem das Laufwerk sich auch wieder einwandfrei bedienen ließ und im Gegensatz zum Eingangs-Zustand offensichtlich spielte, wäre es jetzt schön gewesen, wenn aus dem CD/Vorstufen-Analog-Ausgang denn auch das erwartete Signal gekommen wäre. Doch da war nichts (außer etwas Gleichspannung).

Ab da ging die Überarbeitung dann vom Hundertsten ins Tausendste  - zunächst habe ich unter Beseitigung sämtlicher Vorarbeiten die Verschleißteile (sprich Elkos) erneuert, ohne dabei natürlich auf Besserung zu hoffen, dann ging die Ursachenforschung los. Es kristallisierten sich dabei folgende Punkte heraus: Die Eingangs-Umschaltung, hier mit CMOS-ICs realisiert, war defekt. Die digital über J-FET-Schalter regelbare Line-Vorstufe hatte es ebenfalls einseitig erwischt. Als man Line-Signal der AUX/TAPE-Buchsen wieder einwandfrei durch das Gerät schleusen und deren Lautstärke regeln konnte, blieb für das weiterhin fehlende CD-Signal nur eine Möglichkeit: auch der DAC war defekt. Ein mittels Wärmeleitkleber aufgesetzter Kühlkörper musste erst mal runter, um einwandfrei den Verdacht zu betätigen: ein TDA151A.
Der vorgefundene Wandler war übrigens nicht (wie beim Lampizator erwähnt) als S2 Double Crown zu erkennen.
Nachdem schon die Umschaltung größtenteils gesockelt worden war, bekam jetzt auch dieser Chip eine Steckfassung, zeitweilig musste erst mal ein DAC aus meinem Musical-Fidelity-Wandler her halten, bis ich Ersatz beschafft hatte. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch noch gleich den MF-DAC fit gemacht.

Zum Einsatz kam ein TDA1541A aus letzter Fertigung, laut einer niederländischen Webseite kann man bei diesen Exemplaren in der Regel mit besserer Linearität rechnen als bei frühen ein- oder Zwei-Kronen-Wandlern, denn die Auslese war zwar stest das beste der momentanen Produktion, die Fertigungs-Toleranz wurde aber im Lauf der Jahre deutlich verbessert.
Die Quelle war ein in der Schweiz lebender Deutscher, der im letzten Fertigungsjahr noch ein paar dieser Wandler bei einem deutschen Elektronikhandel gekauft hatte - ganz offensichtlich beste Original-Ware.

Letztlich hat sich jedenfalls heraus kristallisiert, dass dieses Gerät einer Überspannung zum Opfer gefallen sein musste, die Schäden im Bereich der CMOS-Umschaltung und an etlichen Komponenten in unmittelbarer elektrischer Nachbarschaft der Cinch-Buchsen ließen keinen anderen Schluss zu.

Als schließlich das Gerät wieder zu meiner vollen Zufriedenheit funktionierte, ich Kassensturz gemacht habe und dem Eigentümer die unvorhersehbare Rechnung präsentiert, da war ihm das zu teuer und er hat sie mir zusammen mit dem parallel revidierten CD101 zu dem Preis angeboten, für die er die Geräte selbst erworben hatte - das war absolut akzeptabel und ich habe die Geräte übernommen. Angehört hat er sich beide nicht, sonst wäre zumindest dieses Meridian-Gespann jetzt dennoch nicht bei mir zu haben...

Denn obwohl ich schon einige Geräte mit diesem Philips-Wandler gehört hatte:

Der Klang

...ist in diesem Retro-Bereich überzeugender als die meisten Konzepte mit gleichen oder ähnlichen Zutaten es zuwege bekommen...
Auch überzeugender als die meisten Neugeräte, die alle analytischen Register mit "High Definition" und "upsampling DAC" ziehen, überraschend überzeugend sogar. Und dafür dass man 1987 auf die Genauigkeit der Taktung (an der ich nicht eingegriffen habe) noch wenig Wert gelegt hat, ist das Gerät erstaunlich impulsiv, sauber, farbtreu und vor allem kein bisschen nervtötend.

Nun schreibe ich einen guten Teil der Gesamt-Qualität der "nebenbei" erfolgten Revision zu, insbesondere von den Nichicon- und Panasonic-Elektrolytkondensatoren im Netzteil, Vorstufen- und Wandlerbereich profitiert das Gerät natürlich deutlich, mit der Original-Bestückung mag das alles etwas langweilig-ungenau gewirkt haben, z.B. auf Hörer wie den Lampizator, der das Gerät als klanglichen "Durchschnitt" eingestuft hatte.

In Kombination mit meinen Musical Fidelity Mono-Blöcken an den Bluesline "Groove" stellte sich dann eine Kette heraus, die einerseits absolut fesselnd und sonorig, Antritt-stark, Detail-verliebt und Farb-versessen andererseits stundenlanges, Ermüdungs-freies Zuhören zulässt.

Da haben sich zwei gefunden, die vielleicht im äußeren Design nicht optimal aufeinander abgestimmt sein mögen, aber in Kombination einfach eine Quelle der Freude darstellen.
Man überlege sich dabei auch: ich habe mir die Fernbedienung einer Meridian 209-Kombi dazu gekauft, die Vorstufe samt CD-Spieler sind komplett fernbedienbar - im Baujahr unter Klang-Puristen sonst absolut undenkbar.

Das CDM-4-Laufwerk frisch gereinigt mit diskret aufgebautem, bürstenlosem Motor...

...und seine Steuerung, mit neuen Elkos.

Neue Elkos auch in der eigentlichen Vorstufe, rechts vorne der Philips-Wandler, links vorne der Philips-Fernbedien-Empfänger, bekannt aus diversen Fernsehgeräten.

hinten die gesockelten Umschalt ICs. Mit je einer Reihe JFETs versehen in der Mitte vier Operationsverstärker für die Line-Pegel. Der SAA1061 wandelt die die Bedienteil-Daten auf einen Parallel-Bus, an dessen Ende die JFETs im Stil eines DA-Wandlers als Schalter für  abgestufte Widerstände dienen - so lässt sich digital exakt die Verstärkung des Line-Verstärkers bestimmen, die üblichen Probleme von Potentiometern oder billigen IC-Lautstärke-Stellern sind hier nicht zu erwarten, diese Lautstärkeregelung verbindet hohen Gleichlauf mit geringsten Verzerrungen.
- Ist halt extrem aufwändig gemacht -.

zur Technik im Besonderen

Ich habe mir mehr oder weniger gezwungener Maßen bei der Fehlersuche den Schaltplan der I-U-Umsetzung in diesem Wandler-Konzept heraus geschrieben. Nachdem ich das schon des öfteren analysiert hatte, z.B. beim Holfi Xsandra und beim Exposure CD hat sich in diesem Gerät eine weitere interessante Variante aufgetan:
Dem Wandler-Ausgangsstrom wird eine zusätzliche Strom-Komponente parallel geschaltet, die Summe in eine auf hohe Strom-Linearität ausgelegte und in eine wie ein Getriebe wirkende Verdopplungs-Schaltung gegeben (7 Transistoren pro Kanal, siehe Foto). Der verdoppelte Strom-Ausgang wird wiederum aus einer Stromquelle gespeist.
Würde man sich nun darauf beschränken, hätte man hier mit den unberechenbar hohen Impedanzen der JFET-Quellen natürlich unvorhersehbar große Spannungs-Hübe und selbstverständlich auch keinen klaren Nullpunkt.
Hier wird jetzt ein Integrator eingesetzt, ein schneller Doppel-Operationsverstärker, der nur nur die Aufgabe hat, die entstandene Ausgangs-Fehlspannung zu kompensieren - auf den ersten Blick. Da er aber den Stromquellen-Ausgang über einen definierten Widerstand an seine integrierte Kompensations-Spannung legt, sind jetzt auch für die Signalspannung klare Verhältnisse geschaffen - das Ergebnis ist eine Gleichspannungs-freies exaktes Spannungs-Signal-Abbild des (verdoppelten) Wandlerstroms.
Auf Operationsverstärker im Haupt-Signalweg für Wandlung und Filterung wird dabei verzichtet. Die Zahl der Signal-verarbeitenden Elemente vom Wandler-Ausgang zum Treiber (es es im Weg zum Fixed-Out noch einen Leitungs-Treiber-OP) der Cinch-Buchse bzw. dem Line-Stufen-Eingang/Tape-Ausgang ist denkbar gering.

hier sieht man die jeweils sieben Transistoren pro Kanal, die den Signalstrom des Wandlers zur direkten Nutzung am Ausgang verdoppeln.

Und zuletzt noch  zwischen den Filter-Spulen des CD-Line-Ausgangs und der Kopfhörerbuchse in Sandwich-Montage aufgeschraubt: Die wahlweise auf MM oder MC einstellbare, hochwertige Phono-Platine, die dieses "All-in-one-Paket" vervollständigt.