Mono - Endstufen

Symphonic Line RG4 Mono-Blöcke

Komplett revidiert
verkauft für 4098,-€

  • richtig erwachsene, schnelle, zupackende, saubere Mono-Endstufen mit geringer Signalverteilung und superschnellen Ringemitter-Transistoren
  • Ladeelkos/Siebung 6x 13.000uF Custom Elkos pro Block
  • je zwei Ringkern-Transformatoren

frisch lackiert...

Gehäuse

  • Die Gehäuse der Monos sind neu lackiert, die brauchen aber immer noch mal eine Endbehandlung nach dem Zusammenbau, ich versende nur frisch poliert. Die Kratzer sind weg, leider habe ich den Fehler gemacht, versuchsweise das eine Typenschild anzuziehen, ein Alu-Aufkleber. der ist dabei etwas unansehnlich geworden und im Gegensatz zum anderen auf dem Lack verklebt, der andere ist sauber einlackiert.
  • Der schwarze Hochglanz-Lack wurde nach ordentlicher Vorbereitung professionell aufgebracht und ist der (neuen) Original-Lackierung mindestens ebenbürtig.

...und poliert

Grundkonstruktion - Grundcharakter

Im Markt der konventionellen, analogen Push-Pull-Endstufen im A oder AB-Betrieb würde ich grundsätzlich mal zwei Hauptgruppen unterscheiden:
Einmal sind da diejenigen, deren Ausgangsstufen reine Stromverstärker darstellen und als Emitter- oder Source- oder Kathoden-Folger beschaltet sind und daher auch immer mit starker lokaler Gegenkopplung arbeiten.
Zum anderen diejenigen, bei denen die Ausgangsstufe am Kollektor, Drain oder der Anode mit der Last verbunden ist, was eine weit geringere Rückwirkung im eigentlichen Lastkreis auf die Leistungs-Elemente bewirkt, dern konstrukteur aber auch zu weitschweifigeren Gegenkopplungsmaßnahmen zwingt, da die leistungsfähigsten Bauteile in der Regel keine ausreichende Linearität besitzen, um auf Korrektur verzichten zu können.
Eine abart von beiden bilden die sogenannten Compound-Endstufen, bei denen eine Quasi-Darlington-Schaltung zum einsatz kommt, die gemischte Eigenschaften aufweist, die stromstarken Endtransistoren sind zwar mit dem Kollektor/Drasin mit der Last verbunden, der (i.d.R.weit linearere) Treibertransistor allerdiings ist aufs Engste mit dem Endtransistor verkoppelt und als Emitter/Source-Folger unter Anwendung lokaler Gegenkopplung beschaltet.
Wie immer macht in beiden Fällen mit ihren Varianten und Mischungen allerdings die Dosis das Gift, es gibt mehr abzuwägen als ein "viel hilft viel" bei einem einzelnen Parameter.

Die hier vorgestellten RG4 stammen mit einer bereits etwas längeren Ahnenreihe von der RG1 ab, diese erste Stereo-Endstufe Rolf Gemeins hatte in Ihrer Entwicklung meines Wissens noch gemeinsame Wurzeln mit der Linear Acoustic LA120. Basiert ist die Grundschaltung, wenn man lange genug zurück blickt, auf RCA-Veröffentlichungen der 60er-Jahre. Unter anderem hier wurde nämlich die Architektur vieler (auch  aktueller) Endverstärker als "application note" für die Bauelemente des Herstellers veröffentlicht und somit zum nicht patentierbaren Stand der Technik, ähnliches gilt übrigens für viele Schaltungen, die auf Hitachi-Entwürfen beruhen.
Nun, das wesentliche an dieser RCA-Basis-Schaltung ist deren bewährte, ausgewogene Topologie, Symphonic Line hat mit seinen RG1-Varianten keineswegs das Ei des Columbus neu erfunden. Und man hat die Entwicklungslinie, ohne dass ich das von hier aus natürlich im Detail verfolgt hätte, vermutlich bis heute nicht verlassen - wozu sollte man auch. Es handelt sich bei dem hörbaren Ergebnis um mehrdimensionale Detailarbeit, man verwirft dabei die erarbeiteten Erfahrungen und Qualitäten nicht gerne leichtfertig. Sehen Sie den Grundbauplan einer Geige an, seit den italienischen Meistern des 17ten Jahrhunderts hat man deren prinzipielle Struktur aus gutem Grund auch nicht ändern wollen...
Die größten Schritte hat die Firma in meinen Augen gerade um die Zeit unternommen, als diese MK3-Version der Endstufen-Platinen aktuell wurde, Anfang der 90er. Der Klang älterer RG1/RG7/RG4-Endstufen war an sich bereits genauso mächtig, doch mit der MK3 kam eine mühelose Neutralität ins Spiel, die nicht nur an die direkten Nachfolger, sondern auch an die ersten RG9- und RG11-Modelle vererbt wurde. Die hatten noch aufwändige Einzel-Endstufen-Module, nicht ganz so sorgfältig zu Ende entwickelt, aber auf der RG1-Tradition beruhend. Ab den RG9/RG11 MK2-Modellen zog dann noch eine zweite, etwas verschiedene Endstufen-Entwicklungslinie in die Firma ein, die auf einer Stereo-Endstufen-Platine in total-symmetrischer Schaltung beruhte. Daran, dass die Geräte dieser anderen Linie dennoch sehr ähnliche Gesamteigenschaften aufwiesen, mag man ermessen, wie groß der Anteil einer gut ausgeführten Grundschaltung am Gesamtergebnis ist - für sich genommen eben nur ein Anteil, guten Charakter gewinnt man aber nicht allein durch die Auswahl bestimmter Schaltungsdetails, gekonnt gemachte Geräte sind eben auch Gesamt[kunst]werke.

die originalen VAS- und Treiber-Transistoren, links die Offset-Servo-Platine

Die Detail-Arbeit wurde auch bei der ersten Verstärker-Entwicklungslinie weiter geführt, manche behaupten, die großen Vorwärtsschritte der 90er sind in klanglicher Hinsicht eher von Seitwärts-Schritten gefolgt gewesen, einzig in preislicher Hinsicht habe sich die Steigerung fortgesetzt. Das kann ich so nicht beurteilen, mir fehlt es an Hör-Mustern aktueller Geräte - nur können Sie versichert sein: diese hier machen wieder das, was mich in den beginnenden 90ern an Ihnen so fasziniert hat, sie sind wirklich "großes Kino".

Den konstruktiven Charakter würde ich mal so zusammenfassen:
Die RG4 ist von der Sorte, bei denen sich große Bandbreite und die Leistungsbandbreite weitgehend decken. So eine mächtige, aber kompakte Leistungsstufe, die ohne Mühen selbst unter Vollast etliche Oktaven mehr beherrscht, als eigentlich nötig wären, wird nicht aus Unvermögen Hochfrequenz-Signale derart modulieren, dass im Hörspektrum dissonante Mischprodukte auftauchen. Wenn sie dazu dann auch noch weitaus mehr Strom steuern kann, als ein normaler Lausprecher je fordern würde, kommt sie in keiner Lebenslage aus dem Tritt.
Klanglich kommen diese - nominal gar nicht so riesig ausgelegten - Blöcke wie eine gute Mischung aus amerikanischem Schwergewicht-Verstärker und feinsinniger japanischer Experimental-SE-Röhre daher, gewürzt mit einem guten Schuß britischer Tugenden - halt typisch deutsch...
Sie treten einfach schneller an wie die Amerikaner, was die Leistungsentwicklung angeht, schneller als die Briten in Sachen Details, spielt dabei so sauber wie die japanische Triodenschaltung, aber kontrollierter. Und sie schaffen es dabei, sich einfach aus der Musik "raus zu halten".
Das war und ist nicht einfach zu verwirklichen, z.B. hat man den Herrn Gemein, der sich von seinen Technikern auch erst einiges näher bringen lassen musste, damals darüber philosophieren hören, welche Schäden Lade-Elkos mit ihren Pulsströmen direkt auf dicht gedrängten Ausgangs-Platinen oder eine zu große räumliche Signalverteilung in Monster-Endstufen machen. Stimmt natürlich alles. In diesen Blöcken ist daher auch nur der eine Kühlkörper mit der (wie in der RG7) voll bestückten, bewährten, kompakten MK3-Platine versehen.
Der Rest des Symphonic-Line-Universal-Endstufen-Gehäuses ist mit der Versorgung gefüllt.
Hier gibt es inzwischen bei aktuellen Geräten doppelte, diskrete Gleichrichter und geschirmte Trafos - gerade das letzte ist ein gewaltiger Aufwand in einer Endstufe - doch das Bauprinzip ist nicht weit weg von diesen hier angebotenen Exemplaren, der Klang vermutlich ebenso wenig. 

Revision

Die Mono-Blöcke sind inzwischen technisch fertig gestellt. Die neue Lackierung war im ersten Schritt schon mal drauf, danach habe ich mich mal an die Wieder-Montage gemacht - gar nicht so einfach. Zunächst wurden mal die Platinen überarbeitet, hier waren im unsichtbaren Bereich die Stützelkos ausgelaufen und hatten die Leiterbahnen angenagt. Neben einer gründlichen Reinigung haben die Platinen jetzt alle Elkos neu, und zwar unter Wechsel auf aktuelle Ware: der weinrote-Röderstein Bipolar-Koppel-Elko wurde zu einem Nichicon Muse, die Panasonic NHG-Stützkondensatoren wurden gegen Panasonic FC getauscht - beides ein Fortschritt. Zur Wäsche war das Ruhestrom-Trimmpoti ausgebaut, das Lautsprecher-Relais auch, das wurde allerdings auch gleich gegen ein neues ersetzt.

Wie man sieht, sind die Leiterbahnen unter den Stütz-Elektrolytkondensatoren heftig angefressen.
Die Elko-Dichtung ist nass...

Betroffen sind nahezu durchgehend alle NHG-Typen in der Endstufe - die sind hier einerseits direkt an den Betriebsspannungen zur Stützung der Leistungs-Transistor-Kollektoren eingebaut, andererseits um die Treiber-Stufe von der Haupt-Betriebsspannung per R-C-Filter zu entkoppeln. Mit Impedanz-Anstieg durch korrodierte Innen- und Außenanschlüsse sowie unter Elektrolyt- und Kapazitätsverlust kann solch ein Teil seine Aufgabe nicht mehr optimal erfüllen - der Klang leidet schleichend mit der Korrosion.

noch mehr angefressene Leiterbahnen

und dann die frisch überarbeitete und gewaschene Platine - noch mit den originalen Treibern

Leider lässt sich so eine Endstufe dann nur im fertig montierten Zustand testen, so dass ich mit den Arbeiten am ersten Block schon sehr weit fortgeschritten war, als ich im ersten Test einen Fehler festgestellt habe: die positive Flanke bei Rechteckwiedergabe war nicht steil genug und zeigte stattdessen einen deutlichen Überschwinger. Diese Anzeichen deuteten mit großer Wahrscheinlichkeit auf einen Fehler in der VAS, der Spannungs-Verstärker-Stufe. Da habe ich mir zu meinem Exemplar erst mal den konkreten Schaltplan aus der Schaltung abgeschrieben - am Schluß blieb nur die positive Konstantstromquelle in der genannten Stufe, ein alter Bekannter, ein 2SA968. Und das hatte ich schon bei Harman-Endstufen, dass diese Toshibas manchmal nachlassen ohne ganz kaputt zu gehen. Nun, den Typ gibt es nicht mehr in Original-Qualität, die Industrie ist in breiter Linie zu noch leistungsfähigeren Nachfolge-Produkten übergegangen - die ich natürlich auch in großen Mengen in der Schublade habe, denn die besten Transistoren kann man als Ersatztyp sehr universell verwenden - deren Parameter wie Maximal-Strom - und Spannung, Stromverstärkungsfaktor, Grenzfrequenz und Kapazität toppen eine Menge Vorgänger, so schnell wie sie sind machen sie weniger Phasendrehung und sorgen als Ersatztyp dadurch auch für einen stabileren Betrieb. Also habe ich nicht etwa den einen gebrauchten Transistor durch einen weniger verschlissenen anderen gebrauchten ersetzt (denn China-Billigware mit diesem Typenaufdruck gibt es zwar, doch der traue ich nicht weiter, als ich sie schmeißen kann), sondern durch die Nachfolger - und zwar in beiden Monos - und nicht nur den einen Transistor, sondern die ganze Treiber-Transistor-Leiste.

hier die Unterseite der Platine nach Austausch der Treiber (das Bild ist gedreht...)

Die nächste Messung mit den neuen Transistoren (jetzt auch im vollisolierten Gehäuse) ergab dann auch sofort eine lupenreine, symmetrische Rechteckwiedergabe, deren Flankensteilheit ganz klar vom Eingangsfilter und nicht von der Anstiegsgeschwindigkeit dominiert wird. Denn dass ist der Witz bei einer so guten, schnellen Stufe wie dieser: die kann unter Last den vollen Hub bewältigen - und zwar auch mit 50kHz Rechteck-Signal. Sie ist schnell genug, um da in den Flanken nie überfordert zu werden, das Signal wird so vorgefiltert, dass eine solche Überforderung auch niemals auftreten kann. Im Ergebnis ist das Signal entsprechend frei von Anstiegs-Verzerrungen.

hier die Inbetriebnahme nach dem Transistortausch

Nach der Endmontage musste ich mir die aufgefrischten Stufen noch vor dem Aufsetzen der Deckel unbedingt anhören - denn nach dem, was ich bei der Revision festgestellt hatte, war klar, dass die Stufen vor der Bearbeitung deutlich unter Niveau gespielt haben mussten - was mochte dann jetzt erst raus kommen, wenn die akustisch vorher gar nicht so kaputt geklungen hatten?

Einstellen des Ruhestroms

Kurzfassung: Mit den ersten Tönen an der Vorstufe meines Bluesline "Stage" war alles klar. Angeschlossen hatte ich gewohnheitsmäßig an die Bluesline "BEAT"-Boxen.
Wahnsinn, ich wollte gar nicht mehr aufstehen, einfach eine andere Liga, gewaltig und sanft zugleich. DAS war das, was ich von ähnlichen Symphonic-Line-Anlagen noch im Gedächtnis hatte aus der Entstehungszeit dieser Monos. Man dreht ein Viertel auf und die 13er Bässe massieren einem das vegetative Nervensystem - angenehm, nicht Stress-fördernd...
Man hat das Schlagzeug einfach vor sich stehen, da hält einfach nichts mit, was ich sonst noch so da habe, so Abgrund-tief, schwarz und doch so locker-flockig. Man fängt unwillkürlich zu suchen an, ob man plötzlich Subwoofer-Unterstützung hat, die Membranfläche hat sich ja gar nicht geändert. Doch das ist auch kein schwummeriges Gewaber unter allem anderen, das ist "richtig strammer Bass", oder vielleicht sogar nur "richtiger Bass".
Wenn das mit den Original-Haupt-Netzteil-Elkos und uneingespielter Platinen-Bestückung SO anfängt, und das alles noch ohne Doppelwellen-Gleichrichtung oder sonstige neuen Errungenschaften von Symphonic Line - wie mag das erst nach ein paar Wochen Einspielzeit klingen? Und wie, wenn man die "popelige" RG2-Vorstufe des Stage erst gegen den überarbeiteten RG3 tauscht - den der hat dann vermutlich auch bisher weit unter Niveau gespielt...

Probelauf

Jetzt sind jedenfalls die Monos schon mal wie neu - an sich sogar besser. Dass in der Summe am Schluss für das Gespann RG3/Turbo-Netzteil/2xRG4 6500€ fällig geworden sind, ist kaum ein Wermutstropfen:
vergleichen Sie mal mit Neugeräten der aktuellen Generation...
Der Käufer hat hier zu einem Bruchteil des Preises eine fast ebenbürtige, technisch einwandfreie Kette mit Garantie.