Vorverstärker

Symphonic Line RG3

2016 durch den Kunden direkt verkauft Preis m.E. ca. 2300€, komplett revidiert
3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

Eigenschaften:

  • Modulares Konzept mit 6 unsymmetrischen Stereo-Cinch-Eingängen, davon 2 Tape-Eingänge und maximal 2 Phono-Eingänge
  • 2 parallel geschaltete geregelte unsymmetrische Stereo-Cinch-Ausgänge
  • 2 unsymmetrische Stereo-Cinch-Tape-Ausgänge (record)
  • 2 XLR-Ausgänge lassen bei entsprechender Modul-Bestückung symmetrisch betreiben
  • Relais-Umschaltung mit
  • Eingangs-Wahlschalter und
  • Tape-Record-Wahlschalter
  • Balance-Regler
  •  Fernbedienung für den Lautstärke-Regler (nachrüstbar, mit externer Empfänger-Einheit)
  • externes Netzteil bzw. externer Netztransformator
  • Sehr guter Allgemeinzustand, allerdings nicht frisch poliert

Revision

  • Erneuerung aller Elektrolyt-Kondensatoren
  • Reinigung/Ersatz von Lautstärke- und Balance-Regler
  • ggf. Upgrade Phono-Modul
  • Überprüfung und ggf. Korrektur Masseführung

Vorstufe mit Empfangseinheit der Fernbedienung

Mal das unwichtigste vorab...

..auf dem Weg zu mir ist der originale Fernbedien-Geber regelrecht zertrümmert worden, weil er an der genau falschen Stelle unter dem Netzteil mit im Paket lag. Dem massiven, schweren  Netzteil ist dabei nichts passiert.

 

Jedenfalls musste ich Ersatz beschaffen, der ursprüngliche System Geber besaß eine riesige Menge weiterer CD-Player-Funktionen, die hier gar nicht benötigt werden (aund auch nicht mit jedem Symphonic Line CD-Player kompatibel sind. Der gewählte Ersatz-Geber beschränkt sich auf das Nötigste, denn man kann ohnehin nur zwei Tasten nutzen: "lauter" und "leiser". Die entsprechenden beiden Befehls-Codes wurden von einem meiner eigenen Geber übertragen ("angelernt").

 

 

 

 

schlanker Ersatz-Geber für die Lautstärke-Steuerung

Rückseite

Netzteil

Und nun ans Eingemachte

Diese RG3 ist ein Kunden-Gerät, das mir zugesandt wurde, um es für den Verkauf fit zu machen - zu Deutsch: der Käufer soll mit dem Gerät auch in absehbarer Zukunft keine unliebsamen Überraschungen erleben.

Das Gerät zählt zur absoluten Creme unter den Vorstufen und in bestimmten Kombinationen, insbesondere an den RG4-Monoblöcken der gleichen Marke, zu meinen absoluten Top-Favoriten. Vor Jahren konnte ich bereits Erfahrung mit einer eigenen RG3 sammeln, bei der ich allerdings unerwartet auf einen ganz besonderen Verschleisspunkt gestoßen war, den der Duisburger Hersteller so mit Sicherheit nicht eingeplant hat oder vorhersehen konnte. Die verwendeten Stütz-Elektrolyt-Kondensatoren der damals bevorzugten Panasonic-Serien NHG und HFG zeigten nämlich nach jahrelangem Betrieb die Neigung auszulaufen, also Elektrolyt-Flüssigkeit durch die Dichtung abzugeben und damit die umliegende Platine zu benetzen. Das war wie gesagt nicht vorhersehbar, hat aber, wo immer es passiert ist, zu Kriechströmen auf den Platinen und zu korrodierten Leiterbahnen und Durchkontaktierungen geführt. Im Vorab-Gespräch mit dem Eigentümer dieses Geräts habe ich das erläutert und die RG3 wurde mit insbesondere zu dem Zweck zugeschickt, derartige Schwachpunkte zu finden und zu beseitigen.

Auch Symphonic Line selbst verwendet natürlich seit Jahren bevorzugt die Panasonic-Nachfolge-Serien, bei denen es dieses Problem bislang nie gegeben hat, insofern ist dieser unbeabsichtigte Basis-Fehler auch beim Hersteller längst Geschichte. Wie dort verwende ich als Ersatz i.d.R. Panasonic FC-Kondesatoren.

Ausgebaute Panasonic HFG-Elkos mit "Fußbad"

Bei dieser Vorstufe sah es äußerlich gar nicht nach diesem typischen Problem aus, doch sowie man die üblichen Verdächtigen von den Boards nahm, zeigte sich doch das beginnende Problem. Immerhin hatte die "Suppe" noch keinen Schaden angerichtet, doch es wurde Zeit...

Da man für den Wechsel der betroffenen Elkos im Grunde in jede Ecke des Geräts muss, wurden im Zuge dessen einfach alle Elektrolyt-Kondensatoren erneuert, alle möglichst durch die Typen, die man in Duisburg auch verwenden oder zumindest nicht ablehnen würde - natürlich habe ich keinen exakten aktuellen Werks-Bestückungs-Plan für eine Revision dieser Art, ich kann da nur schätzen.

die MC-Phonomodule, davon eines bereits revidiert

Der Kunde hatte auch schon in letzter Zeit mal Kontakt mit dem Herrn Gemein gehabt, nachdem vor längerer Zeit ja bereits die Lautstärke-Fernbedienung im Werk nachgerüstet worden war. Da wurde ihm, meines Erachtens nicht unberechtigt, die Aufrüstung auf neuere Phono-Module empfohlen. Neue Module könnten je nach Bauart tatsächlich sowohl ein paar optisch-logische, als auch einige technisch-klangliche Vorteile bringen.

Einerseits wurde das Gerät ja mit eine Fernbedienung nachgerüstet, dazu gehört natürlich ein Motor-Potentiometer. Das war allerdings im ursprünglichen Platinen-Layout und Gehäuse-Konzept dieser RG3 noch nicht vorgesehen, bei der Nachrüstung ergibt sich folgendes Problem:
Das Motor-Potentiometer ist zu lang und ragt in den Bereich, in dem sich bereits die Enden der relativ langen MC-Phono-Module befinden, zumindest, wenn diese in der Steckplatz-Position "Phono1" montiert sind. Auch mit den Stütz-Elkos der Potentiometer-Puffer-Operationsverstärker verträgt sich die Regler-Verlängerung nicht.
Entsprechend hatte man die MC-Module auf die "Phono2"-Position umgesteckt und zwei der Puffer-Elkos auf der Platine in einen leeren Bereich verschoben und an der Unterseite neu frei verdrahtet.

oben: die zwei linken Stütz-Elkos wurden wohl bei Einbau des Motor-Potis versetzt
unten: die Phono-MC-Module mussten aus dem gleichen Grund auf Position "Phono2" ausweichen
man beachte den von mir geänderten Masse-Anschluss der rechten Cinch-Buchsen (
weiße Litze, Phono1, Line-Belegung)

Würde man jetzt neue, kürzere Module verwenden, meinetwegen auch zusätzliche MM-Module, dann wäre die Steckplatz-Position "Phono1" tatsächlich wieder gemäß der Buchsen/Schalter-Beschriftung/Gravur für Phono verwendbar, momentan ist sie per Verbindungs-Stecker zu einem zusätzlichen Line-Eingang "um-gejumpert".

Weiterhin hatte ich bereits bei meiner eigenen RG3 festgestellt, dass die Phono-Module konstruktiv noch suboptimal sind, ich will hier gar nicht über die klanglichen Aspekte diskutieren, die baugleichen Steckkarten hatten damals die Eigenschaft, einen recht schlechten Brumm-Abstand hörbar zu machen. Damals hatte ich bereits folgendes heraus gefunden: die Eingangs-Verbindung/Verkabelung der Symphonic Line Vorstufen dieser Zeit (auch des RG9/RG10 mindestens bis MK3) ist gegenüber induktiven Einstreuungen nicht optimiert. Dass merkt man z.B. daran, dass die Eingänge mit einem Kurzschluss-Stecker an der Cinch-Buchse lauter brummen, als bei offenen Eingang (!). Ursache ist die völlig asymmetrische Behandlung von Signal und Masse-Verbindung auf dem Weg zur ersten Stufe. Der Cinch-Ring der Eingangs-Buchse ist mit einer Eingangs-Masse-Schiene verbunden, auf die sich der Phono-Verstärker auf dem einen Weg bezieht, das Signal läuft geometrisch aber einen anderen, ungleich langen und keineswegs parallelen Weg. Insgesamt bildet die Eingangs-Beschaltung so etwas wie eine vom idealen symmetrischen Eingangs-Kabel völlig abweichende "Schleife". Diese wird bei niederohmigem Abschluss durch Kurzschluss oder ein MC-System zur "Brummschleife", die dann induktiv jede Störung aufnimmt, die sie durchflutet.

Bei meiner RG3 habe ich auf Käufer-Wunsch dann das Modul brumm-optimiert, indem ich die Cinch-Buchse mit Miniatur-Gold-Kontakten extra steckbar gemacht habe und mit einem verdrillten Tonarm-Innen-Kabel, das zur HF-Entstörung zudem noch gegenläufig über einen kleinen Ferrit-Ring gewickelt war, direkt auf kürzestem Weg angeschlossen habe - nun war der Cinch-Ring-des Plattenspieler-Eingangs direkt und symmetrisch an den Masse-Bezugspunkt der MC-Eingangs-Stufe angeschlossen. Mit dieser extrem drastischen Maßnahme ließ sich das induktive Brummen derart verringern, dass es im niedrigen Eigenrauschen der Schaltung untergeht - so muss es sein.

Bei dieser Vorstufe habe ich geringfügig bessere Verhältnisse in der Masseführung vorgefunden, das Brummen war bereits von Haus auf deutlich niedriger, als es zuerst in meiner eigenen RG3 war - man hatte inzwischen auch die Masseführung insgesamt verändert. So habe ich mir die komplexe Steck-Stelle gespart und die MC-Module nur "normal" revidiert. Es gibt dabei neben den Vorteilen der Verschleiß-Beseitigung einen Punkt, an dem Umbau auch in Bezug auf den Brumm-Abstand vorteilhaft ist: der Eingangs-Koppel-Kondensator. Hier wird im Original ein bipolarer Typ eingesetzt. Bipolare Elkos haben den Vorteil geringer Verzerrungen und guter klanglicher Ausgewogenheit, allerdings auch den Nachteil erhöhter Baugröße bei gleichem Nennwert und stärkerer Mikrophonie. Bei den hier angesprochenen MC-Modulen ist vor allem der Unterschied in der Baugröße der Punkt, der eine stärkere Stör-Einstreuung begünstigt. Auch liegt an dem Koppel-Kondensator in dieser Anwendung ganz klar eine dauernd vorhandene Gleichspannung, so das auch ein polarer Elko nur minimal verzerrt. Und zuguterletzt hat ein polarer Elko bei ansonsten gleicher Bauweise nur den halben Innenwiderstand, was gerade bei der niederohmigen Auslegung eines MC-Eingangs einige Vorteile bringt.

Und so habe ich die Module mit verhältnismäßig winzigen, gepolten Panasonic FM-Elkos des ursprünglichen Nennwerts versehen.

Gesamtübersicht innen

Es musste noch eine fehlende Schraube an der Einbau-Kupplung des Netzteil-Anschlusses ergänzt werden, die Potentiometer habe ich beide ausgebaut, zerlegt, das Silber der Schleifkontakte gereinigt, poliert und Langzeit-gefettet und nach dem Zusammenbau ging das Gerät in den Probelauf.

der interne Teil des Netzteils

HF-Probleme

Zunächst schien alles bestens, der Brummabstand bei Phono war gemessen an der Einfachheit der Bearbeitung überragend, schon fast so gut wie der meines letzten Exemplars nach der Eingangs-Symmetrierung.

Das mag eben an der Umleitung einiger Masse-Pfade unter der Haupt-Platine liegen, sämtliche Line-Cinch-Buchsen waren mit dem Ring nicht mehr an den dafür vorgesehenen Leiterplatten-Anschlüssen verbunden, sondern über einen dicken, zusammenfassenden, versilberten Kupferdraht und ein dickes Litzen-Kabel mit dem zentralen Massepunkt des Netzteils verlötet. Einzig die Phono-Buchsen laufen mit ihren Ring-Anschlüssen noch über die ursprüngliche Masse-Schiene unter den Buchsen.

Und da ergab sich nun zufällig ein Fehler, der die Kehrseite genau dieser gewählten, bei Phono etwas brumm-ärmeren Masse-Topologie zeigt, der aber wohl erst durch die Nachrüstung der Fernbedienung mit dem Modul-Positions-Wechsel samt Line-Verwendung der "Phono1"-Buchsen ausgelöst wurde - und den Duisburgern entgangen war. Sowie man nämlich eine Line-Quelle an den dafür umgewidmeten "Phono1"-Buchsen angeschlossen hatte und dann den eigentlichen Plattenspieler-Eingang in Quellwahl-Stellung "Phono2" nutzen wollte, krachte der Laustärke-Regler beim Drehen und war ein heftiges Rauschen zu hören. Messungen ergaben so lange nichts, wie ich nicht auch am Messplatz meinen Generator an die "Phono1"-Buchsen anschloss, dann wiederum zeigte sich eine deutlich zu breite Linie am Oszilloskop, fein aufgelöst eine heftige Höchstfrequenz-Schwingung.

Wie schon bei ähnlichen Vorfällen brachte auch hier eine genaue Betrachtung der Masse-Verbindungen eine Lösung:

Die zu Line-Eingängen umgewidmeten Phono1-Buchsen habe ich kurzerhand von ihrem mit Phono2 verbundenen Masse-Anschluss getrennt und stattdessen mit der Masse der anderen Line-Eingänge verbunden. So bleibt für Phono2 der Masse-Weg von der Buchse zum Modul jetzt unbeeinflusst und kurz, die mit Line-Pegel betriebenen Phono1-Buchsen werden dagegen behandelt wie jede andere Line-Buchse.

Mit diesem minimal-invasiven Eingriff war nun sämtliche Schwingneigung in sämtlichen Schalterstellungen verschwunden, auch Phono klang nun immer störungsfrei und gut.

erneuerte Stütz-Elkos der Potentiometer-Pufferstufe vor dem gereinigten ALPS-Motor-Potentiometer und hinter den hochwertigen Meisel-Relais

Bei der Revision hatte ich übrigens ursprünglich nicht geplant, die Panasonic Snap-in-Elkos des Netzteils mit zu erneuern. Nur, dass ich einerseits alles passend am Lager hatte, um hier die ursprünglichen 85°-Typen gegen deren letzte, RoHS-konforme 105°-Version zu tauschen und dass zudem der Materialwert gegenüber der Zeit, sich Zugang zur Platinen-Unterseite zu verschaffen in den Hintergrund trat. Dafür vielleicht nach Jahr und Tag bei Bedarf noch mal alles zu zerlegen, mit wesentliche höheren Arbeits- als Material-Kosten, erschien mir wenig nachhaltig.

Und selbst unter dem Aspekt, dass man bei Symphonic Line an dieser Stelle inzwischen vielleicht auf F&T-OEM-Typen umrüsten würde, sind die jetzt eingebauten Panasonics den ausgebauten nicht nur im Verschleiss-Zustand, der höheren Maximal-Temperatur und der Datenblatt-Lebensdauer überlegen. Nein, nach meinem Dafürhalten sind die Panasonic-Becher seit der Umstellung nach RoHS-Norm im selben Maß in der Klangqualität, wie auch im Preis gestiegen (wobei sie durchaus noch bezahlbar sind...). Die neuen Typen erkennt man ganz gut an den fehlenden schwarzen Isolier-Abdeckungen oben am Becher, man guckt da direkt auf das Aluminium. Ich finde, sie verhalten sich sowohl im "Zugriff", als auch im Melodie- und Rhythmus-Gefühl eindeutig besser als die letzte Generation, deutlich wurde mir das bei etlichen generalüberholten Musical Fidelity-Geräten. Und ich finde auch hier, dass der Wechsel dem Gerät von vornherein gut getan hat, mit dem Einspielen wird es sicherlich noch mal zulegen.

Wenn man diese Vorstufe später mal mit kürzeren Phono-Modulen in "Phono1"-Position bestücken will, wäre übrigens dringend zu empfehlen, entweder Eingangs-Masse (Cinch-Ring) wieder auf die lokalen Masse-Anschlüsse des Boards zurück zu stellen, oder gleich die isoliert eingebauten Buchsen direkt zweipolig am jeweiligen Modul anzuschließen, das Gerät ist ja in Sachen Masse-Führung momentan sehr effektiv auf die gegebene Bestückung/Buchsenbelegung optimiert. Einfaches Umstecken kann hier wegen der ab Werk vorhandenen, die Fexibilität einschränkenden Masse-Design-Fehler dieses Exemplars (bitte keine Schlussfolgerungen auf die gesamte Serie!) keine gleichwertig hervorragenden Ergebnisse bringen.

die neuen Panasonic Netzteil Lade-Elkos

Hörprobe

Beim abschließenden Hörtest lief die RG3 an zwei frisch revidierten Linear Acoustic LA60 Monoblöcken, klein aber fein und durchaus mit meinen Wandlern harmonierend.

Und ein weiteres Mal bewies sie: "die Vorstufe macht den Raum", mag eine kürzlich revidierte RG2 einige wunderschöne Eigenschaften bewiesen haben und vielleicht im Grunde auch das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis aufweisen. Doch eine intakte RG3 wie diese, der man vielleicht auch erst ein paar Dinge abgewöhnen musste, zeigt dann doch auf, dass da noch Luft ist. Sie spielt einfach "schneller" und selbstverständlicher, im Grunde unauffälliger - verhält wie ein "stilles Wasser". Erst, wenn das Musikmaterial überraschende Anforderungen stellt, wird einem plötzlich klar, in welcher Liga man unterwegs ist, wo andere dann gedrängt und gepresst werden, bleibt hier alles locker und unterscheidbar. Die RG2 kann dabei schlechten Konserven unglaublich "die Leviten lesen", doch wenn z.B. von einem wirklich sauber wandelndem CD-Spieler gut eingefangene Gesänge ertönen, schmilzt man regelrecht dahin.