Vorstufe

Symphonic Line RG3 Vorstufe

verkauft komplett revidiert für 2402€

RG3

  • eine der besten Vorstufen, die man bekommen kann
  • teilweise modular aufgebaut
  • Turbo-Netzteil
  • hervorragendes Phonoteil
  • Endstufenausgang auf Endverstärker-Niveau, die Auslegung ist derart solide und niederohmig, dass Sie hier auch gleich Ihre Lautsprecher anklemmen könnten.

Gehäuse

  • Die RG3 im Aranya - Gehäuse braucht von Zeit zu Zeit eine Politur, grundsätzlich ist das Gehäuse entsprechend dem Alter top in Schuß.
    Im zweiten Revisions-Schritt wurde das Gehäuse auf maximalen Hochglanz gebracht und dann mit transparentem 2-Komponenten-Lack versiegelt.
    Weiteres Polieren entfällt, die Gehäuse-Resonanz ist zudem in sehr positiver Art leicht (!) gedämpft.

was ist das?

kurz: das beste was ich bisher da hatte.

Selbst mehrere Generationen vor der aktuellen Fassung war die RG3 tonangebend schon eine der besten Vorstufen überhaupt. Vielleicht nicht messtechnisch, wenn man auf Einzelparametern herum reitet. Aber näher kommen Sie an den Kern der Sache kaum heran, wenn Sie originalgetreue, fesselnde Stereowiedergabe genießen wollen.

Kleine Exkursion - passive "Vorstufen"

Ich hatte unlängst die Anfrage aus Russland, ob denn die Aussage eines amerikanischen Freundes so richtig sei, und nichts besser sein könne als eine passive Vorstufe. Ganz knapp geantwortet:
Wenn man sich nicht aktiv bemüht, die Dinge gut zu erhalten, dann können sie nur schlechter werden, Alles geht den Bach runter, wenn man die Entropie machen lässt.
Etwas ausführlicher:
Die Unzulänglichkeiten von Übertragungsstrecken zwingen geradezu zur Anpassung, verschiedene Energie speichende Komponenten des Signalwegs lassen eine mehrdimensional einigermaßen lineare Übertragung nur zu, wenn unter anderem überall und für jede Frequenz, Phasenlage und Pegelstärke die passende Dämpfung herrscht. Also geht auch immer Energie aus dem Signal verloren, meistens nicht gleichmäßig. Aktive Maßnahmen führen daher gezielt wieder Energie zu, um möglichst günstige Übertragungsverhältnisse herzustellen. Im Grunde geht es dabei immer um die günstigste Informationsübertragung, wobei ja den Technikern im Grunde gar nicht so ganz klar ist, wie sie die vielen linearen und nicht-linearen Parameter einer Übertragungskette zu werten haben. Da kommt es in unserem Fall auf Ohr und Hirn an, wovon ich nicht behaupten würde, dass man sie bereits vollständig versteht... helfen kann bei der Konstruktion guter Geräte am meisten die Erfahrung und künstlerisches Gespür für eine gute Balance von Eigenschaften, gegründet auf fundamentalem handwerklich-technischem Wissen.
Eine so simple Behauptung jedenfalls, dass Passive "Vorverstärker" stets die besseren wären halte ich jedenfalls für groben Unfug, im Gegenteil, bei genauer Betrachtung hat die passive Variante fast keine Chance.
Denn sowie ich z.B. einen Lautstärke-Steller verwende, ergeben sich sogar für jeden Drehwinkel unterschiedliche Verschlechterungen. Mag sein, dass der "magnetische Vorverstärker" - im Prinzip ein stell- oder regelbarer Übertrager in Sparschaltung - hier bei guter Ausführung weniger Nachteile hat, aber die typischen "Passiv-Vorstufen" sind Umschaltkästen mit verlustbehaftetem Potentiometer oder Stufenschalter. Da kann das Signal definitiv nur leiden. Nie findet es gleiche Impedanzverhältnisse vor, die Kabeleigenschaften bleiben konstant, die Pegel und Ein-und Ausgangswiderstände ändern sich, da bekommt der Lautstärkeregler den Charkter eines einstellbaren Filters, eines Klangreglers. Es hat in diesem Fall recht gute Gründe, warum dieser Weg NICHT mehrheitlich beschritten wird. Wo immer Elektrotechniker mit ein wenig Ahnung von Analogtechnik sitzen, ist die Passiv-Variante meist recht schnell vom Tisch.

Eine Vorstufe wie die RG3 versucht die Unzulänglichkeiten von Schaltern, Kabeln und Reglern zu minimieren und passt Ein- und Ausgänge optimal breitbandig an. So was geht nur aktiv. Egal wie der Lautstärkeregler steht, die angeschlossenen Kabel sehen im ganzen Hörbereich (und um Rückwirkungen zu vermeiden, weit darüber hinaus) nahezu gleiche Impedanzwerte, ein Vorstufenausgang mit derartiger Treibergewalt vermag unzulängliche Kabel weit besser zur wohlklingenden Mitarbeit zu zwingen, als die gewohnten, laschen Ausgangsstufen von Billigheimer-Geräten. Ich will damit nicht sagen, dass man sich in diesem Zusammenhang eine angemessene Verkabelung schenken kann, im Gegenteil, man will an seinem Porsche ja auch keine Anhängerkupplung...

Aber jedes Kabel gibt unter solchen Umständen sein Bestes.

               

RG3 Front mit Betriebsanzeige                        ...das Turbo Netzteil im IKEA-Regal - passt nicht rein...

Revision

Was alles zu tun ist an so einem Gerät, merkt man meist ja doch erst, wenn man mit den Arbeiten begonnen hat.
Und auch hier warteten einige Überraschungen.
Fangen wir mal beim "Turbo"-Netzteil an:
Wie auch in den CD-Spielern der ersten Generation sitzt in diesem Extra-Gehäuse als zentrale Bau-Einheit eine Netzteil-Platine, die ursprünglich mal für den ersten RG9 entworfen wurde. Die bietet viel Platz für eine gemessen an der Leistungsaufnahme gigantische Gleichrichtung und Siebung, nach der Ladestufe mit Entstör-Drosseln auf zwei Ketten dicke Elektrolyt-Kondensatoren geleitet - wobei jedem Symphonic Line-Typ noch ein Siemens-Long-Live-Elko parallel geschaltet zur Seite gestellt wurde.
Ein paar Vorarbeiten gefielen mir in diesem Gehäuse aber gar nicht. Bitumen-Reste habe ich nicht entfernt, doch das riesige, diskret aufgebaute, teil-vergossene und dann doch offen gelassene Netzfilter bekam von mir einen Deckel spendiert, wurde mit in die Erdung integriert und die Erdung selber nochmals überarbeitet. Dazu habe ich auch einen brauchbaren (keinen super-teuren...) Netzstecker angebracht und den Sitz des Gewebeschlauchs am Netzkabel korrigiert.

Die VDE-Messung ergab dann den geringsten Schutzleiter-Widerstand, den ich je gemessen habe - insofern von Versorgungsseite jetzt alles gut und vor allem SICHER.

Und nun konnte ich mich der eigentlichen Vorstufen-Überarbeitung zuwenden.
Das Gerät bekam - im Gegensatz zum gut erhaltenen Netzteil - einen kompletten Satz neue Elkos vom Feinsten, doch in möglichst naher Anlehnung an die bewährte ursprüngliche Abstimmung. Dabei kamen die gleichen Probleme wie sonst immer in den Endstufen zutage: sämtliche 1000µF-Elkos waren ausgelaufen und standen in einem Platinen-zersetzenden Fußbad.
Zum Einsatz kamen nach deren Entfernung und der Reinigung der Platine dann in den betroffenen Positionen Panasonic FC-Typen.

Doch im Netzteil waren ab Werk andere Typen montiert, dort wurden die Panasonic HA-Typen mit 85°C vor der Regelung gegen solche mit 105°C ersetzt, kleine Fußpunkt-Elkos teils durch Fest-Elektrolyt-Typen und die Kapazitäten NACH der Regelung wurden teilweise in Evox/Rifa (inzwischen Kemet) -Ware getauscht. Eine extrem lange Einspielzeit war dadurch leider auch vorprogrammiert, denn wo die von mir in einigen anderen Positionen eingesetzten Panasonic FM-Typen schon lange bis zum Optimum brauchen, da geht das mit den Rifas erst recht schleppend voran. Entschädigt wird man dann allerdings auch von einem sehr guten und dauerhaften Endergebnis.

Im ersten Anlauf habe ich auch die Operationsverstärker in der Line- und der Ausgangsstufe gegen höchstwertige aktuelle Typen ersetzt - doch das passte überhaupt nicht zur Gesamt-Abstimmung. Da bessere Typen zu suchen und anzupassen, war mir denn doch zu aufwändig, denn die rück-getauschten Originale verhielten sich derart gut, dass ich da einfach keine  Bedarf gesehen habe.
An den Eingängen der MC-Phono-Module habe ich dann noch die weinroten, rissigen Röderstein-Bipolar-Elkos gegen Nichicon-Muse getauscht und den MC-Verstärkungsgrad des Vor-Vorverstärkers noch minimal angehoben.

Die Regler wurden gereinigt und das Ganze schließlich mit vielen Detail-Änderungen in der gewählten Endfassung eine ganze Weile Probe gehört
- und schließlich verkauft.

Zweite Runde

Worum ich mich sträflicher Weise allerdings zu wenig gekümmert hatte: Schallplatte war in der Probelauf-Zeit nur wenig gespielt worden.
Der Käufer war von der Phono-Stufe, die ich in dem Gerät aus dem Bauch heraus eher als den schwächeren Bereich eingestuft hätte klanglich erst mal begeistert - doch ein handfester, von mir übersehener (besser überhörter) Pferdefuß stellte sich heraus:
Das Brummen.

Zunächst war nun allerdings nicht klar was genau in der Kombination (ein Rega Planar3 mit sehr guter Verkablung) denn das übermäßig aufdringliche Grund-Geräusch hervor rief. Zuerst fiel der Verdacht auf die Plattenspieler-Verkablung, also schickte mir der Kunde den Plattenspieler zur Prüfung. Dafür hatte ich bereits Material besorgt um die Verkablung ggf. zu symmetrieren und potentialfrei zu machen - doch ich fand alles bereits richtig gemacht vor, bis auf die wegen der Zugentlastung der haarfeinen Käbelchen etwas ungünstigen Wahl von Eichmann Bullet-Plugs war das völlig in Ordnung.
Auch brummte der Plattenspieler zwar ebenfalls leicht wahrnehmbar an meinem Bluesline "Stage" - technisch gesehen ja ein modifizierter Symphonic Line RG9, doch an billigen Industrieverstärkern, gab der Plattenspieler dagegen nicht das geringste Brummen von sich - der kurzgeschlossene Eingang des "Stage" dagegen schon. Und schon schwante mir, dass die Konstruktion der Phono-Eingänge bei Symphonic Line zumindest zur Entstehungszeit meiner beiden Kandidaten nicht auf minimale Einstreuung optimiert war, die Untersuchung des Layouts bestätigte das letztendlich in beiden Fällen:
die Signalführung von der Buchse bis zum ersten Verstärker-Element ist für hin und Rückstrom alles andere als gleichmäßig, geschweige denn es würde gar eine symmetrische Kabelführung innerlich fortgesetzt, bis das Signal in "trockenen Tüchern" sei.

Es war jedenfalls mit dem Plattenspieler nicht getan, der Kunde hat mir also die RG3 zur Optimierung noch mal zugesandt.
Der erste Test an meiner RG1 zeigte mir, wie weit die Einspiel-Phase der Line-Stufen schon fortgeschritten war, die Vorstufe spielte überwältigend.
Und Phono brummte bei niederohmigem Anschluss oder bei Eingangs-Kurzschluss.

Als erstes habe ich den Koppelkondensator auf's Korn genommen. Der verhältnismäßig große Nichicon Muse Bipolar-Typ flog wieder raus und ich probierte ein paar verschiedene andere, möglichst kleinere Bipolar-Typen. Das war alles noch nicht wirklich besser, bis ich dann mal die Gleichspannung an dem Kondensator gemessen habe und wegen der vorherrschenden 3V DC einfach auf einen in Verhältnis winzigen, gepolten Panasonic FM Elko umgestellt habe. Und wie fast zu erwarten: der fing einerseits viel weniger Störung ein, klang aber andererseits auch auf Anhieb überzeugender - was schon deshalb nicht verwundert, weil er unter Gleichspannung schon rein technisch die weit bessere Wahl ist.
Ein kleiner Teil des Brumms war damit bereits abgebaut.
Warum man an dieser Stelle ursprünglich einen bipolaren Typ eingebaut hatte, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Um nun in Sachen Störspannungs-Abstand in den Bereich des Machbaren zu gelangen, suchte ich nun einen Kurzschluss-Punkt im Eingangsbereich, der im geschlossenen Zustand möglichst gar kein Brummen mehr vernehmen ließ. Der fand sich auch.
Und von dem aus wurde nun eine neue Leitung zur Cinch-Buchse gelegt.

Sinn der Aktion war eine räumlich möglichst enge Führung von Hin- und Rückstrom in einem dünnen, verdrillten Kabel ("twisted pair"), unter symmetrischer Nachbildung des Eingangs-Filters, möglichst noch steckbar.

Die Cinch-Buchsen wurde also von ihren bisherigen, gemeinsamen Masse-Kabeln gelöst, bekamen kleine, vergoldete IC-Sockel-Stecker, an der Platine wurde der Eingang abgetrennt und am gewählten (Kurzschluss-)Punkt mit Tonarm-Kabel deine symmetrische Leitung angeschlossen, die erst mal gegenläufig auf einen Ferrit-Kern gewickelt wurde, um die entfernte, unsymmetrische Eingangs-Spule zu ersetzen. Der Eingangs-Kondensator wanderte am die Cinch-Buchse, die Kabelenden bekamen winzige Steck-Kontakte.

Und tatsächlich: Damit ließ sich das Brummen derart absenken, dass es ab nun im Rauschen der Eingangsstufe "ertrank" - wenn man jetzt den Regler voll aufdreht, hört man keinen Brumm mehr, es überwiegt das Rauschen den vermutlich noch vorhandenen Rest-Brumm völlig.
Dagegen wollte ich jetzt allerdings nicht mehr an konstruieren, die vorhandenen Module sind jetzt ohne wirklich große Eingriffe optimiert.
Die Bullet-Stecker am Plattenspieler wurden noch gegen WBT-NextGen Kupfer-Stecker getauscht um einerseits das Prinzip zu wahren und andererseits eine wirklich gute Zugentlastung zu gewährleisten.

So gingen dann beide Geräte zurück und haben in der neuen Auslegung voll überzeugt.


Und wenn ich nicht genau wüsste, dass der jetzige Eigentümer das Gerät durch und durch zu schätzen weiß, wäre mir dieser Abschied noch schwerer gefallen, denn inzwischen klang die RG3 bereits an der RG1 so gut, wie vorher an den RG4, der helle Wahnsinn, wie räumlich, locker und flockig - an sich völlig neutral und dennoch musikalisch, mit einer ganz natürlich wirkenden Lebendigkeit sich diese Vorstufe zum Abschied gezeigt hat. Gerade an meinem Symphonic Line Umbau-"Reference" GANZ GROSSES KINO!!!

Duisburg und RIAA

Eine Sache war mir lange Jahre überhaupt nicht aufgefallen. Weil man so etwas gar nicht glauben oder unterstellen mag, das KANN eigentlich gar nicht sein. Anscheinend ist man Haus-intern allerdings genauso blauäugig. Irgendwer schlägt eine "Verbesserung" vor, das scheint auch auf den ersten Hörer tatsächlich ein Fortschritt, einen Randaspekt nimmt man zufällig nicht wahr, es misst auch keiner nach - und die Ware wird so ausgeliefert. Dass der, der den Vorschlag gemacht hat, die Technik nicht beherrscht, weder vorher nach-rechnet, noch hinterher nach-misst - wer rechnet denn mit so was. Und doch liegt in der RG3 - die ja nicht unbedingt ein Billig-Vorverstärker ist, bei vielen Geräten (genauer: bei vielen Modulen) genau so ein "Schnitzer" vor. Nachdem mir gerade wieder solche Module "vor die Flinte gelaufen" sind muss ich das hier mal beschreiben, damit Kunden mit dieser Problematik das unterscheiden können, die Abhilfe ist nämlich nicht schwierig.

Was ist denn nun verkehrt an welchem Phono-Modul und wieso?

Erste Fassungen der aktuellen RG3

Ursprünglich war bei der RG3 einfach alles mit MKT/MKP-Folien-Kondensatoren gekoppelt. Die Vorteile liegen auf der Hand, Verlustfaktor niedrig, Gleichspannungen kommen maximal bis zur nächsten Koppelstelle und der Leckstrom ist derart gering, dass z.B. der Lautstärkeregler niemals das geringste Problem macht, kein unnötiges Knistern beim Drehen, keine Aussetzer, keine vermeidbare Kontakt-Verzerrung am Schleifer.
Später hat man dann entschieden: Alle Koppel-Kondensatoren werden entfernt und durch Brücken oder Widerstände ersetzt.

Vorteil: es gibt keine untere Grenzfrequenz mehr, die Stufe "atmet" beliebig.
Nachteil: die ursprünglich verwendeten Operationsverstärker NE5534 mit ihren bipolaren Eingängen und entsprechenden Basis-Strömen führten zwangsläufig zu Verschiebungen in Sachen Gleichspannung, selbst bei idealen Quellen floss nun Strom durch das Potentiometer und stimmten die Bezugspunkte nicht mehr. Folge:
Es mussten Operationsverstärker her, die sich DC-neutral verhalten, also mit JFET-Eingängen und möglichst geringem Eingangs-Offset. Ab da wurden OPA627/637 verwendet und deren Beschriftung abgeschliffen. Das ist so ziemlich das "größte Schlachtschiff" unter den allgemein zugänglichen Standard-OPs, was man haben kann - man kann vom Preis eines dieser OPs mehrere Dutzend NE5534 erwerben. Eigentlich könnte man auf die Teile total stolz sein, doch was tut man nicht alles zur Verhinderung von Nachahmung und/oder sachgerechter Fremd-Reparatur.

Und selbst mit den besten OPs geht dann alles nur so lange gut, wie die angeschlossene Quelle nicht selber Gleichspannung liefert. Leider habe ich schon viele Symphonic-Line-CD-Spieler auf dem Tisch gehabt, da waren die Trimmer der Augangsstufe nie auf 0mV DC an der Chinchbuchse abgeglichen worden. Die Gleichspannung erreicht dann eben den Lautstärkeregler, beim Drehen entstehen Aussetzer, Prasseln, doch auch der Basstöner schiebt sich mit der Bewegung des Knopfs nach vorn oder hinten, es knackt beim Umschalten der Quelle.

Die Phono-Modul-Modifikation - ohne Koppelkondensatoren

Bisher habe ich nur die Folgen der Umstellung des Basis-Boards auf DC-Kopplung beschrieben. Und nun kommt's:
Auch die Phono-Module wurden ihrer Koppel-Kondensatoren beraubt, um auch hier die letzten Signal-Einflüsse der Masse-reichen Kondensatoren zu eliminieren. Statt Draht, wie im Line-Verstärker, kam hier ein Widerstand zur Überbrückung zum Einsatz.
Und es tauchte ein noch viel größeres Problem auf als im Line-Bereich: die Entzerrer-Ausgangs-Stufe mit ihrem bipolaren NE5534 Puffer-Operations-Verstärker lieferte definitiv zu viel Gleichspannung an die Line-Stufe, weil sie mit ihrer durch das Entzerr-Filter etwas unsymmetrischen Eingangs-Beschaltung halt selber etwas "mehr" Offset erzeugt. Der Offset-Servo-OP erfasst diesen DC-Offset beim Weg-Regeln aber nicht mit, denn er ist nur für den Eingangs-Linear-Verstärker zuständg.

Was tut der schlaue Techniker unserer Wahl? Richtig: den Ausgangs-Operationsverstärker mit in die DC-Regelung einbeziehen, denn der resultierende Offset ist dann immer exakt der minimale Eingangs-Offset der Servo-Stufe.

Im Grunde eine schlaue Idee. Noch schlauer wäre allerdings (siehe oben), das Ergebnis messtechnisch mal zu prüfen. Ist offensichtlich nicht geschehen.

Mir fiel es ja auch erst bei einer RG3 auf, für die zwei jüngere, modifizierte Module und zwei ältere mit Koppel-Kondensatoren zur Verfügung standen, von denen wegen sich Motor-Poti-Nachrüstung aber nur zwei einbauen ließen.
Also vor der Entscheidung auch mal nachmessen, wie viel "schlechter" denn vielleicht der Bass-Frequenzgang bei dem alten Modul ist. Blöder Weise VIEL BÄSSER!

Hatte zwei unterschiedliche Module eingesteckt und auf beide einen 100Hz Rechteck über eine RIAA-Filter gefüttert, mit dem Zweikanal-Oszilloskop sieht man dann alles auf einen Blick.

 

 modifizierte Module, jüngere Fassung

 ältere MC-Module mit ALBS MKP-Koppel-Kondensatoren

 beide mit dem gleichen Signal, oben das alte, unten das modifizierte Modul

Ja was war das?

eine drastische Überhöhung im oberen Bass, im Tiefbass kräftiger Abfall?
Schaltung angeguckt - klar: wenn man eine DC-Gegenkopplung mit  über das RIAA-Filter legt, kehrt sich dessen Frequenzgang-Kurve in weiten Teilen wieder um. Nachmessen ergab: +4dB bei 75Hz, -3dB untere Grenzfrequenz bei 35Hz.
Ich gehe, dass nie eine RG3 mit solchen Modulen zum Test bei einer Fachzeitschrift gegangen ist, wenn doch, dann nur einmal...

Dabei ist es gar nicht so schwer, das Prinzip tatsächlich anzuwenden, nur muss die Grenzfrequenz des DC-Servos viel weiter unten angesetzt sein. Mit einer Erweiterung der verwendeten 100nF des Filters auf 2x2,2µF pro Kanal sieht die Sache gleich ganz anders aus, da stimmt dann der gesamte Bass-Frequenzgang wieder und das Gerät hört sich auch nicht mehr so "mulmig" und "doch nicht richtig tief" an.

Jüngst entdeckte weitere Exemplare haben mich letztlich zu diesem Absatz gedrängt

auch bei dieser RG3: 100Hz Rechteck dürfen SO nicht aussehen

 Modifizierte Module mit korrigiertem Frequenzgang