Vollverstärker

EMF SEQUEL

Revision:

  • Austausch aller Elektrolytkondensatoren,
  • neue Einstell-Trimmer
  • Bedienelemente Reinigung
  • Korrektur DC-Verhalten

Eigenschaften:

  • schwarzes Gehäuse mit bedruckter Chrom-Front
  • Phono MM
  • 3 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • Kopfhörerausgang

Ein ganz seltenes Exemplar.

Die Bauweise erinnert sehr stark an die CAS-Verstärker von Creek, aber die Schaltung ist eher ein "deutsches" Design.
Verglichen mit den meisten ähnlich aufgebauten Briten ist der Klang neutraler und strammer, weniger Rauschen und Brummen, höherer Dämpfungsfaktor, da die Endstufe mehr Linearisierungsmaßnahmen besitzt. So verbindet der SEQUEL die durchdachte und überdimensionierte Versorgung eines Briten mit einer ausgefeilten und ausgewogenen Endstufenschaltung. Diese Endstufe beherrscht, anders als die meisten Engländer, auch kritische Lautsprecher gut - sofern sie keinen allzu großen Leistungshunger haben oder mit gesundheitschädlichen Lautstärken betrieben werden.

Den letzten Absatz habe ich mangels genauer Information geschrieben, inzwischen allerdings den passenden Artikel in der Hifi-Wiki entdeckt : de.wikipedia.org/wiki/Creek_Audio Man sieht, die Schätzung war ziemlich gut...

Das erste Gerät, von dem noch die Fotos stammen, habe ich erhalten, nachdem es durch falsche Handhabung beschädigt worden war: der Vorbesitzer hatte bei laufendem Verstärker die Lautsprecherkabel kurzgeschlossen, eine Behandlung, die alle Transistorverstärker übel nehmen. Derart konzipierte Hifi-Geräte verzichten aus klanglichen Gründen oft sogar auf schützende, strombegrenzende Maßnahmen -
so auch der EMF. Dessen Endstufe besteht im übrigen aus gut beschaffbaren Marken-Standard-Bauteilen so dass es hier in absehbarer Zeit keinen Ersatzteil-Engpass geben wird.

Merke: Halbleiter sind meist schneller kaputt, als die Sicherung anspricht. Bei Transistorverstärkern muss man daher Kurzschlüsse vermeiden. Röhrenverstärker dagegen sollte man nicht ohne Lautsprecher betreiben.

Also wurde die Endstufe wieder sorgfältig instand gesetzt, der Kunde hatte derweil einen Exposure XV als Leihgerät.
Den Exposure hat er behalten, den SEQUEL in Zahlung gegeben - was natürlich keine Schande für halb so teuren EMF darstellt, der in seiner Preisklasse ebenso wertig war und ist.

Die jüngste Geschichte des Geräts:
Der Sequel war inzwischen verkauft, und zwar an eien Käufer, der gleichzeitig schon einen anderen, - nicht ganz baugleichen - Sequel ersteigert hatte. Er hat ihn mit genommen, weil bei der Verwandschaft ein Mission Cyrus II defekt und inzwischen bei mir zur Reparatur und Aufwertung war, er wollte ihn als Überbrückung verwenden und später entscheiden, welchen er behält. Der EMF spielte also zeitweise an Linn-Boxen mit einem etwas verwirrenden Anschlussfeld voller Polklemmen. Dabei müssen wohl im Berieb auf einer Seite die Bananas aus der Box gerutscht sein. Jedenfalls wurde er prompt WIEDER kurzgeschlossen (das hat er offen zugegeben...), so dass wieder ein neuer Satz Endtransistoren nötig wurde. Defekt war nur der eine Kanal, aber natürlich habe ich wieder ein komplettes Quartett aus einer Fertigungs-Charge eingebaut.
Damit war aber immerhin auch geklärt, was wohl vorher an gleicher Stelle dem Cyrus II zugestoßen war. Nach der Fertigstellung des Mission und Wiederinstandsetzung des defekten EMF haben wir dann die beiden Sequel ausfühlich verglichen.
Der hier abgebildete war der etwas bessere, war auch ab Werk mit stärkeren (25A) Endtransistoren bestückt und hat verschleißarme Stromquellen im Spannungsverstärker - der andere arbeite an gleicher Stelle mit einer Bootstrap-Schaltung. Der Unterschied ist aber nicht wirklich groß und den anderen hatte der Kunde sehr preisgünstig bekommen - Ich habe unter Ausgleich der Wertminderung daher dann doch gerne meinen besseres Exemplar wieder in Zahlung genommen.

Also hier ist er wieder.

Lieber nächster Käufer: BITTE BITTE AUSSCHALTEN, wenn an den Kabeln irgend etwas locker ist oder daran gearbeitet wird. Ach wenn man über die Strippe gefallen ist und sie ist aus dem Lautsprecher gerutscht: AUSSCHALTEN! Ein Verstärker soll nur dann in Betrieb sein, wenn die Verkabelung definitiv o.k. ist . Das gilt für ALLE Transistor-Verstärker!!! IMMER!!!

Habe damit inzwischen wieder verschiedene Lautsprecher probiert: Erstaunlich gut funktioniert er an meinen Hörnern, dabei fällt auf, dass er im Vergleich zu den (all-)"gemeinen" Creek-Verstärkern einfach einen weit geringeren Störpegel hat, es ist auch an Hochwirkungsgrad-Lautsprechern so gut wie kein Brummen oder Rauschen wahrzunehmen. Das macht ihn an solchen Wandlern zu einer super Alternative zu kleinen Röhren-Verstärkern. Da kann er dann die Tugenden eines Transistor-Verstärkers gegenüber Röhrenkonzepten mal richtig ausspielen: vor allem erst mal mehr "Grip" und ein stabileres Klangbild. Wobei er trotzdem zu der der Fraktion der richtig sauberen Stimmwiedergabe gehört (wie z.B. SE-Trioden-Verstärker). Einen röhrigen Schmelz wie z.B. ein Musical Fidelity breitet er dagegen nicht über das Klangeschehen - was mir offen gesagt auch etwas mehr zusagt. Nun, es gibt einige Punkte, an denen Röhren wieder die Nase vorn hätten - aber nicht zu DEM PREIS.

...und diesen Anhang jetzt zum aktuell in Zahlung genommenen und hier wieder angebotenen EMF: Das jetzige Gerät war mir zur Reparatur geschickt worden, es sei ein Defekt-Geschenk des Nachbarn. Ob man das wieder in Ordnung bringen kann...
Es hat viel mehr Mühe gekostet, als vorhersehbar war, denn es war verblüffend viel kaputt. Als sich zum Ende der Reparatur/Revision heraus stellte, dass sogar die Spezial-MOS-Fets der Treiberstufe angeschlagen waren, und die Vorwiderstände in der Phono-Versorgung wegen defekter ICs heiß liefen, sich um die Herum sogar defekte Widerstände im Kilo-Ohm-Bereich fanden, lag der Fall klar auf der Hand: Blitzschlag.
Auch egal - inzwischen waren (fast) alle Halbleiter der Reihe nach getauscht, alle Schäden beseitigt, das Poti noch Gleichstrom-entkoppelt, ale Elkos neu, die Ruhestromregelung auf schraubbare Transistoren (nicht mehr geklebt...) umgestellt...
Jedenfalls fiel die Rechnung höher als geschätzt aus, da mir die Information "Blitzschlag" eben nicht zu Reparaturbeginn vorlag.
Ende vom Lied: der Kunde probierte den Verstärker an seinen 80er-Jahre Sharp-Boxen (aus der "1000W-Anlage"... und er war ihm zu leise... klar, einen normalen Wirkungsgrad bräuchte man schon.
Also habe ich das Gerät mit Handkuss an mich genommen, an den Lautsprechen, das wäre ohnehin Perlen vor die Säue gewesen. Und hier steht er nun wieder - innen und außen wie neu - klingt aber besser.