Vollverstärker

ONIX OA22 ca. 1990

Komplett revidiert verkauft für 333,- €

Eigenschaften:

  • Phono-MM-Eingang Chinch
  • Alle Line-Pegel-Eingänge Chinch
  • Eine Tape-Schleife, VCR, CD- und Tuner- Eingang
  • Umschalter links
  • Gehäuse mit Gebrauchsspuren, leichte Kratzer, ansonsten recht passabler Zustand.

Klein aber fein

Man sieht es dem OA22 an, dass er im Prinzip alles genauso enthält wie seine Geschwister im gleichen Gehäuse-Design, Trafo, Siebelkos, Leistungsauslegung, Endstufenbestückung, alles ähnlich wie beim OA20, das andere kleine Einsteigermodell eben. Hier hat man aber auf schnellere Montage geachtet, die Platine ist durchgehend, eine Umschalter- oder Lautstärke-Platine gibt es nicht mehr. Das ist alles ist auf dem großen Board zusammen gefasst. Der OA22 hat insofern die größte Ähnlichkeit mit dem Naim Nait 1, er sieht an sich sogar noch aufgeräumter aus. Der Signalweg zum Umschalter ist daher auch etwas länger, hier ist ein Standard-Alps mit Dreh-Schiebe-Übersetzung montiert.

Genau dieses Gerät hatte ich vor Jahr und Tag noch im Originalzustand im Angebot - dann hat ein Kunde es mit der Komplett-Revision gekauft. Der ist wiederum auf etwas "größeres" umgestiegen, diesen kleinen Einstiegs-Verstärker in die Welt der handgebauten Briten-Verstärker habe ich ihm wieder abgekauft. Solche Sammlerstücke verlieren ja nicht im Wert, im Gegenteil, es ist fast nur noch Gold eine bessere Anlage - und das hier auch noch im doppelten Sinn.

Etwas größeres braucht man übrigens nur dann, wenn man schlecht kombiniert hat, beziehungsweise unter systematischer Unzufriedenheit leidet. Denn bei so viel Qualität für's Geld kann man so einem Gerät seine kleinen Schwächen nachsehen, man findet ja immer irgendwas, ich persönlich denke aber bei solch grandiosen Konstruktionen eher mit Freude da dran, was andere Leute völlig unnütz ausgeben um schließlich noch deutlich hinter diesem Gesamtniveau zu bleiben. Klar, der Kleine ist nichts für Riesen-Boxen in Riesen-Räumen und dann vielleicht auch noch an Lautsprechern mit extrem schlechtem Wirkungsgrad, da müht er sich mit seinen geschätzten 2x25 Maximal-Watt dann doch zu sehr. Hängt man ihn dagegen an eine harmonierende, gelungene Zweiwege-Kleinbox mit ausreichend Lautstärke, dann geht im Musik-Zimmerchen richtig die Sonne auf, versucht man damit nicht mehr als meinetwegen 15 Quadratmeter zu füllen, trumpft er richtig auf. Dann hat er unter Umständen die Sache sogar besser im Griff als viele "große" Konkurrenten, denn er ist nicht auf Messwerte gebaut, sondern mit viel Probieren, Hören mit Engagement - das hört man ihm an, dass da ein ausgeglichenes Konzept gesucht und gefunden wurde und kein Vorstands-Diagramm.
Dazu dann noch einen kleinen Project Plattenspieler und/oder meinetwegen einen Cambridge Audio TRAC1 oder so was in der Liga als Quelle dazu...schon zeigt er einen Live-Charakter und eine typisch Britisch-farbenfrohe Abstimmung. Die für mich hervorragend klingenden BD-Leistungstransistoren im TO220-Gehäuse zusammen mit dem kompakten, und durchdacht simplen Aufbau an einer für seine Nominalleistung übermächtigen Versorgung machen genau, was man von einer guten Hifi-Komponente erwartet: sie bringen einen dazu, die ganze Sammlung nach der Reihe neu aufzulegen, um noch mehr Neues zu entdecken. Ein Onix OA22 mit seiner hübschen Frontgestaltung, das ist die Schaltzentrale für eine richtig nette Klein-Anlage vom Feinsten.

Eingespielt ist das Gerät nach der Revision übrigens gerade erst wieder, Sie bekommen Ihn also mit der Gewissheit, dass keine Verarbeitungs- oder Materialfehler mehr im Gerät sind (die wären bereits aufgetreten), dass aber die neuen Longlife-Bauteile dennoch eher noch Jahrzehnte als nur Jahre an Haltbarkeit vor sich haben - sehen Sie sich die Bilder an - was soll da schon kaputt gehen... Und sollte sich der Käufer irgendwann mal nach etwas größerem umsehen - solche Geräte nehme ich später durchaus wieder in Zahlung, oft sogar zum Verkaufspreis, denn sie werden ja doch immer seltener gehandelt.

Nur eine Bemerkung, Sie sehen es auf den Bildern: bei der Rückkehr hatte sich ein kleiner Transportschaden heraus gestellt, der Restloch-Verguß des Ringkerntrafos hatte sich gelockert. Den Block habe ich mit Kunstharz/Zwei-Komponeneten-Kleber (der Verguß besteht aus dem gleichen Material) wieder eingefügt und zusätzlich noch mit einer großen Kunststoff-Haltescheibe gesichert - ist also auch wieder einwandfrei in Ordnung.

Fazit

...nun, er ist eben der andere Einsteiger-Onix neben dem älteren Modell OA20. Er bietet ein schier unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, die ganze Schaltungstechnik und Erfahrung, die gleiche hervorragende diskrete Phonostufe wie in den größeren Geräten, nur eben alles auf weniger Leistung ausgelegt.
Ein quicklebendiger, kleiner Brite mit viel Live-Flair für die nicht so riesige Anlage.