Vollverstärker mit Zusatznetzteil

ONIX OA21S mit SOAP2

Komplett revidiert verkauft für 918,- €

Eigenschaften:

  • Alps-Eingangswahlschalter zerlegt und gereinigt.
  • Alle 85°C Elektrolytkondensatoren gegen Panasonic HA/FM/FC 105°C erneuert,
  • die Endstufen sind mit neuen Bourns-Ruhestrom-Potentiometern bestückt und neu abgeglichen.
  • Tape-Monitor-Relais durch hochwertigstes Omron Signal-Relais ersetzt (Japan, nicht China - vergoldete Silberkontakte, hermetisch dicht, keine Gehäuseausgasung)
  • Phono-MM-Eingang Cinch (kann ich wahlweise auch mit MC liefern)
  • Alle Line-Pegel-Eingänge Cinch
  • Eine Tape-Schleife,
  • CD-, AUX- und Tuner- Eingang
  • Umschalter links
  • Gehäuse mit leichten Gebrauchsspuren: Front und Deckel fast perfekt, insgesamt recht passabler kosmetischer Gesamtzustand.

schlichter und überzeugender kann man weder designen noch fertigen

Sinnvolle Simplizität

Über den OA21S habe ich schon geschrieben, ein hervorragendes Gerät mit unglaublich gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Verzeiht man dieser Serie ihre klitzekleinen Pferdefüße, dann ist die Konstruktion einfach ein solides, dauerhaftes Stück Technik, mit dem man in musikalischer Hinsicht ohne weiteres alt werden kann, denn hier wurde sicht- und hörbar Wert auf das Wesentliche gelegt. Wie auch bei den meisten anderen "Schuhschachtel"-Verstärkern aus britischer Fertigung der 80er und 90er Jahre geht das Signal den kürzest-möglichen Weg - und das auch noch größtenteils passiv. Diese beiden Details (kurze Wege sowie passive Signal-Umschaltung/-Regelung) ergänzen sich übrigens und sind für sich genommen sonst eben nicht unbedingt immer Garanten für optimalen Klang.

Eine "passive Vorstufe" im Extra-Gehäuse unter Verwendung von Standard-Abschwächern ist in meinen Augen sogar genauso widersinnig, wie der Begriff bereits klingt: Baut man hinter eine gute Eingangsumschaltung und Signalführung einzig einen Widerstands-Spannungsteiler gleich welcher Bauart (im Prinzip ist jedes normale Potentiometer ein solcher Spannungsteiler), dann hängt dessen Ausgangswiderstand und damit die Quellimpedanz für die nachfolgenden Kabel und Stufen einerseits vom Gesamtwiderstand und andererseits vom Drehwinkel ab. Genauer: er schwankt zwischen minimal 0 Ohm (an den beiden Anschlägen) und maximal zumindest dem halben Gesamtwiderstand (jeweils dazu rechnen muß man noch die Impedanz der Quelle) - in der elektrischen Mittelstellung. Das ist bei einem logarithmischen Potentiometer natürlich nicht der halbe Drehwinkel "12:00 Uhr", aber sehr häufig mitten im beliebtesten Nutzungs-Bereich. Beim Onix z.B. wären das mindestens 5kOhm, da ein 10kOhm-Potentiometer im Einsatz ist. Würde man in einer "passiven Vorstufe" den Schleifer (Abgriff, Reglerausgang) eines solchen Potentiometers einfach "passiv" mit der Ausgangs-Cinch-Buchse und dann über ein langes Kabel eine Endstufe verbinden, dann hat man Lautstärke-abhängig ständig unterschiedliche Verhältnisse. Bei normaler Hör-Lautstärke werden die Kabel-Eigenschaften in Form seiner Impedanz, insbesondere seiner Kapazität, besonders stark ins Gewicht fallen, ganz laut oder ganz leise eingestellt wiederum weniger. So eine Beschaltung ergibt also nur dann einen Sinn, wenn man die Ableitung kurz hält, hochwertig ausführt und dabei vor allem wenig Kabelkapazität anschließt. Das ist aber bei den meisten "Passiv-Vorstufen" gar nicht gegeben - und meine Kunden staunen immer Bauklötze, wenn ich Ihnen vorspiele, dass "aktiv" in solchen Konstellationen weitaus besser funktioniert, zumindest bei gut gemachter Elektronik ist das normalerweise so - eine aktive (Puffer-) Stufe zwingt im Prinzip mit ihrer niedrigen Ausgangs/Quell-Impedanz das nachfolgende Kabel per Spannungsanpassung zum Funktionieren, und ist insofern weit weniger "Kabel-fühlig". Die einzige "passive Vorstufe" ohne diesen speziellen Nachteil ist übrigens die sogenannte "magnetische Vorstufe" - hier kommt statt eines Widerstands-Reglers ein Regel-Trafo zur Anwendung, meist mit schrittweiser Anzapfung. Die Ausgangsimpedanz ist hier bei Abschwächung stets niedriger als die Eingangsimpedanz, die Anforderungen an einen solchen Trafo sind aber extrem hoch - was die Sache wahlweise teuer oder sinnlos macht.

Und jetzt zu unserem Onix zurück - da ist das alles in einem Gehäuse und sowohl kurz, als auch passiv gehalten. Die Kabel vom Lautstärkeregler nach hinten zum Endstufen-Eingang sind dabei kapazitäts-arm ausgelegt und gehörmäßig erprobt, hier werden am Ausgangs des high-grade Alps-Potentiometers offene Leiterbahnen bzw. ungeschirmte Litzen verwendet. Das hat natürlich auch Nachteile. Das je nach Exemplarstreuung etwas unterschiedlich starke Streufeld des benachbarten Netztrafos brummt z.B. gerne ein wenig in die Leitung - allerdings mit einem so geringem Pegel, dass das beim Musikhören keinesfalls stört.
Wie immer bekommt man halt nichts geschenkt in der Technik...

Die Rückseiten: die Kabelverbindung ist neu, da es die Originalstecker nicht mehr gibt.

Schaltungstechnik mit Besonderheiten

Die ersten OA21er waren einfach eine große Version des Erstlings OA20 - nicht mehr mit den relativ schwachen "Schönklinger"-Endtransistoren BD911/912 wie auch im Nait1, sondern mit dem robustesten, was der Markt bis heute zu bieten hat, 20A-Motorola/ON-Semi-Typen, neutraler und deutlich zugkräftiger. Der OA21 bekam ein nochmals doppelt so kräftig ausgelegtes Netzteil und ist damit von Anbeginn noch mehr als sein Vorgänger "übermotorisiert". In den ersten Fassungen gab es diese Geräte teilweise noch mit DIN-Buchsen, allerdings war deren Empfindlichkeit schon genauso an moderne Hochpegel-Quellen angepasst wie bei den Cinch-Versionen - das war also kein wirklicher Nachteil. Frühe OA21 hatten noch eine Treiber/Impedanzwandler-Stufe vor dem Potentiometer in Form einer 2-Transistor-Schaltung. Der OA21S lässt das alles weg, die frühen Modelle haben Ihren Charme, spätere wie dieses spielen überlegen.
Abgesehen von der Netzteil-Philosophie treibt der OA21S die kompakte Simplizität der Baureihe also absolut auf die Spitze. Der Alps Schiebeschalter verlegt die zuverlässige Umschaltung in die Nähe der Buchsen, bewegt werden die immer paarweise genutzten Kontakte über einen Bautenzug. Line-Signale durchlaufen der Reihe nach gerade mal ihre Cinch-Buchsen, den Quellwahl-Schalter, noch das Tape-Monitor-Relais und den Lautstärkeregler danach folgt nur noch ... die Endstufe. Kürzer geht bei einem Standard-Vollverstärker eben absolut nicht.
Das Phonoboard ist asymmetrisch versorgt, eine ausgefeilt minimalistisch diskrete Transistorschaltung, in ihrer standardisierten Form passt die Platine in verschiedene Onix-Typen und ist in MM- oder MC-Fassung zu haben. Das Layout ist dabei das gleiche, insofern kann man die beiden Fassungen auch in die jeweils andere umbauen wenn ein Austausch-Board zur Umstellung fehlt. Mit dem SOAP2 wird beim OA21S auch die Phono-Versorgung geregelt aus dem Zusatznetzteil gespeist, was nochmals einen Tick Ruhe in den Phono-Zweig bringt.
Die OA21S-Schaltung enthält übrigens noch eine Besonderheit - in der Platinen-Mitte wurde auf einer Zusatzplatine eine dynamische Ruhestromschaltung angebaut, die mit steigendem Pegel auch den verzerrungsarmen A-Arbeitsbereich der Endstufe ohne Verzögerung anhebt, was spürbar die Übernahmeverzerrungen bei kleinen bis mittleren Pegeln senkt, das Gerät bleibt in Ruhe so kühl, wie man es von Briten gewohnt ist und klingt dennoch extrem sauber für eine derart kompakte Schaltung.
Alles in allem ist dieser Vollverstärker in der Onix-Geschichte der Preis-Leistungs-Höhepunkt, wenn schon die "ungetunte" Fassung ohne "SOAP" derart standfest und dynamisch präzise aufspielt, fällt die Vorstellung bereits schwer, was das Zusatz-Netzteil oder gar größere Onix-Vor-End-Kombis denn  überhaupt noch besser machen sollen - trotzdem geht das, klar, hören Sie Sich das hier mal an... ... und es geht dabei auch kräftig ins Geld, wie ich beim Zusammenstellen dieses Gespanns gemerkt habe. Denn SOAP-Netzteile, gerade in der zweiten Fassung, werden so gut wie nie angeboten, so was behalten die wenigen Besitzer. Auch der OA21S lässt sich nur noch selten auftreiben, schon gar nicht billig. Die zwei Geräte haben mich im Einkauf schon ca. je 300€ gekostet, die Überartbeitung wird hier insofern zum "Dumpingpreis" angeboten, das SOAP war nämlich ein SOAP1 und ist erst aufgerüstet worden, die Verbindung ist neu und der Verstärker hat tatsächlich das ansolut volle Programm bekommen. Wer das Gespann kauft, sieht das auf der Rechnung alles genau ausgewiesen.

Der SOAP-Umbau

Das SOAP1 hat mich in gut erhaltenem Original-Zustand erreicht, zunächst wusste ich auch gar nicht, ob ich ein Einser- oder Zweier-SOAP ersteigert hatte. Der Blick ins Gerät verriet: es war beides - eine späte Einser-Version mit der universellen Platine der zweiten Version - bei der die (Vorstufen-) Regelung nicht bestückt war, die den eigentlichen Unterschied ausmacht.

die ausgebaute SOAP1(/2)-Platine im Originalzustand

Internet-Bilder zeigten genau, was in diesem Bereich fehlte, so dass ich die entsprechenden Teile zugekauft und bestückt habe.

auf Abstand montierte Fingerkühlkörper an den Regel-ICs, Wärmeleitpaste schon aufgebracht

Das Ergebnis ist dann ein waschechtes SOAP2, natürlich umgebaut auf die gewählte Verbindung zum Verstärker - denn die Original-Verbinder sind nicht mehr zu bekommen und das Kabel war nicht dabei. Ohne die Gehäuse zu verbohren habe ich die Original-Einbaustecker entfernt und in die Löcher Kabelverschraubungen gesetzt. Die Original-Innenverkablung mit den Einbausteckern lege ich beim Verkauf gerne bei (aber nur wenn sie aufgehoben wird!!!), damit man den Originalzustand herstellen kann, falls man ein Originalkabel auftreibt.

Das Ausgangskabel ist von LAPP, ein robuster 5x 1Quadratmillimeter-Typ. Gekoppelt werden die beiden Geräte dann mit einer hochwertigen XLR-Verbindung, siehe auch Bild weiter oben.

Die Auto-BIAS-Platine steht senkrecht zwischen den beiden Endstufen. In der Bildmitte (rotbraun) der präventiv eingebaute MOX-Widerstand, hier kommt es bei dem Modell oft zu Unterbrechungen.

Neue Netzteil-Elkos im Gerät (im SOAP verbleiben die riesigen Originale). Neben dem blauen Bautenzug sieht man auch das ungeschirmte Potentimeterkabel

Komplett überarbeitet...

heißt hier mal wieder:

  • alle Bedienelemente entweder zerlegt und gereinigt (Umschalter)
    oder erneuert (Lautstärke-Regler)
  • Alle (!) Elkos im Verstärker neu - auch im Netzteil
  • neues Tape-Monitor Relais vom Feinsten
  • hermetisch dichte Bourns-Bias-Spindeltrimmer
  • bekannte Schwächen behoben (z.B.: 3,9kOhm-0,75W-Kohleschicht-Widerstand unterbricht oft - jetzt robuster MOX-Typ)

Der Signal-Umschalter nach der Politur - glänzendes Silber lässt sich relativ schlecht fotografieren, aber man sieht trotzdem: der Schalter ist richtig blank. Unter einem hauchdünnen Spezialöl-Schutzfilm ("Cramolin Schutz") bleibt der Zustand auch für lange Zeit erhalten.

...und klingt

absolut souverän. Hubraum statt Spoiler, der zieht ordentlich was weg, mit seinem 2x 300W-Netzteil für "nur" 2x35W@8Ohm. Am liebsten mag ich ihn für Live-Einspielungen, er beherrscht rockiges, poppiges, jazziges mit Biss und Übersicht - und ist dabei Allrounder genug, um auch ein größeres Kammerorchester durchhörbar mit dem gleichen Flair in den Hörraum zu zaubern. Der OA21S hat dabei ähnlich wie der Cyrus 2 eine Stabilität und einen Dämpfungsfaktor, der bereits auch eine Kombination mit komplexeren, größeren und Wirkungsgrad-ärmeren Wandlern erlaubt, die zwei 20A-Endtransistoren pro Kanal kommen selbst ohne Parallelschaltung nicht so leicht ins Schwitzen. Am wohlsten fühlt er sich aber mit einfachen, britischen Standard-Lautsprechern, zwei Wege, flache Weiche, nicht zu niederohmig, feste, massearme Verkablung lassen Ihn am lockersten musizieren.

ein paar kleine Hinweise noch

...weil mir das gerade noch einfällt:

  • Der CD-Eingang ist gegenüber den anderen Line-Eingängen abgesenkt, also unempfindlicher, das ist kein Fehler, sondern bei fast allen Onixen so.
  • Beim Einschalten bei verbundenen Geräten bitte immer zuerst das SOAP einschalten - aus folgendem Grund:
    schon ohne die Netzteil-Erweiterung ist bei diesem und ähnlich gebauten Briten der Einschalt-Stromstoß groß, eine Folge der überdimensionierten Trafos. Nun wird beim Anschluß des SOAP einfach ein komplettes zweites Doppel-Netzteil dem ersten parallel geschaltet, der zweite Trafo ist baugleich mit dem im Verstärker eingebauten, abgesehen von der hier unabhängig doppelten Gleichrichtung der beiden Betriebsspannung (2 komplette Gleichrichter, Symphonic Line nennt das z.B. "Doppelwellen-Gleichrichtung"), was eine etwas niedrigere Gleichspannung und die Nutzung des zweiten Trafos erst unter Last zur Folge hat, ist hier allerdings auch noch mal mehr als die doppelte Ladekapazität verbaut. Mit dem SOAP verbunden und zuerst gestartet, muß der kleinere 6A-Gleichrichter des Verstärkers diese verdreifachte Last bewältigen, hier fließen bei den ersten Pulsen Spitzenströme über 50A durch die vier Dioden - schaltet ma zuerst das Soap ein, wird die Kapazität über die beiden 25A-Metall-Brückengleichrichter gefüllt, verteilt auf 8 Dioden. Man kann sich leicht vorstellen, dass das den Geräten weit weniger Stress macht, der später zugeschaltete Trafo geht dann bei bereits gefüllten Elkos nahezu ohne Anlauf-Stromstoß in Betrieb.
  • im "Gepann"-Betrieb arbeitet ohne Signallast fast nur der Trafo und Gleichrichter des Verstärkers, der SOAP-Trafo greift erst ein, wenn unter Last die Ladespannung mehr als ca. 0,6V einbricht. Die vergrößerte Netzteil-Kapazität ruft allerdings auch kürzere und größere Ladestromspitzen hervor, die, gerade in Ruhe oder bei leisen Passagen, größtenteils aus dem Verstärkertrafo geliefert werden - die entprechenden magnetischen Einstreuungen lassen bei angeschlossenem SOAP entsprechend den Signal-Brumm-Abstand minimal sinken, da ja aus klanglichen Gründen im Onix die Signalleitungen nicht geschirmt sind. Im Gegezug wird die Versorgungsspannung glatter und belastbarer - zugunsten von räumlicher Abbildung und Stabilität und geringerer Impulsverzerrung.