Vollverstärker

ONIX OA20

Komplett revidiert verkauft für 398,- €

Eigenschaften:

  • Quellwahlschalter erneuert, alle Elektrolytkondensatoren gegen Panasonic FM/FC/TS-HA 105°C erneuert,
  • die Endstufen sind mit neuen Trimmern neu abgeglichen.
  • Phono-MM-Eingang Chinch
  • Alle Line-Pegel-Eingänge Chinch
  • Eine Tape-Schleife, CD- und Tuner- Eingang
  • Umschalter links
  • Gehäuse mit Gebrauchsspuren, leichte Kratzer, ansonsten recht passabler Zustand.

Dieses Exemplar dürfte ein recht frühes der Serie sein,
denn der Boden des Geräts ist noch nicht wie später zweifach gefalzt und damit erhöht,
sondern einfach ein flaches, eloxiertes Alu-Blech.

Die Innenansicht offenbart, dass man das OA20-Board auch mit einem zweiten Paar Siebelkos bestücken könnte.

Dieser Onix OA20 ist mit fest angebrachtem Netzkabel und 15A Endstufentransistoren im kleinen TO220-Gehäuse ausgestattet, BD911/912, die mir in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder positiv aufgefallen sind - damit sind nämlich neben den kleinen Onix-Modellen OA20,OA20/2 und OA22 auch z.B. frühe Naim Nait und der erste Meracus Intrare bestückt - alles Beispiele für einen harmonischen Mittenbereich, eine farbenfrohe Detaildarstellung, die Ihresgleichen sucht.
Die Umschaltung wird über einen Lorlin-Drehschalter bewerkstelligt, leider hat der Vorbesitzer das originale Flachband-Kabel entfernt, das speziell konfektioniert und gestanzt war um gleichmäßig geringe Kapazität mit Aufgeräumheit und dem typischen Verhalten dünner Volldrähte zu verbinden, immer abwechselnd eine Signalader und eine schirmende Masse führend.
Nun, das war nebst einigen anderen Originalteilen leider nicht mehr da, ich habe versucht aus der Not eine Tugend zu machen und einen Kabelbaum aus Onyx-2025-OFC-Leitungen von SommerCable (symmetrisches/zweiadriges "Goblin" zum Lautstärkeregler) gemacht, passt ja auch irgendwie schon vom Namen her gut
Die Leistungsauslegung ist ähnlich wie beim OA22 für in etwa 2x20W an 8Ohm gedacht (nageln sie mich da nicht fest ich habe nicht nachgemessen, ist auch nicht so wichtig), also jedenfalls eine Nummer kleiner als das Zugpferd der Serie, der OA21. Das Netzteil hat nur dessen halbe Siebkapazität, der Trafo ist eine Nummer kleiner, aber schätzungsweise immerhin dreifach überdimensioniert.
Eine gesonderte, austauschbare Phonoplatine gab es beim OA20 noch nicht, die MM-Vorstufe sitzt direkt ausf dem einzigen Mainboard, insofern sind OA20(/2) und OA22 z.B. dem Naim Nait 1 sehr ähnlich.

Wenn es darum geht, von wem dieses Design stammt: es ist nahezu nichts patentierbar an dieser Sorte Britischer Verstärker, daher liegt der Schwerpunkt nicht auf den Grundideen, sondern auf deren sorfältiger und effektiver Durchführung. Nach meinen Recherchen gab es den vorliegenden Grundriss zuerst bei Onix, Naim und Mission waren eher die Nachzügler - spielt aber keine wirkliche Rolle, alle Vertreter dieser Gattung haben einen gemeinsamen Grundcharakter, aber auch deutliche Abstimmungsunterschiede. Zwischen den Tendenzen "warm" z.B. beim Nait1 und "heftig zupackend" z.B. beim Cyrus II mit PSX finde ich, dass die Onix-Geräte sogar die ausgeglichenste Konstruktion ihrer Klasse haben. Und auch optisch erscheinen mir die Proportionen des Onix-Autoradio-Designs am besten gelungen.

Und der OA20 ist das Einstiegsmodell, idealer Partner für Kleinlautsprecher in kleinen Räumen, in denen wegen der Nachbarn gar keine Spitzenpegel gefahren werden können, genau dann läuft er großartig zur Höchstform auf und zeigt verlichen mit jedem kleinen Japaner dann doch ordentlich Reserve. Ich war übrigens immer davon ausgegangen, dass der OA20 sich vom OA22 vor allem durch die Platinen-Bauweise und die Ausführung der Netz-Zuleitung unterscheiden. Im Moment habe ich aber einige Exemplare zum Vergleich da, es gibt beide Verstärker in beiden Varianten. Der einzige wirklich eindeutige Unterschied ist die Zahl der Eingänge, ein OA22 hat 6 Buchsen-Paare, ein OA20 nur 5 -  der OA22 hat also einen Line-Eingang mehr (im mir momentan vorliegenden Fall  mit "VCR" beschriftet).

spartanisch sinnvolle Ausstattung, neue Lautsprecher- und Cinch-Buchsen

Wie oben schon angeklungen ist: an dem Gerät hat sich der Vorbesitzer ganz furchtbar vergriffen und mir eine Menge Mühe für den Rückbau beschert. Neben der üblichen Revision war hier weit mehr zu ersetzen, vergleichen Sie nur das letzte Bild mit dem folgenden. Ich zähle hier mal eben auf:

  • Die 4mm-Lautsprecher-Buchsen Sie werden sich fragen: "was hat er denn gegen goldene Buchsen?" ...gar nichts... - nun Gold ist natürlich hübsch und auch korrosionsbeständig, macht ein Gerät sozusagen automatisch besser (!?) - in Zusammenhängen gedacht ist das aber hier völlig untergeordnet. Die hier vorher eingebauten Buchsen sind nämlich eine Einladung, das Gerät zu zerstören, so was baut freiwillig nur ein, wer nicht mit denkt. Was an diesen Klemmen stört ist dabei  überhaupt nicht das Gold, sondern die riesige, nicht isolierte Außenfläche bei geringem Abstand, schlimmer geht es kaum. Gerne vergißt man nämlich beim Herumstecken an Kabeln mal, den Verstärker aus zu machen, in der Originalfassung des OA20 ist das auch völlig risikolos, solange man nicht am Lautsprecherkabel am Boxen-Ende hantiert. Nur dort kann man normalerweise einen Kurzschluß verursachen, der die Endstufe gefährdet. Ich schalte übrigens selten aus, wenn ich da umstecken muß, ich ziehe lieber am Verstärker den Plus-Pol (rot) ab und schon ist alles sicher. Normalerweise...
    Bei diesen güldenen "Vollpfosten" aber braucht man nur mit einem Lautsprecher- oder Cinch-Stecker oder einem Fingerring an die Klemmen zu geraten, schon hört man auf dem Kanal nichts mehr und muß hoffen, dass die nur die Lautsprechersicherung und nicht die Endstufe kaputt ist. Kommt halt drauf an, wer schneller ist, häufig wird es die Endstufe sein. So was an einen vorher sicheren Verstärker zu montieren finde ich mehr als "daneben"..
    Die von mir eingebauten Messgeräte-Buchsen sind dagegen Masse-arm - klanglich vermutlich vorteilhafter als alles Oberflächen-Gold auf dicken Terminals je sein kann - und (oh Schreck!) nur vernickelt.
  • Die Befestigung des Sicherungshalters und der Erdung (waren unsäglich bis lebensgefährlich ausgeführt, der Trafo und Netzschalter abgelötet) sind jetzt ordentlich angeschlossen, der Sicherungshalter sitzt nun auf einer Kunststoff-Isolierung und ist mit einer Nylon-Schraube befestigt, zusätzlich mit Verlegband gesichert, die Erdung ist wieder durch eine Öse gezogen und mit einer Zahnscheibe zusammen fest verschraubt.
  • der Trafo wurde neu verkabelt, Netzkabel und Primärwicklung wieder sicher mit dem Schalter verbunden und per Schrumpfschlauch geschützt.
  • Die Einzel-Cinch-Buchsen habe ich wieder entfernt und den kompletten Satz durch passende  vergoldete (!) Buchsen ersetzt.
  • Der per Lötkolben völlig versaute Lautstärke-Regler wurde erneuertder Lorlin-Quellwahlschalter ebenfalls,
  • die Masseführung wurde zurück gebaut und die heraus gebrochene Einschlagmutter für die Gehäuse-Verbindung der Gerätemasse durch ein Erdungskabel zur Phono-Erdungsschraube ersetzt.
  • Die defekten und teilweise fehl-besetzten Treiber durch originale Zetex-Typen erneuert
  • die Endtransistoren durchgängig durch aktuelle, originale "ST"-Exemplare ersetzt (da saßen zwei verschiedene Hersteller auf dem Kühl-Block,
  • der Einzel-Dioden-Gleichrichter wurde wieder ein 6A-Block,
  • die fehlenden Zobelglieder wurden wieder eingebaut,
  • die fehlenden Dämpfungs-Folienkondensatoren an den Betriebspannungen wurden ergänzt,
  • die Signal- und Schalt-Verkabelung habe ich komplett neu aufgebaut
  • die 100-Ohm 0,6W-Metallfilm-Widerstände, die in der Endstufe eingebaut waren sind durch Vishay 1W MOX (nicht brennbar) ersetzt.
  • Wo der Vorbesitzer die Kupplungen für die Platinen-Pins entfernt hat, wurden die Kabel entsprechend direkt verlötet - teilweise auch neue Lötnägel in vorhandene Löcher gesetzt, um entsprechende Masse-Anschlüsse zu schaffen. So waren im Original zwei Kabel an den Buchsen-Masseanschlüssen verlötet und die Gehäuseverbindung war vorher auch per Schraube realisiert, ein neuer Lötnagel musste hier entsprechend für den Anschlusspunkt der Ersatz-Verbindung sorgen.

Das dünne Netzkabel samt der Verschraubung ist auch nicht original, aber das habe ich so gelassen, das ist ordentlich gesichert, ungeschnitten - und dick genug.

SO (!) sah das vorher aus

 

 

Der neue
Lautstärkeregler
mit
SC Goblin Kabel

Das hintere Ende des neuen Kabelbaums

Und hier noch ein paar Punkte, die nicht den Vorarbeiten geschuldet waren:

  • Das Tape-Monitor-Relais
    jetzt ein sparsamer, gepolter Omron-Typ aus Japan (nicht die fast baugleiche, halb so teure, ungepolte China-Variante, bei der im Datenblatt im Nachsatz steht, dass im Dauerbetrieb das Gehäuse ausdunstet und die Kontakte belegt - nein, das teure, hermetisch dichte mit den vergoldeten Silber-Kontakten)
  • Alle Elektrolytkondensatoren sind neu, im Netzteil Panasonic TS-HA, in allen anderen Positionen je nach Spannung Panasonic FM oder FC.
  • die Ruhestrom-Potentiometer sind 25-fache,gekapselte Spindeltrimmer geworden, beide Kanäle sind damit im Ruhestrom exakt abgeglichen.

Die diskrete MM-Phonostufe samt Spannungsregelung ist auf der Hauptplatine integriert.

Klang

Der Einsteiger-Onix, er bietet ein schier unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, die ganze Schaltungstechnik und Grundlage der größeren, die gleiche hervorragende diskrete Phonostufe wie in den größeren Geräten, nur eben alles auf weniger Leistung ausgelegt.
Ein quicklebendiger, kleiner Brite mit viel Live-Flair für die nicht so riesige Anlage. Und dieser OA20 insbesondere spielt auffallend gut die (Mono-)Mitte, stellt Phantom-Schallquellen sehr unabhängig vom Lautsprecher deutlich auch hintereinander gestaffelt dar, die gegenüber dem Original aufwändigere Innenverkablung mit ihrer verbesserten Kanaltrennung und Übersprechdämpfung mag hier vielleicht den Ausschlag geben. Von der tonalen, farblichen Abstimmung muß er mit einem Nait 1 oder 2 keinen Vergleich scheuen, ich persönlich finde ihn sogar vielseitiger, weil in (vor allem in grob-)dynamischen Fragen überlegen. Er macht mehr Druck als ein Nait, kommt mit größeren Bands und Orchestern zurecht, ist dabei aber ähnlich in der Farbgebung und Spielfreude was perkussives und die Stimmlagen angeht. Alles in allem versteht man, warum die Firma Onix sich mit diesem Gerät im Markt bekannt gemacht hat, so klein wie er ist, ist er doch ein Tausendsassa - eine richtig runde Sache.

...der Blick auf das Netzteil zeigt, dass hier deutlich mehr als die für 2x20W (plus Verlust) erforderlichen ca. 50W Antriebskraft eingebaut sind...

Der Sammlerwert und der Preis

Aus verständlichen Gründen, gebe ich dieses Schmuckstück nicht ganz so preiswert wieder her, wie die Geräte, die mich weit weniger Aufwand gekostet haben. Er ist seltener (der einzige ganz alte mit flachem Boden, den ich je hatte) und es stecken locker 3 Stunden mehr Arbeit und auch mehr Material drin, wie in meinen anderen "kleinen" Onixen. Er läuft wieder wie neu und ist das eigentlich auch - daher auch meine drei Jahre Garantie.
Mit der ganzen angewandten Sorgfalt mag er auch einer meiner besten geworden sein. Wer jedenfalls genau diesen hier haben möchte, der muß mir den Aufwand auch vergüten, sonst führe ich damit lieber Musik vor.
Wenn man nun bedenkt, dass der Naim Nait 1 teils für horrende Summen über den Tisch geht, ist dieser Onix zu diesem Preis sogar ein absoluter Geheimtipp - sind Sie gewohnt, nach noch mehr als nur dem schmeichelhaften Klang zu urteilen, werden Sie ihn nämlich mindestens für gleichwertig halten, in der passenden Kette holen Sie aus dem Onix meiner Meinung nach sogar deutlich mehr als aus dem Naim.