Vollverstärker

ONIX OA20/2

Revidiert  verkauft für 333,- €

Eigenschaften:

  • Quellwahlschalter zerlegt, gereinigt und versiegelt,
  • alle Elektrolytkondensatoren gegen Panasonic TS-HA, FM und FC 105°C-Typen erneuert,
  • die Endstufen sind mit neuen Trimmern neu abgeglichen.
  • Phono-MM-Eingang Chinch
  • Alle Line-Pegel-Eingänge Chinch
  • Eine Tape-Schleife, CD- und Tuner- Eingang
  • Umschalter links
  • Gehäuse mit Gebrauchsspuren, leichte Kratzer, ansonsten recht passabler Zustand.

Dieser Onix OA20/2 ist mit Kaltgeräte-Einbau-Netzstecker und 15A Endstufentransistoren im kleinen TO220-Gehäuse ausgestattet. Im Gegensatz zum OA22 besitzt er einen Cinch-Line-Eingang weniger, ansonsten ist das Modell mit dem OA22 nahezu baugleich. Der Umschalter ist ein offener ALPS Dreh-Schiebeschalter direkt hinter der Front, das Signal läuft zur passiven Umschaltung und Regelung über Platinen-Leiterbahnen, die zwecks Schirmung und Übersprechdämpfung immer abwechselnd mit Massebahnen geführt werden. Da Leiterbahnen sich gegenseitig immer die schmalen Kanten zeigen, ist eine solche Signalführung extrem nieder-kapazitiv und dämpft daher nahezu keine Höhen weg. Die Auslegung ist ähnlich wie beim OA22 für in etwa 2x20W an 8Ohm gedacht (nageln sie mich da nicht fest ich habe nicht nachgemessen, ist auch nicht so wichtig), also jedenfalls eine Nummer kleiner als das Zugpferd der Serie, der OA21. Das Netzteil hat nur die halbe Siebkapazität, der Trafo ist eine Nummer kleiner, aber schätzungsweise immer noch dreifach überdimensioniert.
Eine gesonderte, austauschbare Phonoplatine gibt es nicht, die MM-Vorstufe sitzt direkt auf dem einzigen Mainboard, insofern sind OA20 und OA22 dem Naim Nait 1 sehr ähnlich.

Und der OA20/2 ist eines der Einstiegsmodelle, idealer Partner für Kleinlautsprecher in kleinen Räumen, in denen wegen der Nachbarn gar keine Spitzenpegel gefahren werden können, genau dann läuft er großartig zur Höchstform auf und zeigt verlichen mit jedem kleinen Japaner dann doch ordentlich Reserve.
Die Typen OA20/2 und OA22 besitzen auch gegenüber dem Ur-Typ OA20 etwas größere Trafos. Was mir noch aufgefallen ist: Eingangs-Koppel- und Fußpunkt-Elko der Endstufen wurden über Jahre offensichtlich streng nach dem Schaltplan bestückt - und waren prinzipiell falsch herum gepolt. Nicht tragisch, bei der geringen Spannung, aber eine Quelle von Verschleiß und Verzerrung, beides absolut minimal. Drastische Auswirkungen hätte man sicher eher bemerkt. Jedenfalls pole ich diese Kondensatoren um, wo immer ich sie in falscher Richtung vorfinde. Beim hier zum Verkauf angebotenen OA20/2, beim parallel beworbenen OA22, späteren OA21(S) und bei den Modellen OA32/OA31 ist das allerdings bereits bekannt gewesen und wurde ab Werk richtig gepolt.

spartanisch sinnvolle Ausstattung

Klang

Der Einsteiger-Onix, er bietet ein schier unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, die ganze Schaltungstechnik und Erfahrung der größeren, die gleiche hervorragende diskrete Phonostufe wie in den größeren Geräten, nur eben alles auf weniger Leistung ausgelegt.
Ein quicklebendiger, kleiner Brite mit viel Live-Flair für die nicht so riesige Anlage.

...der Blick auf das Netzteil zeigt, dass hier deutlich mehr als die für 2x20W (plus Verlust) erforderlichen ca. 50W Antriebskraft eingebaut sind...

Technisch und klanglich sehe ich zu meinem OA22 kaum Unterschiede (von dem einen Cinch-Buchsenpaar mehr am OA22 mal abgesehen), daher auch preislich die gleiche Einordnung.

Ein Erfahrungsbericht zum "Brummen"

das Gerät hatte ich unlängst bereits verkauft, der Käufer hat den Onix mit einem Rega Planet-CD-Spieler kombiniert, an sich ein wirklich brauchbares "Match". Mit einer Sache hatte ich bei der Vorab-Beratung allerdings nicht gerechnet. Der Kunde meldete sich so ca. 1 Woche nach dem Kauf, es sei ihm zunächst nicht aufgefallen, aber das Gerät würde ihm zu laut brummen. Mir war das  im Probelauf auch nicht bewußt geworden. Nach einigem Abklopfen des Problems auf mögliche Ursachen habe ich ihn dann gebeten, mir das Gerät noch mal zurück zu senden. Und ich muß schon fast sagen "leider" - an meinen Lautsprechern fiel kein deutliches Brummen auf. Ja, wenn man mit dem Ohr nahe an die Box kam, mag sein, dass der kleine Brite da selbst bei abgedrehtem Regler mehr Grundgeräusch und Brummen macht, als man das meinetwegen ein nach Messwerten hoch gezüchteter Japaner macht - aber da hatte ich schon weit schlimmeres gehört, durchaus unter dem Fähnchen "ist in Ordnung so", z.B. einige direkt geheizte Röhrenverstärker. Jedenfalls war mir mit diesem Hör- und dem späteren Mess-Ergebnis klar, dass ich dieses Brummen einfach nur überhört hatte, dass am Gerät kein schwerwiegender Fehler vorlag, andererseits vermutlich weder die Außenbeschaltung und Erdung beim Kunden fehlerhaft war. Bei mir stellte es sich einfach sehr schwach dar und messbar war ein Brummpegel von ca. 10 mV ss - nicht wirklich viel.
Doch bei dem Kunden stehen Hochwirungsgrad-Lautsprecher. Und es kommt nochmals ganz besonders darauf an, ob nicht der Grundton oder eine deutliche Oberwelle der Brummstörung eventuell noch auf  eine Resonanz des Lautsprechers trifft - u.U. kann das dann wirklich zu einer deutlichen Störung führen.
Ich habe mir das Gerät jedenfalls mal unter die Lupe genommen und versucht, das Störgeräusch noch zu reduzieren. Ansatzpunkte gab es einige, probiert habe ich davon drei:

  • eine Verstärkung der Verbindung zwischen Netzteil- und Buchsen-Masse, hier hat ein Stück Lautsprecherkabel unter der Platine Einzug gehalten.
  • eine Glättung der Betriebsspannung für die ersten beiden Verstärkerstufen im Bereich der Endstufe mit Hilfe von 7Hz-R-C-Gliedern - außer den eigentlichen Treibern und Endtransistoren wird die Schaltung jetzt mit einer gesiebten Spannung versorgt - kostet einen winzigen Bruchteil  der Maximal-Leistung, entstört den Vergleicher und die Spannungsverstärker-Stufe aber deutlich gegen Fremd- und Eigen-Signale. Bei den geringen Gegenkopplungen von Schaltungen "kleiner Briten" ein nicht unbedeutender Säuberungs-Vorteil - auch was Stimmen, Raum-Wiedergabe und etliche dynamischen Details angeht.
  • Verstärkung bzw. Austausch der Potentiometer-Masse-Leitung ebenfalls gegen ein extrem niederohmiges Stück Lautsprecherkabel.

R-C-Glieder beruhigen die Versorgung des Eingangs- und Spannungsverstärkers in der Endstufe. Die Masse-Kopplung per dickem Kabel vermindert ebenfalls den Aufbau von Stör-Potentialen - hier während der Einbau-Phase

Und hier, bei diesem letzten Punkt liegt auch der eigentliche Hase im Pfeffer. Ganz bekomme ich den Brumm nämlich nicht in den Griff, das Design-Konzept lässt es nämlich nicht zu. Leider sitzt der Lautstärkeregler auf der rechten Seite vorn direkt neben dem Trafo. Wenn der durch Fertigungstoleranzen ein etwas erhöhtes magnetisches Störfeld erzeugt, lässt sich das beim besten Willen nicht komplett beseitigen, die Leiterbahnen zum und vom Potentiometer sind im Prinzip völlig ungeschirmt, mal von der parallel - bzw. dazwischen sowie rechts und links  geführten Masse-Leiterbahn. Schirmt man nun die Leitung, so muß man bei mittleren Potentiometer-Stellungen mit einer negativen Klang-Beeinflussung rechnen, offene Signalführung klingt hier tatsächlich am besten. Aus dem gleichen Grund ist das Potentiometer beim OA21 mit ungeschirmtem Kabel angeschlossen. Und tatsächlich entsteht auch hier je nach Trafo-Toleranz mehr oder weniger Brummen. Leider also ganz normal. Nahezu perfekte Abhilfe könnte der Austausch des Trafos gegen einen mit präziserer Verarbeitung und magnetischem Schirm schaffen. Haben Sie allerdings ganz normale Lautsprecher so um die 90dB/W/m dann ist ein solches Eingreifen ganz einfach überflüssig.

Der Kunde ist nach eingehender Erörterung auf einen meiner Rega Elex-Verstärker umgeschwenkt - der ohnehin optisch mit seinem CD-Spieler natürlich bestens zusammen passt - und den kleinen Onix zugegebener Weise nicht nur im Preis übertrifft. Ich hatte ihm das Gerät samt einem OA21 zum Gegen-Test angeboten - es blieb mit Aufpreis beim Elex, den Onix habe ich jetzt behalten. Das ist für diesen Fall einfach die beste Lösung, denn der Elex brummt natürlich nicht im geringsten, ganz anderer Aufbau, im Gegensatz zum Onix auch in Sachen Störspannungsabstand bestens für sehr laute Boxen geeignet.

In Szenarien wie dem oben genannten (kleiner Hörraum, Regalboxen, wenig Wirkungsgrad, nur mittlerer Maximal-Pegel) bleibt der Onix aber trotzdem ein Preisbrecher und seine kleinen Allüren unbemerkt.
Im Moment befinden sich die zusätzlich eingebauten Maßnahmen noch im Gerät, ich denke, dass die allgemein auch eine Verbesserung bedeuten. Der Käufer kann das aber auch gerne wieder entfernt haben, gegen Aufpreis lasse ich auch einen brumm-armen Ersatztrafo fertigen, der das Problem komplett an der Quelle behebt.

Wer diesen Onix oder einen andere kauft, sollte sich jedenfalls bewußt sein, dass er kein Wunder an Störfreiheit erwirbt und solche Eigenheiten durchaus vorhanden sein können. Dies schmälert nicht den guten Klang des Geräts. Diese kleinen Störungen werden nur ins Ohr stechen, wenn sie mit sehr lauten Lautsprechern und einen sehr niedrigen oder abgedrehten Signalpegel bzw. einem sehr ruhigen Hörraum zusammentreffen. Beim Musik-Hören dagegen fällt so etwas nicht auf.