Vollverstärker

Musical Fidelity David

verkauft für für 559,- €

Eigenschaften:

  • Gehäuse gut erhalten mit ein paar wenigen Gebrauchsspuren, gebürstete schwarze Front mit blau aufgedrucktem Schriftzug, am Quellwahlschalter ein wenig verwischt.
  • Deckel schwarz lackiert, kleine Kantenabplatzer oben
  • interne Lautsprecherkabel >= 4 Quadratmillimeter-Querschnitt
  • Phono MM/MC umschaltbar
  • 3 Line Eingänge Tape Schleife
  • ca 2x 25W bei ca. 90W konstanter Leistungsaufnahme - hoher Class-A-Bereich
  • Potentiometer, Quellwahlschalter und beide Druckschalter neu
  • Line Vorstufe Topologie geändert, Konstruktionsmängel beseitigt - siehe Text - Vorstufe nach Marc Hennessy, Board Revision 3 (bessere Kanal-Symmetrie durch eigene Versorgung mit rauscharmer Parallel-Stabilisierung!)

Ein David ist immer teurer

An sich ist zwischen einem David 1 und einem A1-X gar kein Unterschied, der eine mit dem Namen ist für den Festlands-Vertrieb, der mit der Buchstaben-Suppe für die Insel gefertigt. Gut, der David hat in der Regel einen Kaltgeräte-Einbaustecker anstelle des fest angebrachten Kabels (was ich persönlich für schlechter halte, weil nicht durchgehend). Doch wenn man den Markt beobachtet, sieht man ein merkwürdiges Verhalten: die in Europa marktmächtigen deutschen Käufer bevorzugen den geschwungenen, blauen David-Aufdruck (der im Grunde den einzige Unterschied darstellt) derart, dass die Geräte egal in welchem Zustand stets mit "David"-Zuschlag gehandelt werden und königliche Preise erzielen, in der Regel um ca. 100€ mehr als ein gleich gut erhaltener A1-X.

Da dies gleichermaßen für den Verkauf gilt, habe ich mich bei diesem David breit schlagen lassen, ihn trotz zerlegten Zustands teurer anzukaufen, als die üblichen 150€, die ich für einen A1(-X) regelmäßig zu geben bereit bin.

Das Gerät stammt von einem Kunden, der teils selbst dran herum gebaut hatte, teils Änderungen hatte durchführen lassen, man hatte das Gerät in letzter Zeit als Vorstufe (!) laufen lassen und sich eingebildet, dass der Ausbau und die lebensgefährliche, offene Aufbewahrung des Netztrafos neben dem Gehäuse irgendetwas am Klang verbessern könne. Die miserable Qualität der originalen Vorstufe gemessen an der Endstufen-Schaltung hatte ich erwähnt. Insofern hatte man hier den Gärtner grundlos entlassen um den Bock zum Gärtner machen zu können. Der guten Anteil des Geräts war abgeschaltet, das Schlechteste hatte man dagegen als einzigen Bereich weiter benutzt und dazu noch jede menge absurde Umbauten beigefügt.
Die Trafo-Auslagerung z.B. bringt im Grunde genommen nur Lebensgefahr, sonst absolut nichts, denn wohin der Trafo auch immer brummen könnte (was er nicht tut), dort werden ausschließlich niederohmige Line-Signale gehandhabt, auf die die Entfernung des Trafos noch weniger wirkt, als vorher der Trafo selbst.
Für eine Nutzung als Phono-Stufe hätte es dafür vielleicht noch ansatzweise Argumente gegeben, doch ausgerechnet Phono war auch noch komplett überbrückt und die Phono-Buchsen als zwei weitere Line-Eingänge umgenutzt.

Das wäre jetzt alles immer noch nicht so schlimm gewesen. Gut, es fehlte die Trafo-Befestigung, das war klar. Die Trafo-Anschlüsse waren unqualifiziert abgeschnitten und gekürzt - das alles hätte sich aber relativ schnell in Ordnung bringen lassen. Richtig geärgert habe ich mich über den Kaufpreis erst, als der gesamte Mehraufwand durch die Vor-Arbeiten... besser Vor-Verwüstungen fest stand. Unter anderem war der Schaft des Netzschalters abgebrochen und geklebt, den Eingangswahlschalter hatte jemand zerlegt und in völlig unzulässiger Weise die Kontaktflächen abgeschabt, bis die Silberbeschichtung größtenteils "durch" war. Leiterbahnen waren unterbrochen, zu große Elkos eingebaut (wozu man sogar Vertiefungen von unten in den Deckel gefräst hatte), die Primär-Wicklungen des Trafos hatte man ohne Sinn oder Verstand umgepolt...Das hier war nicht mal das ganze Register der durch Fachleute machbaren Fehler, nein solche Maßnahmen müssen einem überhaupt erst mal einfallen, was nicht passiert, wenn man was von der Sache versteht.
Und da ich nicht mit so viel aktionistischem Unverstand gerechnet hatte, konnte ich letztendlich einen neuen Netzschalter, einen neuen Quellwahlschalter (allein der schon mit einem Stündchen Extra-Montagezeit zuzüglich zum Material) und ganz viel Zeit zum Herausfinden und der Rückabwicklung all der anderen Heldentaten drauf legen. Das sind Zusatz-Kosten, die ich, wären sie mir bekannt gewesen, dem Verkäufer gleich vom Kaufpreis abgezogen hätte, doch dann hätte der Geldfluss sich vermutlich umgekehrt.

Was zu den weniger schlimmen Kleinigkeiten gezählt hat und im Vorfeld bereits sichtbar war: die Chinch-Buchsen-Gruppen waren brüchig, vielleicht eine Folge eines früheren Ballistol-Angriffs, doch so was kommt auch von alleine manchmal und ist bei dieser Buchsen-Bauart leicht zu beheben, da es die Buchsengruppen dieses Maßes immerhin noch zu kaufen gibt - sogar bezahlbar und wie im Original hart vergoldet. Auch zwei Lautsprecher-Buchsen fehlten, das war von vornherein klar, die sind teurer, doch ich hatte sie zumindest schon am Lager.

Was ich allerdings wieder übersehen hatte: der verdiente Held der Elektronik hatte auch die Durchführung der Verlängerungsachse am Quellwahl-Schalter zernichtet. An dieser Stelle ist Ersatz kaum zu beschaffen, 1 zu 1 -Ersatz für die Kunststoff-Führungs-Buchse gibt es nicht mehr. Ich bin mühevoll auf eine Metall-Durchführung umgestiegen, auch hier weit mehr Zeitaufwand als vor(her)gesehen.

Jedenfalls wurden aus den üblichen sechs Stunden Revision bei diesem Gerät aufgrund der Vorbehandlung eher zehn bis zwölf.

Alles wieder gut

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt: die Musical-Fidelity-A-Geräte verlassen mich in einem weit gleichmäßigeren Zustand, als das ab Werk je der Fall war. Hier stimmt jetzt wieder alles. Betriebsspannungs-Einstellung korrigiert, alle Schalter neu, die unsägliche Vorstufe gegen die verbesserte Marc Hennessy -Variante eingewechselt, alle Elkos erneuert, Reinigung, neue Buchsen für Ein- und Ausgänge, schnelle Gleichrichter, Platine nachgelötet und gewaschen...

Der blaue Halter blieb wegen seiner bereits passend gekürzten Achse. Die gewendete Kontakt-Einheit des Schalters ist dagegen neu und mit Litzen verdrahtet, da es den Schalter nicht mehr mit alternierendem Anschluß-Raster gibt.

Die neue Vorstufe direkt nach dem Einbau, die Kabelverlegung ist noch nicht korrigiert

Bei einigen A1-X und allen David-Modellen wurden den Lade-Elkos Folienkondensatoren parallel geschaltet.
Davor die neuen, schnellen Gleichrichter
,...

...dahinter die neuen Lautsprecher-Buchsen.

Auch der Netzschalter wurde gezwungener Maßen erneuert

Zu klanglichen Aspekten gibt es über den A1-X hinaus beim diesem David 1 nichts Neues anzumerken, die Geräte sind identisch konstruiert. Etwas anders verhält es sich beim David 2, der hat sowohl noch ein paar Änderungen im Phonozweig, als auch eine Erweiterung des Netzteils erfahren.

Lesen Sie zur Revision auch meine Fixpreis-Angebot-Seite.