Vollverstärker

Musical Fidelity A100-X

Verkauft für 668,- €

Eigenschaften:

  • Gehäuse wenig Gebrauchsspuren - die gebürstete schwarze Front mit blau aufgedrucktem Schriftzug in sehr gutem Zustand, einzig der Deckel hat ein paar der typischen Lack-Abplatzer - siehe Bilder.
  • Phono MM/MC umschaltbar
  • 3 Line Eingänge Tape Schleife
  • 2x 50W bei ca.150W konstanter Leistungsaufnahme - hoher Class-A-Bereich
  • Potentiometer und beide Druckschalter neu, Quellwahlschalter gereinigt und versiegelt
  • Line Vorstufe Topologie geändert, Konstruktionsmängel beseitigt - siehe Text

Vorstufe neuester (issue 3) Generation mit unabhängiger, doppelt gepufferter Versorgung durch rauscharme Parallel-Stabilisierung

Beschreibung

Zwei Geräte hatte ein interessierter Kunde angekauft und mir zur Revision vorbei gebracht, den einen an sich "zum Ausschlachten", oder zur Auswahl - doch beide Geräte waren durchaus komplett und bei der Ankunft nur unterschiedlich verschmutzt und verschlissen.
Schließlich waren dann beide komplett generalüberholt, einer schöner als der andere - so viele hätte er denn doch wieder nicht gebraucht. Das Los für den Verkauf fiel auf das hier angebotene Gerät. 

Es handelt sich bei dem Gerät um einen A100-X der allerletzten Generation, ein paar Unterschiede zum Großteil der Serie kann man erkennen:

es ist eine Trennwand eingebaut, durch die sich der einzige Lüfter weit weniger anstrengen muss, zur Vermeidung eines Hitzestaus die Warmluft seitlich aus dem Gehäuse zu drücken. Die sonstige offene Montage von zwei Exemplaren "zieht" weniger, da die beiden keinen so deutlichen Druckunterschied aufbauen können.
Die A100(-X) Lüfter dienen weniger der eigentlichen Wärmeabfuhr, dazu reicht an sich die äußere Gehäuse-Oberfläche völlig aus. Vielmehr sorgen Sie dafür, dass durch den leichten Luftstrom die Bauteile auf der Platine wesentlich kälter bleiben als der Deckel - eine Art Luft-Vorhang, der die Lebensdauer der Platine vervielfacht. Nur so konnte man in dem relativ kleinen Gehäuse beim gegebenen Leistungs-Umsatz eine angemessene Lebensdauer der eigentlichen Elektronik sicher stellen - der A120/200/Avalon und die MA50(-X)-Monos lösen das gleiche Problem mit wesentlich mehr Kühlfläche, haben aber nominal nahezu die gleiche Leistung - und klingen auch sehr ähnlich.

Innenfoto beim ersten Öffnen vor der Revision - der offene Papst-Lüfter neben dem Trafo läuft durch einen Vorwiderstand gebremst, ist extrem leise und teuer.

Auch sieht man, dass die Bedienelemente an einen Winkel geschraubt sind, wo sonst immer die Vorderwand der Bodenwanne saß. Doch damit ist auch schon Schluss mit den klaren Änderungen in dieser späten Auflage, der Rest des Geräts ist wohl bekannt.

Was bei diesem späten Exemplar schon alles ab Werk "revidiert" war:

Seit langem ersetze ich z.B. in der Phonostufe die vorgeschalteteten Eingangstransistoren (bestückt im Original mit ZTX753, an sich ein Treiber-Typ) durch hochwertige, rauscharme Japan-Typen (2SA970), hier war das nicht nötig, da schon ab Werk rauscharme Japan-Typen eingesetzt waren.

Mit den Jahren ist aber gerade bei den A100(-X)-Geräten einiges an Lehrgeld und Erfahrung dazu gekommen, verdächtige Styroflex-Kondensatoren werden turnusmäßig genauso erneuert wie Treiber, Zenerdioden, alle Zener-Vorwiderstände samt einigen weiteren belasteten Widerständen - oft bleibt auch im ganzen Endstufen-Bereich kein einziger Transistor original erhalten. Auch dieses Board ist wo nötig neu bestückt und verkabelt, die Vorstufe ist wie beim A1-X beschrieben ausgetauscht.
Doch die Fehlberechnungen der Vorwiderstände lagen in diesem Gerät bereits nicht mehr vor - vermutlich hatte man zum Zeitpunkt der Fertigung bereits genügend Reklamationen, um genau das zu tun, was ich bei jeder Revision auch immer mache: richtig berechnete Widerstände einsetzen - dann geht da NIE (wieder) was kaputt. Also auch diese Maßnahme hatte das Gerät von vornherein integriert und besitzt folglich auch im Gegensatz zu allen oft gebrauchten Vorgänger-Kollegen keine braunen Flecken auf der Platine.
Wie inzwischen gewohnt, habe ich auch in diesem Gerät die Drehzahl des offenen Papst-Lüfters auf ein unhörbares Niveau reduziert. Diese hochwertigen Lüfter sind bei den Geräten an sich kein Schwachpunkt - wohl aber ein anderer Bereich, bei dem die Fertigung immer wieder Sprünge hin gelegt hat: die Ruhestrom-Festlegung.
Die meisten A100(-X) laufen so auf ca. 100W Dauer-Stromaufnahme aus ihrem 150VA-Trafo. Das ist mit den Lüftern im etwas höheren Gehäuse auch akzeptabel und hält für sich genommen auch richtig lange. Nun hat man, wie auch bei der A1(-X)-Serie, immer mal wieder variiert und teilweise 50% mehr Ruheleistung vor-eingestellt. Bei solchen Geräten verbrennt man sich die Finger am Gehäuse. Wobei überhaupt nicht klar wird, ob das jeweils Absicht war, oder gar wieder mal eine gelegentliche, versehentliche Fehlbestückung der entsprechenden Widerstände im Megaohm-Bereich - z.B. mit den Werten, die zufällig gerade mal beim A1(-X) angesagt waren. Hier wie dort gibt es unter allen möglichen Gerätetypen-Bezeichnungen zwei unterschiedliche Werte für die Endstufen-Ausgangs-Widerstände und so ein halbes Dutzend einfache oder kombinierte Widerstandswerte für die Ruhestrom-Einstellung - die Trafo-Spannungen und -Größen variieren dagegen nicht.
Wo immer ich jedenfalls so einen "Heißläufer" erwische, wird er "auf normal runter gedreht". Oft sind dann auch bereits die Endtransistoren von der Hitze mindestens angeschlagen (man sieht das u.U. an einer veränderten B-E-Kennlinie) und müssen mit erneuert werden.
Doch auch das war hier unnötig: Entwarnung! Der ab Werk eingestellte Strom ist absolut im grünen Bereich - folglich auch der bisherige Hitze-Verschleiß der End-Transistoren am unteren Ende der Geräte-Exemplar-Streuung.

Jedenfalls hat das Gerät zwar den üblichen kompletten Satz neue 105°C-Elektrolytkondensatoren bekommen, erwies sich aber als der pflegeleichteste A100(-X)-Kandidat, den ich bisher auf dem Tisch hatte, die Liste der bekannten Konstruktionsmängel war hier auf einen einzigen Punkt (die Eigenschaften der Vorstufe) kondensiert und selbst der allgemaine Verschleiß war der geringste, den ich bei diesem Typ je hatte. Mit diesem Gerät wird der Käufer aller Voraussicht noch lange Freude haben.

Die eingebaute, aktuelle Vorstufenplatine, hier in einem anderen Gerät fotogafiert, auch deren Versorgung ist auf höhere Widerstandswerte (links unten, 1,5k an Stelle sonst 820 Ohm) als im A1(-X) umgerechnet.

Eine revidierte A100(-X) Platine vor der Wieder-Montage des Kühl-Tunnels

oben leider ein paar kleine Lack-Abplatzer, insgesamt sieht das Gerät aber so gut aus, dass man den Weg zum Lackierer eher scheut.

Über den

Klang

Wer vom A1 oder A1-X her den Charakter dieser Serie kennt und schätzt, kann sich ohne weiteres vorstellen, was dieses etwas größere Paket besser macht:
Sauberkeit und Stimmhaftigkeit, die Farbtreue bleibt vom Konzept des "kleinen Bruders" her erhalten - aber die Gesamt-Auslegung hat einfach deutlich mehr "Griff", mehr Fokus, bessere Staffelung. Diesen Vorteil würde man an Lautsprechern kaum bemerken, die mit einem A1(-X) optimal harmonieren, gerade in "kleinen" Ketten innerhalb kleiner Räume mit kleinen Boxen nicht.

Wird die Umgebung und das Musik-Material allerdings fordernder, dann zeigt sich der "große Bruder" einfach souveräner und vielseitiger - man kann zwar auch ihn nicht beliebig kombinieren, doch ist er z.B. an etwas Leistungs-hungrigeren Wandlern auch da noch anwendbar, wo der "kleine Bruder" schon eine absolute Fehlbesetzung wäre.

Es ist alles genauso sauber und Detail-getreu agil, doch einfach mit mehr Nachdruck und Fundament, "fester".

Auch zu diesem Gerät:
Herzlichen Dank an Mark Hennessy für seinen Vorschlag zum Vorstufen-Umbau!