Vollverstärker

Musical Fidelity A1000

Im Kundenauftrag Elektronik komplett revidiert und zu Ende entwickelt

Eigenschaften

  • ausgelagertes Netzteil
  • Einzelne Endstufen-Modul-Blöcke mit extremer Kühlfläche, A1-Schaltplan mit verdoppelter Treiber- und vervierfachter Endstufe
  • Vorstufen-Board aus einfacher Standalone-Vorstufe z.B. Rainbow, einfache IC-Spannungsregelung und Phonosektion verglichen mit 3A

Revision

  • siehe Text

Erster Blick ins Gerät

Der Monster-A1

Viele Exemplare dürfte es nicht geben vom A1000 - oder Pegasus, wie der Festlandsname lautet. Die Abweichung von der "Buchstabensuppe" und die "-X"-Erweiterungen hatte man ja vor allem dem deutschen Vertrieb zu verdanken, wesentlich anders waren die Geräte allerdings selten.

Dieser A1000 war denn nach zig hundert A1 auch das erste Exemplar seines Typs und wir hatten im Vorfeld bereits anhand gegoogelter Bilder festgestellt: totale Neuerungen waren hier nicht zu erwarten, man hatte ganz offensichtlich auf Bewährtes gesetzt, eine vorhandene Vorstufenplatine war in ein Gehäuse kombiniert worden mit eindeutig auf dem A1-Schaltplan basierten Endstufen. Nur dass die hier nochmals größer ausfielen, als beim A200/Avalon.

Eine genaue Untersuchung brachte heraus: zwei Endstufen-Boards mit jeweils einer Netzteil-Puffer-Platine. Der Einschalter für die Wechselspannung - die Zuleitung für die beiden Gleichrichter - war eigentlich ein 3A-fähiger Signal-Schalter von Lorlin und trotz Vorwiderstände in dieser Anwendung hoffnungslos überlastet.

Überforderter Lorlin-Endstufen Einschalter

Das ausgelagerte Netzteil enthielt zwei Trafos für Vor- und Endstufe, der Endstufen-Trafo war dabei gewaltig groß, aber über zwei vorgeschaltete fünfzig Watt starke Halb-Ohm-Widerstände Strom-gebremst.

Vorarbeiten, abgerissene Schrauben

Nachträgliche oder ursprüngliche Schirmungs-Maßnahme?

Um die Verkablung zum Lautstärke-Regler hatte jemand ganz hässlich Alufolie und einen Isolierschlauch gelegt, keine Ahnung, was man sich davon versprach, gebracht hat es definitiv nichts. Das wird später noch erläutert.

Die Lautsprecher-Kabel hatte ebenfalls mal jemand durch "bessere" ersetzt

Zerlegen

Mal abgesehen davon, dass bereits am Deckel falsche und tot gedrehte Schrauben sich mit fehlenden abwechselten, war der Zugang zu den Endstufen zu bewältigen. Der zu schwache Schalter war schnell entdeckt, auch erst mal eine Lösung mit einem viel belastbareren Exemplar angedacht - doch schon stimmte die Achslänge nicht und nur mit Verlängerung hätte man den Knopf wieder montieren können. Die Vorstufe ließ sich auch einigermaßen normal aus dem Gehäuse holen, unterhalb fanden sich zwei Netzteil-Platinen mit 35A-Brückengleichrichtern und 0,1Ohm-Entkoppel-Widerständen zwischen den Kanal-getrennten Lade- und Sieb-Elkos. Gleich fiel auf: die Speisung war nur einfach, das Netzteil hatte offenbar keine Kanal-getrennten Leistungs-Trafos. Auch die Verkablung bzw. deren Pin-Zahl wies auf einen einzigen Endstufen-Trafo hin: Masse (Mittelanzapfung) und zwei Wechselstrom-Anschlüsse (Wicklungs-Enden) kamen hier herein und liefen zum Schalter, wurden von da auf die beiden Gleichrichter verteilt. Die Vorstufen-Platine erwies sich mit der des "Rainbow" als identisch und wurde entsprechend schon mal revidiert. Das Vorgehen entspricht hier unserer üblichen Arbeitsweise z.B. auch beim A1.

Vorstufen-Platine im Überblick

Endstufen-Revision mit Modifikationen

Zunächst haben wir uns nun den eigentlichen Endstufen zugewandt. Im Vergleich zum A200 ist hier in Sachen Strom nochmals verdoppelt worden. Der Treiberstrom eines einzigen Treiberpaares schien wohl auch nicht mehr ausreichend und so finden sich ab der Treiberstufe alle Komponenten eines A200/Avalon doppelt. Leider wurde dabei auf die Streuung der Ruheströme nicht ausreichend geachtet, da das Gerät insgesamt sehr warm wird, können bei ungleicher Verteilung des Stroms die entsprechend stärker belasteten Transistoren leicht "verkochen" - was hier ausgiebig der Fall war. ungefähr die Hälfte der Leitungs-Transistoren hatte Basis-Emitter-Unterbrechung, teils dauerhaft, teils aussetzend. Da half nur der Einsatz einer kompletten, ausgemessenen Neubestückung, zumindest paarweise jedem Treiber-Transistor zugeordnet mussten immer ähnliche Verstärkungsfaktoren verwendet werden. Die Gesamt-Balance wurde sodann durch eine Aufteilung des Gegenkopplungs-Widerstands von 47kOhm auf je zwei 100kOhm-Zweige deutlich verbessert.

Ober- und Unterseite der modifizierten Endstufen-Boards. In der Gegenkopplung sitzen jetzt 4x100kOhm mit 22pF Styroflex parallel statt vorher 2x47kOhm mit X7R-Keramik-Kondensatoren.

Nun war schon mal die Ruhestrom-Streuung optimiert, eine wesentliche Verbesserung sowohl in Sachen Verschleiß, als auch für die Linearität. Als nächstes stellte sich im Testbetrieb am Labor-Netzteil heraus: kein guter Offset, viel zu hohe Gleichspannung am Ausgang. Hier wich nun die Schaltung auch vom A1 ab, die Fußpunkt-Elkos der Gegenkopplung waren teils überbrückt und somit die Gleichspannungs-Verstärkung nicht auf Faktor 1 beschränkt. Hier haben wir anstatt einem Rückbau zum A1-Plan eine Einstellmöglichkeit geschaffen, den Offset kann man nun exakt abgleichen und er schwankt kaum.

Modifikation Gegenkopplung und Offset-Feineinstellung in Nahaufnahme

Überschwingen durch schlechtes Layout der Spannungsversorgung

Nun ließen wir die ersten Last-Tests am Labornetzteil laufen und leider zeigte sich da gleich die nächste große Schwäche. Sei dahin gestellt, ob dasselbe am originalen Netzteil passiert oder nicht, die Stufe "klingelte" (ringing) unter Last, dass es eine Freude war. Überschwinger in der Rechteck-Wiedergabe bis zum Abwinken, völlig instabil.

Wie vorgefunden: Ein- und Ausgangssignal am Labornetzteil unter 8Ohm Last

nächstes Bild: "A1000A issue 01" - "issue 0.75 beta" wäre passender gewesen...

Abhilfe: lokaler Stütz-Elko, breitbandig

Das haben wir mit einer lokalen Stützung mit je 1000µF 63V Panasonic FC in den Griff bekommen, sicherlich geht auch viel weniger, doch das würde auch einen Impedanz-Übergang mitten im Hörbereich erzeugen - mit 1000µF ergeben sich an 8Ohm 20Hz untere Grenzfrequenz und ein sanfter Übergang zum Haupt-Netzteil, daher diese Größenordnung.

Fertig revidiertes Endstufen-Modul

Endstufen-Versorgung

Der erste Zusammenbau unter Beibehaltung der ursprünglichen Verkablung brachte folgendes Testergebnis:

  • Deutliches Brummen, magnetische Einstreuung durch Ladestrom-Spitzen
  • Geringere Versorgungsspannung als beim A100/A200/Avalon

Es war klar zu erkennen, dass sind die Magnetfelder der Ladestromspitzen in den Zuleitungen, die bei dem recht hohen Ruhestrom diese extrem hohe Werte erreichen. Leider verlaufen diese Ladestromspitzen vom externen Trafo aus die gesamte Leitung durch den Gleichrichter entlang, bis zu den Lade-Kondensatoren der Netzteil-Platinen. Sie treten also trotz ausgelagertem Trafo in nächster Nähe der Vorverstärker-Platine und insbesondere dem Potentiometer auf.

Endstufen-Netzteil-Platine links - wie vorgefunden - darüber der viel zu schwache Schalter

Außerdem fand sich eine völlig asymmetrische Masseführung. Der Leistungs-Sternpunkt am einen Kanal kann nicht wirklich eine gute Stereo-Wiedergabe gewährleisten. Entschieden wurde, einen neuen Sternpunkt zu setzen und von da aus die beiden Netzteile gleich lang und möglichst niederohmig zu verbinden, wobei die Zuleitung vom Trafo aber mit einem schwächeren Kabel bereits ab der Zuleitungs-Buchse gleich lang an die beiden Netzteil-Platinen verteilt wird, um den Zuleitungs-Strom der Kanal-Netzteile nicht über den Masse-Sternpunkt zu führen. Genauso wenig wie die Lautsprecher-Minus-Anschlüsse, die an ihrem jeweiligen Netzteil geklemmt sind, um ebenfalls nicht den Sternpunkt zu belasten...
Diese Detail-Arbeit deshalb, weil sich mit nur einem Netztrafo und einer gemeinsamen Vorstufen-Masse sonst die Probleme durch die beiden Masse-Kopplungen (Vorstufe/Leistungs-Netzteil) eskalieren.

Natürlich wurden auch die Netzteil-Platinen mit neuen Elkos bestückt.

Neuer zentraler Massepunkt, ein isoliert montierter Abstandhalter...

Man sieht hier noch, dass ein stärkerer Schalter für Wechselstrom montiert ist, das ganze wurde aber im nächsten Schritt nochmals vollkommen zerlegt und auf Gleichstrom umgestellt.

Erster Testlauf mit dem neuen Massepunkt. Immer noch deutliches Einstreu-Brummen, nicht beherrschbar

Das Gehäuse mit den externen Trafos im vorgefundenen Zustand

Es zeigte sich, dass das Brummen weder durch geschicktes Verlegen der Zuleitungs-Kabel, noch durch Schirmung oder Verlegung diverser Masse-Kopplungen verschwand. Also wurde beschlossen, die Stromspitzen selbst aus dem eigentlichen Verstärker-Gehäuse zu verbannen. Unter Ergänzung einer Ader im Vorstufen-Versorgungs-Kabel, dessen Stecker nicht voll belegt war, wurde eine Fern-Einschaltung des Endstufen-Trafos mit Hilfe des Vorstufen-Trafos aus vorhandenen Zutaten konstruiert. Damit konnte nun der ursprüngliche Einschalter wieder verwendet werden, da er nur noch den geringen Spulen-Strom eines Relais zu handhaben hat.

Der eigentliche Kniff liegt allerdings in der Nachrüstung zweier F&T Lade-Elkos samt Gleichrichter im externen Netzteil-Gehäuse und einer Verringerung der viel zu hoch dimensionierten Widerstände vor der Zuleitung zu den Netzteil-Platinen im Verstärker von 0,47Ohm auf 0,1Ohm. Folgen: Ladestrom-Spitzen im Verstärker-Gehäuse nahezu verschwunden, Welligkeit sowieso. Vor allem nichts mehr hörbar - kein Brummen. Und mehrere Volt höhere Versorgungsspannung bei weniger heißem Netzteil-Gehäuse, deutlich mehr Nenn-Leistung, dazu kein Schalter-Verschleiß mehr.

Zur Fernsteuerung umgebaute Exposure-X-Verzögerungsschaltung

Externes Netzteil nach Modifikation in der Übersicht

Beurteilung

Wo die Kombination 3A - MA50 vielleicht aufgrund der etwas ausgefeilteren Vorstufe noch ein wenig "feiner" ausfällt, da ist der A1000/Pegasus einfach erdiger, als sämtliche seiner "kleineren" Kollegen. Mit dem gegenüber dem A200 wiederum verringerten Innenwiderstand und entsprechend hohem Dämpfungsfaktor packt er bereits beliebige Lautsprecher gut beim Wickel, da liegt ja normalerweise die größte Schwäche dieser Geräte-Familie - Er "führt" einfach gut, trotz seiner Schaltung, die wie kaum ein anderes Transistor-Konzept in nahezu allen Belangen dem Prinzip eines Übertrager-losen Push-Pull-Röhrenverstärkers gleicht. Also sozusagen ein ganz großer, sehr erwachsener A1. Man muss allerdings auch dazu bemerken: die vorgefundene Originalfassung ab Werk war absolut nicht zu Ende entwickelt, weder ist die Schaltung fertig gewesen, noch die Masseführung oder Versorgung. Im Original ist so ein Gerät entsprechend nahezu unbrauchbar vor lauter Brummen und anderen schlechten Klang-Einflüssen durch Konstruktions-Schwächen. Wenn Sie ihn "richtig" hören wollen, dann gibt es bislang vermutlich nur dieses eine brauchbare Exemplar.