Vorstufen - Endstufen

Musical Fidelity 3A - MA50

Revision:

  • siehe Text

Eigenschaften:

  • Gehäuse gut erhalten mit normalen Gebrauchsspuren - gebürstete schwarze Fronten mit blau aufgedrucktem Schriftzug, allerdings handelt es sich nicht um eloxierte, sondern um lackierte Deckel mit den üblichen Lack-Abplatz-Problemen - hier, wo vorhanden, bis zur Unsichtbarkeit mit Edding kaschiert.
  • Phono MM/MC umschaltbar
  • 3 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • Passiv-Ausgang
  • Endstufen 2x 50W bei ca. je 80W konstanter Leistungsaufnahme - hoher Class-A-Bereich
  • Potentiometer gereinigt und beide Druckschalter neu, Quellwahlschalter ultraschallgereinigt und versiegelt
  • Vorstufe mit einzigartiger Minimal-Schaltung in MOS-FET-Bestückung

Ausgangspunkt Vollverstärker

aus der A-Serie hatte ich vor diesem Gespann etliche Vollverstärker-Exemplare auf dem Tisch. Egal in welchem Zustand sie ankamen, aus allen konnte ich erstaunliches herausholen. Wenn man Ihre Konstruktionschwächen umgeht und den Verschleiß beseitigt, gehen die richtig gut. Am Deckel kann man die Hände, am Klang das Herz wärmen, puristisch, sauber, schnell - für ihre Preisklasse zudem sehr verdeckungarm, informationsreich, doch keineswegs über-analytisch. Räumlich spielen die kleinen Modelle (A1/A1-X/David) sehr schön, aber nicht wirklich richtig. Andererseits kann man weder in der Preis- noch in der Leistungsklasse eine bessere räumliche Abbildung erwarten oder finden, für weniger als 30 Transistor-Watt an einem normal dimensionierten Netzteil ist hier die Präzision sogar erstaunlich gut, eine Folge der speziellen Ruhestrom-Schaltung, die auf die Versorgung ähnlich wie eine Parallel-Stabilisierung wirkt.
Die größeren Exemplare (A100 etc.) machen das noch präziser, allen Vollverstärkern ist dabei eine nahezu identische Schaltung gemeinsam:
Da wäre einerseits die ausgereifte und ausgefeilte, minimalistisch-gutmütige  Endstufenschaltung mit geringer Last-Rückwirkung, Ruhestrom-Stabilisierung per Gegenkopplung und definiertem Innenwiderstand. Leider ist andererseits die immer gleiche, originale Vorstufenschaltung einfach billig, leicht effekthascherisch und ausfallträchtig - und war dem Entwickler von der Firmenleitung wohl so vorgegeben.

Die Vor-Endstufen-Kombi hier zeigt zeigt deutlich, dass sich der Konstrukteur der Stärken und Schwächen der A-Serie völlig bewußt war, diese resultierende "Nummer größer"-Kombi baut minimalistisch auf den vorhandenen Gehäusen und Platinen auf. Konzeptionell gegenüber den Vollverstärkern geändert - und zwar radikal - wurde ausschließlich die Vorstufe, alle sonstigen Unterschiede sind quantitativer Natur, deutlich mehr Gehäuse, Kühlfläche, Netzteilleistung.

Zunächst mal bei den Endstufen:

Zwei Gehäuse, jeweils mit Netzteilen in der A1(-X)-Vollverstärker-Größe, höhere Endstufen-Betriebsspannung, angepasstem Ruhestrom, dafür aber pro Gehäuse auch je zwei parallel geschaltete Einzel-Endstufen. Dieses Vorgehen erlaubt die Verwendung des Vollverstärker-Platinen-Layouts in nur minimal umdimensionierter Standard-Bestückung, wobei die Vorstufen-Bereiche im Layout zwar nicht verschwunden sind, aber nicht bestückt, ja nicht einmal gebohrt wurden.

Die Leistungsteile sind einfach an Ein- und Ausgang miteinander verbunden, im Gehäuse sitzen nach wie vor vier 4mm-Lautsprecherbuchsen, dadurch eignen sich die Geräte ohne Umbauten für Bi-Wiring.

 

Wer jetzt meint, man könne ja dann auch prima die beiden Einzel-Endstufen wieder trennen und damit Bi-Amping zu betreiben sei gewarnt: das klappt nur gut mit Lautsprechern der doppelten Impedanz - doch wer hat schon 16Ohm-Lautsprecher? Bei der Parallelschaltung wurden nämlich sowohl die Betriebsspannung erhöht, als auch der Ruhestrom auf die veränderte Lage eingestellt - und damit der Class-A-Bereich für die rechnerisch vorgesehene Mindest-Impedanz voll auf die Parallelschaltung gestützt. Jede Endstufe muß ja nur den halben Maximalstrom liefern, ist auf die Mithilfe der anderen Stufe angewiesen, um nicht in den B-Bereich schalten zu müssen. Trennt man dann in zwei Hälften, steht nur noch der halbe Ruhestrom zur Verfügung. Die Folge ist dieselbe, wie die Unterschreitung der vorgesehenen Mindest-Impedanz bei den Vollverstärkern (wobei ich mit Mindest-Impedanz hier nicht einen betriebskritischen Wert meine, sondern den, bei dem die Trick-Class-A-Schaltung bei Vollaussteuerung nicht mehr höher regeln kann). Dabei zeigt sich der einzige echter Haken der Schaltung. Die Verzerrung in der Nähe der Vollaussteuerung setzt bei Unter-Impedanz nämlich nicht wie gewohnt bei der Begrenzung ("clipping") oben und unten ein, sondern als extrem heftige Übernahmeverzerrung im Nulldurchgang, ein regelrechter "Treppenabsatz" wird im Oszillogramm sichtbar. Was übrigens nicht heißt, dass an geringerer Impedanz weniger unverzerrte Leistung zur Verfügung steht. Es bedeutet nur, nur dass an zu niederohmigen Lautsprechern auch geringe Übersteuerungen deutlich auffallen, zumindest, wenn sie lange genug dauern, um die verzögert arbeitende Ruhestrom-Stabilisierung weit genug über ihre Grenze in die "Übernahme-Sättigung" zu treiben.

Die Mono-Blocks setzen auf die verteilte Nutzung der kompletten Resourcen des Ausgangs-Geräts, die angepasste Gesamt-Netzteil-Leistung zieht über alle vier Endtransistoren am Lautsprecher. Die Abwärme verteilt sich entsprechend auf die doppelte Chip-Fläche und den kompletten Kühl-Deckel.  Funktionieren kann das natürlich nur, wenn und weil die parallel geschalteten Verstärker-Zweige im Verstärkungsfaktor  und anderen Daten kaum voneinander abweichen, zudem muß der Ausgang "weich" genug sein, um keine gegenseitigen Belastungseffekte zu erzeugen. Hierzu ist die Konstruktion allerdings wie geschaffen, die Ausgangstransistoren werden in Emitterschaltung betrieben, die Ausgangsimpedanz ist höher als in der gängigen Kollektor-Schaltung, der differentielle Innenwiderstand und damit der Dämpfungsfaktor hängen hauptsächlich von der Gegenkopplungschleife ab. Diese Schaltungsart ist für die Parallelschaltung bestmöglich geeignet, die Auswirkung beschränkt sich auf die geometrische Addition der Verstärkungsfehler bei gleichzeitiger Verdopplung der Grenzdaten. Das kennt man von breiteren Tonbändern und MC-Vorverstärkern mit ganzen Transistor-Arsenalen: Rausch-und Verzerrungs-Abstände nehmen durch diese Maßnahme zu.

Also holt die Parallelschaltung mit einfachsten Mitteln aus dem vorhandenen Endstufenkonzept ein Maximum heraus, der einzige wirkliche Schwachpunkt der Vollverstärker-Endstufen ist deren geringe Maximalleistung, mit der Verdoppelung landet man nun schon 3dB höher im "gewohnten" Bereich, die M50er sind kräftig genug um auch mittlere Lautsprecher-Wirkungsgrade ordentlich anzutreiben. Es steht in etwa dieselbe Nominalleistung wie beim A100(-X) und dazu sogar noch eine insgesamt deutlich höhere Netzteil-Leistung und Siebkapazität zur Verfügung. Zudem hat man hier anders als bei den Lüfter-bestückten Groß-Vollverstärkern einfach völlig passive Kühlung - an zwei Deckeln. Läßt sich schon gegen die kleineren Varianten in Sachen Endstufen-Konstruktion absolut nichts einwenden, hat man hier nun die volle Ausbaustufe des Konzepts bei optimaler Kanaltrennung und Betriebsruhe.

Der eigentliche Fortschritt: die Vorstufe

Auch der Entwickler wusste ganz offenbar, dass der Schwachpunkt der Vollverstärker die Vorstufe ist. Zwar ist  für den getriebenen Minimalaufwand der Vollverstärker-Originalvorstufen das Ergebnis recht annehmbar. Doch bei Marc Hennessy steht zu dem Thema: "it was in the brief" - es handelt sich also um eine Vorgabe ihm gegenüber, folglich ist dies wohl keineswegs sein Wunschtraum für ein gelungenes Gesamtkonzept. Man erkennt das nicht nur daran, dass die Vollverstärker per Umbau mit einer Vorstufe im Stil der B-Geräte bereits einen Riesenschritt vorwärts machen. Man kann es vor allem an der hier angebotenen Vorstufe sehen, daran ist zu ermessen, wie das vielleicht ursprünglich realisiert werden sollte, hätte man Tim de Paravicini sich nach eigenem Belieben austoben lassen.

Was einem als aufmerksamen Fachman sofort beim ersten Blick ins Gerät auffällt ist, dass der Lautstärkeregler entkoppelt und in normaler Spannungsteiler-Schaltung dreipolig angeschlossen ist. Der schlimmste Schwachpunkt der Vollverstärker existiert hier also gar nicht.
Bei weiterer Untersuchung zeigt sich dann auch, dass die 3A-Konstruktion jedweden Blödsinn der Vollverstärker-Vorgaben unterläßt, und ein wirkliches "Röhren"-Konzept "einfachster", aber sinnvoller Machart zaubert.

Eine Röhren-Vorstufe ohne Röhren!

Sie sehen keine Röhren? Sind auch keine drin - es sieht auf den ersten Blick aus wie ein IC-Verstärker (igitt...!?). Versucht man allerdings mal die Daten der vermeintlichen Operationsverstärker in Erfahrung zu bringen, dann kommt die große Überraschung: Das sind alles gematchte MOSFET-Transistoren in DIL-Gehäusen! Und wo man dann in der Phono-Stufe bei der anderen Sorte DIL-Gehäuse sofort an einen Eingangs-OP denken würde - wieder Fehlanzeige, das sind gepaarte, rauscharme Bipolar-Transistoren. Und mit dieser Erkenntnis erscheinen einem plötzlich auch die gelben Folien-Koppel-Kondensatoren sinnvoll, ein DejaVu, wenn man an z.B. diverse Röhren-Gitarrenverstärker denkt.

Das Gerät arbeitet im Prinzip vor allem mit einer einzelnen, unsymmetrischen Betriebsspannung, diskret stabilisiert, kleine Lade/Sieb-Kondensatoren, kleiner (externer) Trafo, alles sonst typische Röhren-Accessoires - die Phonostufe ist mit einem Bipolar-Vor-Vorverstärker mit je drei extrem rauscharmen Transistoren ausgestattet (ähnlich wie beim Vollverstärker, aber viel edler), es folgt eine aufwändige Entzerr-Stufe in MOSFET-Technik, die ein Drittel des Geräts einnimmt und danach kann man einen ebenfalls mit den gleichen ZETEX Edel-MOSFETs bestückten Line-Vertärker als Kabeltreiber und für unempfindliche Endstufen verwenden - oder am anderen Cinch-Ausgangs-Buchsenpaar auch umgehen - damit arbeitet das Gerät dann als reiner Phono-Vorverstärker mit Passiv-Line-"Preamp" - Vorsicht, hier kann durch das 50kOhm Potentiometer die Ausgangsimpedanz bis über 25kOhm wachsen - je nach gewählter Quelle und abhängig von der Potentiometer-Stellung.

MOSFETs in Reinkultur

Ohne jetzt den Schaltplan exakt analysiert zu haben, kann ich zwar keine allzu umfassende Aussage zu der Schaltung selbst machen, die Schaltungsweise erinnert bereits beim flüchtigen Anblick an eine SRPP-Röhrenvorstufe, das ist mit recht linearen MOSFET-Transistoren im CLASS-A-Kennlinenbereich auch durchaus machbar. MOSFETs mögen (im Gegensatz zum äußeren Erscheinungsbild) vielleicht einen etwas "glasigeren" Höreindruck machen als Röhren, aber man kommt mit dieser Schaltung dem Trioden-Charakter schon recht nahe. Im Gegensatz zu Röhrenvorstufen braucht diese Konstruktion weit weniger Strom, man heizt ja nicht und in Vorstufen braucht auch "Class A" nur wenig Ruhestrom - man kann sie also an sich immer eingeschaltet lassen, ohne für den dadurch besseren Klang eine gewaltige Rache auf der Stromrechnung befürchten zu müssen.

Mit den Endstufen empfehle ich das dagegen nicht unbedingt, denn die saugen derart am Stromkabel, dass Sie übers Jahr einen guten Teil ihrer Anschaffungskosten nochmals verbraten würden - und damit in den ungenutzten Zeiten auch einen ordentlichen Temperaturverschleiß erleiden würden, die Konstruktion ist mechanisch so gestaltet, dass das Ein- und Ausschalten eben nicht übermäßig durch die Wärmeausdehnung an den Lötstellen zerrt, dafür sind die heißen Endtransistoren über flexible Kabel angeschlossen und am Deckel verschraubt - man darf die Geräte also ohne zusätzlichen Verschleiß auch abschalten. Eigentlich stabilisieren sie sich nach dem Einschalten sogar weit schneller als die meisten anderen Briten im Klang, meinen Exposure XV würde ich nie ohne Not abschalten und ihm damit sein bisschen Temperatur auch noch nehmen - doch der frisst dabei auch kein Brot, zumindest weniger als mein Internet-Router.
Bei den "A"-Geräten von Musical Fidelity steht im Gegensatz zu "normalen" AB-Konzepten der Ruhestrom sofort beim Einschalten in exakt gleicher Höhe, wie nach Stunden Betrieb, die besondere Schaltungsart erzwingt den nämlich unabhängig von Temperatur und Aussteuerung. Übliche AB-Konzepte driften oft eine halbe Stunde lang auf ihren vorgesehenen Arbeitspunkt zu, da stimmen dann nach dem Einschalten z.B. die Klirrfaktorwerte noch nicht annähernd mit den Herstellerangaben überein. Musical Fidelity "A"-Geräte haben dieses Problem überhaupt nicht, sie klingen zwar "warm" auch deutlich besser als "kalt", doch das liegt überwiegend an den Eigenschaften der Kondensatoren, insbesondere der Elkos, die haben bei 65°C Betriebstemparatur nämlich nur noch einen Bruchteil des Innenwiderstands (ESR) bei Zimmertemperatur, entsprechend lockert sich alles noch deutlich - verschleißt aber natürlich auch entsprechend schneller.

Eingangszustand

alle drei Geräte sind per ebay aus England gekauft, allerdings von zwei verschiedenen Vorbesitzern. Die Vorstufe kam in fast optimal erhaltenem Zustand an, die Monos waren verschmutzt, ein Netzschalter-Schaft abgebrochen und der Vorbesitzer hatte sie wegen eines zum zweiten Mal ausgefallenen Blocks verkauft.
Glücklicherweise habe ich einen kleinen Fundus neuer Schalter aufkaufen können, anderer Hersteller aber exakt gleiche Belastbarkeit und Einbaumaße - damit alles symmetrisch wird, hat die Vorstufe ihren Schalter gegen einen neuen getauscht bekommen und ihren der einen Endstufe spendieren dürfen. An den Monos waren auch nicht mehr die originalen, gesteckten Gummifüße, sondern je drei einstellbare Spike-Füße professionell angeklebt - die Art von Aufstellung bekommt den Geräten meiner Meinung nach durchaus - kein notwendiger Änderungs- oder gar Rückbau-Grund.
Bei Einblick in den beschädigten Block war allerdings deutlich zu sehen, wie der frühere Schaden ausgesehen haben mag - es muß wohl eine Endstufe durch eine lockere Lötstelle aufgegeben und danach das Netzteil runter gezogen haben. Offensichtlich sind dabei die Entkopplungs-Widerstände überhitzt, aber nicht durchgebrannt, vielleicht hatte auch jemand die derfekte Sicherung sogar noch gebrückt, jedenfalls fanden sich diese Widerstände "erneuert" und an diesen Stellen und auch noch an den Auflageflächen der ursprünglichen Lade-Elkos war die Platine durch und durch verschmort.

Irgendwann mag dabei auch der Trafo überhitzt gewesen sein und muss endgültig aufgegeben haben, er wurde offensichtlich ausgetauscht. Zugeliefert wurde der neue Trafo höchstwahrscheinlich von Musical Fidelity selbst, denn Größe und Spannung stimmt exakt, der Trafo-Hersteller ist zwar ein anderer, aber einer, der  nach meiner Erfahrung definitiv auch an MF geliefert hat. Glücklicherweise sind die verbrannten Stellen nicht im Bereich dünner, feiner Leiterbahnen, die Schäden beschränkten sich rein auf das Glasfaser-Epoxidharz-Trägermaterial.
Der Vor-Reparateur hatte dann unglaublicher Weise einen Satz Riesen-Elkos im Gerät verteilt, einen einzelnen End-Transistor erneuert, sich aber bei der Reparatur ganz offensichtlich nicht eingehend den Ursachen gewidmet - die Lötstellen mußten sich bei seiner Vorbehandlung einfach zwangsläufig später wieder lösen, vorausschauend reparieren geht anders.
Der andere Block war dagegen völlig original erhalten, zeigte zwar Verschleißspuren, die ihn mit der Zeit ebenfalls hätten sterben lassen, doch war die Ausganssituation hier weit besser, die Platinen völlig unbeschädigt, nur im Zenerdioden-Bereich leicht gebräunt.

Einen hässlichen Punkt wiesen allerdings beide Blöcke auf, der Vorwiderstand der Betriebs-LED sah völlig verbrannt aus, war aber bei beiden immerhin noch intakt - das ist aber bei rechnerischen 0,53W ein reiner Dimensionierungsfehler, nimmt man hier einen größeren 2-Watt MOX statt eines kleinflächigen 0,6W Metallfilm-Widerstands, ist diese Hässlichkeit für alle Zeit beseitigt.

Revision Endstufen

es wurden

  • die meisten kleinen Elektrolytkondensatoren gegen neue 105°C-Typen ausgetauscht. Die dabei verwendete Panasonic FC/FM/FK-Serie ist auch klanglich hervorragend. Die kleinsten Werte, die vier 1µF Eingangs-Kopppel-Konmdensatoren konnte ich sogar gegen Wima-MKS-Folienkondensatoren tauschen, da diese inzwischen in passender Baugröße zu bekommen sind. In diesem Anwendungsbereich ist verglichen mit beliebigen Elkos von einem Vielfachen an Lebensdauer auszugehen.

  • die Lade/Sieb-Kondensatoren des Haupt-Netzteils wurden gegen EVOX-RIFA-Typen getauscht. Hier waren ursprünglich 6800µF 63V 85°C JAMICONs verbaut, der eine Kanal war mit irgendwelchen Fremd-Typen an der "langen Leine" bestückt (besser: beklebt...), die neuen 6000h@105°C (in etwa 96000h@65°C Betriebstemparatur)  Longlife-Kondensatoren sind zwar nur 35-Volt-Typen (gemessene Ladespannung bei 230V Netzspannung: 33,1V), doch haben die originalen Vollverstärker-Elkos auch nur 25V Nennspannung bei 24V Ladespannung, es ist also bei Marken-Kondensatoren kein echtes Problem, wenn man die Nennspannung halbwegs ausschöpft. Entscheidend war für diese Umdimensionierung die verfügbare Baugröße und damit die (klanglich) günstigere Original-Montage-Position. Die Grundqualität der RIFAS ist dabei derart viel besser, dass sie das sowohl in der Lebensdauer, als auch im Klang mehrfach wett machen. Verwendet wurden zudem 10000µF-Typen, denn eine moderate Erhöhung an dieser Stelle hat sich schon bei den Vollverstärkern bewährt, den Siebfaktor habe ich auch hier wieder auf den alten Wert hin angepasst, indem ich den Entkopplungswiderstand von 0,47Ohm auf 0,33Ohm gesenkt habe - was wiederum auch eine klitzekleine Maximalleistungs-Erhöhung bewirkt.

  • Die Endtransistoren konnten nach dem Ausfall eines der 8 Stück nicht original belassen werden, ich hatte leider kein exakt gleich bedrucktes Original-Exemplar übrig. Also kamen zwei Quartette  der bewährten ON-Semi MJ15015/MJ15016 zum Einsatz, die Leistungsstärkere Variante der originalen 2N3055/MJ2955, 180W max. Wärmeleitung anstatt 115W - die restlichen Grenz- und Dynamikwerte sind gleich. Bei der Wieder-Montage wurden die Beine zur Sicherheit zusätzlich mit Gummi-Schläuchen versehen, um jeglichen Kurzschluß durch verdeckt verbogene Beine 100%ig auszuschließen - für so was war man bei Musical Fidelity wohl zu sparsam, das hätte eher Exposure so gemacht...

  • die verbrannten Stellen in der Platine wurden ausgefräst, an einer Stelle sogar ausgebohrt und die offenen Stellen mit Kunstharz versiegelt, wodurch sie jetzt dauerhaft stabilisiert sind.
  • die Lötstellen wurden nachgearbeitet und wo nötig die beschädigten Leiterbahnen mit Draht verstärkt.
  • die Vorwiderstände der Zener-Stabilisierung wurden auf genau den Zenerstrom dimensioniert, den die gleichen Zenerdioden in den Vollverstärkern abbekommen - denn dort wird nie etwas braun, die Lötstellen lösen sich ebenfalls weit seltener als hier offensichtlich - da hat man sich wohl bei den Monos vergessen nachzurechnen, für 33V Betriebsspannung und die gewohnten 12V-Zenerdioden ergibt sich nämlich nicht 470, 680 oder 1000Ohm, wie in den Blöcken unterschiedlich ausfallträchtig vorgefunden, sondern 1,2kOhm. Der Wert wurde verwendet, die Zenerpannung stimmt und damit ist das Problem dieser Überhitzung und der lockeren Lötstellen auch auf Dauer beseitigt. Benachbarte, vorher im defekten Block mitgewechselte Widerstände habe ich ebenfalls in beiden Geräten gleichmäßig neu bestückt.
  • Die Emitterwiderstände und die Kollektor-Anschlußleitungen sind neu.
  • das angeschmorte Eingangs-Kabel des vorgeschädigten Blocks wurde zusammen mit dem anderen gegen ein Stück SommerCable (Onyx 2025) ausgetauscht
  • Die Gleichrichterdioden wurden gegen ON-Semi UR-Typen (ultrafast rectifier) getauscht.
  • Die Lautsprecher-Verkablung läßt sich nicht beliebig dick ersetzen, das wäre auch für das massearme Konzept kontaproduktiv. Immerhin wurden die Buchsen jetzt mit einem LAPP LIYY 4x1,5mm2 verdrahtet, das ist bezahlbar und weit hochwertiger als das Original - und passt dennoch ins Konzept. Weiterhin sind neue, hochwertige, vergoldete Lautsprecher-Buchsen eingebaut, aber nicht die Show- sondern die Arbeits-Variante - vollisoliert.
    ...damit man nicht mit einem abrutschenden Stecker gleich einen "tödlichen" Endstufen-Kurzschluß am blanken Metall riskiert. Die Parallelschaltung der Einzel-Ausgänge erfolgt wie im Original erst direkt hinter diesen Terminals.

was mich dann bei den ersten Hörtests an den Endstufen nicht so ganz überzeugen konnte war der eine, vor Zeiten offensichtlich erneuerte Trafo. Der hat, egal wie man ihn montiert hat, einfach zu laut gebrummt - aus dem Gehäuse, mechanisch. Auch hat mir der "Durchzug" der Stufen, die räumliche Balance nicht so recht gefallen wollen, daraus wurde dann der Entschluß, zwei richtig gute, neue Trafos einzubauen - mein Standard-Zulieferer ist für so etwas die Firma Müller-Rondo, dort bekommt man bezahlbare Spitzenqualität. Die bestellten Trafos wurden auch zügig geliefert, jetzt zwar etwas kleiner im Durchmesser, aber mit Restloch-Verguß und somit leicht gut mechanisch gedämpft montierbar. Die Trafos sind also jetzt allererste Wahl, absolut gleich, so brummfrei wie nur möglich und was sich sonst noch dadurch getan hat lesen Sie weiter unten...

...oben der eine, unten der andere Block - ohne die geflickten Stellen an den Platinen unter den Netzteil-Widerständen kaum mehr auseinander zu halten - symmetrisches Stereo halt...

Brandgefährlich

Was übrigens ÜBERHAUPT nicht bleiben durfte wie es war, war die Netzsicherung: im Original sind die Monos mit 5A träge abgesichert, da braucht man keinen Taschenrechner, um zu erkennen, dass ein Sekundär-Kurzschluß hier niemals die Primär-Sicherung auslösen könnte - 5A sind in etwa ein Kilowatt, ein heiler 100VA-Trafo kann eine solche Sicherung nie überlasten, der Kern kann so viel Energie nicht durchleiten. Als ich das gelesen hatte war mir auch klar, dass ein kleiner, an sich harmloser Endstufen-Fehler zu Löchern in der Platine führen musste und zum Verlust des ursprünglichen Trafos. Von Glück kann der Vorbesitzer reden, dass er nicht komplett abgebrannt ist, die Sicherung geht erst durch, wenn der überhitzte Trafo auch einen Primär-Kurzschluß bekommt - möglicherweise schützt natürlich auch der Trafo die Sicherung, indem er zuerst unterbricht. So sollte es jedenfalls nicht sein, wer weiß, welcher Teufel den Hersteller geritten hat, diesen Wert vorzusehen, diese Sicherung hätte er sich auch schenken können.
Ich habe die Sicherung durch eine träge 1A-Sicherung ersetzt, eine mit Keramik-Körper, bei der es keine Ermüdungsbrüche während des Einschaltens durch einen immer mehr durchhängenden Draht gibt. Das ist immer noch mehr als Faktor 2 über der Trafo-Leistung, doch es entspricht genau der Sicherung in den Vollverstärkern, mit ihren annäher.

Revision Vorstufe

da gab es allzuviel gar nicht zu tun, hier war ja nichts vorgeschädigt, der Zeitaufwand war nicht klein, aber blieb in Grenzen. Es wurden die üblichen Verschleißpunkte überarbeitet, nicht mehr und nicht weniger.

  • alle Elkos erneuert, anstelle der vorgefundenen Elna-Typen sind jetzt Panasonic FM und FC-Typen im Gerät, alle Nominal-Werte blieben wie vorgefunden.
  • Druckschalter erneuert - sowohl für MM/MC als auch für Tape Monitor
  • Wahlschalter ausgebaut, Ultraschall-gereinigt und neu versiegelt
  • das Potentiometer ausgebaut, zerlegt, gereinigt, versiegelt und mit neuer Tellerscheibe wieder montiert.

hier gab es also außer einer Grundreinigung im Großen wie im Kleinen und der Druckschalter/Elko-Erneuerung  also kaum etwas dran zu tun, das Gerät war ja vollständig und funktionstüchtig - beginnt hiermit aber sein zweites Leben, denn Bedienelemente genau wie die Elektrolytkondensatoren sind jetzt ganz frisch, was die Elkos angeht sogar besser als je zuvor. Der Preis der Revision ist die übliche Notwendigkeit, das Gerät wieder einzuspielen - messtechnisch mag man keine großen Veränderungen mehr ermitteln können, doch "subjektiv" (wobei das jetzt nicht "irrational" bedeuten soll, sondern nur "nach eigener Empfindung") legt erfahrungsgemäß jedes Gerät nach einem solchen Eingriff noch eine ganze Weile deutlich zu, was die Summe seiner Eigenschaften angeht, insbesondere die Fülle im Grundton und Bass ändert sich noch deutlich - die übermittelte Information ist dagegen von vornherein deutlich besser als mit verschlissenen Elkos. Wundern Sie sich aber zu Beginn bitte nicht über diesen Effekt und gleichen Sie ihn unter gar keinen Umständen mit Hilfe anderer Komponenten vorzeitig aus. Alles was bei einem solchen "Neugerät" sofort die richtige tonale Balance herstellt, lässt die Kette nach der Einspielphase dumpf und mulmig klingen.
Also an dieser 3A-Vorstufe ist jedenfalls alles frisch und langlebig.

Klangtest

Inzwischen stelle ich ja durchaus nach Überarbeitung solcher Geräte einen gewissen Erwartungs-Anspruch an das Ergebnis. Und da war ich vom "ersten Licht", wie man das bei Teleskopen nennen mag eigenlich nicht so richtig überzeugt.
Wie oben bereits angesprochen und bebildert, waren beim ersten Test nicht nur alle Elkos neu, über den resultierenden Effekt höre ich inzwischen einfach weg in die Zukunft...
Nein das eine Endstufen-Gehäuse hat deutlich gebrummt, manchmal half mehrfaches Einschalten ein wenig, aber trotz jeder Bemühung mit der Montage des Trafos war eben nicht wirklich mehr zu erreichen. Es waren einfach zwei verschiedene und auch noch unterschiedlich gute Trafos, der brummende erweckte in mir zudem den Verdacht, dass ihn vor der Montage jemand "runter geschmissen" hatte, das nehmen Rinkerne oft extrem übel.
Doch mit der Überraschung nach Eintreffen und Montage der neuen Trafos hatte ich wiederum auch nicht gerechnet. Natürlich hatten die drei Geräte bis dahin schon einige Betriebstunden Einspielen hinter sich, die Elkos haben sich sicher schon zur Hälfte gesetzt, doch die neuen Trafos waren
...frappierend...

So einfach ist das gar nicht zu erklären, außer vielleicht mit deutscher Handwerkskunst aus den neuen Bundesländern, ein Teil der Bevölkerung, der, gemessen an seinen erprobten Fähigkeiten und seinem fundiertem Geschick, oft ein deutlich zu geringes Selbstbewußtsein an den Tag legt. Die DDR, auch wenn man den Staat an sich nicht klasse fand, hat immerhin gerade wegen ihrer Unzulänglichkeiten oft zu Phantasie, Findigkeit und sorgfältigem Arbeiten nach sorgfältiger Berufsausbildung angeregt - ein meiner Meinung völlig unterschätzer Gewinn für die Republik. Die hier Eingebaute Ware jedenfalls (wie alle Trafos von Müller-Rondo) ist jedenfalls mal wieder ein Grund die Hersteller-Nase ganz zurecht hoch zu tragen, die sind tatsächlich im besten Sinne "Weltniveau".

In allen Belangen hat die Kette direkt mit dem Einbau einen derartigen Satz gemacht, dass mir da erst mal die Spucke weg blieb. Die Trafos waren einfach nur nach Außenmaßen bestellt und nach der bekannten Spannung bei der bekannten (konstanten) Last. Das Ergebnis sieht kleiner aus als das Original, 100VA-Trafos ohne Schnickschnack, die etwa zu drei Vierteln belastet laufen - da ist kein echter Hinweis, warum plötzlich alles stimmt:

  • deutlich bessere, sprich die richtige Dynamik,
  • alles wirkt plötzlich symmetrisch behandelt, die Folge von beidem
  • eine erstaunliche räumliche Staffelung mit unglaublichem "Nachdruck".
  • Und am erstaunlichsten ist der Effekt auf die Sauberkeit, wenn mir jemand einen solchen Schritt im Blindtest vorspielen würde, dann würde ich zunächst nicht auf andere Netztrafos tippen, sondern auf drastische Schaltungsmaßnahmen um vor allem dynamische Verzerrungen zu reduzieren. Die Trafos lassen die neuen Ultrafast-Dioden an den  Evox-Rifa-Lade/Sieb-Elkos anscheined überhaupt erst störungsfrei arbeiten.

Betrachten wir es anders:
Vom Einkaufspreis der Defekt-Geräte, den eingebauten Teilen und der investierten Zeit her hatte ich schon vor dieser Änderung einen kalkulierten Preis. Den hätte ich mit den alten Trafos von der Wiedergabe-Qualität her als etwas überzogen angesehen.
Mit der verhältnismäßig kleinen Zusatz-Investition der Trafos dagegen landet die Kette im Hör-Wert plötzlich deutlich oberhalb Ihres leicht gestiegenen Preises, zeigt auch meinen halb so teuren Preis-Leistungs-Favoriten, dass Sie ordentlich besser aufspielt. Dabei wird vielleicht noch nicht ganz die gleiche Preis-Klang-Relation erreicht, aber den Mehrpreis gegen jeglichen gleich teueren Mitbewerber vehement verteidigt - für diesen Preis geht es tatsächlich nicht besser. Sie müssen die Geräte nur richtig kombinieren, ein ordentlicher CD-Spieler oder Netzwerkplayer der gleichen Preisklasse ist durchaus gerechtfertigt, dazu noch ein paar britisch abgestimmte Zweiwege-Lautsprecher mit flachen Weichen und leichter, fester Verkabelung, alles massearm gehalten und SIe haben eine traumhafte 3D-Kette, die sich für für jeglichen Musik-Stil nutzen läßt.

Wieder da...

der Stammkunde, der die Geräte so um Weihnachten mit genommen hatte, hat demnächst weniger Stellplatz und steigt auf einen Avalon um - daher die Kette wieder hier im Angebot, gerade mal eingespielt und aufgrund des langen Probelaufs auch absolut sicher vor "Frühausfällen" (die Statistik zeigt eine höhere Ausfallhäufigkeit für ganz neue bzw. generalüberholte Geräte aufgrund von Verarbeitungs- oder Bauteilemängeln - das ist hier mittlerweile ausgeschlossen).

Weitere Exemplare verfügbar:

Musical Fidelity Monoblöcke ähnlicher Bauweise (MA50-X) habe ich weitere drei Stück und auch noch eine weitere passende Vorstufe, allerdings sind die Geräte noch nicht überarbeitet - bei Interesse können Sie gerne Kontakt aufnehmen - siehe Homepage der Freien Ton- und Bildwerkstatt unter "Kontakt".