Endstufen

Linear Acoustic LA100 ca. 1992

Revision: siehe Text

  • mit neu montierter Original Chrom-Front direkt vom ELAC-Vertrieb (2.Wahl, aber nur mit winzigen Fehlern)
  • wahlweise ist auch die ursprüngliche schwarze, gefräste und gebürstete Alu-Frontplatte noch vorhanden und montierbar.
  • mittlere Verschleiß- und Gebrauchsspuren, keine großen Kratzer
  • bis auf die Ladeelkos alle polaren Elektrolyt-Kondensatoren auf neue Panasonic 105°C-Typen umgestellt bzw. durch WIMA MKS2-Folien-Kondensatoren ersetzt
  • Neue Ausgangs-Relais
  • Isolierfolien am Kühlkörper erneuert
  • vergossene Kleinleistungs-Transistoren gegen gleiche Typen zuverlässiger Produktion getauscht
  • Ruhestrom und Offset nach Werksangaben neu abgeglichen

Beschreibung

Ein sehr seltenes Exemplar, von der LA100 sind kaum mehr als ein paar hundert Stück gebaut worden, dieses hier hat die Nummer 48. Linear Acoustics stammt ursprünglich aus Duisburg, wie auch Symphonic Line. Beide Firmen hatten damals auch konstruktiv gemeinsame Wurzeln. Die LA120 z.B. ähnelt der RG1, die LA100 ist von der Machart wohl am ehesten mit der RG11 zu vergleichen bzw. mit den Endstufen-Blöcken in den frühen RG9-Verstärkern. Unterschied ist vor allem, dass Symphonic Line bei einzelnen Endstufen-Blöcken die Leistungs-Gleichrichtung und Siebung nicht mit auf die Endstufen-Platine gepackt hat.
...ja und dass Symphonic Line Geräte eben von Rolf Gemein abgehört und auf Linie gebracht werden (der Hörer ist - und kein Techniker)...
Nun kann man sich allein schon bei der Bestückung bei Symphonic Line ein paar wichtige Kombinationen abschauen, die Firma hat von Anfang an auf Panasonic-Elkos bester Güte und im Gegensatz zu vielen anderen deutschen und britischen Konstruktionen auf extrem schnelle Signalverarbeitung bis hin zu den Ausgangstransistoren gelegt, hier kamen immer nur die schnellsten und linearsten bipolaren Japan-Typen zum Einsatz. Genau so ist auch die LA100 aufgebaut, man sieht deutlich die ehemalige Zusammenarbeit. Diesem Maßnahmen-Paket zusammen mit bevorzugt vorwärts gerichteten Linearisierungs-Maßnahmen und wenig Über-Alles-Gegenkopplung danken die Duisburger Stufen ihr schnelles Reaktionsvermögen, damit vermeiden sie Verdeckungseffekte.

Man muss sich einfach vor Augen führen, dass viel Gegenkopplung in einem langsamen Verstärker bei dynamischen, singulären Ereignissen am Eingang dazu führen, dass sich die gesamte Schaltung eine Weile mit sich selber beschäftigt. Währenddessen hat sie kaum ein offenes Ohr für neue Signale. Misst man während der Ausregephase einer solchen Konstruktion INNERHALB der Schaltung, dann stellt man oft fest, dass einzelne Zwischenstufen mit extremen Pegeln Signalformen aufweisen, die man an Ein- und Ausgang so gar nicht erkennen kann. Wenn dabei der Spannungsverstärker wegen eines steilen Anstiegs ein Weilchen in der Sättigung verweilt, dann ist die Schaltung eben so lange für alle weiteren Feinheiten tot. Man sieht daran, dass man einen guten Klirrfaktorwert zwar einfach mit mehr Gegenkopplung erzwingen kann, dass dann aber einige dynamische Eigenschaften sich drastisch verschlechtern können.

Die LA100 gehört nun ebenfalls zu den ganz schnellen Endstufen, ihre Charakteristik habe ich ein wenig in Richtung Symphonic Line verbogen, indem ich mit den dort üblichen Koppel-Kondensatoren und den hochwertigsten (breitbandigsten und stromstärksten) Panasonic Elkos der FM-Serie nachgerüstet habe. Da wo die Bauform es zuließ, sind die Elkos zugunsten weit besserer Werte und vervielfachter Lebensdauer sogar gegen WIMA Folien getauscht worden.

Zudem habe ich in der Schaltung eine Hand voll Kleinleistungstransistoren vom Beginn der 90er Jahre vorgefunden, die berühmt für Aussetzer waren (damals gab es gleichzeitig dazu einige SMD-Typen mit Rußeinschlüssen im Kunststoff, der Effekt war ähnlich). In dieser LA100 handelte es sich um BC-Typen, deren Chip in einem kleinen Becherchen vergossen ist. Diese Transistoren sind von mir natürlich gegen unzweifelhaft zuverlässige Transistoren gleichen Typs ersetzt worden. Auch die Isolierfolien für End- und Treibertransistoren wurden erneuert - und zu guter Letzt die Ausgangs-Relais.

Der Ruhestrom ist sorgfältig neu eingestellt und stabil, nachdem sich die Stufe jetzt ein wenig eingespielt hat beginnt sie richtig loszulegen.

Klang

Kurzum: deutlich besser als meine alte RG1, weil diese einerseits konstruktionsbedingt noch ein wenig Ladestrom-Brummen zeigte, andererseits noch mit einem silbrigen Show-Effekt ausgestattet war, den heutige Geräte von Symphonic Line längst nicht mehr haben. Und diese LA100 ist eben auch kein Effekt-Hascher, sie geht einfach ganz sauber und schnell zur Sache, nicht so gewaltig wie die RG1, aber dafür feindynamisch. Sie ist ebenfalls eher was für ansprunchsvolle Lautsprecher, die einen hohen Dämpfungsfaktor mögen. An simplen Konzepten mit wenig oder gar keinen Weichen-Bauteilen und mit starkem Antrieb hat die LA100 das Basschassis eher schon zu fest im Griff. Lässt man sie dagegen an meinen Bluesline Groove spielen, dann lockert sich alles, dann merkt man, dass man hier ein Schnäppchen aus einem benachbarten Stall vor sich hat.
Sie bleibt dann einfach locker, selbst bei höchsten Anforderungen, Kraft ist ja in jeder Lage genug da. Im Moment habe ich sie gerade an der Exposure XI / XII - Vorstufe angeschlossen und meine betagten Epos ES14 angeklemmt. Da zeigt die Stufe vor allem Kraft, Dynamik ohne Ende, die Epos ist allerdings schon leicht überdämpft und schwingt nicht ganz vollständig ein. Dennoch beeindruckend.

Vorgeschichte

Die LA100 - ursprünglich mit schwarzer Front - stammt aus dem Bestand eines Händlerkollegen, hatte kaum Betriebsstunden und wurde in Kommision nach Neu-Ulm verkauft. Der Käufer, ein Linear-Acoustic sammelnder Gastronom, reklamierte eine kleine Störung und die sollte ich auf Garantie im Verkäuferauftrag beheben. Nach Durchsicht habe ich dann dem Kunden empfohlen, zusätzlich auf eigene Rechnung die o.g. Maßnahmen durchzuführen, weil dann eine Garantie von 3 Jahren machbar wäre. Auf meine Ausführungen willigte er telefonisch in die Überarbeitung ein und bestellte sogar noch die Chromfront an meine Adresse - per Nachnahme. Als er sein Gerät erhielt, erinnerte er sich angeblich weder an unser viertelstündiges Vorgespräch noch an seine Auftragserteilung und bezahlte meinen Aufwand nicht. Nach einigem Hin und Her entschloss ich mich, die Stufe (zu seinem Einkaufspreis) zu kaufen. Bei der Abholung wurde sie dann mit einer seiner anderen LA100 verwechselt, eine unendliche Geschichte...
Um letztendlich an das richtige Gerät zu kommen war immenser Aufwand an Zeit und Nerven bei mehreren Beteiligten nötig.

Dafür entschädigt mich die Endstufe während des Einspielens nun aber zusehens. Wer immer ein seltenes Stück mit phantastischem Klang in edelem Design sucht: hier steht es, zuverlässig funktionstüchtig mit hoher Lebenserwartung.

Anmerkung zum Erneuern von Verschleißteilen

Selbst wenn Elektrolytkondensatoren kaum gebraucht wurden, so spricht doch zweierlei dagegen, sie nach (in diesem Fall) 18 Jahren im Gerät verbleiben zu lassen, zumindest, wenn sie in wichtigen Positionen eingesetzt sind:

  • Auch beim reinen Herumstehen lassen solche Bauteile nach. Es ist ähnlich, wie wenn Sie ein Auto 18 Jahre einmotten - wenn Sie dann mit den "nagelneuen"  Winterreifen den ersten Bremsversuch machen,spätestens dann merken Sie den Zahn der Zeit. Auch wenn Ihnen der Keilriemen reißt, weil er die ganze Zeit über an einer Stelle am stärksten geknickt war, ist daran nicht die Benutzung schuld. Standschäden gibt es in der Elektronik genauso.
  • Technologisch sind die Teile von damals nicht unbedingt mit heutiger Markenware vergleichbar. Das gilt wiederum sowohl für den o.g. Winterreifen, wie für elektronische Bauteile. Gerade Elektrolytkondensatoren weisen heute besseres Frequenz- und Impedanzverhalten bei gleichzeitig höherer Lebenserwartung und kleineren Abmessungen auf. Und das bei gesunkenen Preisen. Daher hat Ihr "altes" Auto mit neuen Winterreifen so viel "grip" wie noch nie, Elektronik-Komponenten wie die LA100 klingen ohne jegliche Schaltungsänderungen mit neuer Technologie bestückt besser als je zuvor.

Der Preis

setzt sich aus meinem Kaufpreis und dem Rechnungspreis der Überarbeitung zusammen. Die zweite Front liefere ich gerne mit, wer schwarz bevorzugt kann sie auch kostenlos montiert bekommen. Sie können sich - wenn ab und zu mal eine bei ebay angeboten wird - sicher auch ein billigeres Exemplar dieses Models kaufen. Aber nicht in dieser überarbeiteten, haltbaren Qualität und schon gar nicht mit einem so guten Klang.