Vollverstärker

Exposure Electronics XX (1992)

Revision:

  • Erneuerung aller Elektrolyt-Kondensatoren
  • nach Bedarf neue Zener-Dioden
  • Abgleich Netzteil
  • Auf Wunsch Endstufen-"rail filter"
  • Abschaltung Strombegrenzung (kann auf Wunsch unterbleiben)

Eigenschaften:

  • Gehäusedeckel, Boden und Rückseite Alu lackiert
  • Front gebürstetes, dunkel eloxiertes Aluminium, Schrift gut erhalten.
  • 4 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • 2x 35W@8Ω
  • Quellwahlschalter
  • Tape-record Umschalter

Beschreibung

Exposure Vollverstärker sind Klassiker und Geheimtips unter den britischen Geräten. Obwohl im Prinzip sehr ähnlich aufgebaut wie einige Naim-Geräte, zeigt sich das überlegene Design im Detail. Nicht etwa, dass John Farlowe zum Kochen geheime Substanzen verwenden würde - aber das genaue Rezept ist unübertroffen.
Die Exposure Modelle X / XV / XV / XX / XXV sind zum Beispiel die einzigen mir bekannten Vollverstärker, bei denen die Betriebsspannung der Endstufe komplett stabilisiert ist! Wer sich ein wenig auskennt und einen Blick auf das Mainboard wirft, ist zuert mal von der Zahl der Endstufen-Transistoren verwirrt.

Das Gerät hat sechs (!?). Aber nur zwei Lautsprecheranschlüsse.
Des Rätsels Lösung:
Die mittleren zwei Transistoren haben nichts weiter zu tun, als die Betriebsspannung für die beiden Endstufen konstant zu halten - ohne jegliche Strombegrenzungsmaßnahmen. Daher ergibt sich hier ein extrem niedriger differenzieller Netzteil-Innenwiderstand und daraus wieder eine schier unglaubliche Laststabilität. Nicht dass der Verstärker daraus eine besonders niedrige Ausgangsimpedanz ableitet - das ist hier gar nicht gewollt, im Gegenteil, es sind dem Lautsprecherkreis sogar 0,22Ohm-Widerstände in Reihe geschaltet um das Gerät in alle Lebenslagen in der Balance zu halten und einen breitbandig konstanten Dämpungsfaktor von ca. 30 zu erzeugen - und um den Lautsprecher abzusichern.

Aber was immer das Gerät an dieser Versorgung tut, es tut es innerhalb seiner gesamten Leistungsbandbreite gleichmäßig frequenzunabhängig.
Ein wenig rauschärmer als sein Vorgänger Exposure X ist dieses Gerät vielleicht nicht optimal für Hochwirkungsgrad-Lautsprecher, da hört man ihn in sonstiger Stille deutlich ein leises Zischen. Was also den statischen Störspannungsabstand angeht ist das Gerät nichts für penible Datenblattfetischisten.
Das leise Herumstehen ist seine Stärke nicht.

Aber lassen wir mal Musik an den Eingang, dann kommt die Überraschung. Locker, atmend, gewaltiger "Durchzug", farbig.
Klar hat der Konstrukteur sich etwas dabei gedacht, als er ihn rauschen ließ, man bekommt bei der Konstruktion eines Gerätes nichts geschenkt. Man muss dabei mit wenigstens einem Dutzend Parametern jonglieren. Das Ziel ist eine ausgeglichene Konstuktion. Ohne ungleich höheren Aufwand zu betreiben, kann man in einer solchen Standard-Topologie nämlich keine einzelnen Parameter verbessern, ohne andere zu verschlechtern.
Mit mehr Gegenkopplung rauscht er zum Beispiel nicht mehr so, klirrt auch weniger. Und spielt auch keine Musik mehr, er klingt dann wie ein billiger Japan-Verstärker. - Tja, alles schon getestet, dazu braucht man nur einen Transistor mit höherer Stromverstärkung in der Spannungsverstärkerstufe einzusetzen.

John Falowe sagte mir bei einem Besuch in Portslade 1990 zum Exposure X (den XV repektive XX gab es noch nicht...): "gegen das Rauschen mache ich nichts, die Wahrheit sieht man hier: mit weniger Rauschen gehen die TIM-Verzerrungen deutlich hoch"...und deutete auf seinen Messplatz. Zum Einschaltplopp des Exposure X gefragt, sagte er "take it or leave it" - er müsse da ja dann ein unzuverlässiges Relais einbauen und außerdem (mit Blick auf seinen Endabnahmeplatz) seien an diesen beiden Lautsprechern alle je gefertigten Exposure X schon mal eingeschaltet worden - und die Lautsprecher funktionierten immer noch...
Wichtig wären für Ihn Bauteile erster Wahl, saubere Handlötung mit anschließender Ultraschallreinigung, ein zuverlässiges Konzept mit ausgefeiltem Leiterbahn-Routing an einem extrem hochwertigen Netzteil...
Seine Einstellung zur Sache wird dadurch vielleicht ein wenig klar.

Das ganze hält sich in den hermetisch staub-dichten Exposure-Gehäusen übrigens extrem sauber und dauerhaft, ein solches Gerät sieht auch nach 20 Jahren innen noch aus wie gerade gefertigt, wenn man mal von den paar etwas wärmeren Stellen auf der Platine bei manchen Dauerläufer-Exemplaren absieht. Bei diesem Exemplar ist in der Beziehung auch kaum Verschleiß wahrnehmbar. "Kalte" (also lockere) Lötstellen - Fehlanzeige. Kühlung - die Wärme wird einfach an die Gehäusewanne abgeben.

das Original: Holden&Fisher-Trafo

In den späten 90er-Jahren gab es das dann nicht mehr bei Exposure: Holden&Fisher-Trafos "custom made" - Falowe hat sich bei so was nie lumpen lassen - die Fertigung nach seinem Ausscheiden kann da überhaupt nicht mit halten und der Ruf unter Kennern hat unter dem späteren Geiz sehr gelitten - die Fernost-Produktion kam an die handgefertigten Portslade-Geräte einfach nie wieder ran, selbst mit einem "schickeren" Äußeren. Man sieht das z.B. bei einem Vergleich des Platinenmaterials und der Reinigung: Anfang der 90er-Jahre war nur edelstes Epoxy-Glasfaser-Material im Einsatz, Ätzfehler wurden aussortiert, alle Platinen waren komplett handgelötet, Ultraschall-gewaschen und völlig frei von Flussmittel oder sonstigen Rückständen. Ende der 90er Jahre hatte man sich bereits alle die o.g. Punkte gespart - weil das andere ja auch nicht gemacht haben...

Benutzt man eine Phono-Platine der Nachfolge-Geräte, könnte man hier auch für Plattenspieler-Betrieb nachrüsten - die neueren Phono-Boards (öfters in ebay England erhältlich) haben den kompletten Originalschaltplan des Exposure XV samt Spannungsregelung an Board.

Der XXer wurde im Netzteil mit Evox-Rifa Axial-Elkos aufgerüstet, ein extremer LOW-ESR-longlife-Typ.

Änderungen

Beim Exposure XX gibt es wie bei seinen Kollegen X/XV/XXV eigentlich nichts zu "tunen". Nach Jahren sind natürlich wie überall die kleinen Elkos verschlissen, hier benutze ich meine Lieblingsmarke Panasonic (FC/FM) wie gehabt. Aber es wird nirgends ein Wert geändert. Ich gehe übrigens davon aus, dass Herr Farlowe dieselben Kondenstor-Typen wie ich wahrscheinlich bereits selbst eingesetzt hätte, wären diese zur Kiellegung schon erhältlich gewesen. Die axialen Typen wurden hier übrigens teilweise mit hochwertigsten axialen 105°C Evox-Rifa-Typen ersetzt, recht teuer, aber mit ihrem halbierten ESR ideal für die Anwendung im Leistungs-Netzteil-Bereich. Das macht sich auch klanglich sehr positiv bemerkbar.
Alles, was ich im Zuge der Überabeitung ändere, sind erstens die Typen der kleinen Elkos - teils ersetze ich die durch weitaus hochwertigeres - und zweitens die Weglassung der Strombegrenzung - wobei ich der Einfachheit halber einfach die vier Koppel-Dioden in der Endstufe entferne, das lässt sich auf Wunsch nämlich schnellstens und absolut unsichtbar rückgängig machen.

Die Strombegrenzung hatte ich 1990 mit Herrn Falowe bereits diskutiert: Nach einem Kurzschluß-Endstufen-Ausfall in einem Xer, den ich selber zu dem Zeitpunkt schon repariert hatte, habe ich den Sinn der Maßnahme etwas in Zweifel gezogen - denn sie hatte ja offensichtlich nicht schützen können. Die Begrenzung ist, das hat er mir bestätigt,  aus klanglichen Gründen nicht allzu scharf ausgelegt, er meinte, sie reicht, um bei abgedrehter Lautstärke und Kabel-Spielereien einen Kurzschluß zu überleben, für mehr aber nicht - die Wirkungslosigkeit unter Volllast sei ihm bekannt. Nun wirkt die Strombegrenzung subtiler Weise dennoch ins Musik-Geschehen, nimmt ein klein wenig Souveränität aus dem Klang. Ich bin da der Meinung: Abschalten bei Kabelarbeiten, vorsichtig mit dem Gerät umgehen - und weg mit der Begrenzung, im Normalbetrieb wird sie sowieso nie etwas positives bewirken können. Daher nehme ich im Gegensatz zu Farlowe das Risiko auf mich, an den "DAU" zu geraten - man kann meine revidierten Verstärker also etwas leichter durch totale Fehlbehandlung zerstören, dafür klingt er bei bestimmungsgemäßer Nutzung auch etwas besser.

Den XXer hat mir ein Freund mitgebracht, anscheinend von einer Reise - ich habe ihn ihm revidiert wieder mit gegeben und, da er auch gerne Phono wollte, vor kurzem gegen einen ansonsten ja baugleichen XVer ausgetauscht, jetzt steht er hier für die Exposure XV-Fans, die keine Platten und keinen Dreher dazu haben und auch keinen anschaffen wollen - und die daher einen Line-Eingang mehr bevorzugen - oder natürlich auch für die Nutzer eines guten externen Phono-Vorverstärkers. An diesem Gerät mussten einige Fehler repariert werden, ganz offensichtlich hatte der Vorbesitzer die Ausgänge kurzgeschlossen (sieh oben). Neu sind daher die meisten Halbleiter in der Endstufe und im Leistungsnetzteil sowie ein paar Widerstände. Selbstverständlich ist das Netzkabel mit einem Schutzkontakt-Stecker versehen.
Außerdem hatte der Lautstärke-Regler kleine Aussetzer und ich habe kurzerhand einen neuen eingebaut, wieder ein blaues ALPS High-Grade - dabei habe ich sogar eines mit sehr gutem Gleichlauf erwischt, was man ja gerade im "ganz leise"-Bereich ja nicht immer behaupten kann.

Klang

Wie oben schon bemerkt: dieses Gerät ist ein vollkommener Überflieger. Dynamik, Rhythmus und tonales Feingefühl machen dem Namen Exposure alle Ehre. Der Abstand zu keinen Exposure Vor-End-Kombis (XVII / XVIII Stereo) ist denkbar gering, das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut unübertroffen. Und so überarbeitet wie hier, können Sie sich damit für die nächsten 30Jahre gemütlich einrichten.

Kürzlich hatte ich die Ehre mal ein sehr gut erhaltenes Original-Exemplar (wenig Betriebsstunden über viele Jahre, aber in letzter Zeit häufiger genutzt und bereits wieder eingespielt) mal mit meiner Revisionsfassung vergleichen zu dürfen. Mit weniger dynamischem Musikmaterial ist es mir wirklich schwer gefallen, die beiden auseinander zu halten, der Charakter bleibt im Großteil der Abstimmung so gut erhalten, dass ich mir das im Doppelblindversuch nicht mit jeder Musik und in jeder Tagesform zutrauen würde, die beiden zu unterscheiden. Lässt man allerdings ein wenig "lebhafteres" an den Eingang, dann zeigen die beiden wirklich wirksamen Aufrüstungen unterscheidbare Wirkung. Da ist einerseits die komplette Weglassung der Strombegrenzung und andererseits der geringere ESR der neuen 47µF-Stützelkos der Regelung im Endstufen-Netzteil: Er zieht revidiert einfach mehr weg, er langt kräftiger, nachhaltiger und stabiler zu - kleines Beispiel: an sich dünn aufgenommener Pop mit effektvollem Studio-Gate-Einsatz vor allem am Schlagzeug - Vanessa Carlton, "a thousand miles". Mit dem Schlagzeug-Einsatz scheidet sich in Sachen Grob-Dynamik die Spreu vom Weizen, auch die Exposures werden klar unterscheidbar. Der Original-Exposure haut einem da schon mehr um die Ohren als die meisten anderen Vollverstärker sich je erträumen - die revidierte Version kann einem hier einen regelrechten Schrecken einjagen, weil sie den gleichen Dynamik-Sprung mit einer Oktave mehr Fundament und Fülle untermauert ohne im geringsten den Überblick zu verlieren.

Und wichtig ist mir hier noch ein paar Worte zur Anpassung: Exposure Geräte haben durchgehend eine ähnliche oder gleiche Endstufen-Topologie, immer mit einem 0,22-Ohm Widerstand im Lautsprecherkreis vor die rote Ausgangsbuchse geschaltet. Die Endstufe selber ist eine extrem klirrarme Compound-Schaltung, die mit einem minimalen Ruhestrom auskommt, thermisch völlig stabil arbeitet und für sich genommen eine geringere Rückwirkung der Lautsprecherimpedanz auf die Leistungselemente und keine so strenge, lokale Strom-Gegenkopplung hat. Andere bipolare Konstruktionen haben hier stattdessen direkte Kopplung an einem Emitterfolger-Ausgang, eventuell gerade mal noch eine niederohmige Spule mit Dämfungswiderstand am Ausgang, um extreme HF-Phasenwinkel für einen stabilen Betrieb der Gegenkopplung zurück zu drehen. Der Dämpfungsfaktor einer solchen Schaltung kann leicht das 10fache eines Exposure überschreiten. Röhrenendstufen wiederum dämpfen oft noch weit weniger die Chassis, auch Musical Fidelity-Konstruktionen haben oft den Lautsprecher noch weniger in der Gewalt, als ein Exposure. Soweit der technische Hintergrund. Sie können sich vorstellen, dass sich all diese Konstruktionen an verschiedenartigen Lautsprechern und Kabeln durchaus unterschiedlich verhalten, dass da jeder mehr oder weniger gute Spielpartner findet. Nur zwei für sich genommen gute Komponenten zusammen zu würfeln, verhilft also möglicherweise nicht zu einem optimalen Gesamtergebnis.
Der Exposure X und seine Nachfolger (die Endstufe des XV / XX / XV ist identisch ausgelegt) wurde nach meiner Anschauung an Epos ES14 und ähnlichen Lautsprechern entwickelt und getestet - wen wundert's wenn an diesen und ähnlichen Konstruktionen das beste Ergebnis zu erzielen ist? Die Epos ES14 ist im Prinzip ein kräftig angetriebener Vollbereichs-beschalteter Polypropylen-Breitbänder (meist mit Phase-Plug verkauft), der im Hochtonbereich mit einem über einen 2,2µF Folien-Kondensator parallel geschalteten, ferrofluidgekühlten Alu-Kalotten-Hochtöner mit Diffusor-Grill unterstützt wird. Der Wirkungsgrad liegt in der Gegend um 90dB/W/m. Ein simpel, aber durchdacht konstruierter Bassreflex-Lautsprecher, der den Verstärker kaum vor große Probleme stellt, mit mehr Dämfungsfaktor als beim Exposure sogar beginnt, leblos analytisch zu klingen. Alle Lautsprecher aus dieser Schmiede sind für Exposure-Verstärker geeignet (auch die damaligen Billig-Ausgaben von Mordaunt-Short, die in der gleichen Halle wie Epos gefertigt wurden), es gibt aber auch etliche andere, die hervorragend harmonieren, z.B. von Harbeth, Monitor Audio, Triangle oder auch meine Bluesline "BEAT" (ein Traum-Match...).
Langen Sie hier allerdings daneben, könnten Sie von den Möglichkeiten des Verstärkers leicht die Hälfte verspielen - ich will ihn da nicht "zickig" nennen, doch man ist in der Auswahl durchaus eingeschränkt, wenn man eine gute Gesamtkette bauen will. Es ist zusammen mit den richtigen Lautsprechern auch dringend das richtige Kabel zu empfehlen: Garantie (nicht Gewährleistung) hat Exposure ohnehin nur zusammen mit eigenen Kabeln gegeben (!), nahezu baugleich sind etliche Kabelsorten von Phonosophie, Linn (LK20), Naim oder Cable Talk. Und tatsächlich zählen diese Kabelsorten zu den besten Kombinationen mit einem Exposure- oder auch Naim-Verstärker, bedingt durch ihre angepasste Impedanz, halbwegs geringe Induktivität und auch durch den starren Abstand der groben Litzen zueinander. 
Wenn Sie alte Stereoplay-Tests lesen, in dem sowohl der phantastische Exposure XV als auch die ebenso gut konstruierte Epos ES14 regelrecht durchgefallen sind, dann können Sie mit Sicherheit davon ausgehen, dass die beiden nicht miteinander getestet wurden, sondern beide an jeweils "optimalen" Fehlanpassungen. Mit inzwischen langjähriger Erfahrung bei solchen Komponenten kann ich über derart hanebüchene Tests inzwischen nur noch den Kopf schütten - erst recht, wenn ich mir ansehe, welche Geräte damals den Test dann gewonnen haben.
Und vergleiche ich den hier angebotenen Verstärker ernsthaft mit mehrfach teureren aktuellen Produkten gestandener Hifi-Anbieter, kann ich mir die stets zunehmende Punktezahl in den Magazinen auch nicht erklären, an sich sind die neuen Konkurrenten bei ernsthafter Betrachtung in keinerlei Hinsicht überlegen, nicht mal in der noch zu erwartenden Lebensdauer.

Für Ihr schon vorhandenes Gerät:

Revision zum Fixpreis verfügbar