Vollverstärker

Exposure Electronics XV super (1997)

Revision:

  • Erneuerung aller Elektrolyt-Kondensatoren
  • nach Bedarf neue Zener-Dioden
  • Abgleich Netzteil
  • Auf Wunsch Endstufen-"rail filter"
  • Abschaltung Strombegrenzung (kann auf Wunsch unterbleiben)

Eigenschaften:

  • Gehäusedeckel, Boden- und Rückseite Alu lackiert
  • schwarze Alu-Hochglanz-Front mit gelb aufgedrucktem Schriftzug
  • wahlweise Phono MM oder MC-Platine (auch Sonderanpassungen möglich)
  • 3 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • 2x 55W@8Ω
  • Quellwahlschalter
  • Tape-record Umschalter

Beschreibung

Klassiker und Geheimtip bei den britischen Geräten. Obwohl im Prinzip sehr ähnlich aufgebaut wie einige Naim-Geräte zeigt sich das überlegene Design im Detail. Nicht etwa, dass John Farlowe zum Kochen geheime Substanzen verwenden würde - aber das genaue Rezept ist unübertroffen. Der Exposure XV / XV super ist zum Beispiel der einzige mir bekannte Vollverstärker, der die Betriebsspannung der Endstufe komplett stabilisiert!
Wer sich ein wenig auskennt und einen Blick auf das Mainboard wirft, ist zuert mal von der Zahl der Endstufen-Transistoren verwirrt.

Das Gerät hat sechs (!?). Aber nur zwei Lautsprecheranschlüsse.
Des Rätsels Lösung:
Die mittleren zwei Transistoren haben nichts weiter zu tun, als die Betriebsspannung für die beiden Endstufen konstant zu halten - ohne jegliche Strombegrenzungsmaßnahmen. Daher ergibt sich hier ein extrem niedriger differenzieller Netzteil-Innenwiderstand und daraus wieder eine schier unglaubliche Laststabilität. Nicht dass der Verstärker daraus eine besonders niedrige Ausgangsimpedanz ableitet - das ist hier gar nicht gewollt, im Gegenteil, es sind dem Lautsprecherkreis sogar 0,22Ohm-Widerstände in Reihe geschaltet um das Gerät in alle Lebenslagen in der Balance zu halten und einen breitbandig konstanten Dämpungsfaktor von ca. 30 zu erzeugen - und um den Lautsprecher abzusichern.

Aber was immer das Gerät an dieser Versorgung tut, es tut es innerhalb seiner gesamten Leistungsbandbreite gleichmäßig frequenzunabhängig.
Ein wenig rauschärmer als sein Vorgänger Exposure X ist dieses Gerät vielleicht nicht optimal für Hochwirkungsgrad-Lautsprecher, da hört man ihn in sonstiger Stille deutlich ein leises Zischen. Was also den statischen Störspannungsabstand angeht ist das Gerät nichts für penible Datenblattfetischisten.
Das leise Herumstehen ist seine Stärke nicht.

Aber lassen wir mal Musik an den Eingang, dann kommt die Überraschung. Locker, atmend, gewaltiger "Durchzug", farbig.
Klar hat der Konstrukteur sich etwas dabei gedacht, als er ihn rauschen ließ, man bekommt bei der Konstruktion eines Gerätes nichs geschenkt. Man muss dabei mit wenigstens einem Dutzend Parametern jonglieren. Das Ziel ist eine ausgeglichene Konstuktion. Ohne ungleich höheren Aufwand zu betreiben kann man in einer solchen Standard-Topologie nämlich keine einzelnen Parameter verbessern, ohne andere zu verschlechtern.
Mit mehr Gegenkopplung rauscht er zum Beispiel nicht mehr so, klirrt auch weniger. Und spielt auch keine Musik mehr, er klingt dann wie ein billiger Japan-Verstärker. - Tja, alles schon getestet, dazu braucht man nur einen Transistor mit höherer Stromverstärkung in der Spannungsverstärkerstufe einzusetzen.

John Falowe sagte mir bei einem Besuch in Portslade 1990 zum Exposure X (den XV gab es noch nicht...): "gegen das Rauschen mache ich nichts, die Wahrheit sieht man hier: mit weniger Rauschen gehen die TIM-Verzerrungen deutlich hoch"...und deutete auf seinen Messplatz. Zum Einschaltplopp des Exposure X gefragt, sagte er "take it or leave it" - er müsse da ja dann ein unzuverlässiges Relais einbauen und außerdem (mit Blick auf seinen Endabnahmeplatz) seien an diesen beiden Lautsprechern alle je gefertigten Exposure X schon mal eingeschaltet worden - und die Lautsprecher funktionierten immer noch...
Wichtig wären für Ihn Bauteile erster Wahl, saubere Handlötung mit anschließender Ultraschallreinigung, ein zuverlässiges Konzept mit ausgefeiltem Leiterbahn-Routing an einem extrem hochwertigen Netzteil...
Seine Einstellung zur Sache wird dadurch vielleicht ein wenig klar.

Das ganze hält sich in den hermetisch staub-dichten Exposure-Gehäusen übrigens extrem sauber und dauerhaft, ein solches Gerät sieht auch nach 20 Jahren innen noch aus wie gerade gefertigt, wenn man mal von den paar etwas wärmeren Stellen auf der Platine absieht. "Kalte" (also lockere) Lötstellen - Fehlanzeige. Kühlung - die Wärme wird einfach an die Gehäusewanne abgeben.

Was das Gerät zusätzlich ganz besonders auszeichnet, ist die hervorragende Phonostufe.

Hier bestückt mit einer MC-Preamp-Platine

...und hier mit dem MM-Board.

Die Zusatz-Platine hinten an den Eingangsbuchsen ist übrigends nur ein Impedanz-angepasster linearer Vor-Vorverstärker mit 2,4facher (MM) bzw. 40facher (MC) Verstärkung. Entzerrung und Line-Verstärkung erledigt der Schaltungsteil davor auf der Hauptplatine.

Änderungen

Beim Exposure XV gibt es eigentlich nichts zu "tunen". Nach Jahren sind natürlich wie überall die kleinen Elkos verschlissen, hier benutze ich meine Lieblingsmarke Panasonic (FC/FM) wie gehabt. Aber es wird nirgends ein Wert geändert. Ich gehe übrigens davon aus, dass Herr Farlowe dieselben Kondenstor-Typen wie ich wahrscheinlich bereits selbst eingesetzt hätte, wären diese zur Kiellegung schon erhältlich gewesen. Die axialen Typen wurden hier übrigens teilweise mit hochwertigsten axialen 105°C Evox-Rifa-Typen ersetzt, recht teuer, aber mit ihrem halbierten ESR ideal für die Anwendung im Leistungs-Netzteil-Bereich. Das macht sich auch klanglich sehr positiv bemerkbar.

An diesem Gerät mussten auch einige weitere Fehler repariert werden, ganz offensichtlich hatte der Vorbesitzer die Ausgänge kurzgeschlossen und danach hat sich ein Techniker vorsichtig an dem Gerät versucht und bald aufgegeben. Neu sind die meisten Halbleiter in der Endstufe und im Leistungsnetzteil, ein paar Widerstände und die Fein-Einsteller für die Betriebsspannung. Auch hat das Gerät auf seinem Weg aus den USA hierher einen heftigen Transportschaden am Bodenblech erlitten, das ist aber soweit wieder begradigt. Selbstverständlich ist der Trafo auch wieder auf 240V umgepolt und das Netzkabel mit einem Schutzkontakt-Stecker versehen.

Phono-Platinen kann ich mehrere verschiedene anbieten, gebe aber pro Verstärker immer nur eine her. Auf Wunsch kann der Käufer diese nachträglich tauschen oder anpassen lassen. Sehr bewährt hat sich die Modifikation auf gleichstromfreie Eingänge, indem man die galvanisch gekoppelten, bipolaren Eingangstransistoren mit zwei Pärchen selektierten, rauscharmen JFET-Transistoren ersetzt. Dazu kann man noch den Verstärkungsfaktor und die Eingangsimpedanz nach Wunsch bestücken, im letzten Fall z.B. für High-Output-MC, 47kOm, 470pF, Verstärkung 8.

Klang

Wie oben schon bemerkt: dieses Gerät ist ein vollkommener Überflieger. Dynamik, Rhythmus und tonales Feingefühl machen dem Namen Exposure alle Ehre. Der Abstand zu keinen Exposure Vor-End-Kombis (XVII / XVIII Stereo) ist denkbar gering, das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut unübertroffen. Und so überarbeitet wie hier, können Sie sich damit für die nächsten 30Jahre gemütlich einrichten.

Für Ihr Gerät:

Revision zum Fixpreis verfügbar