Vollverstärker

Exposure Electronics XV (1992)

verkauft Januar 2016 für 649,- €

Eigenschaften:

  • Gehäusedeckel, Boden- und Rückseite Alu lackiert
  • schwarze Alu-Front gebürstet aufgedrucktem Schriftzug
  • MM bestückt, wahlweise MC-Platine (auch Sonderanpassungen möglich)
  • 3 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • 2x 35W@8Ω
  • Quellwahlschalter
  • Tape-record Umschalter

Hier ein paar Original-Bilder des angebotenen Geräts:

Stören Sie sich nicht daran, dass im Blitzlicht der struktur-lakierte Deckel staubig aussieht, das sieht nur auf dem Foto so aus.

Beim XVer wird die Rückseite direkt vom Deckel abgeschlossen. Man beachte: die rechten Eingangsbuchsen sind oben, der rechte Lautspercher-Ausgang von vorne gesehen links. Man könnte also auch alles wie gewohnt anstecken...

Beim Exposure XV wird mit Drehschaltern die Quelle gewählt, es gibt eine Einschaltverzögerung (die die Endstufen-Eingänge trennt) und eine zweite Gleichrichtung/Siebung für die Vorstufe - daher die vier großen Elkos

Die axialen Philips-Elkos im Netzteil habe ich seit einiger Zeit stets mit teuren, langlebigen LOW-ESR-Fest-Elektrolyt-Typen ersetzt, die ändern den Charakter zwar nur wenig, geben aber dem Netzteil mehr Schub und Transienten-Festigkeit. Das Gerät hat damit mehr "Nachdruck".

Bestückt ist eine Phono-MM Platine als wechselbarer Linear-Vor-Vorverstärker

Lautstärkeregler, Umschaltung und Vorstufen-Siebung von hinten, die von irgendeinem Vorbesitzer nachgerüsteten Keramik-Bypass-Kondesatoren an den großen Elkos wurden inzwischen entfernt, nachdem einer davon kaputt gegangen war (warum baue ich so was eigentlich nie ein...?!).

Der Trafo ist noch original aus Glasgow...

Komplett-Übersicht

...und ein interessantes Detail: Exposure betrachtet (zurecht) das Kabel als Bestandteil des Verstärkers. Extreme Kabel-Blindwiderstände können nämlich den ansonsten so gutmütigen, schlichten Verstärker in seiner Gegenkopplungsschleife völlig ins Schleudern bringen. Wenn es bei hohen Pegeln gepresst klingt an einem Exposure, dann versuchen Sie zuerst einfach mal ein Original-Kabel oder was baugleiches von Naim, Phonosophie oder Linn (z.B. LK20).

...der bisherige Text und die Bilder bezogen sich auf das angebotene Gerät.
Das folgende ist eher allgemein und steht teilweise auch auf anderen meiner Seiten...

Geräte-Geschichte, Werbung und Wahrheit

...ohne auf die Wahrheit den Alleinvertretungs-Anspruch erheben zu wollen...
- man kann zumindest manche Behauptung "falsifizieren".
Eine häufige Argumentation für ein neueres Gerät ist ja, das es besser sei.
Weil ja Neues immer besser sein muss.
Na ja, kann sein, muss aber eben nicht. Meiner Meinung nach ist das sogar eher selten so.

Und in der Geschichte der Modellentwicklung bei verschiedenen Herstellern sind die Exposure-Vollverstärker eher typisch.

Angefangen hatte es mit dem Exposure X (römisch "10"). Der mag in der Erst-Auflage der Serienfertigung noch ein paar Problemchen gehabt haben (z.B. Übersprechen), doch man hat mir glaubhaft versichert, das schon das auf Brettchen genagelte Versuchs-Gerät hervorragend gespielt hat. Man hat nach der ersten Version noch den Phono-Eingang auswechselbar gemacht, den Treiber-Verstärker für den Tape-Ausgang wieder entfernt, doch was blieb, war die unheimliche Akribie, die man in den Erstling investiert hatte, hier war alles zig mal getestet und abgehört. Die letzten Varianten des Xer waren dann eher nach technischen Aspekten in Details verändert.
So gut, wie die ausgereifte Version (Board issue 4 bis 5) des Exposure X (noch mit dem massiven Gehäuse - vorn und hinten ein Alu-Profil, fetter gelber Schriftzug) geklungen hat, ist es nach meiner Einschätzung später nie mehr geworden.
DAS war für mich der  am höchsten entwickelte Exposure-Vollverstärker, der den besten Spielfluß an den Tag gelegt hat, so sieht zumindest für mich die "Wahrheit" aus.
Der Nachfolger, Exposure XV, war dann die Antwort auf den Kundenwunsch: "soll nicht so ploppen, soll nicht so rauschen". War anhand der technischen Daten auch wirklich überlegen - theoretisch.
Und als ich dann mal zwei Geräte - einen Xer und einen XVer beide frisch revidiert gegeneinander antreten ließ, hat gegen meine Erwartung der Xer das Rennen gemacht. Der Vergleich "letzte Variante X gegen erste Variante XV fällt etwas weniger drastisch aus.

Ende der 90er Jahre, als Farlowe bei Exposure auf dem Absprung war, als der Trafo-Zulieferer Holden&Fisher auf die Pleite zu steuerte und man auf innere Werte immer weniger Wert gelegt hat, kamen dann die verschiedenen "Super"-Geräte auf den Markt.
Super war daran mal gerade ein Parameter: die Maximalleistung war gestiegen. Allerdings ohne bei den Trafos mit zu ziehen, die Trafo-Nennleistung und Qualität (anderer Lieferant) hatten sich keinesfalls mit erhöht. War ja ohnehin überdimensioniert.
Das ist im Grunde etwa so, wie wenn Sie schnellere Autos mit gleichen oder schwächerem Motor verkaufen, das "längere" Getriebe macht's alleine. Fragt ja niemand, wie lange er braucht, um so schnell zu werden...
Alte, aufwändige Gewohnheiten wie die Ultraschall-Wäsche nach der Hand-Lötung hat man auch langsam aufgegeben.
Im Nachhinein wage ich zu behaupten, dass es seit dem zweiten Xer-Modell mit den Vollverstärkern abwärts ging.

Wer sich am Rauschen und Ploppen der Erstlinge nicht stört, sollte als Exposure-Fan entsprechend einen Xer nehmen, will man etwas häufiger ausschalten oder hat einen recht hohen Lautsprecher-Wirkungsgrad, geht man zu späteren Modellen - ein früher XVer klingt noch super, ein "XV super" nicht mehr so sehr - ein XXV ist aufgrund des fehlenden Line-Verstärkers besonders rauscharm und kann auch mal ein Horn betreiben.

Und nur um sie am Rande zu erwähnen,

die Geräte der Nach-Farlowe-Ära:

Die sind meiner Meinung nach durchaus im Markt konkurrenzfähig. Aber eigentlich nur, weil es so gut wie keine Konkurrenz mehr auf dem alten Niveau gibt. Die "großen" Geräte der letzten Generation mögen auch vielleicht gar nicht mal schlecht sein - doch den Charme und Charakter eines Exposure X ist damit nicht einzuholen.
Mag der Urahn besondere Lautsprecher fordern und das aktuelle Top-Modell wirklich "alles" bedienen... dafür erreicht der Erbe auch nicht die gleichen Höhenflüge durch richtige Kombination. Bislang hatte ich aus dem neuen Jahrtausend nur einen 2010-Vollverstärker umfassend auf dem Tisch und an den Lautsprechern. Und der konnte mich nicht wirklich überzeugen. Kein geregeltes Netzteil mehr, MOSFET-Endstufe mit typischem, glasigen Klirrspektrum, Elna for Audio-Elkos und blaue LEDs, soll ich weiter aufzählen?
...halt ein durchaus bewusst konstruiertes, offenbar in Fernost gefertigtes Allerwelts-Gerät. Sieht für mich neben einem Xer aus wie eine Cola-Dose neben einem silbernen Kerzenhalter...

Beschreibung

Klassiker und Geheimtip bei den britischen Geräten. Obwohl im Prinzip sehr ähnlich aufgebaut wie einige Naim-Geräte zeigt sich das überlegene Design im Detail. Nicht etwa, dass John Farlowe zum Kochen geheime Substanzen verwenden würde - aber das genaue Rezept ist unübertroffen. Der Exposure XV / XV super ist zum Beispiel der einzige mir bekannte Vollverstärker, der die Betriebsspannung der Endstufe komplett stabilisiert!
Wer sich ein wenig auskennt und einen Blick auf das Mainboard wirft, ist zuert mal von der Zahl der Endstufen-Transistoren verwirrt.

Das Gerät hat sechs (!?). Aber nur zwei Lautsprecheranschlüsse.
Des Rätsels Lösung:
Die mittleren zwei Transistoren haben nichts weiter zu tun, als die Betriebsspannung für die beiden Endstufen konstant zu halten - ohne jegliche Strombegrenzungsmaßnahmen. Daher ergibt sich hier ein extrem niedriger differenzieller Netzteil-Innenwiderstand und daraus wieder eine schier unglaubliche Laststabilität. Nicht dass der Verstärker daraus eine besonders niedrige Ausgangsimpedanz ableitet - das ist hier gar nicht gewollt, im Gegenteil, es sind dem Lautsprecherkreis sogar 0,22Ohm-Widerstände in Reihe geschaltet um das Gerät in alle Lebenslagen in der Balance zu halten und einen breitbandig konstanten Dämpungsfaktor von ca. 30 zu erzeugen - und um den Lautsprecher abzusichern.

Aber was immer das Gerät an dieser Versorgung tut, es tut es innerhalb seiner gesamten Leistungsbandbreite gleichmäßig frequenzunabhängig.
Ein wenig rauschärmer als sein Vorgänger Exposure X ist dieses Gerät vielleicht nicht optimal für Hochwirkungsgrad-Lautsprecher, da hört man ihn in sonstiger Stille deutlich ein leises Zischen. Was also den statischen Störspannungsabstand angeht ist das Gerät nichts für penible Datenblattfetischisten.
Das leise Herumstehen ist seine Stärke nicht.

Aber lassen wir mal Musik an den Eingang, dann kommt die Überraschung. Locker, atmend, gewaltiger "Durchzug", farbig.
Klar hat der Konstrukteur sich etwas dabei gedacht, als er ihn rauschen ließ, man bekommt bei der Konstruktion eines Gerätes nichs geschenkt. Man muss dabei mit wenigstens einem Dutzend Parametern jonglieren. Das Ziel ist eine ausgeglichene Konstuktion. Ohne ungleich höheren Aufwand zu betreiben kann man in einer solchen Standard-Topologie nämlich keine einzelnen Parameter verbessern, ohne andere zu verschlechtern.
Mit mehr Gegenkopplung rauscht er zum Beispiel nicht mehr so, klirrt auch weniger. Und spielt auch keine Musik mehr, er klingt dann wie ein billiger Japan-Verstärker. - Tja, alles schon getestet, dazu braucht man nur einen Transistor mit höherer Stromverstärkung in der Spannungsverstärkerstufe einzusetzen.

John Falowe sagte mir bei einem Besuch in Portslade 1990 zum Exposure X (den XV gab es noch nicht...): "gegen das Rauschen mache ich nichts, die Wahrheit sieht man hier: mit weniger Rauschen gehen die TIM-Verzerrungen deutlich hoch"...und deutete auf seinen Messplatz. Zum Einschaltplopp des Exposure X gefragt, sagte er "take it or leave it" - er müsse da ja dann ein unzuverlässiges Relais einbauen und außerdem (mit Blick auf seinen Endabnahmeplatz) seien an diesen beiden Lautsprechern alle je gefertigten Exposure X schon mal eingeschaltet worden - und die Lautsprecher funktionierten immer noch...
Wichtig wären für Ihn Bauteile erster Wahl, saubere Handlötung mit anschließender Ultraschallreinigung, ein zuverlässiges Konzept mit ausgefeiltem Leiterbahn-Routing an einem extrem hochwertigen Netzteil...
Seine Einstellung zur Sache wird dadurch vielleicht ein wenig klar.

Das ganze hält sich in den hermetisch staub-dichten Exposure-Gehäusen übrigens extrem sauber und dauerhaft, ein solches Gerät sieht auch nach 20 Jahren innen noch aus wie gerade gefertigt, wenn man mal von den paar etwas wärmeren Stellen auf der Platine absieht. "Kalte" (also lockere) Lötstellen - Fehlanzeige. Kühlung - die Wärme wird einfach an die Gehäusewanne abgeben.

Was das Gerät zusätzlich ganz besonders auszeichnet, ist die hervorragende Phonostufe.

Hier bestückt mit einer MC-Preamp-Platine

...und hier mit dem MM-Board.

Die Zusatz-Platine hinten an den Eingangsbuchsen ist übrigends nur ein Impedanz-angepasster linearer Vor-Vorverstärker mit 2,4facher (MM) bzw. 40facher (MC) Verstärkung. Entzerrung und Line-Verstärkung erledigt der Schaltungsteil davor auf der Hauptplatine.

Änderungen

Beim Exposure XV gibt es eigentlich nichts zu "tunen". Nach Jahren sind natürlich wie überall die kleinen Elkos verschlissen, hier benutze ich meine Lieblingsmarke Panasonic (FC/FM) wie gehabt. Aber es wird nirgends ein Wert geändert. Ich gehe übrigens davon aus, dass Herr Farlowe dieselben Kondenstor-Typen wie ich wahrscheinlich bereits selbst eingesetzt hätte, wären diese zur Kiellegung schon erhältlich gewesen. Die axialen Typen wurden hier übrigens teilweise mit hochwertigsten axialen 105°C Evox-Rifa-Typen ersetzt, recht teuer, aber mit ihrem halbierten ESR ideal für die Anwendung im Leistungs-Netzteil-Bereich. Das macht sich auch klanglich sehr positiv bemerkbar.

An diesem Gerät mussten auch einige weitere Fehler repariert werden, ganz offensichtlich hatte der Vorbesitzer die Ausgänge kurzgeschlossen und danach hat sich ein Techniker vorsichtig an dem Gerät versucht und bald aufgegeben. Neu sind die meisten Halbleiter in der Endstufe und im Leistungsnetzteil, ein paar Widerstände und die Fein-Einsteller für die Betriebsspannung. Auch hat das Gerät auf seinem Weg aus den USA hierher einen heftigen Transportschaden am Bodenblech erlitten, das ist aber soweit wieder begradigt. Selbstverständlich ist der Trafo auch wieder auf 240V umgepolt und das Netzkabel mit einem Schutzkontakt-Stecker versehen.

Phono-Platinen kann ich mehrere verschiedene anbieten, gebe aber pro Verstärker immer nur eine her. Auf Wunsch kann der Käufer diese nachträglich tauschen oder anpassen lassen. Sehr bewährt hat sich die Modifikation auf gleichstromfreie Eingänge, indem man die galvanisch gekoppelten, bipolaren Eingangstransistoren mit zwei Pärchen selektierten, rauscharmen JFET-Transistoren ersetzt. Dazu kann man noch den Verstärkungsfaktor und die Eingangsimpedanz nach Wunsch bestücken, im letzten Fall z.B. für High-Output-MC, 47kOm, 470pF, Verstärkung 8.

Klang

Wie oben schon bemerkt: dieses Gerät ist ein vollkommener Überflieger. Dynamik, Rhythmus und tonales Feingefühl machen dem Namen Exposure alle Ehre. Der Abstand zu keinen Exposure Vor-End-Kombis (XVII / XVIII Stereo) ist denkbar gering, das Preis-Leistungs-Verhältnis absolut unübertroffen. Und so überarbeitet wie hier, können Sie sich damit für die nächsten 30Jahre gemütlich einrichten.

Für Ihr Gerät:

Revision zum Fixpreis verfügbar