Vollverstärker

Exposure Electronics X (1989) - board issue 5

verkauft in Kommission Dezember 2015 für 649,- €

Eigenschaften:

  • Gehäusedeckel Alu lackiert -  Front-Profil mit gelb aufgedrucktem Schriftzug
  • Phono MM fest bestückt (Sonderanpassung möglich)
  • 3 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • Stabilisierte Endstufen-Versorgung mit Holden&Fisher-Ringkerntrafo
  • 2x 35W@8Ω
  • Quellwahl-Druckschalter
  • Tape-record Druckschalter

Alter Bekannter

das Gerät hatte ich bereits auf dem Tisch als es noch neu war, es besaß von damals eine Entkopplung der Versorgung in der Endstufe zwischen Strom- und Spannungsverstärker. Gleichzeitig hat mir der Eigentümer auch seinen Linn LP12 zum Kommissionsverkauf übergeben - samt AudioTec-Tisch, dazu seine Lautsprecher, eine frühe, kleine Studie zwischen Symphonic Line RG5 und Bluesline Groove mit Podzsus-Görlich-Basstönern und Audax Gewebe-Kalotten.

Seit ich bei der Revision im Haupt-Netzteil Fest-Elektrolyt-Kondensatoren einsetze, ist für mich - insbesondere auch unter Abwägung von Argumenten wie Reversibilität und Sammlerwert - die Unterbrechung von Leiterbahnen und Ergänzung von Bauteilen die zweite Wahl, ich vermeide das inzwischen, zumal ich auch finde, dass der Charakter mit den Filtern eine deutlich veränderte Tendenz hat, während mit den hochwertigeren Kondensatoren zwar ebenfalls die Versorgung und Klangbild sauberer werden, doch an sich nur der "Schub" zunimmt, Abbildung und Spielfluß näher an der Original-Bestückung sind.

Und so habe ich bei der Neufassung jetzt die Filter entfernt. Stattdessen ist nun auch hier eine Relais-Verzögerung montiert, so dass das Gerät jetzt beim Ein- und Ausschalten völlig handzahm ist.

die Platine wurde in einen möglichst sauberen Original-Zustand versetzt, man kann bei genauer Untersuchung zwar noch sehen, wo die Zusatzelkos per Heißkleber montiert waren, doch die Unterbrechungen an der Unterseite sind beim Wechsel der kleinen Elkos wieder geschlossen worden, durch die Heißkleber-Verarbeitung unansehnlich gewordene Styroflex-Kondensatoren wurden ebenfalls ersetzt.

Da die Platinen-Version 5 hat bereits wechselbare Phono-Eingangs-Platinen, die Tape-Buffer-Schaltung ist weg gefallen, so dass sich an deren Stelle hervorragend die Einschalt-Verzögerung platzieren lässt.

Auch dieser Exposure X schaltet jetzt bei weitem zahmer ein und aus, als ein XVer. Wie schon fast gewohnt hat die Relais-Schaltung auch in der neuen Ausführung auf Anhieb funktioniert.

Wollen Sie mehr wissen, lesen Sie beim letzt-verkauften Exposure X nach.

Für Ihr Gerät:

Revision zum Fixpreis verfügbar

Geräte-Geschichte, Werbung und Wahrheit

...ohne auf die Wahrheit den Alleinvertretungs-Anspruch erheben zu wollen...
- man kann zumindest manche Behauptung "falsifizieren".
Eine häufige Argumentation für ein neueres Gerät ist ja, das es besser sei.
Weil ja Neues immer besser sein muss.
Na ja, kann sein, muss aber eben nicht. Meiner Meinung nach ist das sogar eher selten so.

Und in der Geschichte der Modellentwicklung bei verschiedenen Herstellern sind die Exposure-Vollverstärker eher typisch.

Angefangen hatte es mit dem Exposure X (römisch "10"). Der mag in der Erst-Auflage der Serienfertigung noch ein paar Problemchen gehabt haben (z.B. Übersprechen), doch man hat mir glaubhaft versichert, das schon das auf Brettchen genagelte Versuchs-Gerät hervorragend gespielt hat. Man hat nach der ersten Version noch den Phono-Eingang auswechselbar gemacht, den Treiber-Verstärker für den Tape-Ausgang wieder entfernt, doch was blieb, war die unheimliche Akribie, die man in den Erstling investiert hatte, hier war alles zig mal getestet und abgehört. Die letzten Varianten des Xer waren dann eher nach technischen Aspekten in Details verändert.
So gut, wie die ausgereifte Version (Board issue 4 bis 5) des Exposure X (noch mit dem massiven Gehäuse - vorn und hinten ein Alu-Profil, fetter gelber Schriftzug) geklungen hat, ist es nach meiner Einschätzung später nie mehr geworden.
DAS war für mich der  am höchsten entwickelte Exposure-Vollverstärker, der den besten Spielfluß an den Tag gelegt hat, so sieht zumindest für mich die "Wahrheit" aus.
Der Nachfolger, Exposure XV, war dann die Antwort auf den Kundenwunsch: "soll nicht so ploppen, soll nicht so rauschen". War anhand der technischen Daten auch wirklich überlegen - theoretisch.
Und als ich dann mal zwei Geräte - einen Xer und einen XVer beide frisch revidiert gegeneinander antreten ließ, hat gegen meine Erwartung der Xer das Rennen gemacht. Der Vergleich "letzte Variante X gegen erste Variante XV fällt etwas weniger drastisch aus.

Ende der 90er Jahre, als Farlowe bei Exposure auf dem Absprung war, als der Trafo-Zulieferer Holden&Fisher auf die Pleite zu steuerte und man auf innere Werte immer weniger Wert gelegt hat, kamen dann die verschiedenen "Super"-Geräte auf den Markt.
Super war daran mal gerade ein Parameter: die Maximalleistung war gestiegen. Allerdings ohne bei den Trafos mit zu ziehen, die Trafo-Nennleistung und Qualität (anderer Lieferant) hatten sich keinesfalls mit erhöht. War ja ohnehin überdimensioniert.
Das ist im Grunde etwa so, wie wenn Sie schnellere Autos mit gleichen oder schwächerem Motor verkaufen, das "längere" Getriebe macht's alleine. Fragt ja niemand, wie lange er braucht, um so schnell zu werden...
Alte, aufwändige Gewohnheiten wie die Ultraschall-Wäsche nach der Hand-Lötung hat man auch langsam aufgegeben.
Im Nachhinein wage ich zu behaupten, dass es seit dem zweiten Xer-Modell mit den Vollverstärkern abwärts ging.

Wer sich am Rauschen und Ploppen der Erstlinge nicht stört, sollte als Exposure-Fan entsprechend einen Xer nehmen, will man etwas häufiger ausschalten oder hat einen recht hohen Lautsprecher-Wirkungsgrad, geht man zu späteren Modellen - ein früher XVer klingt noch super, ein "XV super" nicht mehr so sehr - ein XXV ist aufgrund des fehlenden Line-Verstärkers besonders rauscharm und kann auch mal ein Horn betreiben.

Und nur um sie am Rande zu erwähnen,

die Geräte der Nach-Farlowe-Ära:

Die sind meiner Meinung nach durchaus im Markt konkurrenzfähig. Aber eigentlich nur, weil es so gut wie keine Konkurrenz mehr auf dem alten Niveau gibt. Die "großen" Geräte der letzten Generation mögen auch vielleicht gar nicht mal schlecht sein - doch den Charme und Charakter eines Exposure X ist damit nicht einzuholen.
Mag der Urahn besondere Lautsprecher fordern und das aktuelle Top-Modell wirklich "alles" bedienen... dafür erreicht der Erbe auch nicht die gleichen Höhenflüge durch richtige Kombination. Bislang hatte ich aus dem neuen Jahrtausend nur einen 2010-Vollverstärker umfassend auf dem Tisch und an den Lautsprechern. Und der konnte mich nicht wirklich überzeugen. Kein geregeltes Netzteil mehr, MOSFET-Endstufe mit typischem, glasigen Klirrspektrum, Elna for Audio-Elkos und blaue LEDs, soll ich weiter aufzählen?
...halt ein durchaus bewusst konstruiertes, offenbar in Fernost gefertigtes Allerwelts-Gerät. Sieht für mich neben einem Xer aus wie eine Cola-Dose neben einem silbernen Kerzenhalter...