Vollverstärker

Exposure Electronics X (1988) - board issue 3

Verkauft Januar 2016 über ebay Kleinanzeigen für 549,- €
Garantiebestimmungen

Eigenschaften:

  • Gehäusedeckel Alu lackiert -  Front- und Rückseite mit gelb aufgedrucktem Schriftzug
  • Phono MM fest bestückt (Sonderanpassung möglich)
  • 3 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • Stabilisierte Endstufen-Versorgung mit Holden&Fisher-Ringkerntrafo
  • 2x 35W@8Ω
  • Quellwahl-Druckschalter
  • Tape-record Druckschalter

Der eloxierte Knopf ist ein wenig heller. Das Blitzlicht lässt die Struktur-Oberfläche staubig erscheinen, das sieht im Original besser aus...

Verschiebe-Puzzle

Erst als ich dieses Gerät hier angeboten bekommen hatte, bekam der letzt-revidierte Exposure X die Freigabe zum Verkauf (bzw. zum Tausch, ein Stammkunde hatte schon lange ein Auge auf den und wollte ihn statt seines XVer haben). Denn ein fittes Gerät dieses Typs brauche ich einfach durchgehend als Demonstrations-Objekt, man kann damit Leute erschrecken und ins Grübeln bringen...

Wobei an diesem Geräte-Angebot im Nachhinein einiges recht ärgerlich war.

die massive Rückseite. Bei frühen Xern wurde vorne und hinten das gleiche Profil verwendet - aufwändig, fest.

Ich meine damit nicht den frühen Versionsstand. Hat man so ein Gerät, gibt es gewisse zusätzliche frühe Eigenheiten, die man als Sammler einfach toleriert. Dieses Gerät hat z.B. noch zwei zusätzliche Line-Verstärker als Tape-Buffer bestückt, die spätere Leitungsführung mag vielleicht nicht 100%ig perfekt geworden sein, aber ein derartiges Übersprechen insbesondere im rechten Kanal von CD - und das vor allem auch über den komplett abgedrehten Lautstärke-Regler hinweg gab es später nicht mehr. Den Musik-Genus behindert das wiederum nicht, weil es bei normalen Pegeln gar keinen Einfluss hat. Das ist ein Punkt, den ich der Originalität zu Liebe nicht auf einen späteren Stand umgebaut habe, ein ein paar Monate danach wurde der entsprechende Schaltungs-Teil bereits nicht mehr bestückt und ein halbes Jahr später enthielt die nächste Fassung des Platinen-Layouts diesen Bereich gar nicht mehr.

Der Überblick bei Fertigstellung - jetzt mit Fest-Elektrolyt-Elkos im Haupt-Netzteil

Wohl aber hatte den Vorbesitzer vermutlich genau dieses Verhalten animiert, heftig und unqualifiziert einzugreifen.
Entlastend muss ich dazu noch bemerken: es war das "kleine Gruselkabinett" was ich in dem Gerät vorgefunden habe, es hätte noch schlimmer kommen können. Aber es hat dennoch jede Menge Zeit und Mühe gekostet, hier weitestgehend "rückzubauen".
Schon von außen fiel das andere Netzkabel auf. Dicker Gummi-Stecker (Gummi-Stecker sind nicht mein Fall) und eine graue Steuer-Leitung, die von LAPP hätte sein können. So gut war sie dann aber auch nicht einmal - und damit auch nicht so gut wie das Original. Immerhin wurde komplett getauscht, keine Kupplung gesetzt. Und die snap-in-Kabel-Durchführung war durch eine Verschraubung ersetzt ohne den eigentlichen Durchbruch zu erweitern. An der äußeren Durchführung der Rückwand war dann dennoch ein wenig aufgebohrt...
Inkonsequent wurde bei der Innenverkablung die einzelne Leitung vom Sicherungshalter zum Schalter nicht wie im Original wieder mit den anderen Litzen in einem Schlauch zusammen geführt. Das hat den gleichen Sinn wie eine verdrillte Führung: bei eng aneinander liegender Hin- und Rückleitung heben sich die Störfelder gegenseitig auf. Das ist bei einem extra geführten Einzel-Volldraht natürlich nicht mehr der Fall, da hilft dann die ganze Kabel-Diskussion nichts mehr, der Stör-Effekt der falschen Verlegung überwiegt wesentlich jeden edlen Material-Vorteil.

billiger Kopp-Stecker, ordentlich montiert

Musste alles möglichst wieder werden wie zuvor, daher habe ich ein vorhandenes Netzkabel, das ich mit seinen englischen Stecker ohnehin nicht einsetzen konnte wieder originalgetreu eingebaut. Da kam auch kein Edel-Stecker dran. Wenn es an der Netz-Zuleitung Unterschiede zu hören gibt, dann schreibe ich dem Stecker eine weit deutlichere Wirkung zu, al dem Kabel selbst. Ein Netzkabel kann nach Meiner Erfahrung durchaus eine Wirkung machen, doch im Grunde ab einem gewissen Grund-Niveau nicht mit Hilfe möglichst edlen Materials, sondern über seine elektrischen Eigenschaften, insbesondere seine Impedanz und Impedanz-Verteilung. Besonders effektvolle Netzkabel sind dabei im Grunde nichts anderes als geschickt konfigurierte, langgestreckte Netz-Filter - und müssen deshalb auch genau zum Anwendungsfall passen. Der Stecker allerdings spielt als Übergangspunkt eine dominierende Rolle - wieder nicht durch "viel teuer", sondern durch Kleinigkeiten wie Übergangs-Widerstand (oder besser: Übergangs-Impedanz, abhängig von Leistung und Frequenz). Da kann man wie bei Signalsteckern Einflüsse durch die verschiedenen Übergangs-Widerstände und die Geometrie und sogar Mikrophonie haben, all das beeinflusst das Netzteil dessen Andere Seite bei einem Endverstärker bereits direkt im Lautsprecher-Kreis liegt. Für ein insgesamt Masse-armes Konzept wie hier ist dann ein preisgünstiger "08/15"-Stecker gar nicht mal die schlechteste Wahl, es kommt weit mehr als auf dessen Preis auf dessen Konfektionierung an. Die von mir verwendeten billigen Kopp-Stecker bringe ich an ordentlich verkrimpten und dabei fest verpressten (kaltverschweißt) Kabel-Enden an, mit denen er fest verschraubt wird. Das VDE-Messgerät zeigt dann bei der Pflicht-Messung des Schutzleiters gemäß Schutzklasse 1 stets niedrigste Anschluss-Widerstände, die meisten unprofessionell angefrickelten Edel-Kabel, die ich bisher gesehen habe, hatten einen deutlich höheren Übergangs-Widerstand, ebenso die meisten gekauften Kaltegeräte-Kabel.

Meine Meinung: Will man an der Stelle etwas erreichen, dann muss man deutlich höher einsteigen, Anstücken, ran frickeln, alles Käse. Wenn, dann stellt man genau die Materialien zusammen und bringt sie nach allen Regeln der Kunst sicher an. Bei diesem Xer jedenfalls ist alles wieder auf "Start" - und dabei gut verarbeitet, sieht auch wieder sammel- würdig aus und ist technisch sicher. Das ist gar nicht so einfach zu toppen.

 

 

Nächster unrühmlicher Punkt war der Lautstärke-Regler. Da war das gewohnte blaue Alps weg - und irgendein 6mm-Metall-Kohle-Poti eingebaut - obwohl, eingebaut trifft es wieder nicht ganz. Auch hier hat der tätige Held wieder die Durchführung geweitet, eine insgesamt völlig überflüssige Aktion, was hat ihm denn der originale Regler getan?

 

Musste ich auch ersetzen.

 

Einen weiteren ausgewechselten Punkt habe ich notgedrungen drin gelassen: die großen Elkos des Haupt-Netzteils, den die verschwundenen Originale sind ohnehin schwer zu ersetzen. Immerhin hat man BHC, vermutlich Schlitzfolien eingebaut, also nahezu dasselbe, das Exposure verwendet hat.
Ich selber hätte die allerdings bei diesem Modell nicht erneuert, da hatte ich noch keine wirklich abgebauten Exemplare. Bestimmt kommt die Zeit, in der man diese ausgesuchten Becher für den guten Klang wechseln muss, doch bisher ist es noch nicht so weit. Und an dieser Stelle kann man sich den guten Klang bei falscher Auswahl aber so richtig versauen...


Auch das Board hatte der Aktionist nicht verschont, es waren alle Elkos ausgetauscht - und dabei auf baumelnden Fern-Abstand montiert, beim Ablöten einige Löt-Augen gelöst oder abgerissen worden. Die vier axialen Elkos im Netzteil fand ich zwar durch gute Evox-Rifa ersetzt, diese aber halb auf abgeschnittene Anschlussbeine gelötet. All das wurde (nochmals) erneuert.
Zu schlechterletzt waren die vormals so hübsch verlegten Buchsen-Kabel größtenteils weg und durch Dämpfungs-Widerstände ersetzt, auch hier wieder ganz viel überflüssige Rückbau-Arbeit.

Als dann endlich das Board wieder einen akzeptablen Zustand erreicht hatte, kam die Kür dazu:

Kompensation des Offsets zwischen Lautsprecher- und Eingangs-Masse sowie die Anbringung der Verzögerungs-Schaltung. Von der habe ich mir ein paar Muster-Exemplare machen lassen, nicht mehr selber geätzt wie vor 25 Jahren, sondern EAGLE-Datei hin, Platine mit Lötstopp-Lack zurück.

Auch dieser Exposure X schaltet jetzt bei weitem zahmer ein und aus, als ein XVer. Wie schon fast gewohnt hat die Relais-Schaltung auch in der neuen Ausführung auf Anhieb funktioniert.

Wollen Sie mehr wissen, lesen Sie beim letzt-verkauften Exposure X nach.

Für Ihr Gerät:

Revision zum Fixpreis verfügbar

Geräte-Geschichte, Werbung und Wahrheit

...ohne auf die Wahrheit den Alleinvertretungs-Anspruch erheben zu wollen...
- man kann zumindest manche Behauptung "falsifizieren".
Eine häufige Argumentation für ein neueres Gerät ist ja, das es besser sei.
Weil ja Neues immer besser sein muss.
Na ja, kann sein, muss aber eben nicht. Meiner Meinung nach ist das sogar eher selten so.

Und in der Geschichte der Modellentwicklung bei verschiedenen Herstellern sind die Exposure-Vollverstärker eher typisch.

Angefangen hatte es mit dem Exposure X (römisch "10"). Der mag in der Erst-Auflage der Serienfertigung noch ein paar Problemchen gehabt haben (z.B. Übersprechen), doch man hat mir glaubhaft versichert, das schon das auf Brettchen genagelte Versuchs-Gerät hervorragend gespielt hat. Man hat nach der ersten Version noch den Phono-Eingang auswechselbar gemacht, den Treiber-Verstärker für den Tape-Ausgang wieder entfernt, doch was blieb, war die unheimliche Akribie, die man in den Erstling investiert hatte, hier war alles zig mal getestet und abgehört. Die letzten Varianten des Xer waren dann eher nach technischen Aspekten in Details verändert.
So gut, wie die ausgereifte Version (Board issue 4 bis 5) des Exposure X (noch mit dem massiven Gehäuse - vorn und hinten ein Alu-Profil, fetter gelber Schriftzug) geklungen hat, ist es nach meiner Einschätzung später nie mehr geworden.
DAS war für mich der  am höchsten entwickelte Exposure-Vollverstärker, der den besten Spielfluß an den Tag gelegt hat, so sieht zumindest für mich die "Wahrheit" aus.
Der Nachfolger, Exposure XV, war dann die Antwort auf den Kundenwunsch: "soll nicht so ploppen, soll nicht so rauschen". War anhand der technischen Daten auch wirklich überlegen - theoretisch.
Und als ich dann mal zwei Geräte - einen Xer und einen XVer beide frisch revidiert gegeneinander antreten ließ, hat gegen meine Erwartung der Xer das Rennen gemacht. Der Vergleich "letzte Variante X gegen erste Variante XV fällt etwas weniger drastisch aus.

Ende der 90er Jahre, als Farlowe bei Exposure auf dem Absprung war, als der Trafo-Zulieferer Holden&Fisher auf die Pleite zu steuerte und man auf innere Werte immer weniger Wert gelegt hat, kamen dann die verschiedenen "Super"-Geräte auf den Markt.
Super war daran mal gerade ein Parameter: die Maximalleistung war gestiegen. Allerdings ohne bei den Trafos mit zu ziehen, die Trafo-Nennleistung und Qualität (anderer Lieferant) hatten sich keinesfalls mit erhöht. War ja ohnehin überdimensioniert.
Das ist im Grunde etwa so, wie wenn Sie schnellere Autos mit gleichen oder schwächerem Motor verkaufen, das "längere" Getriebe macht's alleine. Fragt ja niemand, wie lange er braucht, um so schnell zu werden...
Alte, aufwändige Gewohnheiten wie die Ultraschall-Wäsche nach der Hand-Lötung hat man auch langsam aufgegeben.
Im Nachhinein wage ich zu behaupten, dass es seit dem zweiten Xer-Modell mit den Vollverstärkern abwärts ging.

Wer sich am Rauschen und Ploppen der Erstlinge nicht stört, sollte als Exposure-Fan entsprechend einen Xer nehmen, will man etwas häufiger ausschalten oder hat einen recht hohen Lautsprecher-Wirkungsgrad, geht man zu späteren Modellen - ein früher XVer klingt noch super, ein "XV super" nicht mehr so sehr - ein XXV ist aufgrund des fehlenden Line-Verstärkers besonders rauscharm und kann auch mal ein Horn betreiben.

Und nur um sie am Rande zu erwähnen,

die Geräte der Nach-Farlowe-Ära:

Die sind meiner Meinung nach durchaus im Markt konkurrenzfähig. Aber eigentlich nur, weil es so gut wie keine Konkurrenz mehr auf dem alten Niveau gibt. Die "großen" Geräte der letzten Generation mögen auch vielleicht gar nicht mal schlecht sein - doch den Charme und Charakter eines Exposure X ist damit nicht einzuholen.
Mag der Urahn besondere Lautsprecher fordern und das aktuelle Top-Modell wirklich "alles" bedienen... dafür erreicht der Erbe auch nicht die gleichen Höhenflüge durch richtige Kombination. Bislang hatte ich aus dem neuen Jahrtausend nur einen 2010-Vollverstärker umfassend auf dem Tisch und an den Lautsprechern. Und der konnte mich nicht wirklich überzeugen. Kein geregeltes Netzteil mehr, MOSFET-Endstufe mit typischem, glasigen Klirrspektrum, Elna for Audio-Elkos und blaue LEDs, soll ich weiter aufzählen?
...halt ein durchaus bewusst konstruiertes, offenbar in Fernost gefertigtes Allerwelts-Gerät. Sieht für mich neben einem Xer aus wie eine Cola-Dose neben einem silbernen Kerzenhalter...