Vollverstärker

Creek CAS4040

Revision:

Nach Bedarf, mindestens:

  • Alle Elektrolytkondensatoren und Trimmer erneuern
  • Bedienelemente zerlegen und reinigen/versiegeln
  • Änderungen siehe Text

Eigenschaften:

  • schwarzes Metall/Holzgehäuse mit schwarz pulverbeschichteter, bedruckter Front
  • Phono MM
  • 2 Line Eingänge
  • Tape Schleife
  • Klangregelung
  • Balance-Regler
  • Kopfhörerausgang
  • Mute- und Mono-Schalter

Das Creek-Urmodell.

Fast schämt man sich, nach der Überarbeitung nahezu den (inflationsbereinigten) Neupreis zu verlangen - denn dieses Gerät war von Michael Creek von vornherein als Preisbrecher konzipiert, man kann es für wenig Geld nach wie vor kaum besser machen, zumindest nicht auf die engische "no nonsense"-Tour.
Allerdings ist das hier auch ein Sammlerstück in hervorragendem Zustand und gar nicht mehr so häufig zu bekommen. Und Mühe gekostet hat er auch ordentlich.

Das Gehäuse sieht bis auf klitzekleine Kleinigkeiten wirklich super erhalten aus, alle kleinen Elkos und ein paar vorher leckende Klein-Kondensatoren sind neu, Das Gehäuse sieht bis auf klitzekleine Kleinigkeiten wirklich super erhalten aus, alle kleinen Elkos und ein paar vorher leckende Klein-Kondensatoren sind neu,  25-Gang Burr-Brown-Spindeltrimmer wurden als Symmetrie-Einstellregler eingesetzt und die Regler und Schalter funktionieren noch prima. und die Regler und Schalter funktionieren noch prima.

Die Besonderheit des Geräts, die es sich mit der Quad 303, dem Audio-Innovations Alto oder einigen Sugden-Modellen teilt: die Endstufe ist extrem einfach mit nur einer Betriebsspannung gehalten und per großem Elektrolyt-Kondensator an die Lautsprecher gekoppelt.

Das führt beim Einschalten zu einem Ausgleichsvorgang, der die Membran erst mal deutlich nach vorn treibt, ist aber nicht schlimm oder gefährlich - und Liebhaber schalten Ihren Creek sowieso nicht dauernd an und aus.

Der Endstufe wurden bei der Überarbeitung alle Faxen abgewöhnt, wie ober erwähnt hatten kleine Kompensations-Kondensatoren einen Leckstrom, das ist repariert. Der Ruhestrom ist von Werk aus festgelegt, eigentlich gibt es keine Einsteller im Gerät - für den Schaltungsmittelpunkt habe ich nach der Schaltungsanalyse allerdings pro Kanal einen Spindeltrimmer eingebaut. Abgeglichen wurde damit die Signal-Symmetrie neu, so dass der Verstärker seine Maximalleistung ohne Pumpen durch den Ausgangselko und einem Minimum an Verzerrung abgeben kann. Mit dem ursprünglichen Festwiderstand und der inzwischen verändereten Netzspannung war das nichts genaues, weder optimal belastbar, noch Seiten-symmetrisch. Jetzt ist ein guter Kompromiss exakt kanalgleich eingestellt, der auch die beste Impedanz-Unabhängigkeit garantiert.

Die Endstufen-Topologie

Man sieht hier im Oszillogramm eine Besonderheit der Schaltung: bei Übersteuerung im positiven Bereich sind einzelne Stufen kurzzeitig gesättigt, die Gegenkopplung erfährt keine Reaktion mehr und schwingt kurz ein. Daher habe ich so abgeglichen, dass im Normalfall zuerst die negative Halbwelle klippt und oben etwas "headroom" gelassen. Bei der normalen Musikwiedergabe spielt eine solche Besonderheit allerdings kaum eine Rolle, kräftige Übersteuerung klingt immer unangenehm und sollte vermieden werden. Bei einzelnen Impulsen dagegen fällt dieses Verhalten nicht auf, man kann ja schon im Oszillogramm sehen, dass das Ganze noch mit dem Momentanwert des Lade-Elkos moduliert ist. Langer Rede kurzer Sinn: man soll seinen Verstärker nicht zu laut aufdrehen, dann ist alles gut. Ist nicht wirklich Creek-spezifisch.

Eine solche Einfachstschaltung war auch zur Grundsteinlegung dieses Modells nicht wirklich aktuell, die wurde mit Sicherheit trotz des oben beschriebenen Verhaltens ihrer klanglichen Vorzüge wegen gewählt. Und der größeren Sicherheit der Lautsprecher wegen, die so verkoppelt im Falle eines Endstufen-Defekts nicht allzu viel ab bekommen können, es müsste schon der Koppel-Kondensator gleichzeitig mit dem Endtransistor an der Betriebsspannung sterben, damit da was passiert - das ist so gut wie unmöglich und spart also jede Menge Schutzschaltungs-Firlefanz ein.

 

Prima gemacht für so ein minimalistisches Gerät ist die NE5532 Phono-Vorstufe, aus dieser Bauteilewahl und Schaltungsart lässt sich für diese Preisklasse tatsächlich am meisten herausholen. Wie man sieht, habe ich hier im Eingangsbereich den Koppelkondensator von bipolar auf Folie umgestellt. Die kosten zwar ein Vielfaches, was sie verrmutlich auch bei der Urbestückung nicht in die engere Wahl kommen ließ, bringen die Stufe allerdings auch dauerhaft einen Schritt voran.

Wo es von der Spannungsfestigkeit her ging, wurden die kleinen Elkos mit der Panasonic FM-Serie ersetzt. Durch die nur einfache Betriebsspannung überbrücken die Kondensatoren aber oft den doppelten Spannungshub wie in ähnlichen Designs mit Doppel-Netzteil - somit kamen hier nur die spannungsfesteren FCs in Frage. Da bei höherer Spannung und gleichen Leistungen auch der Innenwiderstand  weniger ins Gewicht fällt, ist das kein Nachteil, ein FC-Kondensator über der doppelten Spannung hat immer noch einen geringeren Ersatzwiderstand als zwei in Reihe liegende FMs an einer aufgeteilten Versorgung.

Klang

man kann nur sagen: unerwartet, ungewohnt aber wirklich ein prima Design. Das Gerät ist ursimpel und bringt es auch ursimpel auf den Punkt: weniger ist mehr.
Mag sein, dass die Schaltung nicht auch noch für den aussetzenden Vorwärtsweg optimiert ist, im normalen Lautstärkebereich von ganz leise bis richtig laut ist aber alles richtig.
Es fallen einem sofort die Vorzüge auf: das Gerät ist ungeheuer lebendig und es verdeckt viel weniger als in dieser Preisklasse gewohnt. Es beschränkt sich auf das wesentliche und zeigt Farben auf, lässt Kleinigkeiten durchdringen - und einem Menge Spass.
Kein Wunder, dass nach diesem Debüt der Firma Michael Creek der englische Markt offen stand.

Ganz nebenbei: dieses Exemplar habe ich von der Insel - ebay UK...