Mono-Endverstärker

AVM Evolution M2 - Low Power High BIAS

Paar Mono-Endstufen, nach Aufdruck zweite Generation, anhand der Gehäuse und des Aufbaus sehr ähnlich den M1-Monos, jedoch mit geringer Maximal-Leistung und hohem Ruhestrom.

Anfang März 2017 zum Revisionspreis gegen zwei defekte M1 getauscht, diese M1 sind inzwischen revidiert für einen ähnlichen Preis ohne weitere Beschreibung nach Telefonat weiterverkauft.

Gesamtwert war 1058,- € - komplett revidiert
3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen)

Eigenschaften:

Schlichte Mono-Endstufen mit

  • Cinch- oder XLR-Eingängen wahlweise, hier auf Cinch rückgebaut
  • je 2 Lautsprecher Terminals
  • Schutzschaltung DC
  • Standby-Schaltung mit Signal-Automatik schaltbar

Die Fronten zeigen Design-Anklänge an spätere Modelle

Revision:

  • Alle Elektrolytkondensatoren. Eingebaut werden durchgängig Panasonic HA/FC/FM. Die 12 bis 20 goldenen axialen 50V-6800µF oder 8 50V-10.000 µF snap-in -Röderstein-Kondensatoren des Hauptnetzteils werden durch 8 radiale Panasonic 50V 10000µF 105°C HA-Typen ersetzt (bei Niedervolt-Varianten auch Nichicon GU 15.000µF-Typen), die zwei für die Treiber und Steuerplatinen-Versorgung zuständigen 63V 4700µF Röderstein werden zu 63V 4700µF 105°C Panasonic HAs.
  • neue Treibertransistoren von Toshiba oder Fairchild mit Kühlfahnen
  • alle verdächtigen Kleinsignal-Transistoren neu
  • alle Leuchtdioden in der Endstufe neu
  • die Steuerplatinen-Netzteile werden neu aufgebaut (neue Zenerdioden mit Kühlfahnen, neue Stabilisator-ICs, Leiterbahnen verstärkt), vergossene Sub-Module durch neue Platinen eigener Fertigung ersetzt.
  • Offset geprüft, Offset beide Blöcke <5mV
  • Einschaltverzögerung/Start-Offset mit neuem Trimmer neu abgeglichen (minimaler Einschaltknacks)
  • Ruhestrom deutlich über "handwarm" abgeglichen (im Dauerlauf mit geschlossenem Gehäuse) - Abgleich auf 280mA Netzstrom-Aufnahme - also ca. 65W Ruheleistung pro Block

Deckel mit großflächiger Belüftung

Rückseiten unverändert wie bei den M1

Erst mal was Allgemeines zu diesen Monos und den noch fast baugleichen Modellen der ersten drei Varianten:

...und ich weise hier ausdrücklich darauf hin, dass das folgende ausschließlich für die hier behandelten Modelle der ersten Monoblock-Generationen der 80er-Jahre gilt, in spätere AVM-Geräte sind selbstverständlich die damit gemachten Erfahrungen eingeflossen und Konstruktionsschwächen beseitigt worden...

AVM hatte in diesen Monoblöcken eine Schwachstelle eingebaut:
Die Spannungsversorgung der Steuer/Eingangsplatine.
Hier werden aus ca. +/-50V stabilisierte +/-15 Volt für etliche ICs und Transistoren gewonnen. Das geschah wohl vor allem aus falscher Sparsamkeit, denn die beste Lösung wäre eine zusätzliche, passende Wicklung am Standby-Netzrafo mit eigener Gleichrichtung, Siebung und Stabilisierung gewesen. Die Steuerplatine benötigt bereits einen nennenswerten Strom, und der fließt über einen üppigen 35V Spannungsfall. Um Spannungsfall und Leistung an den Regel-ICs zu verringern, die für eine so hohe Eingangsspannug genausowenig vorgesehen sind, wie für die resultierende Abwärme, hat man 5W Zenerdioden in Reihe geschaltet. Diese werden natürlich entsprechend heiß - die Regel ICs danken es und können nur so innerhalb ihrer Spezifikation betrieben werden. Da die Zenerdioden aber ungünstig montiert sind, verglühen statt dessen sie mit der Zeit. Zenerdioden können einen erheblichen Teil ihrer Wärmeleistung über die Oberfläche ihrer Anschlussbeine abgeben - wenn man sie lang genug lässt - aber das hat man ihnen bei AVM nicht gegönnt. Ihre überhitzten Lötstellen zerbröseln und die ganze umliegende Platine wird braun, die zu dünn ausgelegten Leiterbahnen werden locker, die Lebensdauer wird (wie bei jedem Bauteil) pro 10°K Temperaturerhöhung in etwa halbiert.

Kühlfahnen an den Zenerdioden - Ausrichtung so, dass möglichst wenig Abwärme an die umgebenden Elkos gerät

So fallen in AVM-Monos manche Zenerdioden viel zu früh aus, indem sie ihre Zenerspannung verkleinern. Dabei sinkt ihre Leistung. Was sie weniger verbraten, müssen dann die Stabi-ICs mehr aushalten. Manche werden gar zum Kurzschluss, in jeden Fall nehmen sie über kurz oder lang die Stabi-ICs mit ins Grab. Andere verglühen und unterbrechen - das bekommt zwar den Stabi-ICs besser, aber die angeschlossene Schaltung funktioniert danach ebenso wenig.

Gebrauchte AVM-Monos brauchen also IMMER neue Zenerdioden UND neue Stabi-ICs, dabei müssen die Zenerdioden so frei wie möglich und an möglichst langen Beinen montiert werden, damit sie weder ihre Lötstellen, noch umliegende Elkos in Mitleidenschaft ziehen. Danach läuft die Sache weit stabiler als im Originalzustand.
Seit ich auch eine Quelle für Dioden-Kühlfahnen aufgetan habe, konnte ich das Problem noch dauerhafter entschärfen - denn wie oben erwähnt - leiden die Bauteile ja vor allem an der Hitze. Mit montierten Kühlfahnen verzehnfacht sich in etwa die Oberfläche, deren Temperatur (und damit die der Sperrschicht) wiederum sinkt um mehrere zehn Grad (°C/°K). Bei dreißig bis vierzig Grad Abkühlung wiederum steigt die Lebenserwartung auf das 2 hoch 3- bis 4-fache, also um den Faktor 8 bis 16 - womit wir in einem Bereich landen, wo die Lebensdauer der Stabilisierung nicht mehr der begrenzende Faktor für die Gesamtlebensdauer ist...

komplett revidierte Steuerungen mit neuen Sub-Modulen - auch die Trimmer (hier kann man den Einschalt-Knacks minimieren) sind neu.

Wer solche AVM-Monos gebraucht kauft...

...der muss entweder das große Glück haben, dass sie fast keine Betriebsstunden (auch nicht Standby!) absolviert haben, oder bereits fachgerecht repariert wurden. Kleiner Anhaltspunkt was man für so was heutzutage (2016) ausgeben kann: bei gut erhaltenen, vollständigen Gehäusen 300€ pro Paar, mehr keinesfalls, denn ohne Revision (siehe oben) sind die Geräte so gut wie unbrauchbar bzw. durchaus nicht ungefährlich für die angeschlossenen Lautsprecher. Bei um die 760€ knapp kalkulierten Revisionskosten ergibt das insgesamt um die 1060€ für ein Paar, mangels Konkurrenz auf dem Mono-Endstufen-Einsteiger-Markt für ein haltbares Duo mit drei Jahren Garantie noch akzeptabel.

Die von oben sichtbare Steuerplatine ist bei benutzten Geräten IMMER braun und bei sachgemäß reparierten Geräten IMMER mit Draht verstärkt ("geflickt"). Das macht auch AVM in der eigenen Werkstatt nicht anders - wobei hier ebenfalls sorgfältig die (neuen) Dioden mit langen Anschlussbeinen, aber ohne Kühlfahnen montiert werden - alles schon gesehen.

unten: die durchgeführten Bauteile-Beine wurden nicht gekürzt, sondern als Leiterbahn-Verstärkung oder Ersatz verwendet- die mechanisch und thermisch stabilste Lösung, optisch natürlich kein Glanzlicht. einzige bessere Alternative: ein neues Platinen-Layout - den Aufwand habe ich bisher gescheut.

hier ein überarbeitetes Board der nächsten Generation - ohne Sub-Module

Das ist ein QUALITÄTSMERKMAL, kein Mangel.

Alle unbearbeiteten älteren AVM-Monos fallen zwangsläufig irgendwann aus. Wer in ebay zu solchen AVM-Monos in Zusammenhang mit "technisch einwandfrei" liest: "wurde nie repariert", der sollte besser nicht zu hoch steigern. Schon nach dem Transport könnten die guten Stücke ausfallen, weil die verbrannten Lötstellen durch Vibration den Rest bekommen haben.

Gleiches Bild auch hier

Zurück zu unseren M2-Monos - an sich sahen die Steuerplatinen auf den ersten Blick gar nicht so verschlissen aus. Sowie man dann später tatsächlich dort gearbeitet hat, zeigte sich, dass die gute Optik den Leiterbahnen dennoch nicht mehr den geringsten Halt auf dem Platinenmaterial verschaffte, der Aufwand war derselbe wie immer.

Steuer-Platine der M2 mit lockeren Leiterbahnen

Eingangszustand allgemein

Dass die Geräte zwar kleiner AVM-Monos, aber etwas speziell waren, hatte schon die Besprechung mit dem Vorbesitzer ergeben. Der gab die Monos in Zahlung für 300€ Nachlass auf einen revidierten Musical Fidelity Vollverstärker. Er meinte schon, die seien etwas speziell, vermutlich eine Vorserie. Betrachtet man die großflächig gelochten Deckel und die verrundeten Frontplatten-Ecken mit runden Anzeige-LEDs teils als Bestandteil der Beschriftung, fühlt man sich auch tatsächlich an die Nachfolger erinnert - nur dass das Format noch das Ursprüngliche ist, die Technik völlig auf den M1 der zweiten Variante basiert.

Übersicht im Eingangszustand

Leider standen die Geräte ganz offenbar lange Zeit im Rauch, so dass die Reinigung der komponenten schon ein wenig aufwändiger war. Auch gab es Schaltungs-Variationen bzw. -Änderungen, die wir nur im sinnvollen Bereich so belassen haben.

Kleine Umbauten an der noch verräucherten Unterseite

Insbesondere die nachgerüsteten Source-Widerstände der Endstufen-MOSFETS haben wir nicht wieder bestückt, da sie zur Ruhestrom-Einstellung an sich überflüssig sind und im Grunde klanglich mehr Nach-als Vorteile haben. Insgesamt sind die Geräte auf den bekannt-stabilen M1 Version2-Stand gebracht worden.

Blick auf die Platine im teil-zerlegten Zustand - Wasch-Pflicht

Unterschied zur Standard-M1

Gerechnet hatte ich dennoch nicht damit, dass wir hier ein Gerät mit niedriger Spannung und hohem Ruhestrom bekommen hatten - das warf bei Beginn der Bearbeitung schon mal die gesamte Planung durcheinander, denn die bereits beschafften Elkos für das Endstufen-Netzteil waren so erst mal nicht einsetzbar, ohne deutlich die vorgefundene Gesamtkapazität zu verringern. Wir haben dann einen weiteren, teuren Satz Elkos mit je 15.000µF Nennwert angeschafft, sogar mit der aufgedruckten Nennspannung der ausgebauten Elkos (die man eigentlich nur bei einer Rück-Umrüstung auf die M1-Betriebsspannung ausschöpfen würde). Die Netzteil-Kapazität ist also deutlich (um ca. die Hälfte) höher, als bei der Standard-M1-Version, die Sicherungen am Gleichrichter haben dennoch keinen höheren Wert, denn die weit geringere Spannung lässt den Einschaltstrom nicht eskalieren.

Die Ruhestrom-Regler waren leider beide nicht mehr zuverlässig, so dass wir für diese Sonderexemplare selber eine Einstellung finden mussten. Ich habe da "heißer als normal" gewählt, da ich die vermutliche Auslegung aus dem Nachfolgemodell bereits kannte. Nach verschiedenen Hersteller-Definitionen würde man den jetzt eingestellten Wert als "Class A" bezeichnen, denn eines der Merkmale einer A-Schaltung wird erfüllt: Das Netzteil wird unter Nenn-Last niemals unterschiedlich belastet. Die korrekte Definition, dass nämlich im Lautsprecherkreis kein Leistungselement je einen Kennlinienknick durchläuft (also abschaltet), ist damit zwar nicht abgedeckt, doch das viel wichtigere dynamische Verhalten einer A-Konstruktion ist auf jeden Fall gegeben. Es gab in der späteren Fassung in größeren Gehäusen Geräte mit je ca. 40W Leistung, hier sind des dagegen nominal ca. 25W pro Kanal (also keine 3dB weniger). Aufgrund der Prinzip-bedingt auch unter Last immer völlig konstanten Netzteil-Spannung gibt dabei es zwischen "Sinus" und "Musik"-Leistung keinen Unterschied.

Beide Monos vor dem Probelauf

Im Grunde erhält man im Vergleich zur Standard-M1 eine deutlich niedrigere Nennleistung, die aber wiederum extrem Verzerrungs-arm und stabil abgegeben wird, das Netzteil-Leistung/Lautsprecher-Leistungs-Verhältnis ist ca. vierfach erhöht, wie wenn man einen 100PS-Motor aus einem 1,5-Tonnen-Auto in ein 380kg-Motorad verpflanzt - die Beschleunigung sollte mit dem Leistungsgewicht deutlich zunehmen. So deutlich ist der Unterschied im Verhalten vielleicht nicht, doch herrscht dasselbe Prinzip.

Wenn Sie also beispielsweise Lautsprecher mit gutem Wirkungsgrad besitzen (z.B. Klipsch, Tannoy) oder an "normalen" Boxen keine extremen Pegel fordern, dürfte dies hier die "frischere" und "sauberere" Monoblock-Variante darstellen.

Was ich mir übrigens erlaubt habe: der Eingangs-Operationsverstärker wurde gesockelt, wobei ich den Burr-Brown-Typ entfernt und wieder durch den ursprünglich hier eingesetzten NE5534 ersetzt habe - klingt einfach besser.

Neutrik-Cinch-Buchse statt XLR

Blick von vorn unter die Steuerplatine: gekühlte Zenerdioden, Bourns-Trimmer, Leiterbahnen verstärkt

Klanglich verdienen diese "heißen" Monos eine hochwertige Vorstufe. Was sich mehrfach bereits bewährt hat, war eine revidierte Harman-Kardon HK825, AVM-Vorstufen gleicher oder jüngerer Generation kommen durchaus auch in Frage - wobei auch die fit sein und meiner Meinung nach bevorzugt mit Cinch-Kabeln betrieben werden sollten - eine AVM-Vorstufe der ersten (Bausatz-)Generation hat mir dagegen an schön hergerichteten M1ern ausnehmend schlecht gefallen, insbesondere im dort schlecht implementierten XLR-Betrieb.

Was diese Geräte klanglich besser können als die M1

ist bereits in der technischen Erklärung angedeutet. Dass man hier MOSFETs hört, denen man ja normaler Weise zurecht kein schönes Klirrspektrum nachsagt, darauf kommt man mit diesen M2ern überhaupt nicht, solche Unarten sind ihnen sowohl durch die Darlington-Kombination mit dem Treiber-Transistor, als auch durch den hohen Ruhestrom völlig fremd, ab-erzogen. Der Messverstärker-ähnliche, völlig symmetrische Aufbau ohne übertriebene Gegenkopplung dagegen sorgt spürbar für klangliche "Sauberkeit". Auch zahlt sich bei der Revision die Bestückbarkeit mit erhältlichen, hochwertigen Elkos hier deutlich aus, die großen Nachfolger bringe ich wegen des Versorgungs-Problems mit ihren stets auslaufenden Spezial-Elkos nie so leicht und treffend auf den Punkt, wie diese schlichteren, kleineren Vorgänger.

Alles in allem ein total entspanntes Hören und unter den AVM-Monos bislang - zumindest im "Mittelgewicht" - meine AVM-Lieblings-Variante.
Braucht jemand einen höheren Pegel, würde ich die M1 den späteren größeren Klötzen immer noch vorziehen.
- originale M1-Trafos hätte ich übrigens noch, selbst eine nachträgliche Umrüstung dieser M2 zur Standard-M1 wäre also bei späterem Bedarf ohne allzu großen Aufwand denkbar.