Vollverstärker

Arcam Alpha V2

Revision:

  • Austausch aller Elektrolytkondensatoren,
  • neue Einstell-Trimmer
  • Bedienelemente Reinigung

Eigenschaften:

  • "No Nonsense Design"
  • Phono MM3
  • Line Eingänge
  • Tape Schleife mit Tape-Monitor-Schalter
  • Klangregelung
  • Balance-Regler
  • Kopfhörerausgang (zusätzliche, über die Kopfhörerbuchse geschaltete Lautsprecheranschlüsse vorhanden)

Beschreibung

Simpel aufgebaut, die Vorstufen verlassen sich auf den bewährten rauscharmen und laststabilen Doppel-Operationsverstärker NE5532 (natürlich hochwertige Markenware). Dieses Teil ist richtig versorgt und beschaltet manchen teuren Spezial-OPs musikalisch überlegen. Mit diesem Konzept arbeitet die Phono-Stufe  und der Line- und Klangregelverstärker.
Der Clou ist eher die ausgeklügelte diskrete Standard-Endstufe, versorgt von einem überdimensioniert dicken Ringkerntrafo, der ohne Umwege mit schnellen Schottky-Dioden die Ladeelkos speist.
Es geht in diesem Gerät alles kurze Wege, es ist kein überflüssiger Unsinn vorhanden. Über die nicht abschaltbare Klangregelung könnte man sich streiten - immehin ein Schalter weniger im Signalweg, der irgendwann aussetzen könnte - und die Linearität und Rechteckwiedergabe der Vorstufe bei Reglerstellung "0" ist vorbildlich, da gibt's nichts zu bemängeln.

Ich habe ein solches Gerät (allerdings mit bronze-angehauchten Knöpfen) vor vielen Jahren einem Freund beschafft und überarbeitet. Ich hatte ihn noch absolut positiv im Gedächtnis - und tatsächlich bin ich auch von diesem Alpha positiv überrascht. Seine technische Direktheit schlägt sich 1 zu 1 im Klangbild nieder. Ein einfaches Gerät mit hervorragender Balance der Eigenschaften - er kann bereits alles was man sich unter Highend so vorstellt. Tonal ausgeglichen, gleichmäßige Dynamik ohne Vorlieben für besonders laute oder leise Wiedergabe, detaillierte  und dennoch homogene Bühne - für jemanden der ein sehr robustes Einstiegsgerät mit britischer Auslegung sucht ist das ein echter Glücksfall. Übrigens ist er auch kein großer Stromverbraucher, es wird mit dem in England üblichen niedrigen Ruhestrom gearbeitet, zur Kühlung dient vor allem die Rückwand - und die wird nicht besonders warm.

Durchgeführte Arbeiten

Der Vorbesitzer hat das Gerät wegen eines defekten Ausgangs abgegeben. Eine Lautsprecher-Sicherung war defekt,  aber die Endstufe funktionierte (!?). Es hatte offensichtlich auch schon jemand versucht, das Problem durch Nachlöten in den Griff zu bekommen, da konnte er aber kein Glück haben, wie sich später herausstellte. Nach Erneuerung verdächtiger Styroflex-Kondensatoren und Austausch der wenigen kleinen Elkos spielte er am Messplatz 100%ig einwandfrei. Auch ein Test an Lautsprechern brachte nichts negatives zutage, bis nach Stunden Betrieb plötzlich ein Schlag ertönte und ich beim Hinzueilen sah, wie der eine Basstöner nach hinten auf die Polplatte gezogen wurde. Ich hatte dann allerdings schneller abgeschaltet, als die Sicherung auslöste.
Die Suche nach dem Aussetzer förderte zutage, dass der Fehler in der Spannungsverstärker-Stufe sitzen musste und dort konnten nur wenige Bauteile beteiligt sein. Es zeigte sich bei der Einzel-Untersuchung, dass der eigentliche Spannungsverstärker-Transistor, ein MPSA56, eine veränderte Basis-Collektor-Kennlinie aufwies und offensichtlich ab und zu unterbrach - worauf natürlich die Endstufe zur entgegengesetzten Seite (negative Betriebsspannung) ausbrach.
Nachdem in beiden Kanälen je ein neuer MPSA56 eingesetzt war, war das Problem auch dauerhaft behoben. Es ist auch nicht von einem erneuten Defekt an derselben Stelle auszugehen, der Ausfall war einfach ein statistischer Zufall, der hier zuschlug. Die Schaltung ist in diesem Bereich eigentlich konservativ überdimensioniert ausgelegt, der Transistor ist mit 0,3W nicht mal  zur Hälfte belastet und wird dabei auch nicht übermäßig warm. Wenn also später mal etwas kaputt gehen sollte - das gleiche jedenfalls eher nicht noch mal.

Ergebnis

Mit etwas anderen Vorlieben ist der Alpha in eine Reihe mit verschiedenen Modellen von Creek, Onix, Mission, Cambridge oder Musical Fidelity zu stellen. Vielleicht eine der ausgeglichensten Konstruktionen unter den Einstiegs-Highendern. Dass er klanglich keine besonderen Vorlieben hat, ist in meinen Augen ein dickes Plus, man kann damit verschiedene Stile durcheinander hören und er wird dabei nicht nur einer Richtung gerecht. Vielleicht nicht unbedingt was für die Party, aber mächtig genug, um auch komplexe Strukturen in guter Auflösung darzustellen.
Wenn Sie einen Allrounder brauchen, der günstig in Anschaffung und Verbrauch ist und Sie dennoch vor Ihren Lautsprechern zu fesseln vermag - hier ist er.