Endverstärker

Yamaha M-80 schwarz

Verkauft Ende 2020 für 998,-€
teilrevidiert, 1 Jahr Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

Revision:

  • Erneuerung aller kleinen Elektrolytkondensatoren und Trimmer
  • Bei Bedarf neue Transistoren und Platinen nachlöten
  • Abgleich

Eigenschaften:

Stereo-Endstufe mit

  • 2 Chinch-Eingängen
  • 12 Lautsprecher Terminals mit drei schaltbaren Lautsprecher-Gruppen
  • Umschaltbare Aussteuerungs-Anzeige
  • Vorpegelsteller
  • Auto-Class-A wahlweise

Frontansicht im Betrieb

Yamaha satt

Hier ein nahezu archetypischer Yamaha-Natural-Sound-Endverstärker der 80er Jahre. Es findet sich an dem Gerät so ziemlich alles, was die billige Konkurrenz dieser Zeit sich davon massenweise abgeschaut hat: Groß und schwer, gigantische Leistungsdaten, ein Blickfang-Display, das die Aufmerksamkeit beim Hören fesselt und einem ein gutes Gefühl der schier unendlichen Leistungsfähigkeit gibt. Zuletzt habe ich so ein Gerät unrevidiert vor vielleicht 14 Jahren gehört, einige nicht so sorgfältige Fremd-Reparaturen hatte ich damals eher notdürftig zu Ende geführt. Dennoch hat das Gerät an Problem-Lautsprechern beeindruckt, da wo ein Pärchen Isostatik-Monos total in die Knie ging, ein Magnetostat-Flächenstrahler, da war der Yamaha die Last eigentlich nur an der Erwärmung und dem voll ausgefahrenen Display anzumerken. Gut, auch unter Vollast kam man bei diesem 80db/W/m-Lautsprecher nicht weit über die Zimmerlautstärke, aber immerhin - heizen kann die Stufe und es hört sich sogar bei extremer Leistungsabgabe immer noch sauber an.

Zu verdanken hat die M-80 diesen hohen Leistungsbereich einer Technik, die eigentlich von Yamaha-Bühnen-Geräten abgestaubt war. Sie bietet im Grunde konstruktiv dasselbe wie die (auch für Hifi-Zwecke durchaus empfehlenswerten, der M80 vielleicht sogar überlegenen) P-2200, die mich in meiner Zeit als Mischer nie verlassen oder enttäuscht hat, wir haben mit deren 2x300W vier Electrovoice-Basshörner immer satt schiebend durch den Abend gebracht. Hier ist halt das Design anders, die Auslegung mit billigeren zwei M-Kern- statt eines fetten Ringkern-Trafos hat Vor- und Nachteile. Mehr Kern-Eisen geht nicht so steil in die Leistungs-Begrenzung, dafür ist die Nennleistung pro Gewichtseinheit geringer. Das Hifi-Gerät hat zudem eben Spezialitäten eingebaut wie eine Umschaltung auf Ruhestrom-Automatik ("Auto-Class-A"), beim hier angebotenen Gerät steigt mit Betätigen des Schalters die Ruheleistung der Endstufen von 2x9W auf 2x140W, was das Einsetzen von Übernahmeverzerrungen von rechnerisch ca. 60mW@8Ohm auf 8W@8Ohm verschiebt - doch da die BIAS-Regelung dynamisch ist, können die Angaben im Manual von 30W "echtem" Class A auch durchaus stimmen. Das funktioniert mit den gewählten Ruheströmen aber auch nur ohne totales Verglühen, weil es sich bei der M-80 um ein Class-H-Gerät handelt, denn hier wird in Ruhe und mit kleinen Pegeln mit einer Betriebsspannung von unter +/-50V gearbeitet und erst bei Anforderung höherer Pegel arbeiten die Transistoren auf den Hilfsplatinen oben an den Kühlkörpern, indem sie aus einem Zusatz-Aufstock-Netzteil eine höhere Versorgung Signal-geregelt einspeisen. Das erreicht die Schaltung durch eine Art Mindest-Abstands-Messung, sowie die Aussteuerung um einen bestimmten Betrag an die Versorgungsspannung heran kommt, beginnen die Hilfs-Transistoren zu leiten und diesen Mindestabstand so lange zu halten, bis die maximale Versorgungsspannung erreicht wird. Erst bei knapp 80V Spitzenwert (an 8Ohm) setzt dann das Clipping durch diese maximale, zweite Betriebsspannung ein, die im Leerlauf sogar noch ein paar Volt höher liegt. Das Netzteil ist insgesamt dennoch relativ "weich", denn es bricht laut Leistungsangaben für die Sinusleistung auf 63V an 8 Ohm ein, typisch für Japaner. Eine Gegenmaßnahme bringt das Gerät immerhin mit, um Einflüsse dieses Spannungseinbruchs auf die Eingangs- und Spannungsvertärkungsstufen zu vermeiden: die Leistungsversorgung ist direkt auch nur an die Leistungsstufen angeschlossen, die vorgelagerten Stufen haben eine eigene, stabile Versorgung mit eigenen, relativ großen Puffer-Elkos. So entkommt die M-80 der Falle, unnötig "luschig" zu klingen.        

Überarbeitung

Die Übersicht ergab erst mal: eine Sicherung war ausgebaut und auf einen Trafo geklebt. Alle Transistoren an den Kühlkörpern machten aber einen intakten Eindruck. Also Sicherung rein, vorsichtig die Netzspannung aufgedreht, sofort eine gewaltige Stromaufnahme, Ampere-Wölkchen - da war was faul. Im einen Kanal war der Spannungsverstärker kaputt, nur wegen der ab Werk nachgerüsteten Emitterwiderstände gab es hier keinen vollen Durchzug, doch genau diese Widerstände rauchten auch. Als Ursache stellte sich wieder mal eine "qualifizierte" Vor-Reparatur heraus, Industriekleber hatte bei beiden Zenerdioden der Eingangs-Paar-Stromquellen die Beine angefressen, das war entdeckt worden und der "Spezialist" hatte dann versucht die 3,1V-Zenerdiode durch ein Bauteil aus seiner Schublade zu ersetzen, auf dem auch "3,1V" stand. In diesem Fall allerdings eine Reihenschaltung von fünf normalen Dioden in einem Gehäuse. Das ursprüngliche Teil betreibt man in Sperrichtung, diesen Ersatz allerdings muss man anders herum verwenden. Also wenn man versteht, wie es funktioniert. Im Ergebnis hatte derjenige jedenfalls eine Unterbrechung eingebaut und damit quasi einen unendlichen Speisestrom für das Eingangs-Paar, kein Wunder, wenn entsprechend der Spannungsverstärker abraucht, der davon in der Folge ebenfalls überlastet wird. Für den Spannungsverstärker hatte ich bestens geeignete Ersatztypen, die natürlich beidseitig erneuert wurden, die neben den Zenerdioden auch angefressenen, hochohmigen Vorwiderstände derselben wurden mit erneuert und beide Zenerdioden jeweils durch eine Reihenschaltung von je fünf 1N4148 ersetzt. Die leiten in dieser Anordnung exakt bei 3,1V, besser geht's nicht, insbesondere ist diese Anordnung rauschärmer als das Original.
Nun mussten letztlich nur noch die Ruhestrom-Trimmer (Vorsicht: per Design gefährlich beschaltet, bei Aussetzen des Schleifers eskaliert der Ruhestrom, hier nur beste Qualität verwenden) und alle kleinen Elkos erneuert sowie sorgfältig die Lötstellen durchgesehen und nachgearbeitet werden. Danach ließ sich der Ruhestrom präzise abgleichen, Offset liegt ebenfalls nahe Null. Beim Hin- und Herbewegen war mir unterdessen noch die äußerste Lautsprecher-Klemmen-Einheit zerbröselt, Vorsicht, der Kunststoff ist alt und ausgehärtet. Es fand sich eine fast baugleiche, aber jüngere Einheit bei Ebay, so dass ich hier keinen Komplett-Umbau auf 4mm-Buchsen gemacht habe - ist wieder alles original.

Ergebnis

Die schiere Größe würde erst mal vermuten lassen, dass hier überdämpfter, analytischer Grip ohne Ende wirkt. Mag das für die PA-Schwester zutreffen, die Lautsprecher-Zuleitungen der M-80 sind innerlich dünn genug gehalten, um den Dämpfungsfaktor nicht über alle Musikalität hinaus zu erhöhen - zwar ist die Gegenkopplung offenbar an der Buchsenplatine abgegriffen, doch die eigentliche Endstufe ist entlastet und klingt eben nicht zu "bissig". Im Gegenteil: das Gerät kommt relativ warm und weich rüber, sehr japanisch, Pegel ohne Ende, aber im Grunde versteht sich die M-80 sogar ganz gut mit recht einfachen Lautsprechern. Die wiederum kennen dann schon ab mittleren Wirkungsgraden keine Pegelgrenzen mehr.