Stereo-Endverstärker

Symphonic Line RG1
Neuaufbau mit eigener Platinen-Weiterentwicklung basierend auf MK3

Preis mit 3 Jahren Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen
ab 3220,-€** (Mitnahmepreis)
**bei Inanspruchnahme Skonto

Ursprünglich frühes Modell dieses Formats - mit gefrästen Platinen.
Für die Betriebs-Sicherheit war der Umbau auf >=MK3 vor Verkauf/Verwendung notwendig.

Alte Eigenschaften original MK2:

  • Gehäuse samt Kühlkörpern,
  • Einbau-Kaltgerätestecker,
  • Sicherungshalter,
  • Schlafaugen-Netzschalter (beleuchtet),
  • Trafo, Elko-Halterungen samt deren Verschraubungen und -Masseverbinder,
  • Gleichrichter,
  • Lautsprecher-Buchsen und
  • Typenschild

Neue Eigenschaften FTBW MK3.5

  • Eigenentwicklung Anlauf-Strombegrenzung
    (mit Schalter-entlastendem Haupt-Relais, Kondensator-Netzteil, verzögerter Überbrückung Anlauf-Widerstand, Thermo-Sicherung am Anlauf-Widerstand, zwei Sicherungen für Geräte mit Doppel-Transformator)
  • Ladekondensatoren
  • Parallel-Kondensatoren an den Trafo-Wicklungen/Gleichrichter-Eingängen gegen "ringing" und HF-Störungen
  • +/-UB-Sicherungshalter am Netzteil angebracht
  • 2x Endstufen-Modul neu (Neues Bohr-Schema MK3 ff.) an den Kühlkörpern angebracht - Version 3.5 FTBW
  • 2x steckbares Sub-Modul SMD-Einschaltverzögerung/Schutzschaltung FTBW
  • 2x steckbares Sub-Modul Mindestruhestrom FTBW
  • versenkte Neutrik-Eingangs-Buchsen
  • Innenverkablung Eingang: Quasi-symmetrisch Sommer Cable Goblin, Schirm an Buchse aufgelegt
  • Innenverkablung Lautsprecher-Ausgang: die beiden Innenleiter eines 1990er-Jahre Symphonic-Line Cinch-Kabels, Feinlitze mit ca. 1,5mm²

Frontansicht

Äußerlich Symhonic Line, innerlich weiter entwickelt

Wie schon die Überschrift sagt: im (zudem defekten) MK2-Zustand war das Gerät nicht mehr verkehrsfähig zu machen.
Klanglich waren diese Alterchen gar nicht verkehrt, wenn noch heil. Kein Wunder, die Schaltung und die grundsätzliche Auslegung der RG1 hat sich seitdem kaum geändert in Duisburg. Man muss gute Dinge ja auch nicht andauernd verschlimmbessern, da hat der Hersteller vollkommen recht - kleine Evolutions-Schritte auf wachsender Wissens- und Intuitions-Basis bringen einen weiter, als wenn man ständig neue Räder erfindet.

Nun, genau das nehme ich hiermit für mich ebenfalls in Anspruch.
Und ich selber halte in beiden Endstufen-Entwicklungs-Linien (der andere SL-Endstufen-Grund-Typ ist die Endstufe des RG9/10/14/11 >=MK3) die ungeraden Varianten für die besten - eine kleine Übereinstimmung mit Beethovens Symphonien...

Und unter allen Ungeraden wiederum sticht für mich wiederum in beiden Linien die MK3 heraus, das war der große Wurf gegenüber den Vorgängern, die Professionalisierung gegenüber den Vorläufern. In Sachen Klang und Haltbarkeit musste die MK3 von den MK5ern erst wieder eingeholt werden - und wurde wenigstens teilweise auch übertroffen.
MK2 hat natürlich schon auch irgendwie funktioniert, manchmal sogar lange - aber das war mit heute verglichen eine schlimme Bastel-Version. Und bei der MK4 wollte man zu viel und wusste nicht wie, bzw. hat man den Bogen überspannt, sogar häufig wichtige Sicherheits-Parameter überdehnt, um aus klanglichen Gründen gemachte Änderungen nicht von ihren klanglichen Folgen an anderer Stelle auffressen zu lassen. Es stand und fiel dabei einiges mit den jeweiligen Entwicklern.

Nun war ich ja vor Jahren ja schon mal gezwungen, ein Paar RG4 MK2 sicher zu machen und es ist mir mit einem nahezu geklonten MK3-Board auch klanglich hervorragend gelungen. Und wie bei der originalen MK3 üblich zeigten dies Boards auch keinerlei Schwächen bei Stabilität und Betriebssicherheit.

Der Entwurf dazu lag dann lange herum, mir war ein Nach-Fertigen einzelner Platinen ohne Bestellung für ein konkretes Projekt auch zu teuer und man will ja auch nicht unbedingt in Konkurrenz mit dem Hersteller treten, der ohnehin leider Gift und Galle von sich gibt was meine Arbeit angeht. Mir wäre ein Zusammenwirken ja um Welten lieber...
Doch in den letzten zwei Jahren bin ich auch derart tief in die Endstufen-Schaltungstechnik und dabei auch immer auf Basis der mir sehr vertrauen Symphonic-Line-Schaltungen eingestiegen, es kamen Kundenwünsche im Auftrag dazu - irgendwann musste die nächste Fassung fertig werden, da ich aus Duisburg ja sicherlich nicht beliefert werde.

Also wo würde man einen Entwicklungs-Abzweig wählen? Klar, wo man bereits ein Board entworfen hatte.
Und warum nicht noch mal neu bei MK4 beginnen?
Nun, das Projekt um das es ging WAR eine frühe Fassung der MK4. Und sie war einfach nicht zum "gut klingen" zu bekommen. Es ist auch bei dem Aufbau so einer Endstufe auch gar nicht so einfach, daran zu arbeiten, mal ein paar Änderungen auszuprobieren - diese Endstufen sind ja im Original-Konzept mit den Leistungstransistoren am Kühlkörper verschraubt, die Platinen-Lötseite weist dabei zum Kühlkörper. Da "mal eben" was zu wechseln und auszuprobieren liegt zwischen "unmöglich" und einem "absoluten Martyrium".
So oder so: ich hatte mehrere Varianten probiert, wie ich sie in jüngeren MK4 vorgefunden hatte, Stromquellen mit Leuchtdioden, andere Widerstände, andere Ströme - nie klang das Ergebnis wirklich SCHÖN.
So viel war dabei allerdings klar: meine MK3-Clon-Platine war ein technisch und klanglich deutlich attraktiverer Startpunkt.
Die Doppel-Relais der MK4 fand ich dennoch die bessere Lösung, die gut erreichbare Anordnung der Trimmer ebenfalls, doch ansonsten enthielt das Layout eben auch viele Rückschritte.

Was ist denn überhaupt der Grund, warum MK4 schlechter klingt (in meinen Ohren, nach meiner Meinung) als es die MK3 tat?
Nun, das Original-Konzept der ersten 3 Varianten hatte eine sehr gute Balance zwischen den beiden Gegenkopplungen und ihren Neben-Effekten, dem Innenwiderstand und somit dem Dämpfungsfaktor und den ihn begleitenden Disharmonien in jedem halbwegs Energie-sparendem AB-Konzept. Die früheren Versionen hatten dabei einen begrenzten "grip" für überschaubar große, aber schnelle Lautsprecher, in Summe waren gerade die mittleren Symphonic-Line-Ketten der 90er genial ausgewogen. Je mehr man dann eigene große Lautsprecher an den Start bringen wollte oder riesige Fremd-Produkte bedienen, umso mehr war dann aber ein höherer Dämpfungsfaktor gefragt. Und den erreicht man auf zwei Wegen: mehr Gegenkopplung, direkt an der Lautsprecher-Buchse abgegriffen, die eliminiert den realen Innenwiderstand. Aber eben auch die tatsächliche Querschnitt-Verstärkung der Leiterbahnen, um den Innenwiderstand real und nicht nur differentiell zu verringern.

auch hinten fast original, nur die Cinch-Buchsen fallen auf

Die MK4-Version der Endstufen in der RG1, RG4, RG7 und dem Kraftwerk bekamen hierfür eine niederohmige Blech-Stromschiene an der Verbindung der jeweiligen, zusammenfassenden Emitter-Leiterbahnen der positiven und negativen Halbwelle hin zum Verstärker-Ausgang (über Spule und Relais). So ein Blech hat bei schaltenden Transistoren (AB-Betrieb) aber auch deutlich hörbare Nachteile, es verhält sich wie alle größeren Massen im Strom-Weg (z.B. massive Blech-Bi-Wiring-Verbinder) und erhöht erst mal satt die Wirbelstrom-Verzerrungen. Die wiederum wirken auf das Schalten der Leistungstransistoren direkt zurück, wie es eben auch die Wahl des mehr oder weniger passenden Lautsprecher-Kabels tut - und verstärken wesentlich die "Schaltgeräusche", die dann in die Über-Alles-Gegenkopplung eingespeist werden. Hiermit kommen nun mehrere neue, komplett disharmonische Frequenzen ins Spiel, die ohne diese Bleche viel unauffälliger waren: Kehrwert der Einschalt-Zeit, Kehrwert der Ausschalt-Zeit der Leistungs-Transistoren und Kehrwert der Laufzeit der Über-Alles-Gegenkopplung. Diese drei Frequenzband-Komponenten werden durch Einbringen eines solchen Blechs oder einer Volldraht-Verstärkung über alle Maßen angeregt und zerstören je nach Musikmaterial die Sauberkeit und Räumlichkeit der Wiedergabe, können zudem kräftig an den Nerven reiben.
Ich betone: nicht die Verstärkung selber ist das Problem, sondern die Wirkung auf lokal gegengekoppelte, schaltende Leistungstransistoren eines "über-alles-gegengekoppelten" Verstärkerkonzepts. Da hat Symphonic Line keinerlei Alleinstellungsmerkmal, dass ist die gängigste konventionell-analoge Transistor-Verstärker-Topologie überhaupt.

Nun verschwindet dieser Effekt aber durchaus, wenn man den End-Transistoren das Abschalten abgewöhnt. Ich gehe davon aus, dass die riesigen Class-A-Varianten dieser Schaltung nicht an diesem Problem leiden, auch wenn ich jetzt keine "Kraft 100" oder "Kraft 250" gegen-gehört habe (übrigens ansonsten auf derselben Schaltung basierend wie die RG1/RG4/RG7).
Doch eigentlich braucht man dazu gar kein echtes "Class A" mit seinem bekannt unterirdischen Wirkungsgrad von maximal 25%, eine geschickt eingefügte "Standgas-Vorrichtung" tut es auch.

Nur wollte ich ja auch ein Board schaffen, das MIT wie OHNE Mindestruhestrom passabel funktioniert, wenn dann auch bevorzugt mit geringerem Dämpfungsfaktor. Und so ist aus 105µm Kupfer-beschichtetem Material meine fünfte Version des vom MK3-Klon abstammenden Boards entstanden, daher meine Wahl der Versions-Nummer 3.5.

Deckel ab

Da ich für den Mindestruhestrom, eine Implementierung eines Japanischen Patents aus den End-1970er-Jahren, spätere Versionen plane und weil der Ersatz durch Nachfolge-Boards, Aus-und Umbau von Vornherein leicht machbar sein sollte, wurde die aktuelle Variante mit Thermo-Fühlern in eine steckbare umgewandelt. Am Verstärker-Board sind die entsprechenden Pfosten vorgesehen. Man könnte die beiden Signal-Koppelstellen rechts und links allerdings auch kurzschließen und das Board wie eh und je als MK3-Variante ganz nahe am Original einsetzen.

Weiterhin habe ich meine selber entwickelte Komparator-IC-basierte Verzögerungs- und Schutz-Schaltung verkleinert und auf SMD umgestellt, so dass hier keine Montage und Kabel-Verbindung des Boards irgendwo anders im Verstärker mehr nötig ist. Die MK4-Variante hat das mit einem diskret bestückten Modul (Schaltung wie im RG9/10/14) vorgemacht. Mein Modul ist noch kleiner, genauer und zuverlässiger - und kompatibel - und eben meins.

Von oben: Bildmitte unten sitzt die Anlauf-Schaltung

Einschalt-Strombegrenzung

im vorgefundenen MK2-Gerät hatte schon jemand so eine Strombegrenzung hinein geschnitzt, mehr oder weniger schön, eher weniger. Und auch funktionell sehr begrenzt, nicht sonderlich gut gesichert. Nun, man bekommt an modernen 16A-Automaten diese Endstufe meist auch eingeschaltet, ohne dass es dunkel wird im Raum. Doch bei den RG4 mit denselben Trafos habe ich doch öfter schon Klagen gehört - Einschaltstrom zu hoch. Ja klar, bei nur einem Trafo kann man die interne Geräte-Sicherung immerhin passend auslegen, so dass das Schalten überlebt und nur bei einem satten Sekundär-Kurzschluss immer noch sicher ausgelöst wird. Bei ZWEI Trafos wird das schon schwieriger - z.B. in einer modernen RG7, für die die hier verwendeten Boards ja entwickelt wurden. Ich halte zwei Trafos an einer Sicherung für grundsätzlich nicht korrekt absicherbar entweder die Sicherung löst mit Kurzschluss hinter nur einem Trafo noch aus, dann ist sie für den Einschaltstrom zweier Trafos zu schwach und wird gelegentlich ungewollt beim Einschalten unterbrechen. Oder man macht sie stark genug für das Einschalten zweier Trafos, dann schafft ein Sekundär-Kurzschluss aber nicht mehr, diese starke Sicherung auszulösen und die Schaltung überhitzt.
Und kürzlich hatten wir eben zwei Monoblöcke von Exposure, die ganz großen XVIer, bei der sind zwei Ringkerne der Kilowatt-Klasse verbaut, der erste Einschalt-Versuch ohne Trenntrafo hat sofort den befürchteten "Klack" im Sicherungskasten hervorgerufen. Unmöglich, so was in Deutschland einzuschalten, das geht an einer trägen 13A-Schmelszicherung in einem englischen Netzstecker wiederum völlig problemlos.

Und da der Markt wirklich nichts auf das Problem zugeschnittenes anbot, nur lauter halbseiden, unsichere, offene Platinchen, wurde eben selber was entwickelt. Das Problem mit der Berührsicherheit auch für Schutzklasse2-Geräte wurde nicht durch ein Standard-Gehäuse gelöst (wobei man das Ergebnis durchaus noch mal einpacken kann) sondern durch eine Quader-Konstuktion aus Platinen-Material mit durchgehender Kupferfläche außen, rundum miteinander verbunden und an den Verschraubungs-Laschen dann auch mit dem Gehäuse des umgebenden Geräts, bei Schutzklasse 1 ist das also mit dem Schutzleiter verbunden. Alle Anschlüsse sind so angebracht, dass man Spannung nicht direkt anfassen kann, die Lötstellen der Rückseite an der Platine der eigentlichen Schaltung sind rückseitig durch eine weitere Platine mit verbundener Kupferfäche außen abgedeckt.

Und die Schaltung hat's in sich, zumindest mehr als alle mir bekannten Mitbewerber-Nachrüst-Produkte:

Der Schalter des Geräts wird für die Haupt-Last umgangen, es gibt ein zweipoliges 230V-Relais, das direkt vom bisherigen Hauptschalter gesteuert wird. Dieser darf entsprechend minimalistisch ausgelegt sein und muss nur noch ein paar Milliampere bewältigen. Diese Anordnung bewahrt den Hauptschalter nun aber nicht nur vor jeglichem Verzundern (das durch die Begrenzung ohnehin schon minimiert ist), das stellt ein wichtiges Sicherheits-Feature dar:
Sollte die Schaltung oder das zweite Relais irgendwann irgendwie versagen, dann ist dieses Relais für eine Not-Abschaltung vorgesehen und geeignet.

Die eigentliche Schaltung wird mit einem Kondensator-Netzteil betrieben, das innen saubere, stabilisierte 24V liefert. Damit arbeitet eine Verzögerungs-Schaltung, die das zweite Relais steuert. Wenn das erste Relais einschaltet, liegt nämlich in Reihe mit den beiden Trafo-Sicherungen/Anschlüssen ein 17W 47Ohm Lastwiderstand. Durch diesen können selbst in einen Kurzschluss nur maximal 5A bei 230V fließen. Ein leeres Netzteil mit einem großen Trafo stellt beim Einschalten normaler Weise einen solchen Kurzschluss dar, für einen kleinen Augenblick, bis es mit brachialer Gewalt genügend aufgeladen ist. Ich habe da schon an Vorstufen-Netzteilen die Ströme ermittelt - mit einem begrenzenden Vorwiderstand von 0,1Ohm (nachdem mir die Dioden explodiert waren): >100A beim ersten Puls.
Nun, das muss der Widerstand immerhin nicht lange einbremsen, es sind wirklich nur ein paar Pulse bei eben maximal 5A - das steckt er unter kurzzeitiger Erwärmung weg. Und wird nach zwei Sekunden vom zweiten Relais überbrückt und somit wieder vollkommen entlastet.
Was im Zuge dessen nicht mehr passiert: ständig kaputte, verzunderte Netzschalter (bei Symphonic Line in allen möglichen Geräten häufig anzutreffen). Auch Überlastungs-empfindlichere Gleichrichter wie SiC-Dioden wären jetzt einsetzbar, wobei ich hier die vorgefundenen 35A-Metall-Brücken beibehalten habe.
Ja und wie oben erwähnt: das Haupt-Relais ermöglicht eine erhöhte Sicherheit, denn sollte die Schaltung oder das Relais versagen und der Widerstand ungewollt in Reihe geschaltet bleiben, dann würde er überhitzen. Die Spule des Hauptrelais ist aber über eine Thermo-Sicherung direkt am Anlauf-Widerstand verbunden. Das Gerät würde sich nach so einem Fall der Überhitzung nicht mehr einschalten lassen, es kann also nichts passieren.

Es gibt bei der RG7 oder der Exposure-Endstufe auch noch einen anderen denkbaren Unfall: ein einzelner Trafo könnte ein Problem bekommen, seine Sicherung (wir haben im Modul zwei Trafo-Anschlüsse) könnte einzeln auslösen. Und je nach Beschaltung könnte dabei ja auch mal eine einzelne Betriebsspannung versagen, das wäre dann nicht gut für die Schaltung, unter Umständen auch nicht für den Lautsprecher. Daher werden die Sicherungen auf Differenz überwacht. Ist eine unterbrochen, zündet ein diskreter Thyristor, öffnet und hält ein drittes Relais, das auch in Reihe mit der Spule des Haupt-Relais als Unterbrecher liegt. Das Gerät schaltet dann komplett ab. Die Sperre bleibt, bis man wieder komplett abschaltet (Netztrennung) und neu startet. Ist der Fehler immer noch da, geht das Relais nur kurz an und sofort wieder aus, die Schaltung ist erneut verriegelt.

Sie sehen: diese Erweiterung ist eben genau auf große Endstufen mit großen Trafos und deren sicheren Betrieb zugeschnitten. Und wenn schon vorhanden, dann wird dieses Modul eben auch in meiner angebotenen RG1 - so kann man sie jetzt auch in Wohnungen anschalten und betreiben, in denen alte 10A-Automaten das sonst niemals zulassen würden. Klingen tut sie natürlich BESSER dadurch, vor allem auf Dauer, denn NIEMALS wird hier ein verzunderter Netzschalter allen Strömen im Weg stehen.

rechter Kanal, LED auf Schutzschaltungs-Modul zeigt eingeschaltetes Lautsprecher-Relais

Variante mit Mindestruhestrom

Was sich bei der ersten Inbetriebnahme der neuen Modulvariante gezeigt hat, war im Grunde nicht überraschend. Auch wenn wir nun auf etwas andere, eben noch erhältliche Transistor-Typen (durchgehend von ON-Semi) umgestellt haben, gab es wenig Nacharbeit. Es hat einfach alles auf Anhieb stabil funktioniert. Ist halt auch die zigste Iteration, da müsste man sich um böse Schnitzer schon bemühen, es absichtlich falsch machen.

Was mir dann wieder mal ins Auge stach, war allerdings die Auslegung der Eingangsstufe. Man muss dazu wissen: der Originalentwurf sah einen kaskodierten Differenzverstärker vor, das hat eine höhere Komplexität und entsprechend nicht nur Vorteile, auf jeden Fall kann man die eigentliche Spannungsverstärkung jedoch Transistor-Typen zumuten, die das in Sachen Leistung auch locker verkraften. Die wurden im Layout der MK3 jedoch bereits überbrückt oder völlig weg gelassen, weniger war mehr. Folge waren nun allerdings die Kühlfahnen auf dem Paar 2SA970-Eingangstransistoren.
Meine 2SA/KSA992-Nachfolger wiesen nun - mit der gleichen Kühlfahne verklebt - beim original gewählten Strom eine Temperatur von 60°C an der Oberfläche auf - das ist auch durchaus im üblichen Bereich bei Symphonic Line an dieser Stelle. Nur dass die originalen 2SA970 ja sogar für noch weniger Leistung ausgelegt sind, wie der von mir gewählte Typ (die Temperatur wird bei gleicher Gehäuse-Oberfläche auch innen nicht wesentlich abweichen) - jedenfalls glühen die da auf etwa der Hälfte ihrer angegebenen Maximal-(Spitzen-/Zerstörungs-)Leistung vor sich hin und mir ist so was ein wenig heikel bei der Lebensdauer und den möglichen Folgen bei Versagen: dann bricht der Verstärker nämlich aus, nach Plus oder Minus. Würde dann die Relais-Abschaltung versagen, sind die Basstöner "stinkig".

Nun, der Strom ist hier deshalb so groß, weil ein erhöhter Grundstrom auch einen größeren Strom-Hub ermöglicht. Den wiederum braucht man zum Ausgleich, zum Ausregeln von Sauereien der Leistungs-Endstufe am meisten, z.B. um die Schaltgeräusche und disharmonischen Fahnen der Leistungstransistoren aufgrund von Blechen und schlechten Kabeln in ihrem Strom-Weg möglichst schnell in den Griff zu bekommen. Nun haben wir hier aber Mindest-Ruhestrom. Schalten und Schalt-Fahnen gibt es gar nicht mehr. Nicht mal, wenn wir einen Kupferblock mit 4mm-Löchern in der Lautsprecher-Leitung zwischen-stecken würden.

Heißt, der Strom im Eingang-Paar kann ohne negative Folgen gesenkt werden. In diesem Fall sind inzwischen 3 Widerstände geändert, die Gegenkopplung wird um ca. 2dB stärker (also weit unter der Grenze der Transistor-Exemplarstreuung), die Temperatur der Kühlfahne ist bei offenem Deckel von 60°C auf 40°C  gefallen - das vervierfacht die zu erwartende Lebensdauer mindestens. War der Chip selbst vorher deutlich näher an den gefährlichen 150°C Grenztemperatur, dann ist der Lebensdauer-Effekt sogar nicht-linear noch viel größer. Und da "normale" Symphonic-Lines mit dieser Schaltung dann doch so manches Jahrzehnt bereits gehalten haben, ist das hier dann wirklich super-sicher.

Linker Kanal mit Netzschalter

Kleine Features

es gibt allerdings auch Vor- und Rückgriffe, etliche Neu-Überlegungen weiterer Art in dem Gerät:

  • Aus der MK4stammt (s.o.) die gut erreichbare Position der Trimmpotentiometer
    wobei der Ruhestrom genauso modifiziert und angepasst ist, wie die Offset-Regelung eine nur zeitweise verwendete Variante der MK3 verwendet - den Abgriff am Ruhestromtransistor.
  • Die Über-Alles-Gegenkopplung wird exakt an der Stelle abgegriffen, an der auch der Lautsprecher-Strom zusammengefasst zum Relais geführt wird - und nicht etwa asymmetrisch-verzerrt an einer anderen Stelle derselben Leiterbahn, wie in den originalen Layouts.
  • Ebenfalls MK4 sind die zwei Relais statt einem, natürlich teure, vergoldete Finder und die wiederum in der robusteren 5001-Variante. So ergibt sich eine Kontakt-Belastbarkeit von 32A, also bereits in der Größenordnung der Transistor-Belastbarkeit. Man muss dennoch warnen, so eine Endstufe unter Signal-Vollast ein-oder aus zu schalten. Damit würde das Gold nach und nach von der Oberfläche weg geschmolzen und man hätte das ganz gewöhnliche Kontakt-Untermaterial an der Oberfläche, das dann nach und nach verzundert. Unbeschädigt und geschossen allerdings sind diese Kontakte unschlagbar was den dauerhaft stabil-geringen Kontakt-Widerstand angeht und vor allem die Verzerrungs-Armut. Ja, ein wenig Pflege (durch Abdrehen vor dem Schalten) gehört dazu.
  • Basis-Widerstände an den Leistungs-Transistor-Basen.
    Keine Ahnung, wieso die bei Symphonic Line tatsächlich mal gestrichen und durch Brücken ersetzt wurden. Vermutlich geht der Dämpfungsfaktor mit diesen Brücken gewaltig in die Höhe. Nur wird so ein Transistor halt Strom-gesteuert und arbeitet mit Basiswiderstand bei weitem linearer. Auch verteilen sich die Steuer- und Last-Ströme weit besser. Im Groben und Ganzen: das Ganze ist wieder weniger grob, sowie man diese Widerstände zurück kehren lässt. Zwar weist die parallel gebaute RG7 nun einen Dämpfungsfaktor von "nur" 150 auf, aber an meinen Lautsprechern ist das noch bei weitem zu viel, ich muss sogar noch 0,1 Ohm in Reihe schalten, damit es optimal wird. Und bei dieser RG1 haben wir immerhin
  • die Lautspecher-Innen-Verkablung mit feinen Litzen aus einem Stück altem Symphonic Line Cinch-Kabel ausgeführt, um mit dem Dämpfungsfaktor nicht im "Brutalo-Bereich" zu landen. Das geht an einer "mittleren Box" wie der RG5 (oder meiner ähnlichen Bluesline Groove) hervorragend - und für genau SO WAS ist die RG1 ja auch immer gedacht gewesen. Wer es noch griffiger braucht, der nimmt dann doch ein Paar RG4.
  • Eingangs-Koppel-Kondensator/Fußpunkt-Koppel-Kondensator Gegenkopplung:
    Hier ist die MK3 wie auch die Folgeversionen technisch betrachtet komplett fehl-dimensioniert. Die Grenzfrequenz des üblichen 470µF Elkos in der Gegenkopplung beschränkt den Verstärker unterhalb von 4Hz auf eine Verstärkung von 1. Das reicht bei weitem aus, ist aber nicht "üppig". Beim Eingangs-Koppel-Elko wurde derselbe Wert verwendet, hier ergibt sich allerdings eine Grenzfrequenz im langsamen Erdbeben-Bereich oder eine Art Verzögerungs-Schaltung: 0,033Hz, die Zeitkonstante beträgt hier 4,7s. Nun, so was kann Probleme bringen ohne jeden Vorteil. Der Kondensator ist unnötig groß und mikrophonisch, arbeitet aber satte sechs Oktaven UNTER dem Hörbereich. Wenn man da ein kleines Offset-Problem hat, kurz mal abschaltet, dann kann sich die Schaltung gnadenlos verrennen und die Schutzschaltung gibt nach langem Warten erst wieder mit lautem Plopp frei, wenn nur noch wenige Volt am Ausgang liegen, sich alles wieder halbwegs richtig herum aufgeladen hat. Völlig unnötig.
    Und dann hatte ich ein Problem mit der originalen Parallelschaltung von je 330nF an beiden Elkos: das macht wiederum eine Grenzfrequenz von ca. 50Hz im Bereich des Koppelkondenstors, die Folie ist im Hörbereich also unten irgendwann zu Ende und wird mit dem Elko für eine einzelne Oktave "angestückt". Mumpitz, da hab ich jetzt eine 1µF Folie drin den Elko auf 47µF "gekürzt". Damit übernimmt die Folie den GESAMTEN Hörbereich und der bipolare Elko begradigt darunter nur noch ein wenig den Phasengang, ohne im Subsonic-Bereich herum zu wabern, eine Zeitkonstante von einer halben Sekunde ist hier bei weitem tief genug.
    Und am Fußpunkt hatte die Folie ab ca. 5kHz die Gegenkopplung verstärkt, alles darüber strahlte einen "knallhart" an, sehr unnatürlich. Hier wurde auf 100nF verringert, damit erfolgt der Übergang dann oberhalb des Hörbereichs und ist eigentlich nur noch dafür zuständig, nach dem Ableben des Elkos in vielen Jahren die Schaltung immer noch Hochfrequenz-stabil zu halten, jede Ultraschall-Schwingneigung zuverlässig weiter zu unterbinden. Auch das wirkt jetzt im Hörbereich wie "gebügelt", eben endlich "aus einem Guss" - kein unnatürlicher Übergang mehr auf einen "anderen" Höhenbereich.

Die RG4 bei mir werden auch noch dieselbe Ausstattung als Upgrade bekommen, da kann man dann auch die Basiswiderstände überbrücken, falls man irgendwelche Infinity-Monster zu zähmen hätte.

Und nun noch das Netzteil:

da hatte ich in der defekten RG1 tatsächlich zwei unterschiedliche Kanäle vorgefunden, Frankenstein-mäßig. Auf einer Seite recht frische Schraub-Elkos mit Symphonic-Line-Aufdruck, die anderen beiden waren graue F&T-GY-Typen ähnlicher Kapazität und geringerer Spannungsfestigkeit.

Da nun passenden, gleichmäßigen Ersatz von F&T oder Mlytic zu bestellen, war mir nach ein paar guten Erfahrungen mit aktuellen Kemet (englische Fertigung, vormals BHC) erst mal zu aufwändig. Ich habe stattdessen nicht ganz billige 85°C 16000µF Schraub-Elkos mit sagenhafter Lebensdauer-Angabe beschafft, die genau in die vorhandenen Befestigungen gepasst haben, sogar die (unten unterschiedlichen, frei gebohrten) Schrauben konnte man belassen. Und diese 85°C-Typen mit ihrem leichter gängigen, flüssigeren Elektrolyt haben sich als präzise die richtige Wahl erwiesen. Denn das schwarze Alu-Gehäuse erwärmt sich ja deutlich weniger - bei weniger End-Transistoren und geringerer Versorgungsspannung, als das der glänzenden Aranya-RG7, teils aus massivem Messing. Sogar trotz 50% mehr Ruhestrom pro Ringemitter-Toshiba-Transistor. Und hier ist so ein 85°C-Longlife-Typ halt klanglich deutlich im Vorteil, man merkt es. Unter dem Strich würde ich diese Typen in genau dieser kühlen Anwendung für rundum besser halten, als Symphonic-Line-Originale oder gar Mlytics - jene brauchen es halt einfach deutlich wärmer.

Netzteil mit Einschaltstrom-Begrenzung

ja und...
...wie ist sie?

... wie ich mir das gewünscht hatte.
Schicken wir mal die Messungen an der RG7 voraus, die Boards sind ja gleich, nur dass ich jeweils die vorgefundenen End-Transistoren weiter verwendet habe. Die sind durch den verwendeten Mindestruhestrom in messbaren und hörbaren Eigenschaften nicht mehr zu unterscheiden. Die RG7 hat je 8 Sanken-2-Loch-Transistoren pro Kanal, die RG1 bei 9V weniger Versorgungsspannung "nur" je 3 Pärchen Toshiba 60mHz 2-Loch-Typen. Doch wie schon erwähnt: wenn sie nicht mehr schalten und das Kennlinien-Ende quasi von einer "Widerstands-Blende" überdeckt wird, gehen die störenden Charakteristika komplett verloren. Die RG7-Messungen haben auch gezeigt: das Board weist nur bei hoher Leistung Klirrfaktor auf. Und nur wenige, niedrige Oberwellen. Bei geringer Leistung unter 10W, normales Hören, sind im Spektrum GAR keine Oberwellen mehr zu sehen, es gibt also einfach keine Übernahmeverzerrung, genauso wenig wie "gm-doubling"-Klirr, die Stufe verzerrt einfach nicht bei Zimmerlautstärke. THD+Noise landet in unserer Messung zwar bei satten 0,014%, doch das ist nur dem Krach der billigen Messanordnung geschuldet, wir hatten da ein Rumpeln bei -50dB aus dem AD-Wandler. In Wirklichkeit ist die Stufe so gut wie Störungs-frei. Und hört sich auch so an. Unverzerrt. Was unsere geringen Messmittel auch nicht zeigen konnten: der Dynamik-Umfang ist gewaltig (sagen wir lieber: Geräuschspannungs-Abstand). Denn man hört am Lautsprecher nicht das geringste Brummen und nur das Rauschen der Vorstufe ganz leise. Das sind, nachdem ich das schon mal nachgerechnet habe, mindestens 120dB Geräuschspannungsabstand - oder anders gesagt: völlige Stille auch an Hornlautsprechern oder ähnlichem.

und akustisch?
...wenn man hört?

Also die Endstufe ist ungewöhnlich direkt kann dabei nahezu brutal perkussiv zuschlagen. Schlagzeug kommt daher schon mal in einer live-haftigen Präsenz in den Hörraum, zumindest mit meinen Görlich-Bässen ist das total beeindruckend schnell. Es fällt aber auch auf, wie sauber und zart Stimme, Violine, Flöte gerade in leisen Passagen wirken. Wie gut man falschen von echtem Hall trennen kann, wo sich das nun ja überhaupt mal klar aus dem Rest heraus kristallisiert. Und für meine Ohren ist die Sprachverständlichkeit zusätzlich frappierend, ich kann Texten oft besser folgen als mit Kopfhörer.
Die Staffelung lässt nicht vermuten, dass diese (Ex-)RG1 nur einen einzigen Trafo verwendet, die Wicklungen und Gleichrichtungen sind ja ohnehin unabhängig, auch bei nur einem Ringkern. Die Gesamt-Leistung des Trafos ist geschätzt eher größer als die der beiden 300VA-Trafos in der RG7.
An meinen Lautsprecher ist die RG1 jedenfalls ein richtig großer Wurf, fast etwas zum Behalten. Aber ich habe noch ein paar Boards, ich baue MIR die Gleiche noch mal in einem eigenen Gehäuse.

Das Ganze gibt es natürlich mit 3 Jahren Garantie zu kaufen, es handelt sich in diesem Fall ja auch nur äußerlich um ein Gebraucht-Gerät, kein Stück aktive Elektronik da drin ist gebraucht, alles neu, Hand-bestückt.
Gerne würde ich mit dieser (Ex-)RG1 MK3.5 ja mal den Vergleichstest mit einer genauso frischen MK5 in beliebiger Ausbaustufe machen - wer mich da mal mit jemand besuchen käme wäre herzlich auf einen Kaffee eingeladen. Ob die aktuelle Duisburger Variante mit all ihren verbliebenen (bei mir beseitigten) Verzerrungen da einen Stich macht, wage ich zu bezweifeln, selbst wenn sie schicker aussieht. Das weitaus bessere Preis-Leistung-Verhältnis liegt vermutlich hier in Weidenberg, vielleicht sogar die statistisch bessere Haltbarkeit. Probieren Sie es aus. Das Gerät können Sie sowieso nur vor Ort oder nach einer Miet-Phase kaufen, es gibt also nichts zu verlieren, keine Katze im Sack.