Vollverstärker

Musical Fidelity A100-X

Verkauft im Frühjahr 2017 für 898,- €
3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

...das Gerät konnte bis dahin gehört werden bei:

AudioVideum
Wiesenstr. 57-63
90443 Nürnberg

es folgt der ursprüngliche Verkaufstext:

Eigenschaften:

  • Gehäuse wenig Gebrauchsspuren - die gebürstete schwarze Front mit blau aufgedrucktem Schriftzug in sehr gutem Zustand, Deckel zweiteilig eloxiert nur mit leichten, kaschierten Oberflächen-Kratzern
  • Phono MM/MC umschaltbar
  • 3 Line Eingänge, Tape Schleife
  • 2x 50W bei ca.150W konstanter Leistungsaufnahme - hoher Class-A-Bereich
  • Potentiometer und beide Druckschalter neu, Quellwahlschalter gereinigt und versiegelt
  • Line Vorstufe Topologie geändert, Konstruktionsmängel beseitigt
    - siehe auch den Haupt-Artikel zu Musical-Fidelity-Revision

Vorstufe neuester (issue 3) Generation mit unabhängiger, doppelt gepufferter Versorgung durch rauscharme Parallel-Stabilisierung

Front und Deckel sind gut erhalten, innerlich ist er inzwischen mindestens so gut wie neu.

Kompakte Leistungs-Verdoppelung

Der Unterschied zwischen A1 und A100 ist rein quantitativ, wobei offensichtlich die Stellfläche beibehalten werden sollte. Wir finden im Gerät nahezu alles in gleicher Anordnung wieder. Wobei zur Leistungs-Verdopplung auch eine wesentliche Erhöhung der (Ruhe-)Wärmeleistung gehört, eine Erhöhung der eine Spannung und einiger Volumina um ca. den Faktor Wurzel aus Zwei. Entsprechend wurde das Gehäuse erhöht und die Bestandteile des Netzteils vergrößert. Um bei gleicher Fläche der Hitze noch Herr zu werden, entschied man sich, die Platine zu schützen, indem man per Lüfter den Hitzestau vertrieb - extrem teure und leise, Kollektor-lose Papst-Lüfter wurden auf engstem Raum integriert.

Und so sieht der A100(-X) innen wie außen dem A1 sehr ähnlich - und er klingt auch nach dem kleinen Vorgänger. Der Charakter bleibt im Grunde erhalten, nur die größte Schwäche des A1 wird deutlich gemildert: das dickere Netzteil und die höhere Betriebsspannung verleihen dem Konzept mehr Kontrolle vor allem (aber nicht nur) in den unteren Lagen. Im Grunde wird alles im gleichen Stil dargestellt, nur "fester".

Grundsätzlich alles ähnlich wie beim "kleinen Bruder" - die rot markierten Positionen werden bearbeitet, manche nur nach Bedarf. Erfahrungs-gemäß ist der Bedarf bei diesen Modellen sehr hoch...

Diese Erweiterung auf gedrängtem Raum hat allerdings bei der Revision auch ihre zusätzlichen Tücken. Nicht, dass man einen A100(-X) nicht genauso Betriebs-sicher überarbeiten kann, eher stellt das mechanische Gedränge und die Rechenfehler (besser: das fehlende Nach-Rechnen) der "Helden" im Entwicklungs-Labor bei der Bearbeitung noch weit größere Anforderung als die Revision eines A1.

Typisches bei der Revision - der A100-X in Bildern

Mit den Erfahrungen am A100(-X) ging es mir zuallererst so: es wurde immer deutlicher, dass der alte Pauschalpreis von 320€ ein Draufzahl-Geschäft sonder Gleichen war - das Gerät hat mich einfach regelmäßig ein vielfaches an Aufwand gekostet, wie er z.B. für einen A1(-X) nötig ist.

Und da der Typ seltener ist, kamen die Gründe auch erst so nach und nach ans Licht. Insgesamt war vor allem der Grund-Zustand im Schnitt deutlich schlechter. Das liegt zwar auch an der größeren Verschmutzung durch die Lüfter, doch im Grunde war es vor allem die Fehl-Dimensionierung der Zener-Versorgung in den Endstufen-Eingängen, die einen ganzen Rattenschwanz an Problemen nach sich zog. Die Spannung ist eben höher, sämtliche Widerstands-Werte im Leistungs-Bereich waren nahezu unverändert vom A1(-X) übernommen, bei dem die die Leistungs-Berechnungen für +/-24Volt völlig korrekt waren - die gleichen Werte und Baugrößen können nicht ungestraft in der gleichen Schaltung auch für +/-34V verwendet werden.

Hier ein Platinen-Beispiel, bei dem offensichtlich eine Vor-Reparatur vorlag, zu erkennen an den gewechselten Kollektor-Kabeln an den fremden End-Transistoren - und an den ebenfalls gewechselten und zusätzlich zum Normal-Verschleiß heiß gelaufenen Netzteil-Widerständen (an den großen, blauen Elkos).

Schaut man genau hin, sieht man schon in der Übersicht den gebrochenen Eingangswahl-Schalter. Diese Ecke sieht für den Techniker aus wie eine Musical-Fidelity-Grusel-Kollektion:
Die obsoleten Buchsen, die geflickten Massekabel nach einem früheren Schalter-Wechsel (Alps->Lorlin), die angeflickten Brumm-Kompensations-Schleifen, die falsch dimensionierten Widerstände und der durch Druck oder Schlag auf den Knopf weg gebröselte Schalter. All das umgeben von wieder mal völlig anderen Elkos, als man sie aus anderen Musical Fidelitys kennt.

Weitere Perspektiven des beschädigten, verschmutzten, verschlissenen und verbastelten Geräts

und man sieht, wie sich der Staub sammelt - kein Gerät für's Schlafzimmer

Die Erwärmung der falsch dimensionierten Widerstände sieht man hier deutlich. Von oben...

...und von unten

Da muss man einfach eine Etage tiefer einsteigen. Es haben sich meist auch schon Leiterbahnen rund um die Zenerdioden und Widerstände gelöst, lockere Lötstellen sind hier eher an der Tagesordnung (beim kleinen Modell gibt's das eigentlich nicht). Und selbst bei den weniger belasteten, doch dicht gedrängten Widerständen im Umfeld zeigen sich deutliche Hitzespuren. Wie gesagt: das kommt nicht von der Endstufen-Leistung, das ist einfach... technische Dummheit in der Fertigung, ein eingebauter Schwachpunkt.

radikal neu bestückt - richtig berechnete Widerstände, Entstör-Kondensator am Gleichrichter etc.pp.

die ganze Mangelhaftigkeit der Fertigung und auch der Vor-Reparaturen zwingt einen zu wesentlich mehr Detail-Arbeit an den braunen Stellen, zur Erneuerung (und sorgfältiger Stabilisierung - wie gesagt, die Leiterbahnen lösen sich bei der Hitze) von weit mehr Widerständen als im A1(-X). Auch die Kollektor-Kabel der End-Transistoren, die Transistoren selbst (teils wirr gewechselt), alles hat Folge-Schäden, die Isolierung ist oft verfärbt, hart und brüchig. Beim A100(-X) kommt es sehr häufig vor (übrigens auch bei den genauso betroffenen MA50[-X]-Mono-Blöcken), dass man schlicht alle Halbleiter in Netzteil und Endstufe erneuern muß, weil absolut nichts mehr zuverlässig arbeitet.

Der Schalter wurde mit gebrauchten Teilen repariert. Auf dem ganzen Bild sind kaum Teile zu finden, die nicht getauscht oder bearbeitet wurden.

 

Auch der A100(-X) bekommt neue LAPP-Lautsprecherkabel.

 

Selbst die Phono-Vorstufe musste bei diesem Exemplar wegen Verschleiß und Fremdeingriff weiter als gewohnt überarbeitet werden. Neue Transistoren samt Widerständen für die Versorgung und ein neues IC braucht man beim A1(-X) eigentlich nie.   

Das Ganze von der Seite. Zwischen den Massen der großen Elkos habe ich zwei Vorwiderstände für den Lüfter parallel geschaltet. Das reduziert die Drehzahl, das Geräusch und die Verstaubung. Der Luft-Vorhang-Effekt bleibt dennoch wirkungsvoll vorhanden und verhindert die Überhitzung der Platinen-Bauteile.

Nach Lösung der gefundenen Probleme allerdings - üblicher Weise unter Einsatz eines neuen Satzes (End-)Transistoren, also mit richtiger Berechnung, bleibt als einziges der genannten Probleme nur noch das (durch die Lüfter Prinzip-bedingte) Staub-Problem erhalten, alle anderen Ausfall-Gründe sind nachhaltig beseitigt. Ich gehe sogar so weit, dass ich die Ruhestrom-bestimmenden Widerstände (die in einigen Fällen AUCH nicht auf die andere Betriebsspannung umgerechnet sind), wenn sie einen niedrigeren Wert haben, auf 5,6MOhm erhöhe, damit läuft das Gerät dann mit ca. 100W Ruheleistung - wie die meisten ab Werk. Die Geräte mit 3,9 oder 4,7MOhm an dieser Stelle laufen mit bis zu 150W einfach ZU heiß - klingen jedoch keinen Deut besser, im Gegenteil: sie gehen so schnell nieder, dass man sie nur kurze Zeit auf gleichem Niveau genießen kann, wie die (auch ab Werk) sparsameren Geräte. In meinen Augen sind das Bestückungs-Fehler zusätzlich zu den Fehl/Nicht-Berechnungen.

Die Lüfter

sind dann der Zusatz-Punkt, an dem man nicht auf der Zielgerade noch die Geduld verlieren darf. Auf engstem Raum montiert, gereinigt, geschmiert und frisch verkabelt sowie (zur mechanischen Entkopplung) auf neue Durchführungen geschraubt sollten sie eigentlich sofort tadellos arbeiten. Tun sie meist auch - bei offenem Deckel. Setzt man den auf, und schraubt fest, kommt Bewegung in's Gehäuse, das ist vielteilig, verschachtelt und keineswegs starr. Dass etwas mit einem oder beiden Lüftern nicht stimmt, merkt man sofort, wenn ein Klopfen aus dem Gerät tönt. Doch auch wenn es still bleibt: man muss den Lauf der Lüfter per Blick durchs Gerät gegen eine Lampe kontrollieren - einer oder beide könnte auch komplett hängen. Ist meistens so. Bis man dann alles so gedreht, gedrückt, gebogen hat, bis die Abwärme einwandfrei und lautlos aus dem Gerät geschafft wird, kann man oft noch ein halbes oder ganzes Stündchen investieren.

Die Lüfter sind gereinigt, geschmiert, mit Vorwiderständen (ganz unten) und auf neuen Durchführungen verschraubt.
Sie funktionieren nur richtig bei exakter Ausrichtung per "try & error".

Die aktuelle Revision - Weiterentwicklung im Überblick

Die Bearbeitung geht inzwischen um einiges weiter als bei den ersten Exemplaren, mit der Erfahrung sind folgende Punkte dazu gekommen:

  • Neue Vorstufen-Version mit doppelter Pufferung und rauscharmer Einzel-Versorgung (sechs zusätzliche Bauteile auf der Haupt-Platine)
  • neue, schnelle Gleichrichter-Dioden, falls nicht vorhanden wird am Gleichrichter-Eingang ein 470nF-Entstör-Folien-Kondensator nachgerüstet,
  • neue Phono-Eingangs-Transistoren,
  • die neuen Widerstände und Zener-Dioden in der Position des ausgebauten IC zur Versorgung der neuen Variante des Vorstufen-Moduls,
  • nach Bedarf werden rissige Styroflex-Kondensatoren erneuert
  • Nachlöten der Pins auf der Wahlschalter-Kontakt-Platine im Zuge der Reinigung
  • neue Lautsprecher-Kabel,
  • Neue, gleiche Vorwiderstände der Endstufen-Eingangs-Versorgung (u.U. beidseitig),
  • die Achs-Durchführung des Quellwahlschalters wird zu dessen Schutz gegen Stoß gewendet (der Schalter bricht sonst bei einem Schlag auf den Knopf,
  • neue Schrauben am Achs-Verbinder, den Cinch-Buchsen, vorn in der Platine und an der unteren Verschraubung der Front
  • die Isolierschläuche an den Trafo-Leitungen, und um die Basis/Emitter-Anschlüsse der End-Transistoren
  • nach Bedarf neue End-Transistoren, ggf. neue Isolierscheiben,
  • nach Bedarf werden alle anderen Transistoren der Endstufe hin zu einem vertretbaren, symmetrischen Stand getauscht
  • Ersatz gebrochener weißer Sechsfach-Buchsen-Gruppen
  • Bei Bedarf gegen Aufpreis Ersatz der Cinch-Buchsen durch eine komplette Buchsen-Platine.
  • Bei Bedarf gegen Aufpreis neuer Netztrafo
  • Bei Bedarf gegen Aufpreis Ersatz-Lorlin-Quellwahl-Schalter auf Adapter-Platine

Ergebnis

So werden Sie vorher noch keinen Musical Fidelity A-Verstärker gehört haben, Sie bekommen mit dieser Revision des "Pudels Kern". Das Gerät macht jetzt endlich perfekt all das, was es nach den Ideen des Entwicklers hätte können sollen, was ihm einst Betriebswirtschaftler zu Gunsten ihrer Gewinnmaximierung wieder abgewöhnt hatten. Keine aufgesetzten Effekte mehr, die Unsauberkeiten und vorprogrammierten Verschleiß-Stellen beseitigt, die blitzsaubere, Verdeckungs-arme Endstufe von der Ansteuerung mit verzerrtem Material befreit. Neue Bauteile erster Wahl stellen eine hervorragende tonale Balance her und die Dynamik ist vor allem durch das neu bestückte Netzteil auf ungewohnt hohem Niveau. Der überarbeitete Grundcharakter dürfte eher den ersten, noch nicht eingedampften Versuchsentwürfen, als dem endgültigen Kommerz-Produkt entsprechen, der Unterschied ist wie der Unterschied zwischen Consumer-Ware vorher und Studio-Abhörtechnik nachher. Mit dem revidierten Gerät macht das Hören richtig Spaß, es ist bei weitem weniger anstrengend den Musikern zu folgen, man genießt selbst bei hohem Pegel stundenlang Ermüdungs-frei und konzentriert - was mir im Originalzustand nie gelungen ist.