Vollverstärker

Luxman LV-105

Verkauft Februar 2024 für 983,-€ mit 3 Jahren Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen
** (Mitnahmepreis)
**bei Inanspruchnahme Skonto

Revision:

  • Alle Elkos, Endstufen-MOSFET-Transistoren und Trimmer neu, ausgesuchte Ware -  Relais zerlegt und gereinigt, geschlossene Bourns-Spindeltrimmer, Elko-Serien u.a. Panasonic FC, EB, Kemet ALC10 - je nach Bedarf und Anwendung.
  • langjährig Diffusions-verschlissene Transistoren des Spannungsverstärkers erneuert
  • Kühlung der Phonoversorgung verbessert, Kühlkörper auf Regeltransitoren montiert
  • Bedienelemente (alle Druckschalter und Regler) komplett zerlegt und überarbeitet und/oder Ultraschall-gereinigt/versiegelt.
  • Umfassend nachgelötet

Eigenschaften:

  • Phono MM/MC -  frontseitig umschaltbar, Phono-Cinch-Buchsen vergoldet
    Ausgefeilte Phono-Schaltung
  • Regler Höhen, Tiefen, Balance, Lautstärke
  • 4 Line-Quellen umschaltbar, davon zwei Tape-Schleifen
  • zusätzlich 2 AV-Eingänge jeweils mit zusätzlicher Video-Cinch-Buchse, eine davon mit record-Schleife, umschaltbar auf Front-Buchsen
  • Tape-Monitor-und Tape/AV Dubbing-Druckschalter
  • Tone-Off-Schalter (Klangregelung aus)
  • Mono-, low boost (/Loudness) Subsonic- und High-Cut-Schalter
  • Kopfhörerbuchse
  • vier in zwei Gruppen schaltbare Lautsprecher-Schraubklemmen
  • diskrete MOSFET-Endstufe
  • Spannungsverstärker als 6CG7-Röhren-Stufe in SRPP-Schaltung ausgeführt
  • untere Grenzfrequenz seit Revision auf 2Hz eingeschränkt, denn hier wurde der 47µF Elektrolyt-Kondensator in der Gegenkopplung durch eine 3,3µF-Folie ersetzt. 

die folgenden Bilder sind original vom angebotenen Gerät

Frontansicht

Nicht mehr weiter abgestanden...

...sondern endlich wieder top-fit gemacht.

Angekauft hatte ich diesen Luxman 2011 aus genau dem Gesichtspunkt, für den sein Aussehen wirbt:

...da glüht was...

Man kann dazu auf jeden Fall sagen: mag "Show" sein, aber Röhren sind auch Bauelemente mit interessanten Eigenschaften. Ob sie die in diesem Gerät allerdings ausspielen konnten, das blieb die ganze Zeit über ungeklärt. Das Gerät hatte mich mit einem Endstufen-Defekt erreicht und ohne Überarbeitung konnte es also auch gar nicht mehr aus dem Haus.

Als einer der zuletzt angefassten Verstärker hat mein Minijobber-Kollege, ein versierter Hobby-Elektroniker nun auch diese Design-Studie hergerichtet - und zwar umfassend. JEDER Schalter genau wie das Lautsprecher-Relais war zerlegt, ist innen poliert und geschmiert, kein Elektrolytkondensator blieb verschlissen im Gerät. die Trimmer sind erneuert, die Phono-Spannungsversorgung ist extra-gekühlt (die Lötstellen waren hier locker vor lauter Hitze). Und als Koppelkondensatoren sind jetzt nur noch Folien- und Bipolar-Typen im Einsatz - dank der etwas unkonventionellen Topologie der Gegenkopplungszweige kann man das ohne spürbaren Bass-Verlust sogar in der Endstufe so machen - steigert Haltbarkeit und Sauberkeit gleichzeitig gleichermaßen.

SRPP-Stufe mit 6CG7-Röhren

Natürlich haben wir uns auch mit der Schaltung entsprechend genauer befasst - und die ist letztlich gar nicht mal so außergewöhnlich. Man ist es nur nicht gewohnt, dass nach dem Differenzverstärker eine SRPP-Stufe mit eigenem Hochspannungsnetzteil folgt, doch ist das alles vollkommen "mit Wasser gekocht". Und - ganz ehrlich - ob das nun linearer arbeitet, als ein Bipolar-Transistor-Spannungsverstärker, da würde ich nicht drauf wetten, in Sachen Störfreiheit und Stromverbrauch hat die Röhre ebenfalls nicht die besten Karten. In der gewählten Konstellation hat man allerdings mindestens in Richtung der positiven Versorgung ordentlich "headroom" und arbeitet daher zumindest in einem durchaus optimal geraden Bereich der Übertagungs-Kennlinie. Gut, aber auch einen Transistor-Spannungsverstärker bekäme man bei einer sehr hohen Versorgungsspannung für den genutzten Teilbereich durchaus mindestens so linear.

Aber darum geht's hier eigentlich gar nicht, ich sehe den LV-105 eher als eine Machbarkeitsstudie mit einem hübschen Glimm-Effekt.
Und es ist gut machbar.

Was bei unserem Gerät natürlich gleich störte, waren die defekten, zudem obsoleten Leistungs-MOSFETs. Da gab es ja für Audio-Verstärker massenweise Typen in den 80ern und 90ern, gut erhältlich sind davon jedoch nur noch wenige. Wir haben das Gerät gleich auf einen sehr gängigen Typ umgestellt, das war problemlos möglich, weil die Kenndaten der von uns gewählten IRFP240/IRFP9240 sehr nahe bei denen der vorgefundenen defekten 2SK405/2SJ115-Transistoren lagen. Es war kaum Anpassung nötig, beides Audio-Typen, ähnliche Steilheit, ähnliche Abschnürspannung, ähnliche optimale Ruhestrom-Grundeinstellung. Dennoch haben wir was geändert, nämlich die Ruhestrom-Einstellung: Original war die so konstruiert, dass bei Aussetzen des Trimmers, der Ruhestrom zerstörerisch eskaliert - möglicherweise ist die Endstufe genau daran "gestorben". Vielleicht war das sogar "geplante Obsoleszenz". Das haben wir dahin gehend umgestrickt, dass ein Aussetzen des neuen Bourns-Reglers in ferner Zukunft den Ruhestrom einfach zusammenbrechen lässt. Das klingt dann zwar schlechter, solange man den verbrauchten Regler nicht erneuert, aber das Gerät funktioniert immerhin weiter.

Offenbar waren auch die Puffer-Transistoren der Endstufe angeschlagen, also wurden sie ebenfalls erneuert, am Ende ließ sich das Gerät problemlos in Betrieb nehmen und nach Werksangaben abgleichen.
Schließlich zeigte sich noch, dass der Verstärker bei Übersteuerung im Leerlauf (ohne Lastwiderstand oder Lautsprecher) sehr schnell zum Abschalten neigte - doch auch das ließ sich erklären: Der Röhren-Spannungsverstärker kann ja nicht symmetrisch clippen, schon gar nicht, wenn keine Last die Welle halbwegs symmetrisch begrenzt. Es entsteht entsprechend ein Ungleichgewicht, das im Durchschnitt einen erhöhten Gleichspannungsanteil aufweist. Und darauf spricht die Schutzschaltung an, die DC am Lautsprecher verhindern soll. An Lastwiderständen hingegen ließ sich kein Abschalten provozieren - also alles völlig normal.

Rückseite/Anschlußfeld

Seitenansicht

Der Wieder-Zusammenbau erfolgte unter anderem mit geputztem Sichtfensterchen, leider zeigte sich, dass der Deckel eine feine, aber lange Schramme hat - die habe ich inzwischen etwas dunkler gemacht als auf den Bildern. Ansonsten: TOP-Zustand.

Übersicht innen, Netzteil links, Endstufe und Phono rechts

Phonoverstärker hinter der Endstufe

Blickfang-Einbauposition der Röhren

Netzteil und Ausgangsrelais

Hörprobe

Nun, vom Aufbau her hatte ich mir nicht allzu viel versprochen. Bei den Aufgerufenen Spannungen und der Auslegung und Trafogröße des Netzteils, der Dicke und Länge der Versorgungs-Strippen, die Art der Lautsprecher-Umschaltung, habe ich kein Ultra-dynamisches Biest erwartet.

Ich denke aber wir haben einen für seine Voraussetzungen gut abgestimmten Japaner wieder zum Leben erwecken können, er ist einfach eher ein Match für einfache, hochohmige Lautsprecher mindestens mittleren Wirkungsgrads, da arbeitet er gerade mit leiseren Signalen schön. Ab mittlerem Pegel hört sich die MOSFET-Endstufe in Standard-Hitachi-Topologie dann genauso an wie erwartet, MOSFETs sind einfach ein klein wenig "sandig/glasig" sowie die Leistungs-Transistoren direkt mit den Source-Anschlüssen an der Lautsprecher-Last (also lokal gegengekoppelt) zu schalten beginnen - in dieser Schaltungs-Art in einer Größenordnung von 200mA, also ca. 25mW an 8Ohm - das bedeutet an einem 90dB/W/m-Lautsprecher bereits einen Pegel von 74dB, also ordentliche Zimmerlautstärke.

Ich finde, dass die MOSFETs in etwa ab diesem Pegel weit deutlicher wahrnehmbar sind, als es die Hybrid-Röhrenstufe je sein könnte.
Aber das ist auf hohem Niveau gejammert und spielt gerade bei Leise-Nutzern nun mal überhaupt nicht die geringste Rolle.

Zusammenfassung

Vor allem ist der LV-105 eine Stil-Ikone. Er funktioniert nach unserer Kur besser und vor allem zuverlässiger als neu (siehe oben) und wird in richtiger Zusammenstellung sicherlich noch viel Freude bereiten.