Vorverstärker

Harman Kardon HK825 silber (champagner)

Preis ab 728,- €** (Mitnahmepreis)
**bei Inanspruchnahme Skonto
- komplett revidiert
3 Jahre Garantie*
*Erläuterung siehe Garantiebestimmungen

Verkauf nur im Paket mit der passenden Endstufe, einen passenden CD-Spieler hätte ich, der ist dazu sehr zu empfehlen, muss aber nicht zwingend mit abgenommen werden.

Revision:

  • Entfernen von aggressivem Kleber sowie Beseitigung der daraus resultierenden Schäden
  • Erneuerung aller Elektrolytkondensatoren
  • Zerlegen, reinigen und versiegeln aller Bedienelemente
  • Platinen nachlöten
  • Abgleich

Eigenschaften:

Üppig ausgestattete Stereo-Vorstufe mit

  • Kopfhörerverstärker
  • ab- und umschaltbarer Klangregelung
  • Filter- und Monoschaltern
  • getrennter Aufnahmewahl für 2 Tape-Schleifen
  • Schalter "Tape Copy" und "Tape Monitor"
  • 3 Hochpegeleingänge
  • 2 Phonoeingänge
  • MM/MC-Umschaltung
  • Kapazitätsanpassung Phono

Front- und Rückansicht des angebotenen Geräts

Die Bilder der folgenden Abschnitte stammen von verschiedenen Geräten

Revision der Vorstufe:

  • kompletter Tausch aller Elektrolytkondensatoren gegen Panasonic HA/FC/FM 105°C, Nichicon Muse (bipolar) sowie WIMA MKS2/02.
  • komplette Demontage, Nachlöten und Reinigung des gesamten Geräts
  • ausfühliche Reinigung und Versiegelung der Bedienelmente und Schalter, Entfernung aller aggressiven Kleber-Reste.

Geschichte der Revision: Die ersten dieser Geräte habe ich schon Ende der 80er Jahre bearbeitet, wobei ich mich dabei an einen Fall erinnere, in dem schon damals gefälschte Transistoren im Spiel gewesen sein müssen. Mit Beginn der Selbstständigkeit habe ich diese Gespanne öfters bei ebay gekauft und nach relativ einfacher Reparatur der Funktion zum Mitnahmepreis von ca. 300€ angeboten. Zeitweise war alles verkauft, nach und nach habe ich auch einen festen Arbeitsplan für diese Modelle entwickelt, der weit über normale Reparaturen hinaus geht - und klanglich auch deutlich über den Neu-Zustand. 2014 hatten sich wieder mehrere Gespanne gesammelt, die ich nun abschließend dokumentieren und in Umlauf setzen möchte, denn das Gebiet "Harman-Revisionen" überlasse ich gerne Hifi-Zeile, ich bin z.Zt. anderweitig voll ausgelastet - heißt nicht, dass ich den Auftrag ablehne, wenn jemand solche Geräte unbedingt lieber bei mir machen lassen möchte - beim Herrn Wittig bekommen Sie allerdings völlig vergleichbare Arbeit zu vergleichbaren Preisen.

Der Aufwand, so eine umfangreich ausgestattete Vorstufe zu überarbeiten, ist jedenfalls beträchtlich, ich selber schaffe eine Vorstufe in ca. 1,5 Arbeitstagen, mein Aushilfs-Kollege braucht z.Zt. noch in etwa doppelt so lange. Insbesondere das "Silber putzen" und Kleber entfernen hält auf, ersteres betrifft sämtliche Versilberungen in den Signalschaltern und Potentiometern, Silber zieht aus der Luft mit aller Macht Schwefel an und bildet eine braune Sulfit-Schicht, die muss von allen Kontakten Rückstands-frei entfernt werden, sonst kommt es immer wieder zu Aussetzern oder Verzerrungen. Und solche Kontakte sitzen stets im Innersten der eigentlichen Bedienelemente, man kann insofern mit Abzählen der Knöpfe an der Front schon grob mutmaßen, wie lange einen ein solches Gerät wohl beschäftigen wird, bis wieder ein einwandfreier Signal-Fluß möglich ist.

Die erste Prüfung ergibt meist deutliche "Standschäden", nie gereinigte und eventuell sogar von Vor-Reparateuren falsch behandelte Bedienelemente darf man nicht mehr lange ohne Betätigung stehen lassen, sonst ist auch die letzte, dürftige Kontaktgabe völlig dahin. Spass macht das Gerät so jedenfalls nicht mehr. Beim Test setzen häufig auch einfach alle Schalter aus. Die Regler nicht so sehr, die "kleinen" kommen bei mir eher präventiv in den Ultraschall, der große Lautstärkeregler ist im Grunde ein über jeden Zweifel erhabenes, ein riesiges, geschlossenes Alps-Potentiometer, das auch heute noch ein Vermögen kostet. Solange man das nicht mit Gleichstrom beschickt, macht es kaum Faxen, dennoch öffne ich es inzwischen stets und bringe den Schleifer wieder auf Glanz.

Was bei diesem großen Potentiometer übrigens weit schlechter ist, als bei der kleineren blauen Serie von Alps: die beiden Ebenen lassen sich in Sachen Startpunkt bzw. Gleichlauf nicht nachträglich abgleichen, bei den blauen dagegen gibt es eine seitliche Service-Öffnung, durch die man den hinteren Schleifer an seiner gezahnten Rückseite mit einem kleinen Schraubendreher halten kann. Wenn man dabei eine Pegel-Vergleichsmessung (Zweistrahl-Oszilloskop, beide Kurven aufeinander abgebildet) macht, kann man am Bedienknopf auf minimale Abweichung hin korrigieren. Beim großen teuren Bruder geht das nicht...

Übersicht zu Beginn der Bearbeitung

zum Vergleich ein revidiertes Gerät

Das Gerät wird in alle Einzelteile zerlegt. Nachdem ich unter den von mir ohnehin nicht sehr geschätzten "ELNA for Audio"-Elkos auch noch ausgelaufenes Elektrolyt gefunden habe (was manches zeitweise Prasseln und z.B.  DC-Drift beim Betätigen des Lautstärkereglers erklärt), gehört die Komplettreinigung und vollständigem "Recap" zum Arbeitsplan. Die Netzteil-Ladeelkos werden zu Panasonic HA mit 6800µF, Alle anderen Elektrolyt-Kondensatoren in Netzteil und Steuerung werden mit Panasonic FC und FM (alles 105°C-Typen) bestückt, in der Steuerung für kleine Werte sogar gleich Wima-Folien eingesetzt.

neue Folien in der Steuerung

ätzend verklebte Elnas vorher

Die Platine wird von dem aggressiven Kleber befreit, mit dem damals nicht nur Harman seine Elkos zusätzlich fixiert hat, dieses Teufelszeug frisst Kupferbeine von Bauteilen einfach durch, wenn während der Produktion ein Spritzer auf einen Kohleschicht-Widerstand geraten ist, dann hoffentlich auf einen niederohmigen: Werte ab 10kOhm haben eine so dünne Schicht, dass der durch den Lack diffundierende Kleber sie einfach durch nagt. Daher erneuere ich um die Klebestellen herum auch etliche Bauteile. Ein befreundeter Chemiker hat kürzlich vermutet, dass es sich bei dieser Art Kleber um ein Phenol-Harz handeln könnte, das eine dauerhafte Säure-Wirkung ausübt.

Das Relais am Ausgang bleibt bei mir übrigens unbehandelt, es ist als Öffner gegen Masse beschaltet und kann das Signal im betätigten, freigegebenen zustand nicht beeinträchtigen. Auch sehen die Kontakte i.d.R. blank aus und die Funktion ist perfekt - Ersatz dagegen schwierig, der Typ samt Rastermaß ist obsolet. Immerhin kann man bei Bedarf einfach die Abdeckung abnehmen und mit Papierstreifen, Politur und Kontaktwäsche (und abschließend einem kleinen Tröpfchen Schutz-Öl) die perfekte Muting-Funktion ohne großen Aufwand wieder herstellen.

Panasonics auf Rückstands-frei vom Kleber befreiter Platine nachher
- umgeben von erneuerten Widerständen

das überarbeitete Netzteil noch mit demontiertem Kühlkörper und Transistoren.

bipolare Elkos rück-eingetauscht

Harman hat zur Fertigungs-Zeit der HK825 zur Signal-Kopplung gerne statt eines bipolaren Elektrolyt-Kondensators zwei gegeneinander gepolte polare Elkos verwendet, wohl aus Liebe zu den verwendeten Elna-Audio-Typen oder deren Preis. Ich bin der Meinung, dass ein Gehäuse weniger und ein symmetrisch innerlich doppelt aufgebauter Bipolar-Typ dieser Alternative überlegen ist und mache die Sache rückgängig, wo ich sie vorfinde.

Und sonstige Vorkommnisse...

..müssen auch berücksichtigt werden.

auf letzten Bild sieht man, was so einem Gerät sonst noch zufällig so zustoßen kann, im linken Bild die Abhilfe:

Hier war eine Line-Ausgangsstufe "hoch gegangen", weil sich die drei in einem Gehäuse zusammengefassten Dioden für die Vorspannung an den End-Transistoren (also die Ruhestrom-bestimmenden Bauteile) innerlich aufgelöst hatten - eine Kontakt-Unterbrechung hier lässt den Ruhestrom eskalieren, die Class-A-Ausgangs-Stufe stirbt dann. Man braucht allerdings nicht zwingend genau die originale Dreifach-Diode, drei 1N4148 in Reihe tun es absolut genauso.

 

Netzteil und Ausgang - die Ladeelkos des Netzteils, neue Panasonic HA 105°C, oben noch mit 4700µF bestückt, rechts bereits mit 6800µF.

 

Unten: Die Eingangs-Umschaltung für Den Haupt-Ausgang und die Tape-Aufnahme-Buchsen laufen über Alps-Dreh-Schiebe-Schalter in der Nähe der Eingänge - durch Achs-Verlängerungen von der Front aus bedient. Den Ausbau zwecks Reinigung erleichtert diese Anordnung natürlich nicht. Der verlängert bediente kleine, weiße Druck-Schalter betätigt einen der Magnet-Schiebeschalter in der rechten hinteren Ecke für wahlweisen MM/MC-Betrieb, der andere Magnet-Schiebeschalter dient zur Wahl der Phono-Eingangs-Buchse. Interessant an diesen Umschaltern ist, dass sie bistabil arbeiten, also mit einem kurzen Impuls an einer der Betätiger-Spulen auskommt. Ein u.U. Signal-beeinflussendes Dauer-Magnetfeld wie bei einem eingeschalteten Relais gibt es in keiner der beiden Positionen.

Unter der schwarzen Abdeckung verbirgt sich bei einigen Exemplaren  die MC-Vor-Vorstufe.

Unten: Die Druckschalter-Reihe muss ausgelötet werden, alle Schalter aus der Metall-Halterung entnommen, zerlegt, an den Kontaktflächen poliert, gepült, Ultraschall-gereinigt und per Schutz-Öl versiegelt werden, danach alles rückwärts, die gegenseitige Entriegelung der Knöpfe benötigt erhöhtes Fingerspitzen-Gefühl bei der Wieder-Montage.

Mit noch abgebauten Schaltern und Relais werden je nach Bedarf die Platinen gewaschen und getrocknet, die  anschließende Montage geht nicht unter zwei Stunden ab, es ist ja sogar der Trafo an den Pfostensteckern abgelötet und der Netzschalter entnommen. Die Durchführungen der Schalterachsen werden, falls nötig, nach der Gehäuse-Innenreinigung neu verklebt, die Knöpfe geputzt...

die kompletten, ausgebauten Haupt-Platinen, bereits überarbeitet

Inbetriebnahme - hörbare Resultate

Kommentar eines befreundeten Kunden zu dem Pärchen an meinen BEAT-Lautsprechern:
"sonst haben mir die Lautsprecher nicht so gefallen", Kommentar aus Nürnberg von einem befreundeten Verkäufer "in der Vorführung an meinen großen AQ-Lautsprechern bisher das beste match".

Wenn man den reinen "Elna-Klang" der Basis-Geräte noch im Ohr hat, ist man wirklich erstaunt, wie rund und musikalisch die ohnehin nicht ganz schlechten Harmänner geworden sind, weg ist die Überdämpfungs-Analytik, geblieben ist die Führungs-Stärke und Strom-Lieferfähigkeit.
Revidiert spielt das Gespann auch Vorteile gegenüber den großen Nachfolge-Vollverstärkern aus, abgesehen davon, dass eine unterschiedliche Endstufen-Topologie vorliegt (Stromverstärker bei der HK870: Darlington-Emitterfolger, HK6800/6900/6950R Compound-Endstufe in Sziklai-Schaltung), was etwas unterschiedliche Arten von Lautsprechern bevorzugen kann. Auch zeigt die Endstufe gegenüber den Vollverstärken eben einen konsequenteren Dual-Mono-Aufbau ab den Gleichrichtern und eine in meinen Augen weniger komplexe Schaltung.

Die Vorstufe wiederum kann man völlig unterschätzen, wenn man sie nur aus dem Gedächtnis im Original kennt oder gar den stets verschlissenen Zustand gebrauchter Geräte in der Gegenwart zu Grunde legt. Im Original ist das Gerät ein gehobener Japan-Allerwelts-Vorverstärker. Zwar sind die Platinen aus Hartpappe und neigen zu lockern Lötstellen und dergleichen, ein damals noch typisches Merkmal der Industrie-Fertigung, doch Schaltung wie Versorgung sind wirklich gut und aufwändig gemacht, insbesondere der Phono-Aufwand ist gigantisch (im Grunde das halbe Gerät) und will nur aus ihrem Spar-Schlaf geweckt werden, indem man mal "durch putzt".

Die HK825 hat sich ein Bayreuther Kunde unter meiner Leitung für seine (ebenfalls selber hier revidierten) AVM-Monos her gerichtet und ist begeistert, ich ebenfalls - diese Vorstufe (so man eine braucht) ist nach Revision in ihrer resultierenden Preisklasse überhaupt nicht zu schlagen, sauber, druckvoll, farbig und gut gestaffelt - da habe ich in der 1000-Euro-Klasse noch keine ernst zu nehmende Konkurrenz gehört, weder neu, noch gebraucht. Nach Revision laufen diese Geräte wieder völlig störungs-frei und spielen in der gewählten Fein-Abstimmung so rund und lebendig wie nie.

Als Vor-End-Kombi liegt das Ergebnis in der Preisklasse um 1500€ mit 3 Jahren Garantie - o.k., man bekommt für das gleiche Geld öfters mal einen nicht revidierten älteren Symphonic Line RG9, der vielleicht auch noch gut funktioniert. Der allerdings braucht dann irgendwann auch eine Überholung und zieht dann preislich um einen Tausender davon, außerdem gibt es einige Bedien- und Kombinations-Möglichkeiten, bei denen die HK825/870 besser passt. Insbesondere diverse Retro-Anlagen sind mit den Harmännern stimmiger und günstiger aufzubauen. Und wer selber akustisch seine Sachen zusammen kombiniert, wird ebenfalls feststellen, dass in bestimmten Räumen an bestimmten Lautsprechern so ein Kandidat manchmal alles andere schlägt.

Zum äußeren Eindruck der Serie:

Die Fronten und Knöpfe sind alle aus echtem Metall, eloxiertes Alu. Leider hat es Harman trotz eines für meinen Geschmack recht schlichten, guten Stil-Empfindens teilweise geschafft, dass die Geräte ein wenig nach "Plastik" aussehen - das kann allerdings auch ein rückwirkender Eindruck sein, denn erst nach der Entstehung dieser Serie haben chinesische Massenprodukte zuerst Plastik-Fronten im "Metall-Look" besessen, danach sogar massive Metall-Fronten im "Plastik-Look" (siehe die Creek Evolution-Serie, der komplette Monacor-Katalog als Gerät, ein Zentimeter Front-Alu und sieht trotzdem irgendwie aus wie eine PET-Cola-Flasche...).

Jedenfalls sind die Harman HK825/HK870 in diesem Bereich extrem wertig gebaut, nur Details haben ein paar sparsame Andeutungen (die Seitenteile der Front sind z.B. Kunststoff). Allerdings sind Kratzer im eloxierten Alu auch störender, als in anderen Materialien, man kann sie einfach nicht "ausbessern" oder auch nur gut verdecken.

Empfehlung Spielpartner

Dazu unbedingt empfehlen muss ich als Quelle einen Harman-CD-Spieler, wie man es dreht und wendet, die passen immer eine Klasse besser zu den eigenen Verstärkern, als gleich teure Konkurrenz-Produkte.